Beiträge von Richard Dübell



    Mein erstes Buch DER TUCHHÄNDLER ist bei Readers Digest als condensed version erschienen. Dramatische Kürzungen sind natürlich für den Autor immer schwierig, weil das veröffentlichte Originalbuch ja ohnehin schon das Ergebnis vieler Kürzungen darstellt und damit das Äußerste, was er an weggeworfenen Passagen ertragen kann. Mein Eindruck war, dass die Leute bei Readers Digest recht behutsam an meinen Text herangegangen sind; aber da sie ja nichts umschreiben dürfen, haut es einfach nicht so ganz hin mit dem Endergebnis. Es bleiben immer ein paar Witwen und Waisen übrig, und der persönliche Stil fällt ganz und gar unter den Tisch.
    Nach dem TUCHHÄNDLER wurde nie wieder ein Buch von mir bei Readers Digest veröffentlicht, und ich bin nicht sicher, ob ich nicht eigentlich darüber froh bin. Damals habe ich mich jedoch riesig gefreut, weil DER TUCHHÄNDLER ja mein erstes Werk war und ich keinesfalls damit gerechnet hatte, dass Lizenzen davon verkauft würden.
    Was das Thema "Zusammenarbeit" betrifft - es gab keine Zusammenarbeit. Ich unterschrieb den Lizenzvertrag und bekam irgendwann das Buch zugesandt, in dem außer meinem Werk auch die Herren Follett und Crichton sowie Miss Ibbotson ihre kastrierten Romane finden konnten. Aber wie sollten die Leute bei Readers Digest auch mit dem Autor zusammenarbeiten? Ich hätte es nicht geschafft, 50 % meines Romans zu kürzen. Da lässt man den Autor besser außen vor!
    Im Großen und Ganzen bin ich einfach nicht sicher, ob es condensed versions von Büchern geben muss. Es gibt ja auch keine condensed versions von Rembrandts Nachtwache, auf der nur drei Personen zu sehen wären, oder eine von der Mona Lisa, auf der leider das Lächeln fehlt. Noch nicht mal bei Pro 7 werden Kinofilme so massiv gekürzt. Wer sich nicht die Mühe macht, die originale Fassung eines Buches lesen zu wollen, soll sich halt kürzere Werke oder Novellen vornehmen. Aber vielleicht bin ich mit meiner Meinung auch auf dem Holzweg.


    LGr
    Richard


    Ui, das ist aber ein Riesenkompliment! Ganz herzlichen Dank! :anbet


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von Joschi



    :gruebel Eine Extended Version für Bücher? Wäre das wirklich so ein schlechtes Konzept?



    So eine Leserunde ist ja eine gegenseitige Befruchtung, und unsere kurze Diskussion über entfallene Szenen hat mich auf eine Idee gebracht. Die alljährliche BR-Sternstunden-Gala wird in diesem Jahr aus meiner Heimatstadt Landshut übertragen. Da ich eingeladen wurde, einen Beitrag zu leisten, organisiere ich nun in einem normalerweise geschlossenen alten Gewölbe eine kleinen Glühwein- und Mittelaltereintopf-Ausschank (der Autor bewirtet höchstpersönlich!) und lese dazu zwei kurze Stellen aus der TEUFELSBIBEL, die es nicht ins fertige Buch geschafft haben - so eine Art Life-Director's Cut meines Buches. Ich bin gespannt, was daraus wird, und bedanke mich nochmal hier bei allen, die mich dazu inspiriert haben.


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von Hoffis



    Frag mich manchmal, wie wir es in unserer Jugend ohne Handi und www überhaupt aushalten konnten! Gelle! :grin



    Wahrscheinlich hatten wir gar keine Jugend, sondern wurden alle als Erwachsene geklont und mit künstlichen Erinnerungen aus dem Internet versehen. Typen wie ich, die Romane über vergangene Zeiten schreiben, haben aus Versehen ein paar Seiten gedownloadet bekommen, die nicht dazugehörten, und sehen sich deshalb gezwungen, darüber zu schreiben.


    Wir sind übrigens auch die Generation, die nach ihrem Ableben ins nächste CD ROM-Laufwerk geschoben und weggemailt wird, allerdings an eine ungültige Adresse ...


