Zweiundzwanzig Geschichten ... werde mich mal an einigermaßen ausführlichen Kommentaren versuchen (Bewunderung gebührt denjenigen, die mal eben zweiundzwanzig wunderbare Haikus schreiben ). Sie sind natürlich unheimlich böse gemeint und absolut persönlich zu nehmen ...
Freie Gesprächsrunde
Ein Theaterstück? Gesellschaftskritik? Oder eine Art Sketch? Die ungenaue Ausführung holpert so vorüber und lässt nichts übrig, das ich mitnehmen könnte.
Lotta, kommentierend: „Nicht so ganz meins.“
Der Tod des Marat 2093
Bei mehrmaligem Lesen spürt man das, was hinter den Worten und zwischen den Zeilen versteckt ist. Dennoch hätte ich mich über eine genauere Ausführung gefreut.
Wolkenfängerin
Oh, wie schön. Eine Adjektivsammelstelle.
Das Kinn
Die Grundgedanken gefallen mir und der Himmel als „blaue Stahlkuppel“ ist ein schönes Bild. Leider wirft mich die Umsetzung mehrmals aus dem Text, verdrängt den Inhalt und nimmt ihm seine Flügel.
Ungewolltes Leben
Lese ich das, find ich’s fatal
Und fühl mich plötzlich wie ein Regal
Doch ist dir Sinn und auch Rhythmus egal
So ist dieses Gedicht bestimmt ziemlich genial …
Tagträume
Der Kontrast zwischen dem Leben da draußen und dem in der Zelle wurde schon oft beschrieben. Mit neuen, andersartigen Bildern und Metaphern hätte sie mich mehr interessiert. So ist es eine Kopie der Kopie der Kopie der Kopie …
Der Tiger und der Zauberer
Ich habe ja nichts gegen Tiergeschichten. Ich mag Tiere. Aber dieser Tiger kommt mir vor wie ein lebloses Kuscheltier und auch Dan, der Zauberer, wirkt ungefähr so zauberhaft wie eine Aufziehpuppe.
Das Cryo-System
Nach den ersten zwei Tagen habe ich angefangen meine Punkteverteilung zu überdenken, denn es kamen und kamen keine Punkte. Das änderte sich dann glücklicherweise. Denn obwohl ich keine Science-Fiction-Geschichten mag, finde ich, dass diese was Ausarbeitung und Sprache anbelangt auf jeden Fall zu den besseren Texten dieses Monats zählt.
Das Los der Lady Liberty
Schön dieser Widerspruch, der Gedanke, dass gerade die Freiheitsstatue ihrer Freiheit beraubt wurde. Einzig der Appell am Schluss stört mich ein wenig.
Das wahrscheinlich schlechteste Gedicht der Welt
WARUM? Warum durfte „Freie Improvisation“ nicht in der Titelzeile stehen? Abgesehen von dieser Kleinigkeit ein wunderbares, sprachverspieltes, wortgewandtes Gedicht, das zu lesen einfach nur unheimlich viel Spaß gemacht hat.
Freiheit
Liest sich mehr wie eine Zusammenfassung, eine Feststellung, ein kurzes Auf-den-Punkt-bringen des eigenen Glücks. Will das gelesen werden? (Noch zwei Worte zum Titel: Überaus originell.)
Einblicke
Ein schöner Stil, dem eine ereignisreichere Geschichte besser gestanden hätte. So plätschern die Worte am Leser vorbei.
Nemo?
Süß. Eine Kindergeschichte. Leider hat es für mich nicht gereicht, aber jede liebevoll geschriebene Kindergeschichte wie diese bekommt von mir ein Kindergeschichtenbonuspünktchen.
Frei
Was erwartet dieser Text von einem Schreibwettbewerb? Als halbwegs intelligenten Diskussionsbeitrag kann man das ja noch durchgehen lassen, aber sonst?
Endlich
Nach dem Anfang hätte ich etwas mehr erwartet, hätte gedacht, dass etwas passiert. So verbleibt man mit der Protagonistin in ihren Gedankenzimmern sitzen und bekommt bis zum Ende nicht die Tür zur Geschichte geöffnet.
Frei sein
Wenig originell. Die andauernde Wiederholung ermüdet und erschwert das Lesen. Die Reime sind allerdings interessant. Wortmord vom Feinsten.
Plagiat
Wieder so ein Text, dessen Geschichte nicht wirklich mitzureißen vermag. Die sichtbar vorhandenen sprachlichen Mittel hätte ich lieber andersartig eingesetzt gesehen.
Marthaler
Eine bitterböse Geschichte, die wunderbar die Abgründe der menschlichen Seele einfängt und stilistisch gut umsetzt. Punkte waren leider keine mehr übrig.
Pitbull und Pinguin
Ich reihe mich mal in die Schlange von Leuten an, die das Gefühl des Wortes "Nudelsuppenmetaphorik" auf der Zunge mögen. Auch sonst ein wunderschön pointierter Text. „Ich muss zum Ende kommen, eine letzte originelle Wendung finden“ – auch wenn es dem mehr oder minder talentierten Protagonist nicht gelungen ist, dem Autor auf jeden Fall.
Krokodile
Ein zauberhafter Dialog, der seine eigene Atmosphäre mitbringt. Der Text rückt beim Lesen ganz nah an den Leser heran.
Zuviel gewagt
Wieder eine Tiergeschichte – und ich könnte mich wirklich darauf einlassen – aber auch Tiere brauchen einen Charakter, eine wirkliche Geschichte. Die hab ich hier nicht gefunden.
Über den Wolken
Die Beschreibung des Absturzes als Beginn der Geschichte und auch als Passage als solche finde ich gelungen. Danach bin ich allerdings aus dem Text herausgepurzelt wie das Flugzeug vom Himmel.
Habe gewertet:
Das wahrscheinlich schlechteste Gedicht der Welt: 3 Punkte
Pitbull und Pinguin: 2 Punkte
Krokodile: 1 Punkt