Beiträge von Luc

    „Und unter uns die Welt“ basiert auf einer wahren Geschichte. Maiken Nielsen erzählt die Lebensgeschichte ihres Großvaters. Der Sylter Matrose Christian Nielsen entdeckt seine Begeisterung fûr die Luftfahrt und reist ausgerechnet auf der Hindenburg nach Lakehurst in die USA. Sein Himmel wird zur Hölle. Sein Liebesleben steht dem in nichts nach. Lil ist die Frau nach der er sich sehnt. Doch die räumliche Entfernung und stürmischen Zeiten in denen sich dieses Pärchen begegnet treiben dieses Paar auseinander. Von den zwischenmenschlichen Zwistigkeiten, die von Verrat geprägt sind einmal ganz zu schweigen. Der Roman wandert über die Kontinente. Von Norddeutschland in die USA der Vorkriegs Börsenkrise. Von Rio nach Hawaii.


    Eine ruhelose Weltreise inmitten einer weltbewegenden Zeit, die ins Hitler Deutschland mündet. Maiken Nielsen fährt ein ganzes Arsenal an Schauplätzen, bekannter Persönlichkeiten und widriger Umstände auf. Und dann sind da noch diese Luftschiffe, der Graf Zeppelin und die Hindenburg. Christians Lebensziel. Das letztendlich leichter zu erreichen ist, als die Frau zu finden mit der man glücklich leben kann. Denn Lil, die Frau auf die es Christian ist flüchtig wie ein Vogel, weil sie eigentlich mit ihrer Journalistentätigkeit verheiratet ist.


    Maike Nielsen erzählt die ambitionierte Geschichte mit viel Liebe zum Detail. Zu Beginn hatte ich das Gefühl die Autorin hat da etwas Ehrfurcht vor der Aufgabe ihrem Großvater gerecht zu werden, doch schon nach zwanzig, dreißig Seiten beginnt die Geschichte ihre Sogwirkung zu entfalten. Die Grundidee des Romans zieht einfach auch über gewisse Längen hinweg, das Interesse am Buch ging bei mir niemals verloren. Christian ist fürwahr ein Kind seiner Zeit, die Luftfahrt ist der Aufbruch in eine neue Zeit, die in jeder Hinsicht in ein Fiasko mündet. Leichte Schwächen sehe ich vor allem in der etwas statischen Figurenzeichnung, die tieferes, als dass Unterhaltungsroman übliche einfach nicht zutage fördern will. Dabei ist mir speziell Christian durchaus ans Herz gewachsen mit seinem Lebensdurst, seiner Tatkraft und Energie, die Bäume versetzen kann. Mit Lil hat Maiken Nielsen eine für die damalige Zeit fortschrittliche Frauenfigur erschaffen, der ich allerdings noch ein bisschen mehr zugetraut hätte.


    Was mich von klein auf fasziniert hat ist das Unglück der Hindenburg in Lakehurst und meine Neugierde auf Details dieser sonderbaren Luftschiffe und des entsetzlichen Unglücks wurde nun wahrlich befriedigt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, ohne zu langweilen. Auch die Zeiten der Börsenkrise und der aufkommende Nationalsozialismus werden dem Leser gut rübergebracht. Insgesamt ein lesenswertes Buch mit einem wunderschönen Cover!


    8 von 10P.

    Den Schluss finde ich grandios. Dieser Funke Hoffnung am Schluss für Christian gefällt mir richtig gut. Insgesamt sind meine Gefühle, was den Roman betrifft durchaus gemischt. Aber das Ende versöhnt über die eine oder andere Länge hinweg. Mir hat das Buch insgesamt imponiert! Rezi folgt!

    Eines muss ich diesem Buch lassen, es ist sehr ambitioniert angelegt und funktioniert für mich bis zu diesem Punkt auch. Eckener ist ein Mann der Tat, ganz schön mutig, wie er gegen die Nazis angeht. Christian ist ein gebrochener Held mit großer Vision von seinem Leben. Wenn nur die Frauen nicht wären. Nun ja! Ein Kapitel für sich.


