Beiträge von leselampe

    Ich bin auch der Ansicht, dass es nur darauf ankommt, wie gut das Buch geschrieben ist und wie sich der Schluss einfügt. So manches Happy End in einem sonst gut geschriebenen Roman finde ich schade, weil es einfach zu weit hergeholt ist. Allerdings kann ich das bei Fantasy nicht beurteilen, weil ich keine lese. Ich stimme deshalb für sowohl als auch.

    Mir gehts wie dir, Peterle. Ich kann keine Katastrophen- und Sinnfindungsbücher mehr lesen, die meine depressive Phasen nur noch verstärken. Deshalb kann ich dir ein Buch wärmstens empfehlen, das ich hier eigentlich gar nicht vorstellen dürfte, weil es von der Autorin selbst verlegt wird. "Beethoven mit Zwetschgendatschi" von Jutta Beer. Es ist so amüsant gechrieben, dass es meine Stimmung augenblicklich und für mehrere Tage aufgehellt hat. Es ist sicher in erster Linie ein Frauenbuch mit dem üblichen Thema: Wie finde ich den Richtigen. Doch der Weg dorthin hat es in sich. Die Heldin ist keine frustrierte Emanze, die die Männer mitsamt Rolex ins Klo runterspült. Im Gegenteil, authentische Gefühle, gepaart mit einer guten Portion Selbstironie zeigen, dass die Autorin über Lebenserfahrung und echten Humor verfügt. In erster Linie geht es hier um Gefühle, und den Kampf "Bauch gegen Kopf" der grandios ausgefochten wird. Die Quintessenz des Textes dürfte wohl die Erkenntnis der Protagonistin sein: Was hilft es mir, wenn ich mit Beethoven im Elysium schwebe, wenn man Fleisch unberührt auf dem Sofa herumliegt.
    Leider gibt es das Buch bisher nur al E-Book im Handel. Die Printausgabe muss man bei der Autorin direkt bestellen.

    Hallo, Peterle,
    ich schlage dir "Abschied von Newton" von Gert Heidenreich vor. Spannend, märchenhaft, rührend und romantisch. Oder als Krimi "Das Fest der Fliegen". Den konnte ich gar nicht mehr aus der Hand legen. Wunderbar geschrieben und spannende wie ein Thriller. Nicht so primitiv wie die meisten sogenannten Bestseller.

    Ich habe früher schon gerne gute Thriller gelesen und von diesem einiges erwartet. Nun langweile ich mich schon auf Seite fünfunddreißig wegen der belanglosen Dialoge der ermittelnden Beamten und dem sehr mittelmäßigen Schreibstil mit einigen groben Patzern. Was ist zum Beispiel ein unratsamer Spitzbart? Bin ich zu ungeduldig. Kommt der Nervenkitzel, den ich von einem Thriller erwarte, noch? Wer kann mir aus raten?

    Ich habe fast bis zum Schluss durchgehalten und mich immer gefragt, warum es mich nicht so fesselt. Vielleicht hatte ich Vorurteile, weil, selbst bei viel Fantasie, ein Hundertjähriger in Pantoffeln nicht aus dem Fenster steigt und über alle möglichen Hindernisse klettert. Aber jetzt bin ich sicher, es war, weil trotz aller witzigen Einfälle das Buch in meinen Augen völlig emotionslos daherkommt. Die durchaus lustigen oder makabren Szenen werden beschrieben, aber richtige Stimmung kommt auch bei Beziehungsaktionen nicht auf. Und das braucht ein gutes Buch unbedingt.
    In unserer Gemeindebücherei liegt nun auch das zweite Buch. Ich werde mal sehen, ob das besser ist. Kann es mir aber nicht vorstellen.

    Kurzinhalt:
    Die Sklavin Peony wächst in einer chinesischen Kleinstand im Haushalt einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf. Zwischen ihr und dem Sohn der Familie, David, entwickelt sich eine tiefe Liebe, die sich aber aufgrund von Konventionen nicht erfüllen darf.


