Beiträge von Luc

    Die schwedische Politik- und Medienlandschaft ist in heller Aufregung. Ingemar Lerberg- lange Zeit Anführer der konservativsten Partei im Lande ist auf grausame Weise gefoltert worden. Seine Frau Nora ist verschwunden. Die Polizei sucht verzweifelt nach einer Spur. Auch die Journalistin Annika Bengtzon setzt sich an die Fersen der Verschollenen Ehegattin. Als ein zweites Verbrechen geschieht. Ein Mord, an einem angeblich Obdachlosen Trinker. Die Folterspuren weisen auf denselben Täter hin. Doch wo gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten?


    „Jagd“ ist der Titel des Romans. Ich hatte über weite Strecken eher das Gefühl mich auf einer gemütlichen Kaffeefahrt zu befinden. Dazu kommt eine mühselig zusammengezimmerte Geschichte, die von der Schweden Tristesse durchzogen wird, die seinesgleichen sucht. Annika Bengtzon kämpft an allen Fronten, der abgelegte Ex führt seinen Armstumpf spazieren, die neue Familie will Annika am liebsten loswerden und ihr Chef wird von einem Blogger denunziert. Ich muss ganz ehrlich sagen manches an dem Buch nicht verstanden zu haben. Wozu diese Nebenkriegsschauplätze, die viel Spannung nehmen? Das Ende fand ich einfach unglaubwürdig, die Lösung verursacht bei mir lediglich ein Schulterzucken. Was ich generell mag ist der Schreibstil von Liza Marklund und in der Bloggeridee steckte auch einiges Potenzial, das leider auch ziemlich kläglich verschenkt wurde. Bestenfalls Stangenware.

    Paula Hawkins kennt ohne jeden Zweifel ihre Zielgruppe. „Girl on the Train“ ist Lesefutter, vor allem für Frauen, dafür sorgen schon die zwei weiblichen Hauptfiguren, die Tagebuchartig das Geschehen aufzeichnen. Nun denn. Zu Anfang hatte ich mit der starken Fixierung auf das Innenleben von Megan und Rachel einige Probleme, weil beide Frauen beileibe keine Sympathieträgerinnen sind und die Handlung nur schleppend vom Fleck kommt. Außerdem fand ich die wechselnden Perspektiven und Datumsangaben bisweilen verwirrend. Rachel ist Alkoholikerin, sie weint immer noch Tom nach, der sie für Anna verlassen hat und nun im ehemaligen gemeinsamen Haus ein glückliches Familienleben, sogar ein Kind hat. Rachel kann nicht loslassen, sie liebt Tom, verfolgt ihn gar, hasst Anna, der sie nicht nur böse Emails schreibt. An einer Bahnstrecke wartend wird Rachel Zeugin einer Affäre. Eine Frau verschwindet und niemand scheint ohne Schuld.


    Megan ist weit kühler, als die selbstmitleidige Rachel angelegt, sie mag die Männer, die Männer mögen Megan. Was aber niemanden besonders glücklich macht. Megans Schuld liegt tief in der Vergangenheit begraben. Die Zukunft saugt sie ein, wie ein schwarzes Loch. Paula Hawkins hat ihr Romanpersonal vielschichtig angelegt, gibt ihnen ein Gesicht, eine eigene Würde, auch wenn die Sucht oder ein Schicksalsschlag ihnen den Boden unter den Füßen wegreißt, bleibt da immer noch ein Mensch, der mit den anderen und dem Leben ringt. Ich fand das Buch in dieser Hinsicht authentisch und immer hart an der Realität. Was für einen Unterhaltungsroman auch keine Selbstverständlichkeit ist.


    In einem sehr lesenswerten Schreibstil fräst sich die Autorin in das Innerste ihrer Figuren und der Text entfaltet eine kräftige Sogwirkung. Erfrischend, dass dieser Thriller beinahe ohne professionelle Ermittler auskommt. Mir hat das Lesen einfach große Freude bereitet, wenn ich auch sagen muss relativ früh eine Ahnung gehabt zu haben, wer der Täter ist. Ein gelungener Roman.