    Was mich überzeugt ist die ganze Zeppelingeschichte, da kommt viel Zeitgeschichte rüber, die auf interessante Weise von technischem Fachwissen flankiert wird. Ohne, das dies nun ausufert. Wobei etwas mehr Fokussierung auf das Wesentlich der Geschichte sicher gut getan hätte. Die Liebesgeschichte finde ich nun ganz zufriedenstellend erzählt. Mein Kitsch Radar schlägt nicht so richtig aus, alles im Rahmen! Auf zum unvermeidlichen Ende…

    Was mir sehr gut gefällt ist Christians leben auf der Orion. Das wird richtig lebendig und für meinen Geschmack auch interessant erzählt. Der Zufall hilft mit, dass er Lil nun endlich kennenlernt. Die anschließende Briefe schreiberei schafft auch einen gewissen Reiz. Ich bleibe dabei, dass die Autorin für meinen Geschmack etwas zu sehr die zeitgeschichtlichen Themen im Blick hat und die Menschen ein bisschen dünne daher kommen. Aber da mich die Hindenburg schon immer interessiert hat, bleibe ich bei der Stange. Auch wenn ich diese Phase des Romans etwas durchwachsen finde.

    Die Weltreise mit dem Zeppelin ist sehr eindrucksvoll geschildert. Was muss es für ein Gefühl sein, sich über russischen Bergriesen zu befinden, ohne die genaue Höhe zu kennen? Überhaupt finde ich die geschichtlichen Hintergrund absolut gelungen. Für mich drückt es bisweilen die Menschen etwas in den Hintergrund, bei all den Vorkommnissen. Weltwirtschaftskrise, das sich abzeichnende Nazideutschland etc...Bis dahin ein unterhaltsames Buch, keine Frage!

    So, jetzt habe ich den ersten Abschnitt durch. Der Beginn wirkt ein bisschen zerfahren auf mich, damit meine ich allerdings lediglich die ersten dreißig Seiten. Danach wird es deutlich besser. Vielleicht ist da vorne etwas zu viel dran rumgeschraubt worden. Jedenfalls kommt für mich die Handlung nicht richtig in Gang. Dann fängt mich die Geschichte von Christian und Lil aber ein und lässt mich so schnell auch nicht mehr los. Kein Wunder vor diesem Hintergrund. Die besten Storys schreibt das Leben eben selber. Und dann diese ganzen Orte und Begebenheiten. Bis jetzt bin ich mit dem Buch zufrieden,

    Wer zum Teufel ist in diesem Roman eigentlich die Hauptfigur und worum geht es hier eigentlich? Das habe ich mich über weite Strecken der Geschichte gefragt. Gut, irgendwann hatte ich dann begriffen, dass es es Eva Thorwald ist, die im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Sie, die ihren Vater früh verloren hat und überhaupt ziemlich alleine dasteht, hat den absoluten Geschmackssinn. Eine Eigenschaft, auf die amerikanische Landeier pfeifen, deren Verpflegungswünsche sich im Verzehr von T-Bone Steaks und Hot Dogs erschöpfen. Eva ist unter diesen Leute eindeutig im falschen Film, ein Schicksal das mich beim Lesen dieses Buches ebenfalls traf.


    Denn der Autor vermeidet es aus mir unerfindlichen Gründen Eva eine Erzählperspektive zu zubilligen, in die ansonsten jeder Hinz und Kunz aus ihrer direkten Umgebung schlüpfen darf. So wird die eigentliche Protagonisten lediglich umkreist statt zur Sache zu kommen, was sich phasenweise mühselig liest. Über weite Strecken des Buches hat mich das Geschehen deshalb nicht packen können und die Protagonistin gerät, wie die Essensschiene zu reiner Staffage durch die eigenwillige Vorgehensweise des Autors. Mag sein, dass dieses Buch einen künstlerischen Meistergriff darstellt, den nur Kunstkritiker richtig zu schätzen wissen. Packend sieht jedenfalls anders aus.


    Dabei beginnt der Roman ganz formidabel. Keine Frage, J. Ryan Stradal kann sehr gut schreiben und Stimmungen erzeugen. In seinen besten Momenten fühlte ich mich an T.C. Boyle erinnert, der die Amerikaner ebenfalls ungeheuer genau skizzieren kann und einen ähnlichen ironischen Unterton benutzt. In diesen Augenblicken ist das Buch angenehm krude, witzig und weise, vor allem, was Evas Mutter angeht, war ich über den Realitätsgehalt und die moderne Kraft dieser Frauenfigur sehr angetan. Sprachlich ist der Roman wirklich unterhaltsam und überdurchschnittlich gut gelungen, gegen Ende wird er sogar wieder klug, indem er die Geschichte auf die plausibelste und damit überraschendste Weise ausklingen lässt. Doch was bleibt von dem Buch bei mir hängen? Vielleicht der Leser eines experimentellen Textes gewesen zu sein, der sicherlich durchaus Freunde finden wird. Einfach weil das Teil definitiv gehaltvoll ist. Insgesamt bleibe ich allerdings besagten Gründen etwas enttäuscht zurück.