    Inhalt:
    Als kleines Kind kommt Peony in den Haushalt des Kaufmanns Ezra ben Israel. Er gehört zu einer kleinen jüdischen Gemeinde, die sich in dieser fremden Kultur ihre Religion zu bewahren versucht. Während Ezra ohne Vorbehalt die chinesische Lebensart annimmt, sieht sich seine Frau aus Bewahrerin der Reinheit des jüdischen Glaubens und Volkes. Sie träumt davon, einst in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. Ihr Sohn David soll Leah, die Tochter des alten Rabbis heiraten, um der Synagoge einst vorzustehen. Davids Herz ist zerrissen zwischen dem Gehorsam gegenüber seiner Mutter und seinem Volk und der Liebe zu der Tochter eines chinesischen Geschäftspartners. Es kommt zu einer Szene, bei der Leah David mit einem Schwert verwundet und sich dann selbst tötet. Das jüdische Leben in der Stadt ist damit erloschen. In der Zwischenzeit zieht Peony im Hintergrund die Fäden. Sie liebt David, weiß aber, dass sie nur seine Konkubine werden kann, und dafür ist sie zu stolz. Um immer in seiner Nähe sein zu können, sorgt sie dafür, dass David seine kleine Chinesin heiratet. Als aber bei einem Besuch der Familie am Kaiserhof in Peking der Oberhofmeister sie als seine Sklavin haben will, zerbricht ihr Lebensentwurf. Um nicht dem Widerling ausgeliefert zu werden, geht sie in ein buddhistisches Kloster. Dort findet sie mit den Jahren ihren Frieden und steigt sogar zur Äbtissin auf.


    Meine Meinung
    Pearl S. Buck ist eine großartige Erzählerin und Chinakennerin. Sie war selbst dort einige Jahre als Missionarin der Presbeterianer tätig. Der Inhalt ihrer Werke ist die Toleranz zwischen den Religionen und Völkern. Diese Erzählung handelt ganz zentral von diesem Thema. Die Toleranz, Freundlichkeit und Weisheit der Chinesen steht im Gegensatz zum Anspruch der Juden, allein im Besitz der Wahrheit zu sein. In der Figur von Ezras Frau Naomi schildert die Autorin diesen Konflikt zwischen dem Gehorsam gegenüber einem eifersüchtigen und grausamen Gott und dem konfuzianischen Gleichmut der Chinesen in eindringlicher Weise. Die Geschichte nahm mich von der ersten Seite an gefangen. Die Figuren, die Szenerie, das Leben in diesem fremden Land, sind präzise und unterhaltsam beschrieben. Die Sprache ist angenehm und vor allem die Gefühle der Menschen in diesem Konflikt versteht die Autorin eindringlich und verständnisvoll zu schildern.
    Ein spannendes, unterhaltsames und gut geschriebenes Buch von einer Autorin, die weiß, wovon sie schreibt. Der ruhige Erzählfluss ist eine Wohltat in einer Zeit, in der man scheinbar nicht mehr zur Ruhe kommen darf.Und die Botschaft, die Pearl S.Buck vermittelt, ist heute wichtiger denn je.
    Ich werde auch ihre anderen Romane, die ich schon vor ca. 30 Jahren gelesen habe, nochmals lesen. Anscheinend gibt es das Buch nur noch gebraucht, jedenfalls bei amazon. Schade.

    Ich finde deine Seite auch sehr unterhaltsam und schön gegliedert. Die Fotos sind alle klasse. Du hast wirklich ein Gespür für Ästhetik. Ich bin zwar eingefleischte Waldlerin, liebe aber das Licht des Nordens. Ich will auch einen Blog einrichten, allerdings mit gesellschaftlichen Themen, soll ziemlich aggressiv werden. Kannst du mir deinen anbieter empfehlen. Ich bin auf dem Gebiet leider noch Anfängerin.

    Ich werde sehen, dass ich das Buch in der Bücherei bekomme oder gebraucht. Kaufen kann ich mir das, was ich lese, nicht alles. Ich kenne natürlich "Im Westen nichts Neues" und habe einen Teil des Romans "Der Funke Leben", in dem er die Entartung des Menschen zum Monster anhand der Geschehnisse in den KZs beschreibt. Das Buch hat mich tief getroffen und ich habe es weggelegt. Nun werde ich es aber zu Ende lesen. Remarque ist ein wunderbarer Schriftsteller. Die Greuel beschreibt er nicht, um Nervenkitzel zu erzeugen, sondern ganz unspektakulär. Die Geschehnisse sprechen für sich. Warum plagt man die Kinder in den Schulen immer noch mit den alten Klassikern statt einmal so etwas als Schullektüre einzuführen.

    Ich bin ja auch so mehr der Typ Alleinleser. Wenn ich lese, bin ich vollkommen in der Geschichte. Aber hinterher würde ich ganz gern mal mit jemandem darüber reden. Leserunden sind sicher eine gut gemeinte Alternative und funktionieren sicher meistens. Was ich nicht so auf die Reihe bringe: ein bestimmtes Pensum innerhalb einer bestimmten Zeit lesen und darüber schreiben. Ich lese zwar ein Buch meist in einem Rutsch, wenn es spannend genug ist, aber manchmal komme ich längere Zeit nicht weiter, weil etwas dazwischenkommt, und dann bin ich aus der Runde raus.