    :grin


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von Idgie
    Schade fand ich, dass nicht noch mal auf die Kreise aus Melchior Khlesls Zeichnung eingegangen wurde. War das jetzt so, dass er von Anfang an um die Verschwörung der drei Kardinäle und deren Beauftragung Xavies wusste? Und wenn ja, woher? Hat der spätere Papst Innozenz ihn ganz früh ins Vertrauen gezogen? Das wäre eigentlich die einzige logische Erklärung.


    Gewundert hat mich auch, dass Agnes Bräutigam sich nach dem Feuer scheinbar gar nicht mehr so recht für seine Braut interessiert hat. Dafür, dass er Cyprian so rabiat aus dem Weg geschafft hat und einkerkern ließ, ist er mir nach Agnes Verschwinden einfach zu unnachvollziehbar ruhig geworden.


    Was das Mind Map (so nennt man das heute, glaube ich) von Bischof Melchior angeht, wollte ich mich einfach nicht zu früh in die Diskussion einmischen. Melchiors Wissenshintergrund ist grundsätzlich der, den auch Andrejs Vater besaß - beide erfuhren von der Teufelsbibel durch den in Wien auf seine Hinrichtung wartenden Alchimisten. Melchior hat sowohl seine eigenen Verbindungen in der Kurie genutzt als auch Informationen von Kardinal Facchinetti, dem späteren Papst Innozenz erhalten, so dass er ganz gut darüber Bescheid wußte, welche Fraktionen sich für den Codex interessierten, einschließlich seiner eigenen Person. Die Verbindung zu Agnes hat sich ihm aufgedrängt; nennen wir es Intuition.


    Was den "Wegfall" von Nebenpersonen betrifft, steht der Autor immer vor einem dramaturgischen Dilemma. Er kann sie alle aus dem Weg räumen, aber das wäre unrealistisch, und auch ein nicht gerade zimperliches Buch wie DIE TEUFELSBIBEL will nicht unnötig in Blut waten (kleine Ausschweifung am Rand: wie Sex-Szenen ist auch Grausamkeit in einer Geschichte in Ordnung, wenn sie die Dramaturgie, die Charakterisierung einzelner Personen oder das Thema unterstützt. Ich bin, auch wenn mir manchmal von erschrockenen Lesern das Gegenteil vorgeworfen wird, ein absoluter Feind jeder unnötigen Gewalt- oder Pornoszene in einer Geschichte.). Was macht man nun mit den Charakteren, die ihre Bestimmung erfüllt haben, wenn man das Ende des Buches erreicht hat? Sie in einem Epilog erwähnen (gähn)? Ich neige zur Auffassung, dass wir nicht alle Handlungsstränge in einer Geschichte bis zum Ende kennenlernen müssen - es reicht, die zum Abschluss zu bringen, die für die eigentliche Story wichtig sind. Sebastian - oink! - Wilfing hat sich damit, alleine die Flucht aus dem brennenden Haus angetreten zu haben und nachher, als die Gefahr vorüber ist, das Gesinde zu verhören, wirklich absolut unmöglich gemacht. Ich wollte damit zeigen, dass der winzige sympathische Wesenszug an ihm, seine Zuneigung zu Agnes, nicht groß genug ist, um sich für sie in Gefahr zu begeben. Damit ist er endgültig diskreditiert. Zum Antagonisten fehlt ihm die Bedeutung, da sich die Helden nach dem Brand in Prag mächtigeren Feinden stellen müssen als dem dicken Sebastian. Somit ist sein Charakterbogen, was die Story in DIE TEUFELSBIBEL betrifft, beendet, und er kann aus der Geschichte verschwinden.


    Das ist jetzt natürlich ein kleiner Einblick in meine eigene Auffassung von meinem Handwerk gewesen. Manche Kolleginnen und Kollegen sehen das sicher anders, und das ist völlig in Ordnung.


