Den vierten Teil fand ich irgendwie extrem nervig beim Lesen. Es kommt irgendwie nichts neues darin vor, alles wiederholt sich. Ich finde Teresa ein bisschen absurd, was sie wahrscheinlich auch sein soll. Viele Darstellungen waren für mich abstoßend und ich finde diese ewige Suche nach der sexuellen Identität wohl einfach nicht sonderlich interessant.
Der fünfte Teil hat mir dafür umso besser gefallen. Die politischen Umstände finde ich spannend und ich fand es interessant zu lesen, was für unterschiedliche Beweggründe und besondere Umstände (Zufälle) jemanden dazu bringen können, vom Chirurgen abzusteigen zum Fensterputzer. Ein differenziertes Bild, bei dem Tomas weder zum Held noch zum Gegenteil davon wird. Tomas Frauengeschichten nehmen hier zum Glück nicht so einen großen Platz ein, die waren für mich genauso ermüdend wie Teresas Probleme im vierten Teil.
Der Schluss war überraschend romantisch. Tomas liebt Teresa so sehr, dass er für sie sogar die Frau verlassen würde, mit der er wirklich glücklich sein könnte. Den Traum, den er ihr "schenkt", finde ich irgendwie total rührend.
Im vierten Teil ist Teresa überzeugt, dass ihre Ehe nur funktioniert, weil sie treu ist und ohne diese Treue auseinander fallen würde. Aber in Tomas' Überlegungen dazu, warum er bei ihr bleibt, spielt dieser Punkt überhaupt keine Rolle. Sehr interessant...
Den Gedanken vom Leben als Experiment, bei dem man nie weiß, ob es geglückt ist oder nicht, weil man es nur einmal lebt, finde ich spannend. Und dass ein Roman eine Möglichkeit ist, die Konsequenzen der Handlungen, gegen die man sich entschieden hat, zu Ende zu denken. Das sind Ideen, die ich sicher von diesem Buch behalten werde.