Beendet: Herr des Lichts, Roger Zelazny
Selten war ich bei einem Buch in vielerlei Hinsicht gespalten. Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich. Poetisch, geheimnisvoll, metaphorisch, vielschichtig. Manchmal sogar märchenhaft. Ganz sicher nicht jedermanns Sache. Die Welt, die Zelazny hier erschafft, ist äusserst exotisch. Eine Mischung aus hinduistischer und buddhistischer Philosophie. Geister, Dämonen, Elementarfeuer, Untote, Gestaltwandler, Götter Halbgötter und andere mythische Gestalten kommen darin vor. Es erinnert zuweilen an Tausendundeine Nacht. Die Charaktere sind allerdings wenig tiefgründig und etwas oberflächlich. Der Leser lernt deren Vergangenheit und Motive nie wirklich kennen. Ihre Handlungsweisen werden dem Leser einfach konsequent durch ihr Gottsein, ihre Macht und Unsterblichkeit vorausgesetzt. Ausgenommen der als sehr weitsichtig und schlau gezeichnete Hauptcharakter Sam, sowie der als enorm intelligent und klug gezeichnete Todesgott Yama, bleiben sie blass. Rühmen muss ich jedoch die Vision Zelaznys, die hinter der Geschichte steht. Nach dem Roman bekam ich tatsächlich ein Gefühl dafür vermittelt, welches Übel die Religionen sein können. Als Machtinstrument eingesetzt, damit die Menschen in einer demütigen Unterwerfung verbleiben und besser kontrolliert werden können. Das Buch zeigt auch, dass alles, was nicht ist, den Menschen einengt und er sich gegen die Verblendung und Verwirrung von Lügen, verbreiteter Unwahrheit und Religion auflehnen sollte, wenn er frei werden will.
Begonnen: Aufzeichnungen aus meiner Hütte, Kamo no Chômei