    Ich kann aber ein kleines Geheimnis verraten: Sebastian Wilfing junior beendet nach dem Tod seines Vaters seine Geschäfte in Prag und zieht sich nach Wien zurück, wo er weiterhin mit Niklas Wiegant zusammenarbeitet. Was Prag betrifft, so hat Niklas das Feld dort seinem Schwiegersohn Cyprian überlassen und mit ihm die Prager Niederlassung der Firma Wiegant & Khlesl gegründet. Sebastian sieht sich außerstande, mit seinem ehemaligen Nebenbuhler eine Partnerschaft einzugehen, und verzichtet lieber auf die Einkünfte, als sich mit dem "Vipernpack von Khlesls" weiter abzugeben (zu dem er jetzt auch Agnes zählt).


    LGr
    Richard

    Ich finde Eure Diskussion sehr spannend, weil sie die Facette des Hausrechts mit aufnimmt, das vermutlich auch der örtliche Pfarrer gestört gesehen hat.


    Tatsächlich darf man sich immer die Frage stellen, ob man denn - auch im Dienst der Kultur - eine Veranstaltung abhalten muss, die einem gegen die persönliche Einstellung geht. Dabei gilt es abzuwägen, inwieweit diese persönliche Einstellung Maßstab für alle sein darf, die von der Veranstaltung oder der Absage eines Events betroffen sind. Da sind wir schon tief in demokratischen Fragen; und die Kirche hat nicht den Anspruch, eine durch und durch demokratische Vereinigung zu sein.


    Stellen wir uns einfach mal vor, wir würden selbst eine Lesung organisieren, und wir stellen fest, dass unser Autor in seinem neuesten Buch zwar kulturgeschichtliche Zusammenhänge aufhellt, aber darin auch rechtsradikales Gedankengut unterstützt (ich nehme mal eines der Beispiele, die mich am meisten abstoßen). Würden wir den Kerl nicht auch wieder vor die Tür setzen? Und hoffentlich mit Applaus aller Beteiligten?


    Die Krux ist nur, dass in Langenbach die Lage ein bißchen anders ist, wie Ihr ja auch erkannt habt. Erstens ist die originale Teufelsbibel ein Teil der Kirchengeschichte; zweitens greift der Roman weder die katholische Kirche noch den Vatikan an - im Gegenteil, wir sehen hier sowohl die Selbstreinigungskräfte der Kirche am Werk als auch (an der Person Pater Hernandos) die Figur des reuigen Sünders, der umkehrt.


    Was ich persönlich den Veranstaltern dort zum Vorwurf mache, ist das vorschnelle, ignorante und völlig ahnungsfreie Handeln, die Vorverurteilung und die mangelnde Zivilcourage. Ich sage jetzt nicht, wohin solches Verhalten die katholische Kirche schon einmal gebracht hat.


    Im Übrigen nimmt sich jetzt - nicht von mir in Bewegung gesetzt!! - die Süddeutsche Zeitung des Falles an. Ich halte Euch auf dem Laufenden!


    LGr
    Richard


    Danke für die Blumen bzgl. des Erzählstils. :-) Ich versuche natürlich, so wie die meisten meiner KollegInnen, Bilder in den Köpfen meiner Leserinnen und Leser entstehen zu lassen. Dazu müssen die Bilder zuerst in meinem Kopf sein. Wenn ich es geschafft habe, sie entstehen zu lassen, schreibe ich so schnell wie möglich die Gefühle auf, die bei ihrem Betrachten entstanden sind. Dann kann es sein, dass vier, fünf Seiten wie im Fieber entstehen.
    Ist das Fieber abgeklungen, lese ich mir durch, was ich da produziert habe. Ich breche dann die Textblöcke auf, schiebe die eine oder andere (mit kühlerem Blick erfasste) Beobachtung mit ein oder passende Dialogfetzen und bringe das Ganze in eine leserfreundlichere Form. Das ist es dann meistens auch schon ... freut mich sehr, wenn ich es geschafft habe, Euch damit in die Handlung hineinzuziehen!