    Dieser Film ist eine humorvolle und doch ernsthafte Betrachtung eines Generationenkonflikts, der eigentlich selbstgemacht ist. Drei alternde 68er bilden eine Wohngemeinschaft, weil sie sich die teuren Wohnungen in München nicht mehr leisten können. Dabei treffen sie auf eine Studenten-WG, die die sicher hilfsbedürftigen Alten als Störfaktor in ihrem minutiös durchgeplanten Dauerstress-Alltag betrachten. Doch dann stellt sich heraus, dass jungen mehr Hilfe brauchen als die alten. Beide Seiten müssen ihre eingefahrenen Ansichten revidieren, damit es zu einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis kommt.
    Ein Film ohne erhobenen Zeigefinger, mit feinem Humor, sehr einfühlsam gemacht. Und die großartigen Schauspieler machen das Ganze zu einem wirklichen Vergnügen.

    Vielen Dank für eure Vorschläge. Ich werde mir aus der Bücherei holen, was die da so haben, denn ich kaufe mir Bücher, in die ich nicht schon selbst reingeschaut habe, nicht. Wurde schon zu oft enttäuscht. Mit Gegenwartsliteratur meinte ich nur keine Historienschinken. Aber da gibts, glaub ich, sowieso selten Humor.

    Wunderbar, eure Verbalschlacht. Typisch deutsch das Verhalten der Verlage. Hat man vielleicht Angst, die Leser würden die Wanderhurenbücher nicht mehr ernst genug nehmen? Egal ob Marketingstrategie oder Humorlosigkeit, beide Seiten haben was davon. Den Leser, der die Wanderhuren- und sonstigen Lorenzbücher nicht spätestens nach den ersten fünfzig Seiten weglegt, interessieren die Wanderwege bestimmt nicht, sondern nur die prächtig ausgemalten Klischees. Und die nimmt er bestimmt bierernst.

    Ich lese gerade "Die andere Heimat" von Gert Heidenreich.
    Der Hundsrück ist ein Landstrich, der kaum etwas zum Leben hergibt. In den Hungerjahren des 19. Jahrhunderts müssen viele junge Leute ihre Heimat, mit der sie sehr verbunden sind, verlassen und nach Übersee auswandern.
    Gert Heidenreich beschreibt die Geschichte einer Familie und ihrer Verandtschaft in gewohnt schöner Sprache, in ruhigen Bildern eindringlich und berührend.
    Gerade durch diese klare ungekünstelte Erzählweise wirkt die Erzählung so autentisch. Der Autor schrieb auch an dem Drehbuch des gleichnamigen Films mit.

    Das einfachste und billigste Gestaltungselement für ein Cover ist sicher ein Buch. Es ist meines Erachens aber auch das fantasieloseste. Es sagt eigentlich gar nichts über das Buch aus. Ich stelle mir auch die Figuren lieber aufgrund der Beschreibung vor, die dann auch einmalig ist und sozusagen nur mir gehört.
    Deshalb kein Gesicht, was man leider nicht anklicken kann.

    Die Eleganz des Igels von Muriel Barbery
    Abschied von Newton von Gert Heidenreich.


    Von Gert Heidenreich kann ich auch gleich "Das Fest der Fliegen" weiterempfehlen.

    "Ich besaß nie den Ehrgeiz, ein guter Mensch zu werden; auch wenn ich eine Zeitlang glabute, Moral gehöre zu unserer Grundausstattung." Der Erzähler, der in diesem Buch seine schockierende Lebensgeschichte aufschreibt, ist ein Hochstapler, Lügner und Gauner, ein Fälscher und sogar ein Mörder. Er hat nie gelernt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, hat keinen Lebensplan, kein Ziel, agiert nur so, wie es die Umstände grade erfordern, ohne Rücksicht auf andere, nur zu seinem eigenen Vorteil oder auch nur, um zu Überleben. Sein Aussehen, sein Charme, seine Freundlichkeit öffnen ihm jedes Herz. Er betreibt eine beispiellose kriminelle Karriere, trägt aber die Folgen genauso unbeeindruckt, wie er Freunde für sein eigenes Fortkommen opfert. Und das erzählt er in aller Unschuld und absolut großartig.


    Klappentext:
    .... Eines steht fest, Joel Spazierer ist ein hochintelligenter und sympathischer Mensch und ein großartiger Erzähler! Wie er seine Höllenfahrt schildert, wie er die dunklen Abgründe seiner Existenz ausleuchtet, das ist von atemberaubender Könnerschaft.
    Dem kann ich nur zustimmen. Die Geschichte hat mich derart in ihren Bann gezogen, dass mir erst in der letzten unglaublichen Sequenz, in der er anscheinend unter Kanibalen gerät, klar wurde, was er bereits am Anfang klarstellte: dass er ein Lügner ist und welche seiner vielen Identitäten seine richtige ist - wahrscheinlich keine.
    Großartig und absolut lesenswert.