Beiträge von powerpoesie

    Freudige Reaktionen


    Meine Freundinnen haben mich zerrupft, ein wenig an mir herum gezerrt, einmal feste gezupft.... die Pfändergeschichte hat ihnen nicht richtig gut gefallen. Sie wären schlecht dabei weggekommen und würden sich außerdem kein bisschen wieder erkennen und es wäre SO auch nicht ganz richtig und überhaupt.....
    Nun haben sie sich hinter meinem Rücken zusammen ge- und dann be- schlossen mir NIE wieder etwas von sich zu erzählen. Mir also kein naturbelassenes Material mehr zu überlassen, das ich dann mit meiner blühenden und bizarren Fantasie ausschmücken, verfremden, verfälschen kann und um mich dann über sie zu amüsieren. Öffentlich auch noch.
    Wo ist da der Unterschied, frage ich mich? ...öffentlich privat?... ich amüsiere mich auf jeden Fall, warum nicht Andere auch?


    Ein kleiner Zauber für die Welt, ein Lächeln, eine Freude; daran ist doch nichts Schlimmes.


    Ich habe mein Unverständnis darüber einem Bekannten von mir zu Ausdruck gebracht und ihn gefragt, ob er denn verstehen könnte, was daran schlimm sein soll, wenn ich aus dem date meiner Freundin eine nette und unterhaltsame und ansprechende Geschichte zaubere und die ins Netz stelle? Und es ihr erst danach sage?


    Scheinbar schon... hatte ich doch kurz das Gefühl, seine Augen wären plötzlich doppelt so groß, als Sekunden vorher, seine Miene leicht erstarrt und gesagt hat er: „hergtf!" oder so ähnlich UND er hatte es verdächtig eilig aus meinem Auto zu kommen.


    Er wusste ohnehin schon lange, das ich mit äußerster Vorsicht zu behandeln bin, freundlich und harmlos und verdächtig zutraulich nur auf der Oberfläche, aber jederzeit bereit mit Freude und Leichtigkeit Schreckliches und völlig Unerwartetes zu tun und DAS hier hat seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.


    Man lebt nur einmal....ich springe gerne mit beiden Beinen ins Leben und nehme daran teil. Lieber mache ich Fehler und verbrenne mich auch dabei, aber ich gehe lieber ein und zwei und drei und hundert Risiken ein, als mich dem Leben zu verweigern. Als Omi möchte ich nicht zurückschauen und sagen: hätte ich doch....!
    Es gibt einen Satz von Goethe: Kühnheit trägt Genialität, Stärke und Zauberkraft in sich.
    Das ist doch so toll.
    Ich bin mit Begeisterung kühn... immer in der Gefahr tollkühn zu werden.... ich bräuchte einen Mann, der mich bremst -nicht mich ausbremst- und im Gegenzug reiße ich ihn mit -nicht um-.



    Die Pfänder geschichte- ich finde es immer noch nicht so tragisch.


    Die Parole lautet jetzt aber: „Wir wollen nicht dagmars Morgen-Story sein!"


    (OH! DOCH!... zitat dagmar)



    Das wurde mir mitgeteilt und auch so von mir zur Kenntnis genommen. Ich zweifle sehr.... das halten sie nie durch und versprochen habe ich GAR nichts.


    Ich halte stand und still und lausche.... sie werden sich nicht zurückhalten können, auch wenn ich jetzt als daueroutende Gefahrenquelle erkannt und durchschaut bin.
    Erst heute haben wir telefoniert und uns über ein weiteres date.... eins, das noch aussteht unterhalten... schon war sie verloren... Ende und vorbei....ich habe das Gespräch beendet mit einem warmherzigen: „DANKE! Die Geschichte steht."
    Worauf sie gekontert hat: „Wenn du nichts selber erlebst, selber Schuld."
    Hat sie auch wieder Recht. Das ist wirklich etwas mager zur Zeit.


    Diese unsere Männerprobleme. Warum nur tun wir uns so schwer?
    Aber das ist eine andere Geschichte.


    .

    Gurke - Schurke und ein Backhaus


    Das war wohl etwas missverständlich gestern. Natürlich greife ich nicht täglich einen Fremden mit einer Gurke an. Das habe ich jetzt einmal gemacht, das war eine impulsive Eingebung und mit dem der Betreffenden ging das auch. Seine Reaktion war ein breites freches Grinsen und ein: „Ich bin unbewaffnet und das ist nicht fair!"
    Da hatte er recht und ich meine Gurke wieder weggepackt, auch schon ziemlich erleichtert, denn sonst hätte ich ein Problem gehabt.


    Niemals würde ich, mit einer Gurke in der Hand: „Wehr dich Schurke!", zu einem dicken, schnauzbärtigen, griesgrämigen Menschen sagen. Im besten Fall schaut er mich nur an verständnislos an, im schlimmsten haute er mir wirklich eine Gurke oder mehr über den Kopf.


    Und falls gestern der Eindruck rübergekommen ist, das ich mich auf dem besten Weg zum Gedankengut von -Friede, Freude, Eierkuchen- befinde.... NOCH bin ich kilometerweit davon weg. Vielleicht in zehn Jahren, ich habe es als Ziel durchaus im Auge. Aber ich bin auch ganz gerne boshaft und pflege und genieße meinen Hang zur Gemeinheit und Spott.


    Dazu ein Beispiel... und ich habe kein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen folgender Geschichte:


    Vor unserem Crash haben wir in einer Spielstrasse gelebt. Ein- und Zweifamilienhäuser, viele Kinder, keine Autos, Wald und Wiesen. Das war ein Paradies und der blanke Luxus für uns alle.