    Ich bin fest überzeugt, dass die Geschichte von Sodom & Gomorrha auf Beobachtungen basiert, in denen naturwissenschaftliche Phänomene mächtigen Eindruck auf die Beobachter gemacht haben. Durch viele Erzähler gefiltert und mit der passenden Moral versehen, sind dann daraus einzelne Kapitel einer Mythologie entstanden, die wir halt zufällig als das Wort Gottes betrachten. Andere Kulturen hatten die Geschichten von Asgard oder haben das Ayurveda - unsere Bibel ist ja in Wahrheit nichts anderes. Was S&G betrifft, so muss da nicht einmal unbedingt ein Meteoreinschlag oder ein Vulkanausbruch oder ein Tornado dahinterstecken, auch wenn das mit unserem heutigen Wissen über die physikalischen Prozesse der Erde am besten vereinbar wäre. Die meisten Menschen der damaligen Zeit sind mindestens ein Mal im Leben Zeuge geworden, wie eine Stadt vernichtet wurde; allerdings durch Kriegsgeschehen, und letztlich kann das genauso dahinterstecken und nur so dramatisch aufgeblasen worden sein, dass wir heute eine Naturkatastrophe herauslesen.


    Die Stadt Megiddo ist übrigens in biblischer Zeit so oft verwüstet worden, dass ihr Name Synomym für die "Mutter aller Schlachten" geworden ist: Armageddon.


    Menschen wie Pater Xavier habe ich noch nicht persönlich kennengelernt; oder wenn doch, dann haben sie mich nicht merken lassen, was sie für Charaktere sind. Wenn ich aber die Nachrichten anschaue und Zeitung lese, weiß ich, dass noch viel schlimmere Typen draußen herumlaufen. Die meisten davon leben hundert Jahre lang wie du und ich ein friedliches Leben, und dann kommen sie plötzlich in eine Lage, in der sie die Macht über ein Menschenleben oder eine Nation oder die ganze Welt haben - und sie verwandeln sich in Monster. Denkt mal an das Experiment in der amerikanischen Uni, in der eine Gruppe von Probanden die andere mit virtuellen Stromstößen quälen durfte, wenn diese sich nicht den Erwartungen gemäß verhielten. Die erste, "aktive" Gruppe wußte nicht, dass die Stromstöße nicht echt waren - und doch hat ein riesiger Prozentsatz von ihnen im Verlauf der Befragung die Stromstärke so hoch gedreht, dass sie tödlich gewesen wäre.


    Das ist aber m. E. nicht das Schlimmste; das Schlimmste ist, dass fast keiner von den Probanden der ersten Gruppe sich geweigert hat, das Experiment überhaupt mitzumachen. Das sind die Eidechsen, aus denen bei richtiger Haltung solche Krokodile wie Pater Xavier werden.


    LGr
    Richard

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    Original von Idgie


    Die Episode mit den verschwundenen Katakomben unter der Heiligenstädter Kirche fand ich auch sehr interessant. Gibt es dazu einen historischen Hintergrund?


    edit: Zumindest die Sage vom schwarzen See und der zu Stein erstarrten Frau habe ich gefunden.


    Ich habe hier nur die Sage genommen und so weit ausgebaut, dass sie historisch nicht vollkommen unwahrscheinlich wird und in die Dramaturgie passt.


    In einer früheren Fassung kamen übrigens noch viel mehr von diesen zum Teil dramatischen, zum Teil sehr berührenden Sagen aus Wien und Prag vor; aber ich musste einsehen, dass sie in ihrer Urform nicht in die Geschichte passten, und um sie so massiv umzuschreiben, dass sie gepasst hätten, taten sie mir zu leid. Sie wären dadurch auch großteils nicht mehr wiederzuerkennen gewesen, und das hätte sie ohnehin sinnlos gemacht.


    LGr
    Richard

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    Original von Rosenstolz


    :write :write
    Und es zeigte auf, wie stark diese Glaubens- bzw. Gehorsamszwänge sind. Eigentlich hat er ja "das Richtige" getan und trotzdem war sein ganzes restliches Leben nur noch von dem Gedanken bestimmt, dass er den Gehorsam ( an einen "Vorgesetzten" ) verweigert hat. Wieso hat er eigentlich für sich selbst nicht festgestellt, dass doch die Gebote Gottes an erster Stelle stehen sollten ( und damit auch über den "Befehlen" eines Ranghöheren)? :gruebel Damit hätte er sich einiges an Seelenqual ersparen können.


