Geiz ist geil
Sarkasmus verpackt in einer wunderbar ironischen Erzählweise, die den deutschen Schnäppchenjägner (fast) optimal auf die Schippe nimmt. Der Autor hat zwar deutlich gewertet, aber bei einem solchen Text kommt man eigentlich eh nicht drumrum, daher sei ihm das verziehen. Die Hauptperson erlitt keinerlei Tiefgang und das ist auch gerade gut so, denn um den preisgeilen Klaus Brause in Szene zu setzen, benötigt es nur Vorurteile, woraus er nunmal besteht. Dieser platte Ton macht 'Geiz ist geil' zu einem meiner Favoriten.
Durchgedreht
Durchaus guter Ansatz, der aber lieblos umgesetzt wurde, wie ich finde. Mir war die Geschichte ein wenig zu unübersichtlich und hektisch und vor allem überzogen. Allerdings wird der Verlauf irgendwann stinklangweilig, tut mir leid. Ein bisschen weniger wäre hier mehr gewesen.
Wohnhauswelten
Meine Nummer 1. Offenbar fand sie sonst aber wenig Anklang, was ich nicht ganz verstehe. Das Thema ist perfekt gewählt und die Sehnsucht des Mädchens nach einem fröhlichen Familienleben kommt glaubhaft rüber, wird durch ihr Verhalten wegen der Prospekte optimal abgerundet. Die Emotionen sind sehr gut beschrieben und dass die restlichen Personen größtenteils im Dunklen bleiben, hat schon seinen Grund wie ich finde. Der Fokus liegt hier definitiv auf dem Mädchen, deren Standpunkt, und nur der zählt, sehr gut dargestellt wurde. Ein kleines Manko gibt es aber leider trotzdem. Man könnte aus der Geschichte mit Sicherheit mehr rausholen, würde man sie verlängern, da noch viel mehr Potential in dem Thema steckt. Trotzdem gab es für 'Wohnhauswelten' drei Punkte.
Werbung
Hier bin ich irgendwie an meine Verständisgrenze gestoßen. Wäre es ein Aufsatz in der Schule, würde ich vermutlich "Am Kernthema vorbeigezielt" darunter setzen. Außer der eindeutigen Überschrift fehlt einfach der Bezug zum eigentlichen Thema 'Werbung'. Zudem hat mich die Erzählweise nicht unbedingt vom Hocker gerissen.
Rubens im Morgengrauen
Hier hab ich erst zwei Mal lesen müssen, bevor ich überall durchgestiegen bin. Zum Glück ist dadurch der zuerst schlechte Eindruck mehr oder weniger verflogen. Thema interessant ausgeführt, aber zu holprig. Mir fehlt irgendwie der Zusammenhang. Alles geht ziemlich schnell und hektisch. Das mag einigen ja gefallen, aber hier hätte ein wenig mehr Zusammenhang gut getan. Der letzte Satz war mir dann doch zu viel Klischee. Thema, wie gesagt, interessant und vor allem gut gewählt. Da kann man dem Autor keine Vorwürfe machen, aber sonst war da nicht viel.
Willenskraft
Wunderbare Idee, knapp und knackig. Aber was hat das mit Thema zu tun? Nur wegen den Prospekten? Mir kommt es vor, als wolle der Autor unbedingt eine andere Geschichte in den Kontext 'Werbung' presse, funktioniert nur leider nicht. Als alleinstehende Geschichte gut, vor allem wegen dem Ende, aber so leider nicht.
Zu Füßen der Eigernordwand
Einfach übertrieben, mehr nicht. Viel zu viel reingepackt, nicht rund genug, und habe ich schon übertrieben erwähnt? Ansatz durchaus nicht schlecht, aber zu viel Hickhack, zu hartes Ende, das nicht reinpasst. Auch hier gilt: weniger ist mehr.
Bist du Deutschland?
Der Text scheint ja viel Anklang gefunden zu haben. Aber als ich damit fertig war, dachte ich mir nur, soll das nun lustig sein? Entweder ich verstehe den Humor nicht oder ich habe vollkommen Recht, wenn ich sage, dass der Autor nicht unbedingt lang über diesen Text nachgedacht hat. Kommt mir vor wie eine Hobbykolumne eines Hobbykolumnisten, der verzweifelte Versuch Witz in Themen zu bringen, die schon ausgelutscht sind. Vielleicht länger über dem Text brüten, mehr Sinn einbringen, dafür ein paar nutzlose Pointen rauskicken, dann könnte es klappen, denn schreiben kann der Autor ja.
Männlich
Wieder ein Thema, das mir wirklich gefällt, leider aber wieder zu wenig Bezug zum Leitthema 'Werbung'. Davon will ich aber mal kurz absehen, denn ansonsten ist die Geschichte toll. Andreas, der Werbehengst, der unverhofft Interesse an einer Frau zeigt, die eigentlich nicht nach seinem Geschmack ist. Der unterschwellige Ansatz der Eigenwerbung hätte hier ein wenig mehr in den Vordergrund gemusst. Ansonsten hat mit der Schreibstil gefallen, da er darauf verzichtete, großartige Kaskaden zu vollziehen und beim Thema blieb. Schön!
Halb zehn in Deutschland
Schon bei 'Durchgedreht' waren mir die Werbesprüche zu viel, zu unübersichtlich, aber das findet hier seinen Höhepunkt. Der Autor hat sich auf jeden Fall verschätzt, denn die Idee ist zwar nett, aber eben nicht mehr. Wirklich taugen tut sie nichts. Klar, Thema wurde getroffen, aber leider auf Kosten eines zusammenhängenden, einleuchtenden Textes mit einer einzigen Pointe, die den gesammten Text aufwertet, hier fehlt das vollkommen. Hat mir absolut nicht gefallen, tut mir leid.
In eigener Sache
Das ist mal eine Geschichte nach meinem Geschmack. Einigermaßen schwach angefangen, wird sie aber immer besser und stellt das Motiv der "sozialen Werbung", wie ich es mal nennen würde, gut dar. Ein Text, der auf zu kompliziert Sprache verzichtet, anschaulich ist und vor allem rund, ohne Ecken und Kanten, an denen sich der Verlauf aufschneidet. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die gelungene Mischung aus Witz und purer Ernst. Sehr amüsant zu lesen!