    Unsere unmittelbaren Nachbarn.... sie waren unauffällig, perfekt, tüchtig und patent - haben richtig und falsch genau für sich definiert, auch buchstabengetreu danach gelebt und ihr ganzes Leben durchgeplant und mustergültig im Griff.
    Wir waren das genaue Gegenteil davon.... da sind zwei Welten aufeinander gestoßen.
    Man muss nicht mit jeden befreundet sein und jeden mögen. Aber eine unterschwellige und freundlich getarnte Feindseligkeit aus Nachbarsgarten ist trotzdem nicht schön.


    Eines Tages ging er hin -der Nachbar ( ich hatte keinen Bedarf an calgonit wegen ihm)- und fing an, seinen Vorgarten auseinander zu nehmen. Aber gründlich. Eine fürchterliche schweißtreibende Schufterei am Wochenende und jeden Feierabend. Alle Bäume weg, Zaun weg, Steine weg, alles weg, bis auf den blanken Boden und dann ein tiefes Loch. Ein Betonfundament...
    dagmar staunte, schaute zu, aber fragte nicht. Als dann langsam ein schmuckes kleines gemauertes Häuschen mit einem netten Ziegeldach entstand, staunte sie noch mehr. Für Mülleimer? Für Fahrräder? Im Vorgarten?


    Niemals wäre ich auf ein Backhaus gekommen. Warum macht man das? Sich mit Freunden draußen hinzusetzten und miteinander Pizza backen, das ist sicherlich MAL ganz okay und macht auch Spaß. Aber dafür dieser Riesenaufwand?
    Aber die Meinungen sind da unterschiedlich, das habe ich schon gemerkt, es gibt Menschen, die bekommen leuchtende Augen bei dem Gedanken an ein eigenes Backhaus. Mein Traum wäre es nicht.


    Dann war Straßenfest, das haben wir dort einmal im Jahr gefeiert, mit allem was dazu gehört. Bierbänke und Bier, Würstchen und Fleisch, Salat und Leckerlis, Kuchen und Kaffee, inklusive einer lauen Sommernacht, ein Grill (natürlich! für los hombres), haufenweise Kinder, in allen Größen und Fanta und Cola, viele Leute und Scherze und Wein und andere Sorten Flaschen, und Gespräche und Bierbänkeplatzwechseln, Antimückenweihrauch, Kerzen, Musik, gute Stimmung, Spaß, schwedisches Feuer.....


    Zufälligerweise befand sich der Festplatz genau vor dem Backhaus. Mit ganz GUTER Aussicht darauf. Dort waren die Nachbarn eifrig am werkeln und arbeiten und schüren: es sollte ja auch noch Pizza für alle geben. Das hat aber niemanden wirklich interessiert, bis es plötzlich lautlos durch die Menge raunte: „Das Backhaus brennt!"
    Und indeed: Rauch und Qualm und Hektik.


    ....und jetzt... war ich betrübt? haben sie mir denn leid getan, meine armen Nachbarn? NEIN! Nicht die Spur. Ich konnte es erst gar nicht glauben, das war ZU schön.


    „Oh, das Backhaus brennt, wie schade!", sagte ich in einem Ton, der das genaue Gegenteil bedeutete und mit einem hocherfreuten sonnigen Lächeln habe ich mich so hingedreht, das ich das Ganze auch gut beobachten konnte, ohne mich weiter bewegen zu müssen.


    Jetzt konnte man uns Straßenfestler aufteilen in vier Gruppen. Diejenigen, die hin flitzten, um das Dilemma von dicht zu sehen. das waren -ALLE Kinder!- und ein paar Männer; und in
    ... diejenigen, die gerannt kamen, um zu helfen;
    ... diejenigen, die das ernsthaft bedauert haben;
    ....diejenigen, die sitzen geblieben und leicht gelächelt haben.



    Sowas aber auch, ein brennendes Backhaus -das dürfte es eigentlich gar nicht geben- und das am Straßenfest, wenn wirklich jeder zuschaut?... zu dumm. EIN PECH!....


    Es brannte aber nicht richtig, keine Flammen, sondern es schwellte nur so lautlos vor sich hin. Dicke graue Rauchwolken stiegen in den Nachthimmel, die Nachbarn waren am Arbeiten und am Löschen und wurden immer beunruhigter und nervöser.


    Einer der Helfer -ein echter freiwilliger Feuerwehrmann- rannte von seinem Haus zum Backhaus. Beim ersten Mal kam er mit einem Feuerlöscher, beim zweiten Mal mit zweien (wir -die von der schadenfrohen und sensationslüsternen Truppe- waren am spekulieren, ob er wohl bald seine Uniform trägt) und beim dritten Mal kam er mit einem ganzen Auto voller Feuerlöscher. WIRKLICH WAHR!


    Aber das Backhaus brannte und brannte und pustete und prustete Rauchwolken in allen Farben aus. Wie bei den drei kleinen Schweinchen, allerdings wolfsfrei. Desto mehr Chemie, desto besser wurde es, immer bunter, immer spektakulärer. Die Dachziegel wurden abgenommen, das Backhaus von außen und von innen eingesprüht. Das war dem Feuer aber vollkommen egal, es brannte seelenruhig weiter. Weit über zwei Stunden.


    Dann war Ruhe irgendwann. Ende. Vorbei und Schluss. Ein paar letzte Qualmwölkchen pufften, die Feuerlöscher waren leer...... und die Nachbarn kamen, um sich noch ein wenig auf dem Fest zu tummeln, ein bisschen geschafft waren sie, haben aber sonst keine Miene verzogen.


    Als dann -endlich!- lichterlohe Flammen mehrere Meter hoch aus ihrem Backhäuschen schossen, haben sie nur noch resigniert zugeschaut.


    Das war ein nettes Straßenfest.

    Hilfe!!!! Text - Räuber


    Ich poste meine Geschichten, wo auch immer ich nur Platz und Möglichkeiten dazu finde.