    Die Ordensregeln des heiligen Benedikt waren (und sind vielleicht immer noch) von so zentraler und massiver Wichtigkeit für den Orden, dass Tomas als wahrer Benediktiner gar nicht anders kann als an seinem Konflikt zu zerbrechen.
    Der Übeltäter ist hier ganz allein Abt Martin. Er als Klosteroberer muss wissen, dass er Tomas nicht diesem Konflikt aussetzen darf. Er tut es dennoch, weil er, wie weiter oben schon erwähnt worden ist, den Schutz der Teufelsbibel über alles stellt - und anfangs auch noch glaubt, damit dem Wort Christi zu folgen. Insofern finde ich die Figur, die ich entlang der wenigen Beschreibungen zum wirklichen Abt Martin, an die ich herangekommen bin, aufzubauen, hochinteressant. Bitte bedenkt - Abt Martin ist nicht per se ein böser Mensch, sondern nur einer, der glaubt, eine Mission zu haben.
    Nicht immer sind Missionare solche Typen wie Albert Schweitzer ...


    LGr
    Richard

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    Original von Patricia_k34
    K 5: Die Szene wie das Haus abbrennt war ganz toll beschrieben. Ich kam mir vor wie ein Beobachter vor Ort.


    ........



    Zum Glück konnte ich mich bei der Beschreibung auf den Rat eines Brandexperten stützen. Bücher sind einfach doch das Ergebnis mehrerer kreativer Geister.


    LGr
    Richard

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    Original von Schwarzes Schaf
    Danke für die tolle Leserunde!


    Ich bedanke mich! Ich hatte (und habe immer noch) großen Spaß dabei. Natürlich hätte ich mich gern weniger sporadisch gemeldet, aber derzeit bin ich ständig auf Reisen im In- und Ausland und habe nicht die Zeit, irgendwo ein Internet-Café aufzusuchen.


    Meine erste Leserunde hier in der Büchereule habe ich übrigens über weite Strecken aus einem Hotel in Berlin geführt, wo ich während einer Lesereise ein paar Tage untergebracht war. Ich musste dazu nur immer dieselbe Amerikanerin vom Internetanschluss im Medienzimmer vertreiben. Entgegen der üblichen Handlung in Romanen oder Filmen sind wir uns dadurch aber nicht nähergekommen ...


    LGr
    Richard

    Die Absage kam als Weiterleitung eines e-Mails an Sonja Lechner, die bei Lübbe u.a. meine Lesungen betreut. Sonja war so platt, dass sie gar keine Worte fand.
    Als Grund gab die Gemeindereferentin an, man habe mitbekommen, dass es in meinem Werk auch ein Buch mit dem Titel "Die Teufelsbibel" gäbe. Pfarrer und Büchereiteam seien gemeinsam zu dem Entschluss gelangt, dass man es nicht verantworten könne, wenn auf dem Büchertisch in einer katholischen Pfarrbücherei ein Buch mit einem derartigen Titel läge und man daher die Zusage für die Lesung stornieren wolle ...
    ... gefolgt von dem beruhigenden Zusatz, dass man sicher sei, dass der Autor auch ohne die Hilfe der Pfarrbücherei genügend Exemplare absetzen könne.


    Natürlich war meine Agentin und ich schwer versucht, diesen Fall an die große Glocke zu hängen. Er hat ja alle nötigen Zutaten, für die die katholische Kirche über die Jahrhunderte hinweg immer wieder berühmt geworden ist: Intoleranz, Minderheitsentscheidungen, absolute Ignoranz ...
    Vielleicht tun wir's ja wirklich noch und aktivieren die Journalisten, die sich des Falls bislang schon angenommen haben und von uns um Stillhalten gebeten wurden. Aber ich weiß nicht so recht ...


    Es ist ja nicht ein allgemeiner Beschluss der katholische Kirche insgesamt; ich habe bereits mehrere Lesungen der Teufelsbibel in Pfarrbüchereien oder kirchlich geführten Gemeindebibliotheken absolviert, also kann man nicht die Kirche an sich in Sippenhaft nehmen; das geschieht aber in solchen Fällen unweigerlich.


    Legt man, um dem entgegenzuwirken, das Gewicht in den Berichten aber auf den Pfarrer des Ortes, dann schießt man auf eine einzelne Person. Wie immer meine Gefühle gegenüber diesem guten Hirten sein mögen, ich finde, es gehört sich nicht, jemanden den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.


    Also habe ich nicht mehr unternommen als das, was ihr auf meiner Homepage gefunden habt.


