Beiträge von Twilight

    Ich glaub das ist genau andersrum gemeint. Weizenkörner und Trauben sind die Grundlagen für Brot und Wein, Grundelemente der christlichen Eucharistie. Das Ziel des Lebens ist, vom "Grundstoff" zum (gottgefälligen) "Fertigprodukt" zu werden. Dass man dabei auf Schwierigkeiten stößt und Hindernisse überwinden muss, auch mal Schmerzen erleidet (gemahlen oder gekeltert wird) sollte einen von diesem Weg nicht abhalten. Mit dem Fest ist wahrscheinlich Christi Wiederkehr gemeint.


    Warum man sowas allerdings als Kinderlied verkauft ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel...

    Zitat

    Original von Alexx61
    ich denke Leute die sich im I-net "gefunden" haben..haben irgendwie einen Sprung in der Schüssel...warum finden die keinen in ihrer Nähe??


    Zitat

    Original von Alexx61
    aber, wie oft funktioniert das bei diesen Flirt-lines?? ich glaube selten, denn da muss gelogen werden was das Zeug hält um überhaupt mal einen Blick geschenkt zu bekommen...


    Da Du mich ja explizit nicht von Deinem "Sprung in der Schüssel" ausgenommen hast erlaube ich mir mal vehement zu widersprechen. Und es ist sicher nicht so dass Leute, die ihren Partner im Netz gefunden haben, im "RL" zwangsläufig zu kurz gekommen sind - diese Meinung lese ich nämlich aus Deinem ersten Posting heraus. Du solltest vielleicht nicht von Deinen Erfahrungen pauschalisierend auf andere schließen :-]


    Natürlich gibt es "Flirtlines", denen man besser fern bleiben sollte. Aber es gibt genauso Communities, wo völlig normale Leute rumlaufen, die das Internet als Kontaktbörse nutzen wie eine Kleinanzeige oder ne Singleparty. Außerdem gibt es ja noch jede Menge andere Möglichkeiten, wie Foren, Chats oder Usenet, wo die Partnersuche gar nicht im Vordergrund steht und man trotzdem in Kontakt kommt. Ich hab in meinem Bekanntenkreis jede Menge Paare, die sich übers Internet kennengelernt haben und seit Jahren glücklich zusammen sind, obwohl die Partner oft am Anfang hunderte von Kilometern voneinander entfernt gewohnt haben (wie in meinem Fall z.B.) - und keiner von denen hat einen "Sprung in der Schüssel", sie haben sich nur rechtzeitig von dem Vorurteil verabschiedet, dass im Internet nur Spinner rumlaufen.

    Das Internet ist als Recherchehilfe sicherlich unverzichtbar. Allerdings schneidet sich jeder Schüler der während seiner Schullaufbahn nicht lernt selbständig zu denken, zu recherchieren und Probleme zu lösen früher oder später ins eigene Fleisch.
    Ich fände es wichtig dass
    a) sich die entsprechenden Lehrer im Internet und mit den entsprechenden Technologien mindestens genauso gut auskennen wie die Schüler, so dass sie entsprechenden "Pfusch" auch identifizieren können
    b) dass im Unterricht explizit ein "vernünftiger" Umgang mit dem Internet gelehrt wird, man z.B. lernt valide Quellen von Schund zu unterscheiden - und andererseits dabei deutlich wird, dass das Netz das eigenständige Denken und Arbeiten nicht ersetzen kann.

    Ronja : Das subbt bei mir auch noch! Ein gutes Zeichen dass es Dir so gut gefällt :-)


    Ich hab mir auch eine skandinavische Leiche für die U-Bahn gegriffen:


    Hakan Nesser: Das falsche Urteil (der 3. Van Veeteren-Krimi)

    Hallo allerseits,


    möchte kurz auf die Bücherbörse, den größten österr. Buchflohmarkt hinweisen, die nächstes WE stattfindet. Veranstaltungsort ist wieder die Stadthalle, nachdem das Austria Center als Location nicht besonders gut angekommen ist. Dieses Jahr gibt es nur zwei Termine, so dass die Beteiligung bei Anbietern und Besuchern hoffentlich entsprechend groß ist.