    Mir macht die Schreiberei Spaß. Richtig Spaß. Wenn ich merke, es wird gut und der Kreis schließt sich, die Geschichte ist rund und glatt und intakt und das nicht nur auf einer Ebene... das ist schon sehr befriedigend. Alleine für das Gefühl lohnt sich diese Anstrengung. Das macht satt und zufrieden. Jede Geschichte ist viel Arbeit und viel Mühe, gerade dann, wenn sie leicht und lässig aussieht.


    Natürlich habe ich eine sehr genau definierte Intension dahinter, aber hier gilt in der Tat: Der Weg ist das Ziel.


    Dann lass ich die Geschichten los und sie fliegen... in die Mundwinkel, in die Köpfe, in die Herzen und um die Welt. Zu meiner und anderer Freude.


    Jeden Tag.


    EINE Reaktion (außer viel Lob und Komplimenten, worüber ich mich wirklich sehr freue und bedanke), ich habe heute eine andere Art Zuschrift bekommen. Eine Warnung. Grusel.Grusel.


    Ganz ernsthaft wurde mir davon abgeraten, meine Geschichten so großzügig im Netz zu verteilen, DENN: böse Diebe würden meine Ideen klauen.


    Uuhps!


    Da habe ich aber schon einen Schreck bekommen. Ganz schön sogar. Panik griff nach mir und mein erster Impuls war in der Tat, mich mit ausgebreiteten Armen über meine Werke zu werfen, zu schreien: „Nein, tut es nicht! Nicht lesen, nicht gucken, nicht klauen!! ALLES MEINS!"


    Dann habe ich ein bisschen überlegt und dachte so: „WAS will man hier eigentlich klauen? Was kann man denn überhaupt klauen?"


    Meine Geschichten sind nichts anderes simple kleine Alltagsmomente. Ganz gewöhnliche. Ganz einfache. Das erlebt jeder, so er denn die Augen offen hat. Das Vertraute, das Alltägliche, das Bekannte, gesehen mit anderen Augen. Mit meinen Augen.


    Der ganze Zauber liegt in der Art und Weise, wie ich das Leben und die Menschen und das Geschehen um mich herum wahrnehme und dann auch darstelle. So gesehen sind meine Geschichten sind nichts anderes als verspielte Fragmente, winzige Splitter meiner selber. Und ohne mich, ohne diese Basis sind sie wertlos und funktionieren auch nicht.


    So zu sehen und so zu denken und so zu fühlen und auch so zu schreiben, das habe ich mir erworben und auch meinen Preis dafür bezahlt. Das ist nicht über Nacht erlernt, das war jahrelange Arbeit. Auch Arbeit an mir selber.


    Bei sich selber zu bleiben, in seinem eigenen Kern und das mit allen Konsequenzen, ist das Leichteste und das Schwerste, was es überhaupt gibt.


    Wenn man das geschafft hat und sich seines Wertes und seiner Leistung bewusst ist, dann kann einen nichts mehr umwerfen.


    Liest sich das nicht schön und klug und ernst und nachdenklich? So bin ich auch -hin und wieder-. Selten und eher heimlich so deutlich, es gibt nicht viele Menschen, die das verstehen. Wirklich verstehen. Leider. Das heißt aber nicht, das ich den ganzen Tag bierernst herumschleiche und intensive Bauchnabelshow betreibe. Ich albere mich so durch den Tag und das Leben. Das macht auch mehr Spaß.


    Solange ich beim Einkaufen noch spontan nach einer Gurke greife, die drohend erhebe und zu dem Unbekannten neben mir sage: „Wehr dich, Schurke!" (mit rollendem ‚r‘), bin ich noch nicht so weit in hochgeistige Sphären abgedriftet, das man sich Sorgen machen müsste.


    Und was mache ich jetzt mit meinen Text - Dieben? Ehrlich gesagt, ich glaube nicht mal daran, das sie wirklich existieren. Und wenn, dann möchte ich mal wissen, was sie damit anfangen wollen. DIEBE! bitte meldet euch spontan und verratet mir, WAS ihr damit macht.... verschicken dürft ihr sie schon....solange ihr sagt, das sie von mir sind und euch gut gefallen.... dafür bekommt ihr sogar mein OKAY

    Der Pfänder-Insider


    Nachdem ich laut erklärt hatte, die Sache mit der Liebe wäre jetzt für mich erledigt -abgehakt für immer und ewig- und ich werde einsam und alleine bleiben für den Rest meines Lebens, arme arme dagmar, da wurde das akzeptiert -einfach so!- und die Freundinnenfrage war nur: Was denn jetzt mein nächstes Ziel wäre? die Weltherrschaft?


    Solche Freunde braucht man.


    Aber eigentlich ist das ja nicht der schlechteste Gedanke. Die WELTHERRSCHAFT!!!! Ein feiner Ersatz für Liebe ist Macht! Das reicht manchen Menschen, vielleicht mir auch, das kommt auf einen Versuch an.


    Wenn ich damit genauso erfolgreich bin, wie mit meiner Liebesgeschichte, dann muss sich die Welt allerdings nicht richtig vor mir fürchten. Politik und Wirtschaft.. . das ist nicht unbedingt meine Gebiet... kann man das lernen?
    So einfach ist das auch nicht mit der Weltherrschaft, ich habe gerade Andreas Eschbach - eine Billion Dollar - (das ist übrigens super gut!) gelesen. Die hatten auch Probleme damit und reichlich Moneten.


    Und meine Freunde... ja nun, ich werde sie jetzt ein bisschen opfern und mich rächen. Ich kann ja nicht immer nur von mir schreiben, das wiederholt sich und ist ja irgendwann langweilig. Außerdem ist es lustig. Der Nutzen - Kostenfaktor geht eindeutig zu *pro* Geschichte! und *gegen* Freunde.


    Meine eine Freundin, also meine beste Freundin (sie ist netter als ich und blonder und hübscher und liebenswürdiger und besser im Tae Bo und insgesamt gesehen das Schnäppchen von uns beiden) hatte eine Verabredung. Mit einem Mann.


