Beiträge von Daniel Wolf

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    Original von schnatterinchen
    Michel Ichbezogen hmm :gruebel Ich finde es normal wenn man liebt und es ist eben eine heimliche Liebe die sicher noch mehr Reiz hat.


    Man kann darüber sicherlich streiten, jeder empfindet das ja auch ein bisschen anders. Was auf den einen ichbezogen wirkt, fällt für den anderen noch unter gesundes Selbstbewusstsein – und umgekehrt. Für mich ist Michel ein Mensch, der fraglos viele positive Eigenschaften besitzt, aber gelegentlich zur Selbstherrlichkeit neigt, gerade weil er den meisten Zeitgenossen intellektuell und charismatisch was voraus hat. Deshalb nimmt er sich in Nuancen das Recht heraus, dass gewisse Regeln für ihn nicht gelten, obwohl ihm das nicht unbedingt bewusst ist. Und das fliegt ihm dann regelmäßig um die Ohren. Aber im Verlauf der Geschichte werden diese Eigenschaften dann ja auch abgeschliffen und weichen einer gewissen Abgeklärtheit.


    Dass er in Liebesdingen die Vernunft fahren lässt, steht sowieso außer Frage. Wer tut das nicht hin und wieder?

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    Original von Asmos
    Was mich bezüglich der Gilde wundert: warum haben Michels Freunde ihre Stimmen nicht Gaspard gegeben, wenn sie doch wussten, dass die Alternative nur darin bestand, dass sich Géroux und er bekriegen und dabei die Gilde aufgelöst wird? Wäre Gaspard als Gildenmeister nicht das kleinere Übel gewesen? Wenn alle jene, die für Pierre gestimmt hätten, zu Gaspard übergelaufen wären, hätte dieser die einfache Mehrheit doch gehabt [5+4 und nein mussten es ja sein, wenn ich mich nicht irre].


    Sie hatten bis zum Schluss die Hoffnung, dass von den anderen Lagern doch noch jemand so vernünftig ist und für Pierre stimmt. Dass Ulman die Gilde auflösen wird, wenn es zwischen den Parteien zu Gewalt kommt, ist zu dem Zeitpunkt ja noch keine ausgemachte Sache, sondern nur eine Vermutung.


    Für Gaspard zu stimmen käme für Duval und Co. wegen ihrer Loyalität zu Michel nicht infrage. Und ob Gaspard als Gildemeister wirklich das kleinere Übel wäre, darf bezweifelt werden, wenn man sich anschaut, wie Gaspard sich inzwischen benimmt, ob man sein Verhalten nun nachvollziehen kann oder nicht. Er würde als Gildemeister sofort massiv auf Konfrontation mit Bischof Ulman gehen, was dann auch zu einem Verbot der Gilde und weiteren Repressionen führen würde.


    Letztlich gibt es zu diesem Zeitpunkt der Geschichte gar keine Möglichkeit mehr, den Zusammenbruch abzuwenden. Dafür ist die Situation schon zu zerfahren – woran auch Michel seinen Anteil hat. Denn wie du richtig sagst, bei der Sache mit Isabelle hat er sich unvernünftig, wenn nich egoistisch verhalten. Deshalb wundert es mich, dass er einigen hier zu "gut" erscheint ;-) Denn er verhält sich keineswegs durchgängig moralisch einwandfrei und zeigt auch immer wieder einen gewissen Fanatismus und eine klar erkennbare Ichbezogenheit.

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    Original von schnatterinchen
    Was ich nicht versteh ist die Abstimmung auf Seite 525 ich zähl ander oder hat sich Gaspard gewählt und das wurde nicht extra erwähnt?


    Genau, die Kandidaten wählen sich alle selbst. Da das auch bei der vorherigen Wahl so war, wird das hier nicht noch einmal ausdrücklich gesagt.

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    Original von maikaefer
    Hinsichtlich der Aristidefrage hätte ich auch Spektakuläreres vorgezogen, aber es war auch so ganz okay für mich. Dass er so wurde, wie er war, lag mE am Herrn Papa und der Art der Erziehung.


    Letztlich läuft es darauf hinaus, ja. Bei Aristide wurden einfach sehr früh die Weichen falsch gestellt. Man kann davon ausgehen, dass man ihm in der ritterlichen Erziehung ein ordentliches Maß an Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit mit auf dem Weg gegeben hat – einfach um ihn zu einem besseren Kämpfer zu machen. Bei seiner Persönlichkeit fiel das auf fruchtbaren Boden und ergab mit der Zeit eine ungute Mischung.


    Ich habe darauf verzichtet, "das Böse" in ihm ausufernd zu erklären, weil manche Menschen nun einmal einfach böse sind, ohne dass ihrem Wesen spektakuläre Ursachen zugrunde liegen. Tatsächlich sind die Ursachen für unmoralisches und grausames Verhalten oft ziemlich banal. So auch hier.

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    Original von pinky75
    1. Wer hat nun Pierre ermordert, warum war er so überrascht als er getötet wurde und gefragt hat "Ihr"? Wer wars Aristide, Berengar, ich dachte vielleicht jemand aus der Gilde??


