Beiträge von Richard Dübell

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    Original von Bouquineur
    Lieber Richard, mir hat schon die Teufelsbibel gut gefallen, aber mit dem zweiten Band hast Du Dich um 100 % gesteigert. Das war absolute Spitzenklasse! :anbet


    Das Buch hat mich nicht losgelassen und eine regelrechte Sogwirkung auf mich gehabt. Ich habe heute wirklich nur kurze Pausen gemacht, um etwas zu essen und ansonsten stundenlang gelesen. 600 Seiten pro Tag lese ich eigentlich nur, wenn mich ein Buch absolut fesselt und das war hier der Fall.


    Herzlichen Dank!!! :wave


    LGr
    Richard

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    Original von milla
    Auf der anderen Seite die Szene mit Wenzel - der Arme! :lache :lache :lache


    Die Szene mit dem verunglückten Protokolleinsatz bestreitet die 2. Hälfte meiner Lesungen aus DIE WÄCHTER DER TEUFELSBIBEL. Bei der Buchpremiere musste ich tatsächlich zwischendurch immer wieder aufhören zu lesen, weil die Zuhörer so gelacht haben. Ich freue mich, dass das so gut funktioniert! :wave


    LGr
    Richard

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    Original von Nomadenseelchen
    Wie bist du auf die Teufelsbibel aufmerksam geworden?


    Ich hatte ursprünglich vor, einen Roman zu schreiben, in dem Kaiser Rudolf II. von Habsburg eine wichtige Rolle spielen sollte. Das Leben dieses Mannes und er selbst waren so bizarr ... aber dann fand ich keine Geschichte, die mich zufriedengestellt hätte und die sowohl seine Person als auch ein zu ihm passendes Thema beinhaltet hätten. Bei der Recherche zu seiner Person stieß ich aber auf sein Kuriositätenkabinett, und bald fand ich einen Hinweis, dass dort auch die "berühmt-berüchtigte" Teufelsbibel aufbewahrt gewesen wäre.
    Wenn ein Romanautor das Wort "Teufelsbibel" hört, weiß er, dass er ein Thema gefunden hat. So war es auch bei mir. Das war zwar noch nicht die Geburtsstunde des Romans DIE TEUFELSBIBEL und schon gar nícht die der Trilogie, die jetzt entsteht, aber das Samenkorn war gelegt!
    Wenn Du heute "Teufelsbibel" oder "Codex Gigas" bei Google eingibst, findest Du jede Menge Einträge. Damals - 2006 - fanden sich genau ein deutscher und ein englischer Wikipedia-Eintrag und ein Link zu einem Online-Artikel von Radio Prag. Das war alles. Außerdem konnte ich die Teufelsbibel im Lexikon des Mittelalters finden. Als ich diese wenigen Hinweise sah, war mir auch klar, dass ich auf die literarische Entsprechung einer Goldader gestoßen war - nicht wegen des Autorenhonorars :lache, sondern weil ich offensichtlich ein Thema gefunden hatte, auf dem noch niemand zuvor herumgeritten war.
    Guter alter Kaiser Rudolf ... :knuddel


    LGr
    Richard

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    Original von bonomania
    Obwohl in diesen 100 Seiten so viel passiert ist, war für mich die erschütternste Szene die im Beichstuhl mit dem 10 jährigen Kind. Man mag gar nicht dran glauben, dass es sowas wirklich gibt :brabbel


    Leider bin ich zu dieser Szene von Dutzenden von Zeitungsberichten über derlei Vorfälle "inspiriert" worden.


    Zitat


    Traurig war ich auch zu lesen, dass Vittoria an einem Fieber gestorben war.
    War es wirklich ein Fieber oder ist sie von Ihrem älteren Bruder Scipione vergiftet worden?


