Beiträge von Azrael

    Tolles Buch, aber ich mag Thomas Bernhard ja generell sehr gern. Finde auch, dass es zu den Büchern gehört, die man lesen "sollte". Habs auch mal im Burgtheater gesehen, was insofern witzig war, da dort ja jahrelang keine Bernhard-Stücke gespielt wurden.

    Zitat

    Original von Grizzly
    Klassiker setzen Maßstäbe, die noch weit über ihre Zeit hinaus gelten. Nicht jedes gute Buch, das vor hundert Jahren geschrieben wurde, wäre heute automatisch ein Klassiker. Die wichtigsten Bedingungen sind die Außergewöhnlichkeit des Stils, die Zeitlosigkeit des Inhalts und eine quasi-philosophische Aufarbeitung des menschlichen Charakters und seiner Eigenschaften. Dieses Schema passt auf alle Klassiker, sei es »Der alte Mann und das Meer«, »Der Fänger im Roggen« oder »Das Leben des Galilei«. Ein Klassiker richtet sich also direkt an gesellschaftlichen und sprachwissenschaftliche Normen, und nicht ausschließlich an seiner Popularität, sonst würden sich die Pilchers und Browns dieser Erde, directement neben Goethe und Steinbeck platzieren.


    Sehe ich auch so.

    Ich weiß echt nicht, in welche Kategorie ich das Buch "Scheintod" von Eva Demski stellen soll. Deklariert wird es als Liebesgeschichte, besser: als Geschichte einer gescheiterten Liebe. Aber eigentlich trägt es ganz klare autobiopraphische Züge. Schließlich setzt sich die Autorin in diesem Werk mit dem Leben und Tod ihres Mannes Rainer auseinander, der zu den Strafverteidigern von Gudrun Ensslin (wichtiges RAF-Mitglied der 1. Generation) gehört hatte und der 1974 gestorben ist.


    Inhalt laut Amazon:
    In der unruhigen Phase der frühen 1970er Jahre wird in Frankfurt ein junger Anwalt, der Kontakte zur Terroristenszene unterhielt, tot aufgefunden. Zurück bleibt seine Frau, die schon lange von ihm getrennt lebte und sich nun mit ihm und den ungeklärten Umständen seines Todes auseinandersetzen muß. Sie weiß nicht, wem sie vertrauen kann, und doch begibt sie sich auf die Spurensuche in der zwielichtigen Welt ihres Mannes. Mit dem Blick der Trauernden und Liebenden wird diese hoffnungsvolle und erschreckende Zeit lebendig.


    Meine Meinung: Anfangs war ich furchtbar ennttäuscht, da ich viel über den gesellschaftspolitischen Hintergrund zu erfahren hoffte. Hatte mich in einer Uni-Arbeit schon viel mit Ulrike Meinhof beschäftigt, und dachte, dieses Buch hier sei ein völlig anderer Zugang zur RAF-Thematik. Gleich vorweg: darum gehts hier gar nicht, oder nur stark im Hintergrund. Hier wird erzählt aus der Sicht der Witwe, die schon 3 Jahre von ihrem Mann getrennt lebt, und nun mit seinem Tod umzugehen versucht, Erinnerungen aus dem gemeinsamen Leben aufwärmt. Auf den ersten 100 Seiten ist sie mir irgendwie nicht wirklich nahe gekommen, das alles hat mich mehr oder minder kalt gelassen, sie wirkte auf mich eher mitleidheischend. Ab der Mitte (vielleicht auch ein wenig später) aber habe ich das Gefühl bekommen, da sind viele kleine Mosaiksteinchen, die scheinbar doch zusammen ein Bild ergeben. Will heißen, die Gedanken der Autorin fügten sich für mich zu einem Ganzen und haben mir dann doch ein schönes Bild von ihrem Mann, ihren Gefühlen ihm gegenüber und ihrer beider Einstellungen gezeichnet.
    Zusammengefasst: Das Buch ist für mich der Versuch einer Frau, das Leben ihres jung verstorbenen Mannes, von dem sie die letzten 3 Jahre getrennt verbracht hat, zu verstehen, ein letzter Versuch der Aufarbeitung sozusagen. Wenn man bereit ist, die gesellschaftspolitischen Fragen nicht als "Fakten" geklärt haben zu wollen, dann ist es ein schönes Buch.


    Interessant fand ich auch die Kapitelunterteilung in 12 Teile, nämlich je nach den Tagen vor dem Begräbnis.

    Eine Klassiker-Rubrik würde ich auch toll finden.


    Für mich fallen da z.B. folgende Autoren rein:
    Dostojevskij, Tolstoi, Puschkin, Goethe, etc. Also das, was gemeinhin als Weltliteratur bezeichnet wird. Was moderne Klassiker betrifft, muss man sich nur einigwerden, da ists mir gleich, ob man die in Belletrisitk oder eben bei den Klassikern vorstellt.