    Charlie Russell, Maureen Enns: Die Seele des Bären. Unser Leben mit den Grizzlys von Kamtschatka


    Klappentext:
    Es ist die ungewöhnlichste und abenteuerlichste Adoption aller Zeiten: Im Mai 1997 entführen die Autoren drei kleine Grizzlybabys aus einem russischen Zoo, um deren Leben zu retten - ohne lange zu überlegen und ohne die Genehmigung der staatlichen Behörden. Sie nehmen die Bären mit zu ihrer Forschungsstation auf die sibirische Halbinsel Kamtschatka, wo sie die Tiere an ein artgerechtes Leben in der Wildnis gewöhnen wollen.

    Zitat

    Original von hurz
    Weitere Frage: Wer (außer mir :grin) hat seinen Schatz durch ein Internetforum kennengelernt???


    Ich.
    Aber an die Liebe auf den ersten Blick glaube ich nicht. Zu viele scheinbar tolle Menschen haben sich auf den zweiten Blick als K***brocken herausgestellt; und bei scheinbar verzichtbaren Bekanntschaften haben sich die Qualitäten erst nach längerem Kennen(lernen) gezeigt.

    Zitat

    Original von Grizzly


    Letztlich also der Griff zur SciFi und wenn der Roman hält, was er verspricht, dann sicherlich nicht mein letzter.


    Wenn Du schon dabei bist :-) ... heute morgen ist mir "Begegnung mit Tiber" im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Regal entgegengefallen, ein phantastsiches SciFi-Buch, das ich vor vielen Jahren schon mal gelesen hab. Es ist ein echter Schmöker, dick und trotzdem kurzweilig, und Buzz Aldrin beweist, dass auch Leute, die was von der Materie verstehen trotzdem gut schreiben können.

    Hallo allerseits,


    ich möchte auch mal meine Homepage hier vorstellen. Und da die Startseite etwas... hm, nun ja... unaufregend ist (ich muss mir da _wirklich_ langsam mal was für überlegen :grin ) ein paar Worte zu den einzelnen Teilen:


    Das hier ist sozusagen das Fundament, schon vor Jahren vor allem als Spielwiese für html- und css-Spielereien entstanden. Und weil's so ganz ohne Thema ja auch nicht geht, hab ich angefangen Reiseberichte zu schreiben.


    Dieser Teil ist vor einigen Monaten dazu gekommen und beschäftigt sich mit dem Computerspiel "Morrowind", für das ich einige Mods gebastelt hab.


    Blooks ist nun schließlich mein neuestes Baby, ein Literaturblog - weil davon kann es einfach nicht genug geben ;-) . Da ich schon länger ein Lesetagebuch führe, wollte ich meine Rezensionen jetzt einfach mal online sammeln. Das Design ist übrigens ursprünglich das gleiche wie bei Milla (was mir aber erst hinterher aufgefallen ist :-) )


    Kommentare jeglicher Art natürlich ausdrücklich erwünscht!

    Wenn schon Ilium, dann sollte man den Nachfolger Olympos aber auch gleich hinterher lesen :)


    Tipps von mir:


    Andreas Eschbach: Die Haarteppichknüpfer, Der Letzte seiner Art oder Quest.


    Terry Pratchett


    Elizabeth Haydon: Die Rhapsody-Saga


    Susanna Clarke: Jonathan Strange und Mr. Norell


    Mit Horror kann ich leider nicht dienen.


    edit: sorry, Iris war mit Olympos schneller :-)

    Ich hab das Buch vor einiger Zeit mal von einem Grabbeltisch gefischt und fand es ebenfalls ganz toll. Die absolute kulturelle Fremdheit Indiens für einen Europäer und die Konflikte zwischen den Freundinnen werden sehr beeindruckend dargestellt.

    Wie angekündigt, hier die Rezension zu den "Hungersbräuten" von Paul Anderson. Für die, die sich die lange Version nicht antun wollen, reicht vielleicht auch die Zusammenfassung: "Anspruchsvoll, aber seeehr lohnend" :-)


    Na, dann mal los:


    1400 Seiten und 1495 Gramm geballte Geschichte, Theologie und Kultur erwarten den Leser, der sich auf dieses Buch einlässt - und einlassen muss man sich, die "Hungersbräute" sind kein Text, den man mal eben so wegschmökern kann.


