Beiträge von Luc

    Ich hatte zu Anfang dieses Abschnitts etwas Probleme mir die Namen zu merken. Einmal habe ich sogar die Wildsau mit einem Menschen verwechselt. Langsam werde ich alt… :grin


    Ansonsten habe ich gar nichts zu mäkeln. Es ist ein sehr eigener Schreibstil mit richtig interessanten Charakteren. Bin schon gespannt, wie es weitergeht!

    Von Fred Vargas hatte ich bislang noch nichts gelesen. Bis jetzt bin ich mit dem Romananfang sehr zufrieden. Es gibt ja viele sehr glattpolierte Krimierzeugnisse auf dem Markt. Davon ist bei Fred Vargas nun wirklich nichts zu spüren. Ihr Personal hat bisweilen einen leicht neurotischen Einschlag mit Liehabfaktor. Gleich zwei Selbstmorde gilt es nicht aufzuklären. Ein schlichter Mord ist den französischen Polizisten viel lieber und so machen sie sich querdenkend und leicht verschroben wirkend an die Arbeit. Das wirkt in der Tat alles ziemlich lebensecht. Die Reise in den Norden birgt ein Geheimnis, da kommt zum ersten Mal ein Gruselfaktor auf. Was es wohl mit dem Mann im Eis auf sich? :gruebel

    „Scherbenseele“ ist nunmehr der dritte Roman von dem schwedischen Autorenpärchen Erik Axl Sund, den ich in die Finger bekomme. „Scherbenseele“ folgt auf die erfolgreiche Victoria Berman Trilogie und eröffnet dem geneigten Leser einen düsteren Blick in Stockholms Eingeweide. Denn hinter schicken Fassaden und IKEA Lifestyle-Gemütlichkeit verbergen sich die generationsübergreifenden Schlachtfelder von missratenen Familienprojekten, die immer nur ein Opfer kennen. Die Kinder!


    Die ersten hundert Seiten treibt das Autorenpaar ein Verwirrspiel auf die Spitze. So viele Charaktere werden eingeführt und verschwinden wieder, manche für immer und nicht selten freiwillig scheiden Jugendliche aus dem Leben, dass es dem ermittelnden Kommissar Hurtig ganz schwindlig wird und dem Leser auch. Für meinen Geschmack treiben die Autoren es in der Anfangsphase etwas zu bunt. Es entsteht wenig Bindung zum Roman, die kommt erst später auf.


    Bis dahin öffnen sich die seelischen Abgründe von Jugendlichen zuhauf. Ich bin nicht immer schlau aus dem geworden, was sich diese kranken und fanatisierten Hirne zusammen fantasieren, um sich auf verschiedene Weise einen goldenen Schuss setzen, allerdings mit modernen Methoden, die bei weitem blutiger sind, als bei ihrer Vorgängergeneration. Aber ich bin mit jeder Seite neugieriger geworden und die Stärken des Autorenteams traten zunehmend in den Vordergrund. Der Roman gewinnt deutlich an Fahrt und das Ende löst den Fall auf eine geniale Weise auf. Alles in allem ein guter Psychothriller mit Schwächen im Aufbau.


    8 von 10 P.

    Das Hurtig tatsächlich stirbt mich überrascht. Für gewöhnlich kommt da ja noch immer ein Wunder um die Ecke oder Ivo… Was mir nicht ganz an dem Schluss sind diese angehangen Informationen in den letzten Mini Abschnitten. Ansonsten bin ich mit dem Buch aber wirklich zufrieden. Rezi folgt!

    Bisher der spannendste Abschnitt. Endlich kommt mal ermittlungstechnisch Butter bei die Fische. Endlich erfährt man mehr zu Aiman, die mir bis dahin ein echtes Rätsel war. Isaak wird als möglicher Hunger für mich immer wahrscheinlicher, schon weil er Künstler ist und ziemlich geschickt von den Autoren versteckt wird. Irgendwie macht die Figur nur Sinn, wenn sie am Ende an der Auflösung zumindest beteiligt ist.

    Ich komme immer besser in den Roman rein. Was bei mir sehr stark hängen bleibt ist die Verlorenheit dieser jungen Leute, dass macht sie sicherlich anfällig für einen Anführer wie Hunger. Vielleicht müssen wir diesen Namen ja auch im übertragenen Sinne lesen. Ganz sicher müssen wir das. Vermutlich werden wir am Ende wissen, warum gerade dieser Name im Raum schwebt. Bei den Heranwachsenden ist es sicher ein Hunger nach Liebe. Jedenfalls ist die soziale Verwahrlosung förmlich mit Händen zu greifen. Sicherlich ist die Anzahl an Selbstmorden übertrieben. Da würden in der Realität doch einige gesellschaftliche Schutzmechanismen greifen. Aber ein Thriller darf ruhig mal ins Extreme gehen. Ich glaube übrigens nicht, dass Simon Hunger ist, die typisch falsche Fährte. :grin