    Wir beide sind ja noch optimistisch und hoffnungsvoll (das war im letzten Sommer, BEVOR ich mein Abgang auf diesem Spielfeld angekündigt habe), was das Ende unseres Singlelebens angeht. Wir bemühen uns wirklich, sagen nicht sofort: !!!NEIN!!! und klatschen dem Bewerber die Türe ins Gesicht, auch wenn wir es schon ahnen, das es schlecht aussieht und wer weiß, vielleicht.... also, versuchen kann man es ja mal.


    Meine Freundin hatte also eine Verabredung zum spazieren gehen. Wir wohnen am Bodensee, wie geht man da wohl spazieren? Was ist da wohl so das Übliche? Das Landläufige?
    Richtig, man läuft am Seeufer entlang, idyllisch und ruhig, auch mal ein ganzes Stück, schaut nach den Möwen und Enten und Schwänen und Booten und geht danach vielleicht noch zum Kaffeetrinken. Kurz, das ist eine lockere und unverbindliche Sache und man kann jederzeit aussteigen und sich verkrümeln.
    Als Frau ist man also überhaupt nicht darauf gefasst, das die Spaziergeh-Verabredung fröhlich mit Wandergepäck und Stock und Notfallkoffer parat steht und meint: „Wir laufen eben mal auf den Pfänder, okay?"


    Daran ist gar nichts okay. Der Pfänder ist kein Riesengebirge und es gibt Leute hier, die fahren jeden Tag mit dem Fahrrad hoch und finden das voll cool, aber er ist auch ein BERG und es gibt eine Seilbahn. Und es ist eine elende Lauferei (jede Schulklasse muss da hoch und wieder runter, danach sind die Kinderlein geschafft und das ist auch der Sinn der Sache)


    Also meine Freundin stand da, etwas verdutzt und sagte natürlich nicht: „Spinnst du?" (Denn wer will schon zickig sein?)... sondern beherzt und flexibel und patent kam von ihr: „Ja klar, kein Problem!"


    Sie: nix Wanderschuhe, nix Stock, nix Notfallkoffer. Sondern Schuhchen und Jäckchen und Röckchen- bestens geeignet für das Bodenseeufer eben.


    Das MIR diese Geschichte ganz außerordentlich gut gefällt, ist keine Frage, oder?


    Alleine die Vorstellung, wie sie überrumpelt wurde, brav hoch und auch wieder runter gekraxelt ist, neben ihr der Mann im feschem Wanderlook (haha!), hat mir sehr gut gefallen und tagelang ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.
    Der Bursche war danach Geschichte und ich fürchte sein Ende, das war der Notfallkoffer. Wer braucht nachmittags Leuchtraketen und Überlebenswerkzeug auf dem Pfänder?
    Oder war es sein freundliches: Wegen ihm bräuchte sie keine hohen Schuhe anziehen?


    Ist auch egal, es geht hier ja eigentlich um den Pfänder.


    „Man kann sehr viel schneller auf dem Pfänder sein, als man so allgemein glauben könnte!" sagt man so in den Raum hinein und die Reaktion ist IMMER: heftigste Fröhlichkeit. Das geht schon seit einem halben Jahr so und wir haben viel Spaß. Immer wieder. Immer noch.. Reproduzierbar bis zum Sankt Nimmerleinstag.


    Jetzt den Bogen zu einer anderen Freundin. WUUP: Bogen. ANDERE Freundin


    Die sass eben hier auf dem Sofa und das Wort Pfänder ist ihr raus gerutscht, aus Versehen und unbedacht. Sie wollte es mir wirklich verschweigen und hätte auch klug daran getan, aber der Bluthund in mir war ihr gleich auf der Spur.


    Sie war eingeladen, in irgendeiner Kneipe auf dem Pfänder (!), ist mit Auto hoch gefahren, hat dort oben geparkt und wollte den Rest -den kleinen Waldweg- zu Fuß laufen. Sie wollte.Wie es gekommen ist, ist sehr mysteriös, ABER: sie ist stundenlang durch den Wald geirrt, OHNE die Kneipe zu finden.


    Und es war dunkel und es war kalt und die Wege, die man nicht gesehen hat, waren rutschig und gefährlich, es gab keine Schilder (und wenn: es war dunkel! man konnte sie weder sehen, noch lesen), keine Menschen, kein Licht, keine Wärme, keine Kneipe und es war kein bisschen romantisch. Da war nichts, außer Bäumen und ein Berg und Natur. Nur eventuelle Restbestände an Wölfen und Räubern.
    Sie war sehr glücklich gewesen, als sie ihr Auto wieder gefunden hatte und hat auch keinen zweiten Suchversuch mehr gestartet.


    Nach diesem, von mir erzwungenem Bericht, sass sie etwas verbittert auf meinem Sofa und hat gemeint, etwas Bedauern für sie von meiner Seite aus, wäre ja schon angebracht und es wäre nicht lustig gewesen und sie könne Leute nicht leiden, denen die Tränen beim Lachen herunter laufen.


    Es tut mir ja leid, aber WARUM muss sie nachts auf dem Pfänder herumtappen?


    Ausgerechnet da. Es gibt so viele andere Berge, da hätte ich schon ein bisschen Bedauern und Mitleid raus gequetscht. Bestimmt!

    Kartoffelchipsparty


    Mütter und Söhne sind so ein Thema. Ich und Männer sind auch so ein Thema.


    Vermischen darf man diese Themen nicht -das ein absolutes TABU!- und wenn man das doch macht- unvernünftigen Müttern wie mir passiert sowas, dann rächt es sich.


