Das Mädchen
Eigentlich liebe ich ja Adjektive und wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich ihre häufige Verwendung mal bemängeln würde, aber hier ist es schlussendlich dann doch zu viel des Guten. Was mich ansonsten störte war die Turmuhr, die natürlich zwölf mal schlägt, was auch sonst, dass Elisas Schönheit betont wird (wie sollte es auch anders sein) und der Schluss, der mich recht skeptisch zurückließ. Insgesamt ein - so wirkt es zumindest - erkennbar liebevoll geschriebener Text, der aber mMn ein bisschen "geglättet" werden müsste, so bleibt ein Thema, das berühren könnte, den Leser stattdessen überwältigt und am Ende doch nichts zurücklässt. (Was mir noch aufgefallen, aber nur eine penible Anmerkung meinerseits ist: Zahlen bis zwölf schreibt man aus.)
Eine kleine Gefälligkeit
Das Meiste wurde wohl schon gesagt, diese gezielte Hinarbeitung auf die Pointe birgt doch so manchen Logikfehler mit sich. Überhaupt halte ich derartige Geschichten, die dann zum Schluss hin "aufgelöst" werden für fragwürdig. Man weiß, dass etwas kommt, und es muss schon sehr originell sein, um dann noch wirklich zu überraschen und zufrieden zu stellen. Die Sprache ist detailliert, sogar den Nasenhärchen wurde Aufmerksamkeit gewidmet. Hier wurde teilweise übertrieben, in anderen Stellen wieder genau mein Geschmack getroffen: "Jo blinzelte sich den Schnee aus den Augen..." ist z.B. sehr hübsch formuliert.
Losgelöst
Etwas tapsig, vielleicht zu vorschnell abgeschickt. Der Schluss hätte in sich stimmiger sein können, insgesamt ein wackeliger Text.
Das Ende der Welt
Idee und insbesondes Sprache vereinen sich zu einer originellen, gut lesbaren Geschichte. Ein bisschen bereue ich jetzt ja doch, nicht einmal ein einziges Pünktchen verteilt zu haben. Wahrscheinlich störte mich, dass das unweigerlich aufgeworfene "Warum?" nicht klar ist, gleichzeitig weiß ich, dass derartige Hintergründe das Gesamtbild hätten zerstören können und fünfhundert Worte ohnehin ziemlich knapp sind. Trotzdem...
Noch eines zur Sprache, obwohl die wie gesagt wirklich wunderbar ist: Schluchzt man nicht aus Hoffnung, und aus Rührung, und aus Angst? Oder nicht?
Eileen
Ein leiser Text, den ich eigentlich nicht mit zusätzlichen Worten bewerten möchte, dafür finde ich ihn einfach zu schön. Das Licht bei McDonalds, eine Hand wie ein kleiner Vogel, eine schwarze Mütze... dazu eine Wortgewandtheit, in die man eintauchen möchte und eine Geschichte, die mit wenig Worten viel auszulösen vermag.
Die vertauschte Grammatik im letzten Satz lass ich mal außen vor, sie trübt keinesfalls meine Faszination am Text und ist sicherlich schon bekannt.
Drei Punkte.
Weil ich ein Mädchen bin
Was recht vielversprechend beginnt, verliert sich spätestens im Dialog im Mittelteil, dessen Sinn sich mir auch beim nochsovielten Lesen nicht ganz erschließt. Klar ist da das Ende, das ist auf jeden Fall schön, ein Plus, aber sonst? Mir fehlt hier irgendwas. Sicherlich passend ist die Sprache, die den inhaltlosen Inhalt doch mitreißt und mir auch den Lesegenuss erhielt.
Zwei Sekunden
Diesen Beitrag schrub eindeutig ein Sprachkünstler, und ich bin mal wieder ganz verliebt in die ineinander verwuselten Sätze, deren Entknotung auf jeden Fall ganz viel Spaß macht. Beeindruckend ist die Leichtigkeit, mit der die von lebhaftem Witz umhüllten Worte von der Hand zu gehen scheinen, was bleibt ist ein Schmunzeln in den Mundwinkeln und eine gewisse Atemlosigkeit ob der Schnelligkeit des Textes.
Eigentlich wollte ich noch etwas kritisieren, einfach der Vollkommenheit halber, aber mir fällt leider nichts ein...
Zwei Punkte.
Ohne Namen
Wirkt hingeschludert. Ein Krimi? Hätte mystisch werden können, oder ein bisschen gespenstisch. Geheimnisvoll vielleicht. So bleiben ein paar Sätze, die sich gegen Ende lila färben, sonst aber nicht viel aufzuweisen haben. Es könnte eine tolle Idee dahinter stecken... vielleicht hätte man die fünfhundert Worte ausfüllen sollen.
Holy Shit
Hach, das ist so... alt. Obwohl mein Gehirn die Idee und auch die Ausführung als witzig erkennt und in mir ein "Das ist lustig, du könntest lachen"-Schildchen blinkt, passiert irgendwie nicht mehr als das. Der Text leidet darunter, in der ein oder anderen Form schon mal da gewesen und mMn ohnehin ein wenig platt zu sein, das reißen auch die hübsch verwendeten Lustigkeiten nicht mehr heraus. Schade.
Schlagerparade
Natürlich ist die Idee mit den Schlagern als Textform neu, anders und auch originell (was immer ein Pluspunkt ist), aber warum wurde sie hier verwendet? Wenn da jetzt ein tiefschürfender Sinn dahinter steht, entschuldige ich mich für mein Nicht-Erkennen, falls nicht, dann stört es mich... aus welchem Grund auch immer. An die Pointe kann ich dann doch wieder Gefallen finden, vielleicht liegt das auch an meiner natürlichen Hundevernarrtheit und Golden Retriever sind sooo schöne Tiere, nur den Gedanke des Missbrauchs, der unweigerlich aufkommt ("Siebzehn war sie noch nicht") fand ich unnötigerweise irreführend... geht ja in eine ganz andere Richtung als die eigentliche Geschichte.
Bienchen
Dieser Text geht deswegen so nahe, weil er so unheimlich echt und nachvollziehbar ist. Das Bild einer Familie, ohne Gewalt, ohne Blut, ohne Geschrei und doch so deutlich kaputt, dass mir beim Lesen ganz flau wurde. Der Anfang hätte noch ein bisschen glatter sein können, über die vielen Namen musste ich dann doch einen Augenblick nachdenken. Schön fand ich, dass die Aussage ganz schlicht beim Leser ankommt, ohne dass man sich inhaltlichen Hilfsmitteln wie z.B. Fingernägeln, die sich in Handflächen bohren usw bedienen musste. So bleibt eine überzeugende Klarheit, und ein deutliches Ende, das trotz aller Gefahren nicht kitschig oder aufgebraucht wirkt.
Ein Punkt.
Der Tod eines Mädchens
Zu viel Dramatik. Die These "Erstes Mal = Tod des Mädchens" halte ich für überzogen, und die ganzen Konsequenzen, die das Mädchen für sich erkennt, empfinde ich als übertrieben und an der Grenze zur Unlogik. Sprachlich sowie inhaltlich gibt es außerdem einige Ungenauigkeiten, wie Kommasetzung, umständliche Satzstellungen und Widersprüche. Sicherlich ein interessanter Einfall, sehr das Thema treffend, aber einfach nicht schlüssig genug.
*Luft hol*
Bin ich eigentlich die einzige, die für die Kommentare manchmal fast so lange wie für das Schreiben selbst braucht?
Liebe Grüße,
Lotta