    Langsam komme ich mit dem Buch besser klar. Das sich ein junger Mensch freiwillig selbst mit einem Drahtseil köpft finde ich ein bisschen viel des Schlechten. Aber gut, vermutlich sind die Jugendlichen Mitglied einer teuflischen Sekte, wobei die sicherlich keine Mitglieder in dem Sinne haben. Hunger ist jedenfalls ihr Fixpunkt. Von ihm strahlt diese zerstörerische Ideologie des Bösen aus. Ich finde Caritas Selbstmord hat in der Tat eine bestrafende Note. Da wird jemand in eine Täter Rolle gesetzt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Fahrer und dessen wahrscheinlich auftauchenden Schuldgefühle eine Verhöhnung gesellschaftlicher oder christlicher Werte darstellen sollen.

    Der Anfang ist vor allem verwirrend für mich. Die Abschnitte sind sehr kurz, wogegen prinzipiell ja nichts zu sagen ist. Nur werden für meinen Geschmack zu viele Personen eingeführt, die zudem noch extrem abseitige Gedanken und seltsame Lebensphilosophien zu Besten geben. Ich muss wirklich gestehen, dass ich da bisweilen den Gedankengängen nicht mehr folgen kann. Mir ist da vieles zu abstrus. Aber vermutlich fügt sich das im Laufe der Geschichte noch zu etwas logisch nachvollziehbaren zusammen. Jedenfalls auf der kriminaltechnischen Seite. Gleichzeitig reizt mich auch in diese fremden Hirnwelten weiter einzutauchen.


    Noch ist Schweden nicht verloren. Stockholm muss ein finsterer Ort sein, wenn man dem Autorenpärchen Glauben schenkt. Ich möchte Björn und Agnetha zurück! :grin

    „Der Palast der Meere“ von Rebecca Gablé ist ein historischer Roman der 1560 in London beginnt und ein vierteljahrhundert später endet. Elizabeth I. regiert zu dieser Zeit England. An ihrer Seite Eleanor of Waringham, die Beraterin der Königin, die zu Mary Stewart aufbrechen muss, um eine wichtige Mission zu erfüllen. Ihr Bruder Isaac zieht es vor, der festgelegten Rolle, als Nachfolger des Vaters zu entfliehen. Als blinder Passagier geht er an Bord eines Schiffes, das womöglich nach Afrika aufbricht. Doch schon bald gerät er in die Hände des Schiffkapitäns John Hawkins, der ihn auf Teneriffa, als Sklaven an die spanischen Großgrundbesitzer verkauft.


    Das ist die Anfangsphase dieses wahrlich voluminösen Romans, indem es nur so von berühmten Namen wimmelt. Mary Stuart und Elizabeth I. beharken einander, Shakespeare wird am Rande erwähnt. Francis Drake ist zusammen mit Isaac auf dem Meer unterwegs und begleitet dessen abenteuerlichen Lebensweg, bis in die Karibik, wo Gold, Ruhm und die Befreiung von Sklaven warten. Denn niemand hasst die Unfreiheit stärker, als ein ehemaliger Sklave. Isaac. Die Spanier sind sein Feind. Nein, eigentlich ist die heimische Langeweile Isaacs stärkster Gegner, dem er ab und zu den Kopf abschlagen muss, um sich lebendig zu fühlen. Hat der Kerl schwankende Planken unter den Füssen läuft Isaac zur Höchstform auf, was Eleanor, seines Schwester, mit einigem Unverständnis zur Kenntnis nimmt, wenn Isaac vernarbt und gut gelaunt aus der Hölle zurück auf die Insel zu schippert. Eleanor dagegen lebt ihre Abenteuerlust ausschließlich in der Liebe aus. Ansonsten ist sie Auge und Ohr der Königin. Stets zielorientiert und auf Ausgleich bedacht. Die typisch zupackende Frau, die hin und wieder von Selbstzweifeln und Schicksalsschlägen geplagt wird, wie in so vielen historischen Romanen. Der Leser mag das und die Autorin findet in Eleanors Heiratsunwilligkeit und Selbstbestimmungsdrang einen Weg eine außergewöhnliche Frau zu charakterisieren, bei dem es den geneigten Lesern gleichzeitig warm ums Herz werden kann. Was an sich schon einmal ein Kunststück ist.