    Ich hatte Liebeskummer. Das konnte ich ganz gut bändigen und unterdrücken und damit auch gut schlafen gehen. Alles im Griff und im grünen beherrschbaren Bereich. Tageslichtgebändigt.
    Mitten in der Nacht aber- zack- war es aus mit dem im Griff haben und dem Unterdrücken und dem Bändigen. Das Unglück fiel über mich her, biss mir seine Zähne ins Genick und beutelte mich solange, bis ich wach war. Ganz wach und ganz unglücklich. Ich habe gegrübelt, gehadert und die schwersten Selbstanklagen gegen mich erhoben.


    Richtig hilfreich sind solche Gedanken ja nicht, das wusste ich schon, aber ich bekam sie auch nicht los. Schon gar nicht des Nachts....da blähte sich dann alles auf, bis ich völlig am Boden zerstört und zu einem miesen Wurm mutiert war.
    Irgendwann habe ich das Licht angemacht und gelesen, nur um mich abzulenken. Aber in meinem Kopf lief das Gedanken-Hamster-Rad weiter und weiter und weiter...unaufhaltsam und nicht zu bremsen, eine Art dagmar - Selbstvernichtungsprogramm.


    Gefühle! man will sie unbedingt und wenn man sie hat, sind sie auch nicht recht.


    Ich war in einem ganz schlechten Zustand und das war Pech für meinen Sohn, der dann nach Hause kam.


    Mein Söhnchen -der Süße!-, kurz vor seinem achtzehnten Lebensjahr nimmt er alles mit, was man in diesem Alter so tun und nicht lassen kann. Das sind sicher mal alles ganz nette Geschichten für später, wenn ich denn dann mal zahnlos und klapprig und weise bin. Jetzt ist es gerade etwas stressig. Denn wenn Söhne JEDEN Müll machen, den sie nur machen können, hält sich die Begeisterung einer Mutter im Rahmen.


    Als er da heim kam, war es spät. Richtig spät. Draußen war es eisig und kalt und Lennie -eigentlich Leonard- war nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Freitagnacht + Party + Alkohol= ??


    DAS war nochmal sein Pech, denn sein natürliches Gespür für Mütterstimmungen war gänzlich ausgeschalt. Sonst hätte er einen großen Bogen um mich gemacht. Die unsichtbare Gefahrenampel über meinem Kopf stand auf *rot* und er hat es nicht bemerkt.


    Er kam völlig arglos zu mir - ‚oh guck mal an, meine Mutter ist noch wach.(Wie oft ist die Mutter um drei Uhr nachts wach und liest? Das hätte ihm zu denken geben sollen.) Wie praktisch, denn ich bin gerade auf mein Knie gefallen, das tut weh und das könnte ich ihr doch gerade mal zeigen!‘


    Es prallen also aufeinander folgende Darsteller: DER ‚Mama-puste-mal‘ und DIE ‚Liebe-ist-grausam‘.
    Das geht nicht konform.


    Nach einem flüchtigen Blick auf sein Knie (häh?), habe ich ihn nur tief und schwer leidend angeschaut. Und geseufzt. Tief geseufzt. Ganz schwer geseufzt. Also, das wir uns hier richtig verstehen: ganz schwer und sehr leidend und überhaupt aus ganzem Herzen GESEUFZT!


    Hat er nicht mitbekommen der Gute, immer noch völlig vertrauensselig fiel sein Blick von seinem verbeulten Knie auf meine (!) Kartoffelchips und er war hocherfreut.


    Bei uns herrscht eiskalter gefrässiger Futterneid. Kaufe ich Süßigkeiten, dann verschwindet es aus dem Küchenschrank. Sofort und ins unendliche Nirwana.
    Drei Kinder - eine Mutter. Ich unterliege natürlich. Aber nicht kampflos, denn ich verstecke. Schokolade und Chips ausschließlich für mich und schlechte Zeiten.


    Meine Freundinnen sind sich alles einig - VERSTECKEN! - ganz schlecht!- ... die denkbar miserabelste Mutter- und Erziehungsposition! Ich soll, wenn Verbote schon nichts helfen, wenigstens große Schilder : *DAS ist meins!!!!! dagmar* anbringen und das müsste die gefräßige Meute bändigen. Tut es nicht.


    Ich verstecke also und meine Kinder suchen. Heimlich. Ein lautloser und stillschweigend geführter Kampf. Ich bin erfinderisch und die Chips, die ich jetzt da nachts bei mir liegen hatte (statt Mann) und zum Trost gefuttert habe, lagen schon seit Ewigkeiten zwischen meinen Unterhosen.


    Andere Leute verstecken da Geld, ich Kartoffelchips.


    Mein Sohn hat sich eine Schüssel besorgt, um sich etwas abzuzwacken (mit der ganzen Tüte konnte er ja wohl kaum abziehen) und sieht IMMER noch nicht seine nervlich völlig zerrüttete Mutter. Eigentlich unverständlich. Erst als er mit dem Umfüllen begann, habe ich zu ihm gesagt, mit Grabesstimme: „Es ist Schluss! Vorbei für immer und ewig!"


    Ich sah genau, was in ihm vorging. Das war ein übler Schock und pures Entsetzen. Der Sohn erstarrte kurz und handelte blitzartig. Überlebensreflexe funktionieren auch noch im angedusselten Zustand und die Chipstüte wurde gekippt, die Schüssel gepackt und schon war er auf der Flucht. Das waren Mikrosekunden.
    Nanosekunden.
    Aber ich hatte ihn in meiner Kralle und er war verloren, denn ich war in bester -d.h. schlechtester- Stimmungslage und wach und nüchtern und tendiere zum dramatisieren.


    Ich weiß, sowas macht man nicht.


    Nicht mit Männern und nicht mit Söhnen und schon gar nicht mit Sohn Leo. Es hat sich ja auch gerächt, ich hätte mal besser mit der Katze geredet. Meine Strafe folgte auf dem Fuß.