    8 von 10 Punkten

    Jetzt geht es in die Tom Richtung. Habe ich es mir doch gedacht. Diese Paar Beziehung mit Anna kam bis jetzt am neutralsten rüber. Nun zeigt Tom sein wahres Gesicht. Tom und das Kind von Megan, dahin dürfte die Reise gehen. Ich finde dass schon eindrucksvoll, wie die Autorin ihr Romanpersonal durchleuchtet. Auf mich wirken eigentlich alle Frauen und Männer sehr realistisch. Und obwohl ich bezüglich des Täters schon länger eine gewisse Vorahnung hatte bin ich immer bei der Stange geblieben, einfach wegen des Schreibstils und den menschlichen Abgründen, die sich da vor einem auftun.

    Rachel wirbelt jetzt viel Staub auf. Endlich kommt sie mal aus ihrem Selbstmitleid. Über die gesamte Strecke eines Romans wäre das auch ganz schön ätzend geworden. Das Megan auf diese Weise ein Kind verliert ist traurig, macht sie allerdings als reine Romanfigur gesehen auch charakterlich runder. An Scott als Täter glaube ich nicht, dass wäre zu simpel. Ich denke wir werden jetzt noch eine Weile vom eigentlichen Mörder weggeführt, um ihn dann im letzten Abschnitt präsentiert zu bekommen. :grin

    Jetzt gefällt mir das Buch immer besser. Rachels Leben dreht ich hauptsächlich um Alkohol und Tom, der in der Geschichte als Fremdgeher bisher relativ gut wegkommt, was mich ziemlich stutzig macht. Ich denke hier wird sich noch manches Blatt wenden. Am Anfang hatte ich noch etwas Mühe mit dem Schreibstil, aber jetzt muss ich meine leichte Abneigung doch revidieren. Richtig gut! Die Autorin holt unheimlich viel aus den Menschen heraus. Sicher wird sich Rachels Blackout noch zur rechten Zeit auflösen und der rothaarige Mann wird dann eine Schlüsselfigur bekommen. Mal sehen!

    Ich bin eigentlich kein Fan von Tagebucheinträgen. Aber nun gut. Megan und Rachel nerven mich ein bisschen. Erst gegen Ende dieses Abschnitts komme ich besser in die Geschichte. Rachels selbstleidiger Alkoholtrip und Megans Unbeständigkeit und Tristesse liegen für mich derart dicht beieinander, dass ich die beiden Frauen schnell miteinander verwechsle, wenn ich eine Lesepause einlege und das nächste Kapitel beginne. Auch die Zeitsprünge finde ich eher verwirrend. Langsam scheine ich aber die Kurve zu bekommen. :grin Denn das Buch beginnt ja durchaus spannend.

    Zufall oder Vorsehung? Azalea stellt sich diese Frage seit Jahren. Denn immer wieder Tritt Azalea das Unwahrscheinliche in einer Häufung auf die Füße, die sie König Zufall ausschließen lässt. Dr. Post forscht in die Richtung und ist fasziniert von den Azaleas kuriosen Schicksalsschlägen. Selbst Azaleas Todestag scheint schon festzustehen. J. W. Ironmonger hat mit “Das zufällige Leben der Azalea Lewis" einen quicklebendigen Pageturner geschrieben. Beeindruckend gelingt ihm die Einbindung zeitgeschichtlicher Themen, so entführt uns der Autor von der Isle of Man, bis nach Uganda, vom Falkland Krieg, bis nach London.


