Meine Meinung:
Ich habe gestern Abend „Lucian“ beendet und muss sagen, ich bin immer noch hin- u. hergerissen von diesem Buch.
Das Cover und der Rücktext verraten ja im Prinzip schon in welche Richtung dieses Buch geht. Das an sich, fand ich jetzt nicht schlimm.
Auf der einen Seite ist es eine schöne, noch recht unverbrauchte Idee, gut geschrieben mit einer schönen Liebesgeschichte. Auch die Tatsache, dass das Buch zum Großteil, in Hamburg spielt, fand ich klasse.
Die zu Anfang beschriebene Familien-Harmonie von Rebeccas Familie (lesbische Mutter & deren Freundin, der in Amerika lebende Vater) und die Ladys Night-Tradition fand ich echt klasse. Auch Rebeccas beste Freundin Susanna und Sebastian mochte ich sehr. Ich glaube jede Mutter einer 16jährigen Tochter würde sich Sebastian als ersten Freund für ihre Tochter wünschen.
Die E-Mails im zweiten Teil des Buches haben mich sehr berührt. Ich habe dabei gelacht und auch geweint.
Natürlich mochte ich auch Lucian und Faye.
Allerdings gab es auch einige Dinge im Buch, die mir nicht so gefallen haben.
Zum einen war da diese ständige Detailverliebtheit der Autorin. Ich fand, da wurden viel zu viel Kleinigkeiten wie Beschreibung von Räumen, Umgebung etc. zu sehr in die länge gezogen. Die ersten 100 Seiten fand ich recht zäh. Auch mit Rebecca bin ich nicht recht warm geworden. Ich fand sie zeitweise schon ziemlich egoistisch, gedankenlos und unfair (vor allem ihrem Vater gegenüber, im Dritten Teil des Buches).
Auf der anderen Seite wurden Rebecca und ihre Freund im Schulunterricht als recht clever, reif und erwachsen und abgeklärt beschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf alle 15-16-jährigen zutrifft. Aber evtl. unterschätze ich die Jugend von heute… .
Die kleine Val fand ich einfach nur unheimlich.
Ich fand die Handlung an vielen Stellen auch recht vorhersehbar.
zB:
Wobei ich die Verwicklungen um Rebecca und deren Urgroßvater irgendwie unnötig empfand, da hätte man Tyger auch anders einbauen können, damit er sich schlüssig in die Geschichte einfügt.
- Als Janne ihre Koch-Attacken hatte, ging mir des spaßes-halber durch den Kopf, dass evtl. Lucian ihr Problem-Patient ist. Und es war auch so.
- Dass das Klingelschild „Eternal Fonds“ eine Anspielung auf Lucian sein sollte, war dann auch nicht mehr zu übersehen.
Die Auflösung von Rebeccas Albtraum in dem Zimmer mit dem grünen Teppich fand ich einfach blöd und unbefriedigend,
Auch hätte ich mir zum Schluss noch eine „ 1-Jahr-später“ Szene gewünscht, denn:
- kann Rebecca sich überhaupt noch (was Beziehungen angeht) auf jemanden einlassen, nachdem sie weiß, was sie mit Lucian hatte und weiß, dass er immer dabei ist??
- ich hätte auch gerne gewusst, ob Rebecca sich und Sebastian noch eine Chance gibt.
(Auf der einen Seite würde ich es SEBASTIAN gönnen, aber auf der anderen Seite will er immer die ewige Nr. 2 sein?? Er hat sich immer um sie bemüht, da hätte ich IHM schon ein Happy End gewünscht!)
- Was ist mit Rebeccas Dad? Bleibt Rebecca jetzt in L.A. od. geht sie wieder zurück nach Hamburg? Besserte sich das Verhältnis in der Patchwork Familie noch, zumal Michelle ja doch nicht so kalt und abweisend zu sein scheint.
- Hat Rebecca noch Kontakt zu Faye und Morton Tyger?
Vor allem Verstehe ich Jannes Verhalten nicht so ganz. Hört bei Psychologen das rationale Denken auf, sobald es um die eigene Familie geht? Sicher, Psychologen sind auch nur Menschen und treffen auch falsche Entscheidungen, beurteilen Situationen falsch, aber ich fand, dass Janne da ganz und gar egoistisch gehandelt hat. Das fängt bei den Therapiesitzungen
Ich hätte mir auch eine Erklärung dazu gewünscht, wie Janne am Ende des Buches zu Ihrer Erkenntnis gelangt ist.
Wie ich oben schon schrieb, bin ich hin- und hergerissen, was dieses Buch angeht und somit fällt es mir auch sehr schwer, da eine Punktvergabe vorzunehmen.
Das Buch ist auf gar keinen Fall schlecht, ich hätte mir nur die ein od. andere Erklärung zu gewissen Dingen gewünscht. So wirkt das Buch stückweise unfertig auf mich.
Ich würde 6 von 10 Punkten geben.