    „Sag mir, was ist gut an mir!", habe ich ihn aufgefordert. „Warum könnte man mich lieben?"
    (SO schlimm, aber das habe ich wirklich gesagt! und ich wollte eine vernünftige Antwort und Trost und Liebe und...)


    Ich habe ein Hochbett und an der Stelle fing mein Kind an dasselbige zu verlassen, rückwärts und schnell und OHNE irgendwelche Stufen zu benutzen, gerade noch die Schüssel in der Hand balancierend.
    Immerhin und eigentlich nett, hat er noch seinen benebelten Kopf zermartert und sich bemüht mir eine Antwort zu geben.


    „Ähm,.... du bist intelligent, du rauchst nicht, nimmst keine Drogen -außer Kaffee!- Du trinkst nicht mal Alkohol! Das ist schon ganz schön gut!", sprach mein Sohn und verschwand.


    KEINE Drogen? DAS ist das Gute an mir???


    Ich sprach dann doch noch mit der Katze.



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    ich danke für das Lob! bin ganz überrascht, dagmar

    Heimwerkerlein


    Zu einem Profibastler musste ich mich erst entwickeln. Nein, ich musste nicht, das habe ich dann zu meiner Überraschung. JETZT kann ich das ganz gut. Aber der Anfang....


    Als sich mein kompletter Besitz auf drei Kinder, zwei Katzen (die alle gehören einem ja nicht wirklich) und ein Haufen Klamotten und Kleinzeug beschränkt hat, bin ich auf Möbelsuche gegangen.
    Überall. Es war nicht so berauschend WAS es da gab. Die Optik war mir schon wichtig und mein Geschmack tendiert nun mal zum edlen Design. Das ändert sich auch nicht, wenn man kein Geld hat.


    Was machen Frauen da?
    Sie schauen sich genau an, wie Möbel gebaut werden und denken sich: SO schwer ist das ja wohl nicht. Ein paar Bretter und ein paar Schrauben, ein paar Stunden Arbeit. günstig und einfach und schön.
    Mit dieser munteren und überaus positiven Einstellung bin ich, um mir Holz zu kaufen, zu OBI getappt und habe festgestellt, solche Gedanken sind ganz und gar unüblich.


    Der betreffende arme Mitarbeiter bei OBI im Zuschnitt, den ich da erwischt hatte (Das war mein erster Besuch. Jetzt sind wir dicke Freunde, er stöhnt zwar bei meinem Anblick leidvoll auf, das ist aber nur Show, denn wir lieben uns eigentlich. Ich sage ihm das mal bei Gelegenheit.)! Wirklich, er hatte Mühe höflich zu bleiben. Das Wort Ikea fiel von seiner Seite aus immer häufiger, immer lauter und immer beschwörender.


    MIR war es ein vollkommenes Rätsel, was er von mir wollte und warum ich keine Schränke bauen durfte. Ich sehe ihn jetzt noch vor mir, er hat sich unglaublich angestrengt um mir das auszureden.
    IHM war es ein vollkommenes Rätsel, das ich nicht begreifen konnte und wollte, das man sich nicht einfach so hingeht und Schränke baut. Wenn man SO offensichtlich keine Ahnung davon hat.


    Ich hatte meine Bohrmaschine dabei und mir von ihm zeigen lassen, wie man die Bohrer auswechseln und welche man überhaupt nimmt. „Aha, es gibt Holzbohrer, schön zu wissen. Wie sehen die aus? (Man beachte! ich war durchaus lernwillig)"


    Sehr verzweifelt und sehr resigniert hat er mir dann meine Spannplatten zugeschnitten und verkauft. Weiß beschichtet, riesig groß - also, wenn ich schon Schränke baue, war mein Grundgedanke, dann schon welche mit ordentlich Stauraum und einer gewissen Präsenz. Ich tendiere grundsätzlich zu Größe und Übertreibung und das bekommt mir nicht immer.


    Das erste Problem war schon am Auto, diese blöde Platten.....(so schnell geht es, aus dem Laden raus - da war die Welt noch wunderbar in Ordnung und diese Platten ganz klasse - und weil sie nicht ins Auto passten, waren sie schon blöd). Ich wollte nicht zurück gehen und sagen: „Kann ich die Teile mal kurz hier stehen lassen und mir ein anderes Auto borgen?"


    Mein OBI-Mann hatte ja ohnehin schon an meinem Verstand gezweifelt und ich wollte nicht nach zehn Minuten wieder angekrochen kommen und zugeben, das ich die Sache mit dem Transport nur unzureichend bedacht hatte.


    Mit blanken Dussel und roher Gewalt und stundenlanger Artistik habe ich die Spannplatten gerade mal so in meinen Wagen gequetscht und alle amüsierten Zuschauer um mich herum ignoriert. Vor allen Dingen die Herren auf der Baustelle gegenüber. DIE habe ich besonders ignoriert. Die Süßen haben aufgehört zu arbeiten, um mir, in meinem winzigen T-Shirt und ständig rutschender Hose, wortlos zu zuschauen. Platten raus, Platten rein, quer, längs, Autositze runter, wieder hoch... Türen gegen ihren Willen und ihre Möglichkeiten zugedrückt.
    Man kommt in Stress, die Sonnenbrille fällt öfter runter als nötig, man klemmt sich die Finger und ....und die ganze Zeit MUSS man so tun, als wüsste man, WAS man da tut.


    Ich war ganz schön erledigt danach, aber noch guter Dinge.


    Es war mir schon klar, das es vielleicht nicht so GANZ einfach werden würde, ein wenig Realismus besitze ich auch.
    Aber war schließlich nur ein Badezimmerschrank und ein einfaches Modell dazu. Für den Anfang und zum Üben gut geeignet. Zwei Seitenteile, eine Rückwand, mehrere gleich große Bretter, zwei davon als Ober- und Unterteil gedacht, der Rest waren die Zwischenbretter. Ein paar Löcher, ein paar Schrauben dazwischen und fertig.


