In „Bühlerhöhe“ von Brigitte Glaser entführt uns die Autorin in die Zeit des Nachkriegsdeutschlands. Es ist 1952. Rosa Silbermann reist im Auftrag des israelischen Geheimdienstes in das Nobelhotel Bühlerhöhe. Ein Ort, den Rosa mit ihrer Vergangenheit verbindet. Das geteilte Adenauer Deutschland ist noch zerfressen von alten Nazi-Seilschaften. Sie traut dort niemandem und niemand traut Rosa. Schon gar nicht die Hausdame Reisacher, eine Elsässerin, die ein ganz eigenes Spiel spielt. Der Kanzler des bundesrepublikanischen Deutschlands reist an und nicht alle sind ihm wohlgesonnen. Doch wo bleibt Ari? Rosa sollte mit mit diesem menschlichem Windhund, als Ehepartner anreisen, aber es gibt keine Spur von dem umtriebigen Mossad Agenten.
Es ist keine geringe Leistung, wie Brigitte Glaser die Menschen in ihrem Roman einführt und sie detailreich zeichnet. So kommt das Hotelleben sehr glaubhaft rüber und die sich entwickelnde Geschichte von unterschiedlichen Interessen im jungen Nachkriegsdeutschland schlägt Funken in höchste Kreise. Da begegnet man Geschäftsmännern, die eigentlich im Gefängnis hausen müssten und jungen weiblichen Angestellten, die gegen Ende des Krieges mehr durchgemacht haben, als es eine menschliche Seele verträgt. Überhaupt, die Frauen. Brigitte Glaser gibt ihnen Stimmen. Es ist ihr Erleben, dass diesen Roman prägt. Hausdame Reisacher wird mit großem Facettenreichtum, wie ein Gegenpol zur Fast-Idealistin Rosa, deren Familien- und Gefühlsleben außer Kontrolle geraten ist, seit sich die Deutschen über die Juden hermachten. Sprachlich bleibt die Autorin locker über bundesdeutschem Durchschnitt.
Manchmal habe ich etwas den Faden verloren einfach weil mir manche Vorgänge zu ausführlich beschrieben wurden. Aber auf die gesamte Länge gesehen ist das einfach ein sehr lesenswertes Buch. Das dunkle des Schwarzwaldes passt so schön zu den verlorenen Seelen, der biederen Dunkel-deutschen, die das letzte Jahrhundert be- und entvölkert haben. Die geschichtlichen Ereignisse werden stimmig eingeflochten. Man hat fast Lust einmal den Ort des Geschehens aufzusuchen, nur nicht die Zeit. Bloß nicht! Von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlung für den Roman. Beste Unterhaltung, keine Frage!