So, gestern spätabends bin ich nun auch durchgekommen. Nochmals ein dickes Lob, es war wirklich ein Lesevergnügen und hat Spaß gemacht!
Allerdings ging es mir auch so wie einigen anderen, die Reise durch Spanien war verglichen mit der Befreiung Orlandos zu lange beschrieben. Irgendwann habe ich mir gewünscht, die Gefährten, mit denen Lea sich anfreundet, mögen endlich mal wieder verschwinden, damit es wieder um das eigentliche Ziel der Reise gehen kann. Genial war aber die Idee, Lea bei Isabella vorstellig werden zu lassen und auf diese Art auch die Kolumbus-Geschichte zu lösen. Sein Geschenk an Lea am Ende ist ein wunderschöner Abschluss und könnte eigentlich nicht mehr getoppt werden!
Ich will allerdings nicht verschweigen, dass aus meiner Sicht bei der Beschreibung von Orlandos Heimkehr einige Schwächen vorhanden sind: Schon als erzählt wird, dass er mit zwölf Jahren eigenständig eine Flucht vorbereitet hat, habe ich das erstmal schwer schlucken können, dachte mir aber, dass dies ja durchaus sein kann, wenn er als Kind immer mit dem Bewusstsein für Gefahren aufgewachsen ist. Er reagiert dann im Ernstfall natürlich klüger als man es von einem anderen Jungen seines Alters erwarten kann.
Dass aber derselbe Mann, der schon als Kind Fluchten organisieren konnte und immer einen Ausweg aus Gefahren gewusst hat, sich daheim von Papi wie ein ungezogener Schulbub unter Hausarrest stellen lässt, übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Auch ein normaler erwachsener Mann würde sich entschieden gegen eine solche demütigende Behandlung verwahren, Rücksicht auf die Eltern und deren Gesundheit hin oder her. Ein Orlando aber, der weitaus Gefährlicheres durchgemacht hat als sich Papis Zorn stellen zu müssen, lässt sich das gefallen. Und obwohl Mutter, Onkel und dessen Familie dabei sind, schauen alle lammfromm zu, wie Orlando behandelt wird. Keiner hält den Vater zurück oder nimmt ihm den Schlüssel ab, obwohl alle zusammen ihm sicher körperlich überlegen wären und das Vorgehen des Vaters ja auch nicht gutheißen.
Außerdem: Warum sagt Orlando nicht einfach, dass er ohnehin den Wunsch hat, sich zu verheiraten, dass also der Wille seines Vaters sowieso erfüllt werden soll, auch ohne den ganzen Zirkus, den dieser abzieht? Von den vorgeschlagenen Mädchen will Orlando zwar keine wählen, aber ich hatte es nicht so verstanden, dass es eine von den dreien sein muss. Dem Vater geht es doch primär darum, dass sein Sohn heiratet und somit keine Dummheiten mehr macht. Orlando hätte also einfach reinen Wein einschenken und von Lea erzählen können, dass er vorhat, sie aufzusuchen, um ihr seinen Antrag zu machen. Oder habe ich bei dieser Situation etwas völlig falsch verstanden?
Aber ansonsten, wie gesagt, war es ein sehr schönes und spannendes Buch. Dass Lea eine glückliche Mutter und Ehefrau wird und von Kolumbus zusätzlich das schöne Geschenk erhält, halte ich für einen gelungenen und befriedigenden Schluss.
Gruß
Hundefreund