    Lg,

    Gleich vorweg: Ich bin ein großer Dostojevskij-Fan. Mein persönlicher Liebling unter seinen Werken ist "Die Dämonen".
    Es handelt von russischen Anarchisten, die eines ihrer Mitglieder ermordet haben. Grund dafür war, dass der Anführer der Gruppe, Pjotr Stepanowitsch, von diesem Mitglied Verrat an der Gruppe fürchtete. Bis auf den Anführer kann niemand aus der Gruppe mit dem Mord leben und alle sühnen ihn schließlich- jeder auf seine Weise.


    Der Roman ist eigentlich ein historisches Dokument in Romanform. Er erzählt die Geschichte von Sergej Necaev, einem jungen Terroristen, der von 1847 - 1882 politisch im Untergrund aktiv war. Auch er hatte gemeinsam mit seinem Geheimbund "Strafgericht des Volkes" einen Mitstreiter in die Falle gelockt und ermordet (hab mal auf der Uni eine Geschichtsarbeit drüber geschrieben..). Dostojevskij hatte diesen Fall damals in den Zeitungen mitverfolgt und seine Geschichte schließlich auf den Zeitungsberichten aufgebaut. Zwar nicht total detailgetreu, die Stimmung damals kommt meines Erachtens aber sehr deutlich rüber.


    Ich kann den Roman echt nur weiterempfehlen!

    Also, ich weiß nicht, ob hier auch jemand die russischen Klassiker liest und liebt. Ich tus auf jeden Fall. Deshalb stell ich euch jetzt einfach nach und nach meine Lieblinge hier vor. Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow ist eine bitterböse Satire, die mir besonders gut gefallen hat.


    Inhalt laut Klappentext innen:
    Unglaubliche Dinge geschehen im Moskau der dreißiger Jahre. Berlioz, der Vorsitzende einer Literaturgesellschaft, und Besdomny, ein junger Lyriker, diskutieren an einem Frühlingsabend über die Nichtexistenz Christi. In ihr Gespräch mischt sich ein Fremder, welcher beiläufig erwähnt, dass er nicht nur mit Kant gefrühstückt habe, sondern auch beim zweiten Verhör Jusu durch Pontius Pilatus zugegen gewesen sei. Die Verblüffung der beiden Literaten kennt keine Grenzen, als der Fremde, angeblich ein Professor der Schwarzen Magie mit dem Namen Voland, ihnen eröffnet, dass Berlioz noch am selben Abend der Kopf vom Rumpf getrennt würde. Und seine Worte bewahrheiten sich... Der Teufel selbst ist es, der auf diese Weise den Auftakt zu phantastischen Ereignissen gibt und Moskau in ein Chaos aus Hypnose, Spuk und Zerstörung stürzt - die Heimsuchung für Heuchelei und Korruption. Aber die unglückliche Liebesgeschichte zwischen dem Meister und Margarita kann vielleicht doch ein gutes Ende finden...


    Autorenporträt
    Bulgakow, Michail , geb. 15.5.1891 in Kiew, gestorben am 10.3.1940 in Moskau. Noch während seines Medizinstudiums wurde Bulgakow zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Chirurg an der österreichischen Front eingesetzt. Während des Bürgerkriegs (1918-21) war er Militärarzt in Kiew. Ab 1921 lebte er als Autor in Moskau. Seine satirischen Texte und seine Werke brachten ihn in steten Konflikt mit der sowjetischen Kulturbürokratie; 1930 wurden seine Stücke abgesetzt; Bulgakow erhielt Publikationsverbot. Durch persönliches Eingreifen Stalins konnte er in den 1930er Jahren als Regieassistent am Moskauer Künstlerischen Theater arbeiten.


    Das Buch ist ein Beispiel dafür, warum ich die russische Literatur so mag: abgesehen davon, dass es einfach interessant geschrieben ist, ist es viel mehr als nur ein Roman. Der Autor zeichnet ein kritisches Bild der sowjetischen Gesellschaft, verbindet es mit Fantasy-Elementen (Hexen, Teufel,..) und bringt auch noch Religionsfragen mit unter. Ich habe mich bei dem Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch köstlich amüsiert über Bulgakows zuweilen arg satirischen Schreibstil.

    Also, um nochmal zum Thema Bewertungsfunktionen zu kommen: ich finde sie unnötig, hab sie noch nie benutzt und auch nie darauf geachtet, wenn ich ehrlich bin. Wenn mich das Thema eines Threads interessiert, les ich die Diskussionen, wenn nicht, dann eben nicht. Egal, ob da Daumen daneben sind, und egal, wohin die zeigen (falls vorhanden).
    Insofern würds mich nicht stören, wenn sie abgeschafft würden. Und wenn sie bleiben, auch egal, ich ignorier sie ohnehin.

    Ich mag diese Art von Filmen auch. Und nein, ich hatte nicht den richtigen Verdacht. Das heißt, eigentlich kurzfristig schon, aber nur deshalb, weil ich alle einzelnen Personen kurzfristig mal verdächtigt hatte.:grin

    Kleine Schwester hab ich auch gelesen. Das ist wirklich heftig. Aber ich kann es nur weiterempfehlen, wenngleich man schon starke Nerven braucht, da es wirklich verstörend ist.
    Katzenzungen steht schon seit längerem auf meiner Wunschliste.