    Wenn es noch niemals einen Roman der ganz leisen Töne geschrieben worden ist, dann hat ihn Banana Yoshimoto mit « Lebensgeister » geschrieben. Knapp 160 Seiten zählt das neue Werk der weltweit erfolgsverwöhnten Japanerin. Ausgerechnet der Tod steht im Mittelpunkt. Es gibt leichtere Themen.


    Doch keine Bange, diesem schmalen Diogenes Band fehlt es gänzlich an deutscher Schwermut, um die Zeit danach zu beweinen. Die Autorin wählt einen anderen Weg, fast devot mit außergewöhnlicher Leichtigkeit nähert sich ihre Protagonistin Sayoko der unabänderlichen Wahrheit an, dass ihr Freund bei einem Autounfall, bei dem sie zugegen war tödliche Verletzungen erlitten hat und ins Reich der Toten übergetreten ist.


    Ja, da durchweht durchaus ein Hauch Esoterik die aufgeschlagenen Seiten und dennoch dürfte es selbst geübten Zynikern schwerfallen sich diesem Text zu entziehen. Denn die Zeilen üben ohne Zweifel eine Sogwirkung aus, was nich zuletzt dem formidablen Schreibstil der Autorin geschuldet ist. Banana Yoshimoto hat eine Gabe mit wenig Worten sehr viel auszusagen. Sie ist zweifelsfrei eine Künstlerin der Reduktion.


    Schon das Anfangsbild, wie Sayoko selbst von einer Metallstange durchbohrt im Auto verharrt ist so ungeheuer stark dargebracht, dass man den Roman in der Folgezeit praktisch nicht aus der Hand legen kann. Sayoko überlebt, aber sie ist nicht mehr die Alte. Noch ist es ihr unmöglich von ihrem Freund loszulassen und so wählt sie den Weg aller Introvertierten nach innen zu gehen, womit in Japan vielleicht jene von Geistern beseelte Zwischenwelt gemeint ist, die auf dem Buchumschlag angekündigt wird.


    Ihr Freund war ein international anerkannter Künstler, den im fernen Osten kaum einer kannte. Sayoko kümmert sich von nun an um den Nachlass und nimmt Verbindung zu den Toten auf. Es entsteht tatsächlich eine geradezu magische Atmosphäre, die mich natürlich manchmal an Murakami erinnerte. Aber Banana Yoshimoto schreibt bei weitem zarter, extrem einfühlsam und voller kleiner und großer Lebensweisheiten, die hängen bleiben.


    Überhaupt Japan. Der ganze Roman wird durchweht von diesem Land und atmet Achtsamkeit, Tradition und Hingabe. Danke für dieses wunderschöne Buch !

    Der Mörder schlägt in dem isländischen Thriller „DNA“ unbarmherzig und voller Brutalität zu. Eine Frau wird sein erstes Opfer und deren Tochter ist die einzige heiße Spur für Kommissar Huldar, der vorne auf dem Buchumschlag, als Kommissar Haldur angekündigt wird. Das Mädchen hat entsetzlich mit ansehen und hören müssen. Auch ich musste bei den gewählten Todesarten wirklich schlucken. Was mir auch nicht mehr alle Tage passiert. Als dann noch ein weiteres Opfer ins Jenseits befördert wird ist die Verwirrung des Ermittlerteams und der Leser perfekt. Denn die Autorin ist eine Meisterin darin falsche Fährten zu legen und der Mörder hinterlässt kaum Spuren, die verwertbar scheinen. Soweit so gewöhnlich. Das ist es dann aber auch schon an Erwartbarem.


    Schon das Ermittlerteam hat es in sich. Kommissar Huldar ist das, was man vor Jahrzehnten einen Schwerenöter nannte, also ein Mann, der den Dreh raus hat beim weiblichen Geschlecht. Wenn er auch manchmal mit unlauteren Waffen kämpft, wie die Polizeipsychologin Freyja meint, die eine ganze Nacht mit dem angeblichen Tischler verbrachte und ihm von nun an mit Rat und Tat und sexuell frustriert zur Seite steht. Großartig ist auch der typische Internet Nerd Karl, der eigentlich lieber als Amateurfunker unterwegs ist, weil dem Gewohnheitsloser da praktisch niemand in die Quere kommt. Als ihn dann sonderbare Botschaften erreichen beginnt die Geschichte zu brennen.