    Der Roman ist gespickt mit Spannungselementen, punktet mit einer Prise Humor und wirft auf sehr unterhaltsame Art philosophische Fragestellungen auf. Zudem hat er mit der ständig vom Schicksal gebeutelten Azalea eine weibliche Protagonistin von Rang. Nicht nur, dass sie ich einfach nicht unterkriegen lässt, nein, sie wirkt sehr authentisch, in den Fragen die sie sich stellt und wie sie nach Antworten sucht. Dr. Post ist der ideale Gegenpart. Der der typisch schusselige Professor, der Gelegenheiten nicht unbedingt beim Schopfe packt, sondern sich eher auf Zahlen und Fakten beruft, statt sich um Gefühle zu scheren.


    Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Es ist unkonventionell erzählt, klug erdacht und packend geschrieben. Manchmal hätte der Autor die Argumentationen der handelnden Figuren noch stärker unterfüttern können, ansonsten habe eigentlich wenig zu bekritteln. Kann ich uneingeschränkt empfehlen! 9 von 10 Punkten

    Der Schluss hätte für mich auch etwas eindeutiger ausfallen können. Aber je länger ich darüber nachdenke desto konsequenter kommt mir diese Hängepartie auf den letzten Seiten vor. Dr. Post bekommt eine Einsicht geschenkt, die schöner nicht klingen kann. Insgesamt bin ich mit dem Buch sehr zufrieden. Beste Unterhaltung, voller Überraschungen und interessanter Charaktere. Unkonventionell erzählt. Tragisch und komisch. Bravo!

    Azaela und Dr. Post beginnen eine Beziehung. Dr. Post wird als herrlich schüchterner Wissenschaftler gezeichnet, der sich einfach nicht richtig öffnen kann. Azaela steht ihm da in Nichts nach. Ihr Herz ist auf einem anderen Kontinent. Die Begegnung mit dem Reverend fand ich auch beeindruckend. An ein Happy End glaube ich kein bisschen. Aber Hoffnung muss erlaubt sein.

    Mir haben die Abschnitte über die Vorsehung und den Zufall auch sehr gut gefallen. Die ganze Mischung aus Philosophie und Spannungselementen eingebettet in einen zeitgeschichtlichen Rahmen ist genau mein Ding. Rätsel über Rätsel und dazu muss ich oft schmunzeln, wenn nicht gerade Kony am Werk ist. :lache

    Kony baut auf seine Kindersoldaten. Rebecca baut auf Mitmenschlichkeit. Leider gewinnt das Grauen. Ritchie und Lauren wirken ein bisschen, wie in die Geschichte geschoben. Aber ansonsten läuft der Roman, wie eine gut geölte Maschine. Azalea und Dr. Post kommen sich näher und entlocken der Vergangenheit einige Geheimnisse. Ich lese das alles mit wachsender Begeisterung, einfach der besonderen Mischung wegen und der Spannung, die einfach nicht abflachen will.

    Ein gelungener Abschnitt! Ich habe mit jeder Seite mehr Freude an dem Buch. Das ist so eine schöne Mischung aus Spannung, Zeitgeschichte, Humor und Philosophie auf eine sehr eigene Weise geschrieben, die mir einfach imponiert. Uganda, das Leben des Luke, Azaelas Zeiten im Busch kommen richtig glaubhaft rüber, obwohl König Zufall- oder ist es die Vorsehung, dem Leben dauernd ein Bein stellt. :grin


    Den blinden Mann fand ich auch prima erzählt. :lache

    Dass ich ein Jugendbuch lese ist mir erst durch euch bewusst geworden. Bis jetzt bin ich von dem Roman sehr angetan. Das Thema Zufall interessiert mich und mit dem Schreibstil komme ich gut klar. Mir gefällt auch das dieses psychodelisch angehauchte Buchcover, dass ich irgendwie in den Siebzigern verortet hätte. Der Einstieg ist voller Rätsel und kleiner schrägen Begebenheiten, wie diese herrliche Taufe und die Entscheidung wessen Kind Azaelas Mutter unter dem Herzen trägt. Entscheidet da Gott, der Zufall oder am Ende gar lediglich ein scharfes Möwenauge? Der Pfarrer scheint sich da auf den Zufall festzulegen. :lache