„Und unter uns die Welt“ basiert auf einer wahren Geschichte. Maiken Nielsen erzählt die Lebensgeschichte ihres Großvaters. Der Sylter Matrose Christian Nielsen entdeckt seine Begeisterung fûr die Luftfahrt und reist ausgerechnet auf der Hindenburg nach Lakehurst in die USA. Sein Himmel wird zur Hölle. Sein Liebesleben steht dem in nichts nach. Lil ist die Frau nach der er sich sehnt. Doch die räumliche Entfernung und stürmischen Zeiten in denen sich dieses Pärchen begegnet treiben dieses Paar auseinander. Von den zwischenmenschlichen Zwistigkeiten, die von Verrat geprägt sind einmal ganz zu schweigen. Der Roman wandert über die Kontinente. Von Norddeutschland in die USA der Vorkriegs Börsenkrise. Von Rio nach Hawaii.
Eine ruhelose Weltreise inmitten einer weltbewegenden Zeit, die ins Hitler Deutschland mündet. Maiken Nielsen fährt ein ganzes Arsenal an Schauplätzen, bekannter Persönlichkeiten und widriger Umstände auf. Und dann sind da noch diese Luftschiffe, der Graf Zeppelin und die Hindenburg. Christians Lebensziel. Das letztendlich leichter zu erreichen ist, als die Frau zu finden mit der man glücklich leben kann. Denn Lil, die Frau auf die es Christian ist flüchtig wie ein Vogel, weil sie eigentlich mit ihrer Journalistentätigkeit verheiratet ist.
Maike Nielsen erzählt die ambitionierte Geschichte mit viel Liebe zum Detail. Zu Beginn hatte ich das Gefühl die Autorin hat da etwas Ehrfurcht vor der Aufgabe ihrem Großvater gerecht zu werden, doch schon nach zwanzig, dreißig Seiten beginnt die Geschichte ihre Sogwirkung zu entfalten. Die Grundidee des Romans zieht einfach auch über gewisse Längen hinweg, das Interesse am Buch ging bei mir niemals verloren. Christian ist fürwahr ein Kind seiner Zeit, die Luftfahrt ist der Aufbruch in eine neue Zeit, die in jeder Hinsicht in ein Fiasko mündet. Leichte Schwächen sehe ich vor allem in der etwas statischen Figurenzeichnung, die tieferes, als dass Unterhaltungsroman übliche einfach nicht zutage fördern will. Dabei ist mir speziell Christian durchaus ans Herz gewachsen mit seinem Lebensdurst, seiner Tatkraft und Energie, die Bäume versetzen kann. Mit Lil hat Maiken Nielsen eine für die damalige Zeit fortschrittliche Frauenfigur erschaffen, der ich allerdings noch ein bisschen mehr zugetraut hätte.
Was mich von klein auf fasziniert hat ist das Unglück der Hindenburg in Lakehurst und meine Neugierde auf Details dieser sonderbaren Luftschiffe und des entsetzlichen Unglücks wurde nun wahrlich befriedigt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, ohne zu langweilen. Auch die Zeiten der Börsenkrise und der aufkommende Nationalsozialismus werden dem Leser gut rübergebracht. Insgesamt ein lesenswertes Buch mit einem wunderschönen Cover!
8 von 10P.