    Rebecca Gablé erzählt in einer solch süffigen und glasklaren Sprache, dass sich selbst tausend Seiten mühelos lesen lassen. Ganz toll finde ich die Geschichte an sich, was da so mit leichter Hand geschrieben steht muss eine Heidenarbeit in der konzeptionellen Entwicklung und schriftstellerischen Umsetzung gewesen sein. Über mehrere Jahrzehnte spannt sich der Bogen und löst sich in einem geschichtlichen Großereignis auf. Ich für meinen Teil habe natürlich lieber die Seeräubergeschichten in der Karibik gelesen. Bisweilen fand ich die aristokratischen Untiefen der vordemokratischen Zeit ein bisschen fad und zahnlos, aber der Roman funktioniert über die ganze Strecke gesehen gut. Man spürt die Routine und Schreibfreude der Autorin gleichermaßen und so stellte sich bei mir eine Leselust aus reiner Gewohnheit ein. Mehr nicht. Weniger aber auch nicht.


    8 von 10 Punkten

    Ich bin jetzt auch durch. Das Ende zieht sich für mich hin, wie ein Kaugummi und das obwohl gleich die ganze Armada auftaucht um genau das zu verhindern. :grin


    Na ja, dieses Finale ist schon sorgsam inszeniert, nur eben zu lang ausgewalzt für meinen Geschmack. Mir hat das Buch insgesamt aber gefallen. :-]

    Zitat

    Original von Manuela2205
    Für Isaac war das ja ein richtiges Wechselbad der Gefühle - erst vom Tod des Bruders erfahren, dann eine kleine Tochter vorfinden und sich verloben :lache


    Ich glaube auch, dass Samuel beim Seefahren bleibt.


    Ja, das ist wirklich eine emotionale Achterbahnfahrt! Ich finde es auch interessant, wie die Autorin Samuel und Lappidot aufbaut. Man kann da Hoffnung auf die Zukunft der Waringhams haben… :grin

    Lappidot liebt Mahalat. Welche Namen. Welch herrliche Konstellation, denn die Probleme sind vorprogrammiert durch die unterschiedlichen Religionsauslegungen, um es einmal freundlich zu sagen. Wie seltsam, dass alles damals war und wie seltsam, dass alles geblieben ist. Der Zeitsprung hat nichts von der Lesefreude genommen. Im Gegenteil. Geschickt werden die zeitgeschichtlichen Ereignisse in die Geschichte eingeflochten und Isaac, der inzwischen nicht mehr ganz taufrische Kämpfer hat sein eigenes Schiff, auf das sich Samuel einschleicht, ganz in der Familientradition. Das Ende von Bothwell finde ich ziemlich schaurig. Aber zumindest unser Bothwell hat sich so viel Grausamkeit auch hart erarbeitet. Sehr guter Abschnitt!

    Isaac geht einmal mehr unter die Seeräuber. Es lockt fette Beute in Veracruz und eine alte Bekannte tritt auf den Plan. leider ganz anders, als sich das Isaac vorstellt. Drake zeigt sich von seiner egoistischen Seite, indem er abhaut. Ja, Mary Stuart ist anstrengend hoch drei. Sie will, darf aber nicht, da kann man schon einmal ins Wehleidige verfallen. Das ist ein Abschnitt ganz nach meinem Geschmack. Mit Verrat, Abenteuer und Liebe! :grin

    Hawkins gewinnt in dem Abschnitt deutlich an Statur. Der Giftpfeil hätte das Ende der Isaacschen Geschichte sein können. Nun ist er noch einmal davongekommen. Die Seereisen ziehen mich wirklich in den Bann. Das muss an meiner Seeräubervergangenheit liegen. Eleanor und Gabriel sind schon ein schräges Paar. Gabrieles Berufswünsche bezüglich des Nachwuchses lösen nicht nur bei Eleanor Verwunderung aus. Mary Stuart und Elisabeth sind sich rein räumlich näher gekommen, bleiben sich aber fern, als handelte es sich um weit entfernte Planeten.

    Mary Stuart heiratet das Ekelpaket Bothwell. Isaac wird 1. Offizier bei Francis Drake und Lappidot entdeckt die Liebe zur Musik und feiert Erfolge. Seine Eltern scheinen dem ganzen Treiben eher skeptisch gegenüberzustehen. Den Traum von Eleanor fand ich ziemlich unnötig. Den Abschnitt finde ich wieder besser. Freue mich schon auf den Rest!

    Mir ist das Buch bis jetzt auch etwas Eleanor-lastig. Isaac könnte ruhig stärker in den Mittelpunkt rücken. Wo bei Eleanors Begegnungen in Schottland durchaus ihren Reiz haben. Bothwell ist ein wirklich übler Typ und Mary Stuart kommt sehr interessant rüber. Grundsätzlich finde ich diesen Abschnitt wieder etwas besser. Ich hoffe einfach mal, dass Isaac noch für ein paar spannende Höhepunkte gut ist! Also rauf auf ein Schiff und Leinen los! :grin