    Was sollte da schon schief gehen?


    Ja nun, es gab dann schon ein paar kleine Problemchen, denn die Tücke sitzt im Detail


    Ich habe auf der Wiese meine Löcher gebohrt. Was ich da nicht wusste und das gehört aber zum allgemeinen Wissensgrundschatz der Menschheit (habe ich danach festgestellt): Man kann nur in eine Richtung bohren, in die andere geht es nicht.


    Doch, es geht. Es dauert lange, man braucht Kraft und es brennt, aber es geht.


    Ich stand draußen, immer noch unzureichend bekleidet, die Bohrmaschine im Anschlag und kam mir vor wie eine Indianersquaw. Die Spannplatten (schwer und unkooperativ) lagen vor mir auf dem Boden, ich war umnebelt und verschwunden in schwarzen Rauchwolken. Es hat gestunken und gekokelt. Ich habe viele große schmorrende Löcher fabriziert und war nicht richtig glücklich damit. Viel zu groß, viel zu viele, viel zu verbrannt. Sehr hässlich.


    Ich fand das nicht gut, natürlich nicht, aber auch nicht SO tragisch. Diese Seite, ursprünglich geplant als Außenseite - man muss halt flexibel sein-, war eben jetzt die Innenseite. Sieht ja auch blöd aus, Schrankwände mit Schrauben umgeben von einem fetten Brandring.


    So dachte ich aber nur, bis ich die Spannplatten umgedreht habe. Dann war ich aber doch etwas geschockt, denn pro Bohrloch hat sich auf der Rückseite ein großes Stück der weißen Beschichtung verabschiedet. Einfach so abgeplatzt, ohne mir vorher eine Rückmeldung oder Warnung zu geben. Guck an. So ein MIST! Das war aber schlecht.


    Jetzt hatte ich vier ruinierte Seiten und das in einer Stunde. Kein schlechter Schnitt.


    Das war der Anfang- und so ging es weiter....


    Den Mantel des Schweigens und Vergessens legen wir über die Zeit, bis ich alle Schrankteile zusammen, die Rückwand angeschraubt und das Gebilde mit dem Wabbeln -wie unberechenbare Götterspeise- endlich aufgehört und mir mit den ständigen Einsturz gedroht hat. (Es IST aber eingestürzt, die Schrauben SIND wiederholt raus gerissen und haben tiefe Wunden in dem Pressspan hinterlassen)


    Aber ich bin hartnäckig und lasse mich nicht von Spannplatten fertig machen. Mehr sage ich nicht dazu. Optimismus und gute Laune habe ich keine mehr verbreitet, ich war ganz schön stinkig und genervt.


    Er ist SO schlimm geworden dieser Schrank, SO dilettantisch und SO übel. Meine Freunde haben sich bei seinem Anblick weggeworfen vor Lachen. Alle. Denn ich habe wirklich jedes einzelne Brett gründlich demoliert und war erfinderisch dabei. Ich habe viele verschiedene Herstellungsmethoden von Macken, Rissen und Löchern entdeckt.


    Es blieb mir gar nichts anders übrig, als noch Türen zu kaufen und mir anzueignen, wie man Scharniere anbringt. Sollen wir mal raten? Ich wusste da schon ganz genau, das Scharniere blöd sind. Vorher wusste ich das schon.


    Meinen Kindern habe ich gesagt, die rechte Tür wird überhaupt nicht benutzt, die braucht man auch nicht -außer in Notfällen- und die sonderlichen Geräuschen beim Öffnen, sollen sie einfach ignorieren. Das hat nichts zu sagen.
    HE! und trotzdem: AUSSEHEN tut er sehr gut und er steht noch!

    Das Terrarium


    Meine Tochter hatte etwas gut bei mir. Sie ist elf, heißt Marie und hat ihren eigenen Kopf. Was gut ist im Prinzip, aber sie will nicht immer das Gleiche wie ich... und wenn man mit vielen guten Argumenten und *ich-bin-deine-Mutter! -deshalb-musst-du-tun! -was-ich-dir-sage!* völlig scheitert, muß man zu anderen Methoden greifen.


    Sehr gut bewährt haben sich in solchen Fällen: Erpressungen, Drohungen und Bestechungen.


    Das Letzte ist das Beste, vor allen, wenn sich das Kind mal wieder in eine InteressenPhase hinein gesteigert hat. Was sie zum Glück IMMER tut und so kann man sich dann annähern. Ich und meine Wünsche ihr, denn Marie muss sich mir nicht annähern.


    Sie hatte da eine Phase... die ~der fleischfressenden Pflanzen~ .... (momentan hängt sie in der ... ~ Greifvogel sind toll und ich möchte einen Weißkopfseeadler! für mich alleine~ Phase und übrigens: ich werde Falknerin).
    Sie ging also brav auf ein Judoturnier, ließ sich dort fürchterlich verprügeln (ja, natürlich habe ich es bereut - wir hatten leider nicht abgemacht, das sie auch noch GUT kämpft!) - und wir waren am nächsten Tag in einem Gartencenter, um eine gefährliche fleischfressende Pflanze zu kaufen.


    Jetzt sind diese Pflanzen ja gerade unglaublich teuer. Immer noch mal ein schneller Wechsel in DM, um sich richtig zu schocken, dann stand ich vor diesem mickrigen Grünzeug und sollte mein bisschen Geld für ein paar grüne Hälmchen ausgeben. Das schmerzt schon.


    Meine Begeisterung hielt sich also sehr in Grenzen und ich hatte schon geistig nach überzeugenden Fluchmöglichkeiten gesucht (lass uns Samen kaufen, dann haben wir viele Pflänzchen... ) aber nach einem abschätzenden Blick auf meinen Sohn und meine Tochter war mir klar - das war ein hoffnungsloser Ansatz. Ich erkenne Granit, wenn ich ihn denn sehe.