    Inhalt:
    Hauptthema ist die Geschichte der historischen Gestalt Sor Juana Ines de la Cruz, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Neuspanien, dem heutigen Mexiko gelebt hat. Die Eroberung der Neuen Welt durch die Europäer ist noch lange nicht so gefestigt wie heute, die Ureinwohner, "mexicas" genannt, halten hartnäckig an ihrer Lebensweise, ihrer Religion und Kultur fest - etwas, was die katholische Kirche durch starke Präsenz und die Einschaltung der Inquisítion zu unterbinden sucht.


    Sor Juana Ines de la Cruz ist eine Kreolin, d.h. eine in Amerika geborene Weiße, die aufgrund ihrer ländlichen und dazu noch unehelichen Herkunft kaum weniger geachtet wird als die Indios. Ihre Mutter führt eine Farm, ihren Vater kennt sie nur von gelegentlichen Besuchen, ihre Hauptbezugspersonen ist ihr Großvater, der sie, nachdem sie sich selbst mit drei Jahren das Lesen beigebrachthat, mit Literatur, klassischer Philosophie und moderner Naturphilosophie (wie die beginnende Naturwissenschaft damals genannt wurde) bekannt macht. Großen Einfluss übt auch ihre indianische Amme aus, die sie in die Welt der Indio-Mythologie einführt, sie Nahuatl, die Sprache der Indios lehrt und deren gleichaltrige Tochter gemeinsam mit ihr aufwächst.


    Nach einer - mehr oder weniger - unbeschwerten Kindheit zwischen der Natur am Popocatépetl und der Bibliothek des Großvaters kommt Juana für einige Jahre an den prunkvollen Hof des spanischen Vizekönigs in Mexiko, wo sie sich als dichterisches und philosophisches Wunderkind einen Namen macht, allerdings auch fast unter den höfischen Intrigen zerbricht. Auf Anraten ihres Beichtvaters tritt sie schließlich mit Anfang 20 in ein Kloster ein, da dies der einzige Ort zu sein scheint, an dem sie ihren unersättlichen Wissensdurst und Bildungshunger stillen kann. Dort entwickelt sie sich zur wichtigsten spanisch-sprachigen Dichterin des ausgehenden "Goldenen Zeitalters" des Barock, anerkannt in der Alten ebenso wie in der Neuen Welt. Den Rest ihres Lebens verbringt sie im Kloster San Jéronimo, allerdings mit eher unüblichen Beschäftigungen: Nach wie vor ist sie als Dichterin sehr gefragt, und sie stellt ihr Können immer wieder mit Auftragsarbeiten für den Hof oder die Kirche unter Beweis.


    Dennoch wird sie vom Klerus argwöhnisch beobachtet; besonders ihre langjährige Freundschaft zum einem mexikanischen Geographen und Astronomen und ihre Beziehung zur Vizekönigin, die als ihre Fürsprecherin fungiert, erzeugt Misstrauen, ebenso wie die Veröffentlichung von Gedichten, in denen christliche Heilige mit Figuren aus der griechischen Mythologie in Verbindung gebracht werden. Um 1690 gerät sie endgültig ins Visier der Heiligen Inquisition, der auch ihr Beichtvater, der Jesuit Antonio Nunez angehört - eine zwiespältige Figur, die in der Folge erfolgreich versucht, Sor Juanas nach Freiheit und Wissen hungernden Geist zu brechen und sie endgültig in die Abgeschiedenheit des Klosters zu verbannen. Nachdem er einen ihrer glühendsten Verteidiger verurteilt und das Beichtgeheimnis gebrochen hat, um sie in Verruf zu bringen, beendet sie ihre dichterische Tätigkeit, stuft sich selbst im Konvent auf den Rang einer Novizin zurück und beginnt ein Leben, das der Kontemplation und Kasteiung gewidmet ist. Erst als in Mexiko die Pest ausbricht und auch das Kloster betroffen ist, taucht sie im weltlichen Leben wieder auf und widmet sich der Pflege der Kranken, nur um nach wenigen Wochen selbst im Alter von 46 Jahren an der Krankheit zu sterben.