    Obwohl die Story im Grunde klassisches Thriller Futter mit einem ebenfalls klassischen Psychopathen ist bin ich sehr angetan von dem Buch. Der Roman wirkt gut durchdacht, ist durchgehend spannend und der Schreibstil ist genau mein Ding. Diese Autorin mit dem unaussprechlichen Namen hat so Art sich in die Psyche eines Menschen einzufühlen, wie man es im Thriller Bereich nur selten zu lesen bekommt. Dafür ein Sonderlob! Die Charaktere kommen ungeheuer lebendig und wahrhaftig rüber, als ginge man selbst mit der Erzählerin die Tatorte ab. Extrem gut gelungen finde ich den Schluss, der mit einer faustdicken Überraschung aufwartet. Ein sehr lesenswerter Roman, voller Spannung und dramatischen Ereignissen.

    „The Girls“ von Emma Cline spielt auf ein geschichtliches Ereignis an, dass Charles Manson bekannt machte und Sharon Tate das Leben kostete. Die Autorin führt uns zurück in die Vergangenheit und entwirft ein eigenes Szenario. 1969 ist Evie Boyd vierzehn Jahre alt und lebt in Kalifornien, der kältesten Gegend des Planeten seit sich ihre Eltern voneinander getrennt haben. Hier trägt die Spießer-verteufelnde „Alles ist möglich-Generation“ die Haare so lang, dass die Sicht auf die Realität etwas getrübt ist. Was auch der pausenlosen Zufuhr etlicher Drogen geschuldet sein kann. Evie lebt das typisch dazwischen Leben einer pubertierenden Heranwachsenden. Rein körperlich eine Frau, im Innern ein verunsichertes Kind, dass sich selbst kaum aushalten kann. In ihr sitzt die kindliche Wut einer Zu kurz gekommenen, einer nicht wahrgenommenen, im Tal der Puppen, zu der auch ihre schauspielernde Großmutter gehörte, der Wunsch dazuzugehören ist ungefähr so stark, wie der Wille sich von allen anderen abzusetzen, besonders zu sein. Und dieses Jahr scheint wie gemacht zum Aufbruch. Wenn nicht jetzt, wann dann? Der Sommer ist heiß, die Eltern sind blöd und leben getrennt voneinander. Ihre Mutter, eine langweilige Esoterikerin, deren stärkster Drang es es ist das Vermögen ihrer Mutter mit männlichen Dünnbrettbohrern zu verjubeln, ist ein Totalausfall an der Erziehungsfront. Der Vater gleicht einem Jackett, dass die Frauen im Hause irgendwann einmal in den Schrank gehängt haben, um es zu vergessen.


    Als Evie von der Siff- und Sonderbarsekte in den Bergen hört zieht es die aufblühende Schönheit an diesen Rand der Zivilisation. Menschen, die anders sind. Genau ihr Ding. Vor allem, weil sie Suzanne begegnet, einer faszinierenden Frau, die dem herausragenden Führer Russell bedingungslos folgt. Für Guru-Russell sind die Menschen Knetmasse. Er drückt sie sich irgendwie passend, die Schönen kommen auf die Liege, die Hässlichen dürfen für ihn kochen und die Wäsche machen. Die Wohlhabenden sichern im Einkommen und mehren seinen Ruhm. Nur seiner Eitelkeit und dem ihm eigenen Größenwahn darf niemand in den Weg kommen. Niemand. Evie rutscht da in eine Geschichte, deren Folgen ihr Leben fortan bestimmen werden.


    Die ersten fünfzig Seiten hatte ich etwas Mühe in die Geschichte zu kommen, was an der Detailverliebtheit der Autorin liegt, die alles richtig machen will und zu Beginn sprachlich leicht über die Stränge schlägt. Danach aber empfinde ich den Roman als absolutes Lesevergnügen. Der Schreibstil ist außergewöhnlich. Das Thema eine Wucht und Emma Cline fördert immer wieder verblüffend tiefschürfendes zutage. Die Menschen finde ungeheuer authentisch und nicht nur in ihrer menschlichen Grausamkeit interessant. Evie Boyd hat so etwas erfrischend normales, etwas bahnbrechend unspektakuläres. Sie hat das Identifikationspotential einer Kindfrau und wird wie viele ihrer Zeitgenossinnen niemals erwachsen. Das Buch bleibt auch in dieser Hinsicht immer hart an der Realität und geht auch mit Aussteigerträumen wenig zärtlich um. Helden gibt es keine. Dieses Buch atmet Amerika. Dieses Buch ist Amerika. Ein großes Versprechen, dass nur im Himmel oder in der Hölle enden kann.

