Bücher dürfen alles Mögliche bei mir. Viele nisten sich bei mir in der Wohnung ein. Manche bleiben mir für immer im Gedächtnis. Gerne erlaube ich Büchern mich schlauer zu machen. Sie zaubern mir abwechselnd Lachfalten ins Gesicht oder Denkfalten auf die Stirn. Sogar Gruselschauer lasse ich mir von Ihnen über den Rücken laufen. Eigentlich dürfen Bücher bei mir so ziemlich alles, außer mich Gleichgültig im Sessel zusammensacken lassen und das tut „Engelskalt“ leider.
Denn der typisch skandinavische Thriller setzt Maßstäbe in seiner Mittelmäßigkeit. Immerhin, die Wälder des Nordens sind düster, wie die die Seelen der Ermittler. Mia ist depressiv und natürlich genial. Munch ist irgendwie auch genial, trinkt aber im Gegensatz zu Mia keinen Alkohol, dafür raucht er ab und an eine Zigarette. Und dann wäre da noch ein Internet Nerd, amerikanischer Bauart in norwegischem Gewand. Ein Mann der da ist, wenn es darauf ankommt. Ich habe diesem Team aus lauter Individualisten zunächst einmal Sympathie entgegengebracht, was sich nach der Hälfte des Buches legte, denn das Trio agiert im Laufe des Romans zunehmend statischer und vorhersehbarer.
Auf der Gegenseite hängt das Böse Kleinkinder an Bäumen auf und hinterlässt Nachrichten, die es zu entschlüsseln gilt. Nun ja. Mit dem Spannungsaufbau war ich noch relativ zufrieden, später wandelt sich das ganze eher zu einem ärgerlichen Verwirrspiel, bei der ich eigentlich keine rechte Lust hatte den Täter herauszufinden, zu konventionell und brav kommt die Handlung daher. Da wird viel mit Nebelkerzen geworfen, eine Flut von Namen taucht auf und religiöse Eiferer, die selbstredend scheinheilig sind treiben Ihr Unwesen. Alles das verursacht bei mir nur ein Schulterzucken, obwohl der Roman gar nicht einmal schlecht geschrieben ist. Alles in allem ordentliches Handwerk, mehr nicht.
6 von 10 Punkten