Was Einfälle und Kreativität betrifft, empfand ich den Schrecksenmeister als ebenso geistreich, schäumend und witzig wie seine anderen Bücher. Man muss sich manches einfach auf der Zunge zergehen lassen ... Grübelnde Eier, Baum der Erkenntnuss, Käsarier, Gnorkx, die Schneeweiße Witwe ... ich war nicht weniger in Moers' Bann gezogen als sonst, habe das Buch in drei Tagen gelesen, musste oft lachen und staunen und war danach ganz überrascht, dass es wirklich schon zu Ende ist.
Was ich trotzdem ein bisschen vermisst habe, waren die verschiedenen Charaktere, die Rundheit der Geschichte, die vielen Orte. In den anderen Büchern sprang die Geschichte zwischen so vielen Schauplätzen umher, war gespickt mit neuen Personen, Fabelwesen, Ungeheuern. Hier ist das meiste auf einen Punkt konzentriert, die Erzählung entfaltet sich nicht so sehr, manches wird nur kurz angeschnitten. Ich hätte mir noch einge Seiten zusätzlich gewünscht, einfach mehr von allem.
Dennoch - die Details stimmen, die auftretenden Wesen sind lebendig und einprägsam, die Ideen nach wie vor umwerfend. Es gibt Stellen, über die habe ich drei Seiten später noch gelacht und Beschreibungen, in deren Fülle ich bewundernd versunken bin. Moers ist einfach ein begnadeter Wortkünstler und bleibt - auch nach "Der Schrecksenmeister" - ein Genie.