    Der Titel des Buches verbindet den Juana-Handlungsstrang mit dem der kanadischen Studentin Beulah Limosneros - beide Frauen sind getrieben von einem Hunger nach Wissen, der sie letztendlich in den Untergang führt. Diese Beulah Limosneros, eine hochsensible, psychisch labile und hochintelligente junge Frau, die an ihrer Universität ebenso als "Wunderkind" bezeichnet wird wie Sor Juana 300 Jahre zuvor, stößt im Zuge ihres Studiums auf die Dichterin, beginnt über sie zu forschen und verfällt dem Reiz von deren Leben und Dichtung. Dabei verstrickt sie sich in eine verhängnisvolle Affäre mit dem Literaturprofessor Donald Gregory. Als dieser die Affäre beendet, flüchtet sie in einen esoterischen "Studienaufenthalt" nach Mexiko, beginnt dort eine weitere Affäre mit einem Mexikaner, kehrt zurück nach Kanada und begeht schließlich einen Selbstmordversuch, nach dem sie von Gregory gefunden wird - der daraufhin ihre Aufzeichnungen an sich nimmt und flieht.


    Der Autor:
    Paul Anderson ist ein kanadischer Kosmopolit, Jahrgang 1956, der mit Anfang 20 zunächst seine Heimat hinter sich ließ, um die Welt reiste und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Nebenbei schrieb er einige Short Stories, machte aber ansonsten als Autor kaum von sich reden - bis er in Mexiko das erste Mal auf Sor Juana stieß und damit das Thema gefunden hatte, das ihn die nächsten 12 Jahre beschäftigen sollte. Unter anderem besuchte er alle Original-Schauplätze in Mexiko, die heute zum großen Teil auch noch zu besichtigen sind. Als er den ersten, 1000-seitigen Entwurf seines Romans einem Verlag vorlegte, wurde er zu seinem Erstaunen nicht zu Kürzungen verdonnert, sondern sollte ihn noch verlängern.


    Meinung:
    Jeder Versuch, dieses Buch in seiner ganzen Fülle an sprachlicher und inhaltlicher Vielfalt angemessen zu würdigen kann nicht mehr als unbeholfen ausfallen. Anderson tobt sich in seinem Erstling, für den er immerhin 12 Jahre gebraucht hat, nach Kräften aus. Schon allein die schillernde Figur der Sor Juana hätte Stoff genug für mehr als einen großen Roman geboten, aber seine Verknüpfung mit ihrem modernen Pendant, der Studentin Beulah, setzt dem ganzen die Krone auf. Die drei Perspektiven, die hier dargeboten werden - die durch Beulahs AUfzeichnungen erzählte Geschichte Juanas, die von Donald erzählte Geschichte Beulahs und Donalds eigene Darstellung der Geschehnisse - wird zusätzlich noch durch unterschiedlichste Textarten aufgebrochen. Da wird eine klassische Erzählerperspektive abgelöst von inneren Monologen, Tagebucheinträgen und Briefen, offiziellen (und historisch korrekten) Dokumenten der Inquisition, einer modernen Bearbeitung des Lebens Juanas als Drehbuch und - natürlich - immer wieder Gedichten und Dramenfragmenten der Dichterin selbst.


    Diese Vielfalt an Stilen fordert dem Leser zwar einiges an Anpassungsleistung ab, macht die Erzählung aber dafür umso lebendiger und glaubwürdiger. Dies ist umso bemerkenswerter, als der ganze Wälzer erstaunlich actionarm ist. Eigentlich passiert nicht viel, und von außen betrachtet hat Sor Juana ein ziemlich langweiliges Leben geführt. Das Hauptaugenmerk liegt auf ihrer intellektuellen Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und mit den Kirchenoberen. In diesen Passagen kommt das ganze Spektrum ihrer universellen Bildung zum Tragen, das von Anderson in fiktiven Dialogen und Briefwechseln brillant wiedergegeben wird - und wo der Leser mit muss, auch wenn zwischendurch der ein oder andere Ausflug zu Wikipedia o.ä. nötig wird. Eine gewisse Vorbildung in Bezug auf griechische und ägyptische Mythologie sowie ein theologisches Grundvokabular erleichtern das Verständnis auf jeden Fall ungemein.