    Ich würde zähneknirschend acht Euro für so ein Teil -und sie sahen alle gar nicht gut aus- hinlegen müssen. Noch war ich mich unwillig am winden und krümmen, da fiel mein Blick auf ein Glasterrarium, gerammelt voll mit unterschiedlichsten Sorten fleischfressender Pflanzen, mit Steinchen und Erde und Deckel und es war REDUZIERT!


    Meine Augen fingen an zu glänzen. So toll.


    Ehrlich, ganz Kinder und deren Wünsche unabhängig, so was wollte ICH schon immer mal haben!


    Fünfundzwanzig Euro. Das war der genaue Restbestand meines Geldbeutels, sowieso mein ganzer Geldrestbestand und nicht für Sonderausgaben gedacht, sondern für unser Überleben in den nächsten Tagen.


    Natürlich haben wir es gekauft, ohne zu zögern und sofort. Wir haben uns nicht mal beratschlagt.


    Mit einem latent schlechten Gewissen, aber glücklich strahlend sind wir aus dem Center marschiert. Lennie- mein siebzehnjähriger Sohn- hat den schweren Kasten geschleppt, Marie den Deckel, ich den leeren Geldbeutel und wir sind nach Hause gefahren.


    Jetzt wohnen wir in einem kleinem Ort, jeder kennt jeden und man grüßt sich immer und überall, auch prophylaktisch. Auf dem Heimweg mussten wir am Zebrastreifen anhalten und trafen dort auf einen Teil der Familie Wegner.


    Das ist eine perfekte Familie, mit vielen vielen perfekten Kinder. Alles Superschüler, dabei keine genialen Überflieger, sondern sie lernen und machen ihre Hausaufgaben und passen auf und sie sind so nett und adrett. Jedes Kind hat einen kleinen Job und verdient Geld, das zuverlässig und ordentlich -auch bei Regen- und es lächelt dabei. Immer.
    (nur so nebenbei- mein Sohn hat bei Regenwetter und Unwillen seine Zeitungen im Container versenkt)


    Dazu die Mutter, leicht öko angehaucht, die man ständig und überall trifft und einem dann begeistert Geschichten über ihre vielen braven Kinderlein erzählt. Ob man das nun hören will oder nicht.


    Zum Beispiel, wie nett ihre Kinder heute GEMEINSAM und harmonisch Weihnachtsplätzchen gebacken haben, NUR um ihr damit eine Freude zu machen. Sie selber musste überhaupt nichts tun. Das gab Plätzchen bis zum Jahresende und zum Verschenken, natürlich wohlschmeckend, schön geformt und alle alle waren sie glücklich.


    Die Waltons in Reinkultur und das direkt in der Nachbarschaft. NICHT zu ertragen.


    (Sollten das meine Kinder mal versuchen, also diese Plätzchenbacksache, dann gibt es nach fünf Minuten Mord- und Totschlag. Küche und Kinder sind völlig eingesaut, sie verlieren sehr schnell die Lust am Backen und wir haben sicher keine Plätzchen bis Weihnachten und schon gar keine Schönen und kein Mensch wollte mir damit eine Freude machen. DAS weiß ich aus Erfahrung.)


    Das Allergarstigste, was man über diese Familie sagen kann: sie sind schrecklich langweilig und viel zu brav. Aber das ist ja nicht das, was mich richtig trösten kann. Ich finde, im Vergleich-im messbaren Mütter- Leistungsbereich- schneide ich verflixt schlecht ab und ich bin neidisch. (auch wenn meine Kinder mich ziemlich empört fragen: *Du willst doch nicht etwa, das WIR so sind wie DIE????* - Also SO schlecht wäre das ja nicht - keine Probleme!?! kein Stress!?! alles klappt? Und jeder lächelt?- WARUM nicht?)


    Familie Wegner nervt mich also kolossal und ich meide diese Frau, bis ich auch mal eine schöne Harmoniegeschichte zu erzählen habe. Aber wie wahrscheinlich ist das?


    Gleichzeitig warte ich, bis eine der normalen Katastrophen auch mal über diese Sippe herfällt. Ganz geduldig warte ich, wenigstens eins von sechs Kindern wird doch mal ausbrechen und sich piercen lassen? Ein kleines Tattoo? Ist das zu viel verlangt?
    Oder Vaters Auto schrotten. EIN Kotflügel reicht mir vollkommen! Ohne Führerschein wäre natürlich ganz klasse. Damit bin ich nicht böse oder negativ eingestellt, ich verlange und fordere nur Gerechtigkeit.


    So sah ich diese Frau auf dem Zebrastreifen und wir brausten an mit unserem neu erworbenem Glück: dem Terrarium, bremsten, die Galle stieg mir hoch, ich lächelte und winkte, sie lächelte und winkte und ich hasste sie und ihr selbstzufriedenes Ökolächeln.


    Wenigstens habe ich bessere Klamotten -Hüfthosen!- und eine bessere Figur. Ein schwacher Trost, denn das ist ganz schön oberflächlich, aber besser als gar nichts.

    Ich fuhr weiter und sagte so nebenbei zu meinen Kindern: "DIE gibt bestimmt nicht ihr letztes Geld für ein Terrarium mit fleischfressenden Pflanzen aus, einfach so!"


    „Nein", meinte mein Sohn trocken. „Die sagt, lasst uns Zahnstocher und Klopapierrollen holen, wir basteln uns das selber!"


    Wir haben uns totgelacht. Was sind wir fies.


    Das Terrarium steht in der Küche und ist jetzt meins! Jede arme Fliege wird gepackt und da hineingeworfen. Gegen ihren Willen. Aber die Pflanzen sind etwas lahm, sie schnappen nicht so wild hinterher, wie man das von einer ordentlichen Killermaschine erwarten könnte.


    Aber da drinnen wächst und sprießt es schön. Gute Aussichten.