    Übrigens hat niemals jemand von der Pfarrbücherei direkt Kontakt mit mir aufgenommen, obwohl mein Heimatort keine dreißig Kilometer entfernt liegt und ich in der gesamten Gegend ziemlich bekannt bin. Es ist halt schade, dass solche Vorgänge immer wieder die katholische Kirche belasten; sie haben weder mit dem Glauben noch mit dem Christentum etwas zu tun, sondern entspringen der Borniertheit und der mangelnden Zivilcourage Einzelner. Die Kirche setzt sich aus Menschen zusammen und gottseidank nicht aus Heiligen, da muss man leider mit derartigen Dingen rechnen.


    Mich würde aber sehr interessieren, wie ihr da seht ...


    LGr
    Richard

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    Original von Hoffis


    Das Riesengebirge ist eigentlich auch schon ein Ziel für die nächsten Planungen einer Tschechien-Reise. Doch wird diese eventuell mit einem Wohnmobil erfolgen...


    Nimm Dir unbedingt zwei oder drei Tage Zeit für die Adersbacher und Teplitzer Felsenstädte. Ganz egal, ob Du wandern oder kraxeln oder einfach eine phantastische Landschaft genießen willst - dort findest Du alles, was das Herz begehrt. Nimm Dir aber genug Verpflegung mit; die Lokale in unmittelbarer Umgebung sind nicht zu empfehlen. Ich glaube, es gibt sogar einen Campingplatz direkt am Rand dieses Naturwunders.


    Schönen Urlaub - ich beneide Dich!


    LGr
    Richard


    P.S. Aber vielleicht sehe ich mir dafür demnächst Brünn und vor allem Pernstein an ...

    Zitat

    Original von Hoffis


    Ich hoffe doch das Braunau im Riesengebirge, nahe der polnischen Grenze war gemeint.


    Yep, das ist das Braunau, das gemeint war. Der tschechische Name ist Broumov.
    Historische Kuriosität: Hindenburg dachte immer, dass Adolf Hitler aus diesem Braunau stammte und nicht aus dem gleichnamigen Ort in Oberösterreich. Deshalb nannte er Hitler stets den "böhmischen Gefreiten".


    LGr
    Richard



    So viele interessante Anmerkungen! :-) Ich versuche Sie mal der Reihe nach zu kommentieren:


    Die Reaktion Cyprians wird später noch geklärt; ich kann das hier nicht leider nicht darlegen, sonst produziere ich einen "spoiler".


    Dankeschön für die Blumen bezüglich Prags; ich habe mir den Eindruck der Stadt bei meiner ersten Recherche im November bewahrt. Ich bin dann (leider, was die Atmosphäre betrifft) im Sommer danach nochmal hingefahren, um das eine oder andere nachzurecherchieren, und statt in nebliger Düsternis bin ich zwischen kurzbehosten T-Shirtträgern im Sonnenschein am Altstädter Ring gesessen und habe Kaffee getrunken. Das hätte beinahe die Erinnerung an den November-Aufenthalt nachhaltig gelöscht!


    Dass Pater Xavier Espinosa Kaiser Rudolfs Beichtvater ist, ist zum einen dramaturgisch interessant, zum anderen ein Spiel mit geschichtlichen Fakten. Rudolfs Beichtvater in Spanien und etliche Zeit danach noch in Wien war ein Dominikanerpater namens Juan Espinosa. Dass Pater Xavier auch der Beichtvater von Don Karlos gewesen sein soll, ist ein früher Hinweis auf seinen Charakter: eine Auslegung des Schicksals von Don Karlos ist die, dass sein Beichtvater das Geständnis des spanischen Infanten, er plane den Aufstand gegen seinen Vater, an König Philipp verraten haben soll. Da war wieder mal der richtige (böse) Mann am richtigen Ort. Perfekt ...


    Natürlich hat Niklas noch ein zweites Motiv für den Wunsch, Agnes möge Sebastian Wilfing jun. heiraten. Dies hier zu verraten wäre aber ein weiterer "spoiler". Sorry.


    Cyprian neigt in Extremsituationen dazu, rot zu sehen. Wenn Du bedenkst, was sein Vater ihm alles vorher an den Kopf geworfen hat ...


    LGr
    Richard