    Leider kommt die "moderne" Handlungsebene um Beulah bei aller barocker Pracht, in der die Juana-Geschichte präsentiert wird, fast ein wenig zu kurz, obwohl sie mit geschätzten gut 300 Seiten eigentlich schon genug Stoff für ein eigenes Buch bieten würde. Dennoch wird zwar die Faszination, die die Nonne auf die Studentin ausübt, sehr plakativ beschrieben, aber die intellektuelle und thematische Verbindung zwischen den beiden Frauen kommt fast zu kurz, zumindest hat sie sich mir vor allem auf den ersten 1000 Seiten nicht wirklich erschlossen.


    Ich habe an diesem Epos fast drei Monate gelesen, und das Buch ist sofort nach dem Zuklappen auf meine Stapel wiederzulesender Bücher gelandet - wobei ich mir fest vorgenommen habe, es mir das nächste Mal nur in einem langen und ruhigen Urlaub wieder vorzunehmen.



    Weiterführende Links:
    - Hungersbrides.net - Die Seite zum Buch
    - Das Blog des Autors
    - Sor Juana bei Wikipedia (englische Version, der deutsche Eintrag ist ziemlich mager)

    Zitat

    Original von Kalypso
    Hallo Twilight,


    danke für deinen Bericht. Magst du ihn nicht als Rezi bei den historischen Romanen einstellen, denn hier geht er vermutlich unter?


    mach ich. Dafür muss ich aber erstmal ne "richtige" Rezi schreiben - hab ich aber eh vor :-)

    Hallo allerseits,


    ich hab's inzwischen durch und bin total hin und weg. Allerdings hat Kalypso völlig recht wenn sie sagt, dass man das Buch nicht mal eben so zwischendurch oder mit großen Unterbrechungen lesen kann - andererseits geht's bei über 1400 Seiten auch irgendwie gar nicht anders. Ich fand am faszinierendsten den Handlungsstrang um Sor Juana Ines de la Cruz, weil der absolut untypisch auf ganz unterschiedliche Weisen dargestellt wird. Teilweise tritt Sor Juana als Ich-Erzählerin auf (vor allem in den Passagen, in denen es um ihre Kindheit und die Zeit vor ihrem Klostereintritt geht), teilweise werden aber auch einfach Briefe von ihr und an sie oder Tagebucheinträge wiedergegeben, und zum Schluss kommt auch noch ihre Vertraute und Sekretärin im Kloster zu Wort. Sprachlich ist das Ganze also unglaublich vielfältig, dabei aber so dicht verwoben, dass man glaubt diese Frau schließlich in- und auswendig zu kennen. Ich war beim Lesen von mir selbst fasziniert, wie sehr ich in diese Geschichte abtauchen konnte - vor allem wenn man bedenkt, dass eigentlich gar nicht so wahnsinnig viel passiert, hunderte von Seiten beschäftigen sich nur mit der intellektuellen Auseinandersetzung von Juana mit ihrem Beichtvater (eine total verkorkste Gestalt) und anderen hohen Herren aus Kirche und Inquisition. Auch die immer wieder zwischengeschobenen Gedichte von ihr vervollständigen das Bild - sofern man sich die Zeit nimmt, sie wirklich zu verstehen und nicht nur zu überfliegen.


    Der zweite Handlungsstrang, der in der Moderne spielt und in dem die Studentin Beulah dem "Juana-Mythos" verfällt und ihre Arbeit an dieser Frau sie schließlich in eine Art Wahnsinn treibt, kommt dagegen fast zu kurz - und ich muss gestehen, dass sich mir der Zusammenhang zwischen den beiden Erzählebenen nicht so wirklich erschlossen hat. Man braucht die Juana-Geschichte um die Beulah-Geschichte zu verstehen, aber das war's auch irgendwie an Gemeinsamkeiten, die beiden Frauen selbst haben für mein Verständnis nicht viel gemein. Aber auch dieser Teil hat seinen Reiz, wird durch ganz unterschiedliche Stile und Erzähler dargebracht und gewinnt gegen Ende auch nochmal deutlich an Fahrt.