    Es war Berengar, der ihn in Aristides Auftrag ermordet hat. Melville ist deswegen so überrascht, weil er wahrlich nicht damit rechnen konnte, dass Berengar nachts in seinem Haus auftaucht.


    Es wird nicht ausdrücklich erklärt, wer Pierre auf dem Gewissen hat, weil ich das nicht für nötig hielt. Aus dem Zusammenhang wird ja klar, dass es Berengar oder Aristide gewesen sein müssen.

    Liebe Eulen,


    neben meiner alten Homepage habe ich nun auch eine eigene Seite für Daniel Wolf.


    Dort findet ihr Informationen über meine Arbeit, Lesungen und andere Veranstaltungen und natürlich "Das Salz der Erde". Auf dem integrierten Blog poste ich etwa einmal pro Woche einen Artikel über die historischen Hintergründe von "Das Salz der Erde". Den Anfang macht ein Text über "Barbarossa und die deutschen Städte".


    Schaut mal rein!


    Euer Christoph
    a.k.a. Daniel

    Inzwischen ist auch die Webseite online gegangen: Homepage von Daniel Wolf – klick!


    Etwa einmal pro Woche blogge ich auf der Seite über die verschiedenen historischen Themen des Romans. Der erste Artikel befasst sich mit Barbarossa und seinem Verhältnis zu den deutschen Städten. Schaut mal rein!


    maikaefer : Danke für den Hinweis! Ich sammele demnächst die verschiedenen Infos und poste sie in den entsprechenden Unterforen. Ich komm nur gerade zu nix ...

    Hier kam ja mal die Frage nach Lesungen aus "Das Salz der Erde" auf ...


    Inzwischen bin ich etwas schlauer und kann euch zumindest schon einmal vier fixe Termine nennen:


    17.7. – Buchhandlung Fröhlich, Speyer
    19.9. – Osiander, Speyer
    7.10. – buchMEYER, Reinheim
    24.10. – Buchecke, Oftersheim


    Die Einzelheiten (Uhrzeit, Eintritt usw.) gebe ich beizeiten bekannt – entweder bei facebook oder auf meiner neuen Homepage, die demnächst an den Start gehen wird. Dort findet ihr dann immer aktuelle Informationen zu Veranstaltungen, auf denen ich anzutreffen bin, und natürlich zum Buch.


    Würde mich freuen, euch bei einer Lesung zu sehen!


    Daniel

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    Original von Patricia_k34
    Was heißt denn hier: Nicht da rein, er soll alleine sein. Ist da etwa noch jemand anderes eingesperrt? S. 572


    Ja, Ulmans Männer.


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    S. 580: Isabelle konnte gut deutsch. Sprach sie ansonsten französisch? Hab ich das überlesen?


    Isabelle spricht eigentlich Französisch/Lothringisch, wie die meisten Bewohner Varennes'. Deutsch als Muttersprache hat man im Mittelalter in Lothringen nur im Norden gesprochen; die Sprachgrenze verlief ungefähr bei Metz.

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    Original von pinky75
    War da ein Teil rausgekürzt oder war das von Vorneherein Absicht, dass nichts über Michels Zeit in Metz geschrieben wurde?


    Ich habe diesen Abschnitt bewusst sehr knapp gehalten, damit die Geschichte auf Varennes fokussiert bleibt. Gekürzt werden musste daher nichts.


    Daniel

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    Original von Pelican
    war das eine rein zufällige Referenz an Huis Clos von Sartre? Er hat das in diesem Stück so eindringlich aufgezeigt, dass ich diesen Satz "l'enfer c'est les autres", "Die Hölle, das sind die anderen", nie mehr vergessen habe, nachdem ich das Stück gesehen hatte.


    Ja, diese Assoziation ist beabsichtigt.

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    Original von Klusi
    Daniel, vielen Dank für die nette und umfassende Begleitung der Leserunde. Es hat mir viel Freude gemacht, dabei zu sein.
    "Der Gesandte des Papstes" liegt schon auf meinem SuB bereit bzw. wurde zwischenzeitlich von meinem Mann mit Beschlag belegt ;-)
    Er wird "Das Salz der Erde" dann anschließend lesen und freut sich schon darauf.


    :-)

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    Original von SamtpfoteXL
    Übrigens fand ich es erstaunlich, dass man zu damaliger Zeit eine ganze Stadt quasi verkaufen konnte. Gut, eine Stadt ist "nur" bebauter Grund und Boden, aber schließlich leben Menschen dort, es erfordert Rechtsprechung und irgendwie auch Verantwortung - für mich las sich das sehr sonderbar...


    Fand ich auch erstaunlich, als ich bei meinen Recherchen darauf stieß. Ist aber im (Spät-)Mittelalter häufiger vorgekommen, z.B. 1322 in Eger.


    Solche Pfandgeschäfte sind typisch für das ganze Mittelalter. Verpfändet/verkauft wurden nicht nur Städte, sondern auch Dörfer, Höfe und Landstriche, besonders aber Regalien und Nutzungsrechte.


    Daniel


    :klugscheiss Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 war auch noch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg vom Mittelalter in die Neuzeit. :klugscheiss


    (Okay, ich höre mit den Smileys wieder auf. Es nimmt überhand ...)