    Zugegebenermaßen habe ich den Hang die Realität mal kurz zu verlassen, um mich von Büchern in ferne Welten und mitnehmen zu lassen, die von obskuren Gestalten bevölkert werden. In dem Buch „Demon Road“ bekommen wir es jetzt mit einer Schülerin mit Namen Amber zu tun, die etwas sonderbare Eltern hat. Billy und Betty erweisen sich als veritable Monster und wollen schon aus diesem Grund ihre Tochter bei nächster Gelegenheit verspeisen, um sich danach noch ein bisschen stärker zu fühlen. Zum Glück hat die sechzehnjährige Amber ganz ähnliche dämonische Kräfte, die sie nach und nach auch bitter nötig hat, weil ihr auf der Flucht Vampire, Hexen und Serienkiller begegnen. Zwei treue Mitstreiter bleiben an ihrer Seite. Männer von nicht ganz einwandfreiem Leumund, dafür allerdings mit Humor und einem Auto bewaffnet, dass von nun an auf der Demon Road dem nächsten Abenteuer entgegen rast.


    Derek Landy erzählt die Horror Geschichte für junge Erwachsene sehr temporeich, überraschend humorvoll und effektsicher. Es macht einfach Spaß Amber zu folgen, deren Eltern es völlig normal finden ihre Tochter nun endlich aufessen zu dürfen. Der Roman ist mit leichter Hand geschrieben. Außerdem punktet das Buch mit guter Figurenzeichnung und Handlungsintensität. Kult-Potenzial hat der krude Serienkiller Darcre Shanks, der im Puppenhaus einsitzt und darauf wartet endlich wieder zu schlagen zu dürfen. Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Roman, den man so schnell nicht wieder vergisst.


    8 von 10 P.

    Christopher Kloeble ist für mich ein neuer Name im Literaturkosmos. Ich war schon sehr gespannt auf seinen Roman „Die unsterbliche Familie Salz“ einfach weil ich generationsübergreifende Geschichten mag, die in einen geschichtlich interessanten Hintergrund eingebettet sind und es ordentlich im Getriebe des zwischenmenschlichen Miteinanders krachen lassen. Dreh und Angelpunkt ist das Hotel Fürstenhof in Leipzig, der Stadt der Bücher, in die die Familie Salz aus der Stadt des Bieres zieht, also München. Das Buch wird aus der Perspektive verschiedener Familienmitglieder erzählt.


    Eine herausragende Rolle nimmt die fesche Lola ein, die einen gewissen Hang zur Tragik, Schauspielerei, Schattenlosen Männern und alkoholreichen Likörchen hat. Sie ist nach Weltkrieg 2 in München gestrandet und pendelt zwischen einer ungemein starken Frauenfigur und tiefer Verletzung, ja heute würde man sagen Trauma, hin und her, was dem Roman eine große Würde und Figurentiefe verleiht, die einen Leser süchtig werden lassen. Sie ist ein Jahrhundert Weib, die sich nichts sehnlicher wünscht, als zur Nachwendezeit den Fürstenhof zurück zu erlangen. Denn hier hat das Schicksal eine grausame Wendung genommen, hier soll alles ins Lot kommen und so macht sie sich auf den Weg, von der versammelten Familienmischpoke begleitet.


    Chistopher Kloeble hat mit seiner Familie Salz mit einer Ausnahme alles richtig gemacht. Er baut gescheit Spannung auf, fängt geschickt Atmosphärisches ein, zeigt die Menschen wie sie sind und hält sein Erzähltempo bis zum Schluss, dass einem beim Lesen manchmal ganz schwindlig wird. Dazu serviert er gekonnt Lebensweisheiten wie auf Seite 197 „Die Stille ist so laut, dass du nicht schlafen kannst“ Das alles in einer eindringlichen Sprache, die den Leser durch eine kunstvolle Ausgestaltung gefangen nimmt. Kloeble schafft den Spagat zwischen Unterhaltung und hoher Literatur, indem er fortdauernd tief bohrt und die dramatischen Ereignisse, wie mit einem Sturmgewehr auf den Leser abfeuert.


    Insgesamt ein sehr rundes Lesevergnügen mit einem kleinen Manko, denn für meinen Geschmack fällt der Schluss des Buches leicht ab. Sonst wären bei mit tatsächlich fünf Punkte möglich gewesen. Dehli fand ich einfach zu viel und die Emotionen im Finale ein bisschen zu wenig, was Geschmackssache sein mag. Trotzdem ein richtig guter Roman!

    Als der zweite Weltkrieg beginnt treten die Differenzen der Schwestern Isabelle und Vianne offen zutage. Die häusliche Vianne fügt sich in das Schicksal ihrer eigenen Nation. Sie versucht ihr Heil auf der heimischen Scholle zu suchen. Doch schon bald tritt das Unheil in Form der deutschen Wehrmacht in Viannes Leben. Zeit Farbe zu bekennen oder mit dem Gegner zu kollaborieren. Während die forsche Isabelle nach Paris reist, der Résistance beitritt, um Menschen bei der Flucht über die Pyrenäen zu führen.


    Der intelligent aufgebaute Roman beginnt mit dem Rückblick der überlebenden Schwester. Kristin Hannah lässt die Leser bis zum Schluss im Unklaren darüber, wer von den beiden da am Ende auf dem Podest steht, um Zeugnis über die Vergangenheit abzulegen. Überhaupt ist « Die Nachtigall » ein typisch amerikanischer Erfolgsroman mit vielen Wendungen, dramatischen Ereignissen und Helden, die manchmal sogar welche sein wollen, wie die stets widerständige Isabelle, deren Schicksal vorgezeichnet scheint.


    Noch interessanter ist allerdings die Entwicklung ihrer Schwester Vianne, bei der bald deutsche Offiziere ein und ausgehen, um ihren jeweiligen Vorlieben nachzugehen. Vergnügungen die sie nicht mit den hungernden Franzosen teilen wollen. Kristin Hannah gelingt es die Zerrissenheit der beiden Frauen, vor dem Hintergrund einer ebenso zerrissenen Nation aufzuzeigen, was für eine Amerikanerin schon mal keine geringe Leistung darstellt.


    Denn tatsächlich holt sie viel von dem Leid und den Demütigungen der Grand Nation ans Tageslicht, die unserer Tage längst in Vergessenheit geraten sind. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem leicht blumigen Schreibstil. Doch mit zunehmender Dauer entfaltet sich hier ein wahrhaft kleines Meisterwerk mit einem emotionsgeladenem Ende, dass seinesgleichen sucht. Ich kann das Buch nur empfehlen.


    9 von 10P.

    Welch ein Ende! Isabelles Zeit in Ravensbrück und all das Leid, was mit dem Krieg verbunden war gehen mir emotional wirklich nah. Auch die Auflösung am Schluss finde ich absolut gelungen. Gegen Ende hat das Buch noch einmal deutlich an Kontur gewonnen. Rezi folgt!

    Puh! Das Buch wird zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Richtig zum mitfiebern. Was Isabelle und Vianne hier alles erleben geht nun wirklich unter die Haut. Das hatte ich dem Buch eigentlich gar nicht zugetraut. Nach den Anfangspassagen hatte ich eher auf ein etwas seichtes getippt. Aber nun wird es richtig gut, sehr dicht an der Realität und voller spannender Wendungen. Von dem erfrischend unvorhersehbaren Romanpersonal einmal ganz zu schweigen.

    Das es Beck nun erwischt und dnn auch noch durch die Hand von Vianne hätte ich zu diesem Zeitpunkt, in dieser Konstellation nun wirklich nicht gedacht. Sie tritt für mich nun immer stärker aus dem Schatten der Nachtigall und gewinnt an Profil. Aber auch die Schwester hat es natürlich in sich.

    Das Buch wird immer besser. Die Ereignisse werden immer dramatischer. Die Lage spitzt sich auf allen Ebenen zu. Schön ist, dass Vianne immer mehr aus ihrer reinen Hausfrauenrolle herauswächst. Das dürfte in jener Zeit tatsächlich kein Einzelfall gewesen sein. Die Männer werden von den Kriegen aufgefressen und die Frauen füllen die Lücken Daheim.