    Jetzt plaudere ich mal wieder aus dem Nähkästchen. Aber zunächst - Vittoria ist nicht vergiftet worden, ihr Tod hat natürliche (und dramaturgische) Hintergründe.
    Aus Gründen - Achtung, jetzt wird es spoilerähnlich!!! - die sich später erschließen, ist es für die Figur von Filippo wichtig, dass ein starker Frauencharakter eine Rolle in seinem Entwicklungsbogen spielt. Also musste Vittoria in sein Leben treten und eine Szene möglichst am Anfang mit ihm bekommen, um dies zu etablieren. Zugleich war es aber auch nötig, dass all die "Wegmarken", an denen Filippo sich festhält, nach und nach aus seinem Dasein verschwinden, um ihn auf seine einsame und verzweifelte Suche nach etwas zu suchen, woran er sich festhalten kann - seine Suche nach dem Glauben (Filippo ist damit der "Gegenentwurf" zu Abt Wolfgang, der auf einer ähnlichen Suche ist und ein Ziel gefunden zu haben glaubt, das aber das falsche ist).
    Also konnte Vittoria nicht in der Romanhandlung bleiben, und ihr Abgang musste - Filippos Charakterbogen wegen, aber auch, weil sie selbst eine starke Figur darstellt - möglichst dramatisch sein.
    Daher musste sie leider sterben. Ich habe das auch bedauert. Ein Autor sollte zwar nicht davon überrascht werden, was mit seinen Figuren passiert, aber mitleiden darf er schon ...



    Zitat


    Gleich im 1. Kapitel wird eine junge Frau verfolgt. Wir erfahren nur Ihre letzten Gedanken so kurz vor Ihrem Tod. Aber nicht, um wen es sich hierbei handelt? Das ist doch die Person, wg. der der Ziegenhirte hingerichtet wird. Oder?


    Yep. :-)



    Zitat


    Bei jeder Szene war ich am zittern, dass Cyprian etwas passieren könnte *bibber* Ist er doch mein persönlicher Held.


    Dankeschön! Meiner auch!


    LGr
    Richard

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    Original von Bouquineur
    Eine Frage zur Hinrichtung der "Kindsmörderin" in Wien habe ich. Den Schilderungen Alexandras nach war es ein Unfall, kein Mord. Warum wird so jemand dann als Mörderin zum Tode verurteilt. Wirklich nur, weil Kind und Frau unterschiedliche Religionen haben? War es zu der Zeit so einfach, solch ein Urteil durchzubekommen, auch wenn die Sachlage klar auf einen Unfall schließen lässt?


    Man muss sich als Ausgangslage vorstellen, dass eine Familie, die sich Bedienstete leisten konnte, aus der Besitzklasse stammte, also entweder von Adel oder erfolgreiche Kaufleute waren. Eine Dienstbotin, besonders im Teenageralter, war hingegen zwangsläufig jemand aus dem Armenmilieu. Als junges Mädchen konnte sich auch noch nicht lange im Dienst der Familie sein und sich so auf die eine oder andere Weise bewähren oder als Mitglied des herrschaftlichen Haushalts aufgefasst werden.
    Nimm dazu den Schmerz von Eltern, die Zeugen werden, wie ihr Kind zu Tode gebrüht wird, ein Schmerz, der von denen, die die Gesetze machen und umsetzen, durchaus nachvollzogen werden kann. Auf welcher Seite würde die Exekutive Wiens wohl stehen, und das in einer Epoche, in der die Ungleichheit zwischen Vermögenden und Besitzlosen als vollkommen normal empfunden wurde? Der Vorgang musste auf jeden Fall als Kindstötung und nicht als Unfall behandelt werden.
    Das Gerichtsurteil im vorliegenden Fall hätte auch in der Realität auf der Constitutio Criminalis Carolina basiert. Diese löste in der Neuzeit die archaische mittelalterliche Rechtsauffassung nach dem Sachsenspiegel ab, verschärfte tatsächlich aber die Strafen für Kindstötung und Abtreibung.
    Die Konfession spielte im Einzelfall eine weniger bedeutende Rolle als von mir dargestellt; hier handelt es sich um eine dramatische Zuspitzung - der Fall in Wien sowie der in Brünn sind eher Platzhalter für die allgemeine politische Brisanz, die in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg den Alltag vergiftete.


    LGr
    Richard

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    Original von Hoffis
    Und hier noch ein paar Bildchen, damit ihr es euch auch vorstellen könnt!
    Einmal der Marktplatz und das Rathaus von Brünn und dann noch zweimal Pernstein! :knuddel1


    Klasse! Danke für die Bilder! Ich hatte es ja gut, weil ich bei meiner Recherche in Brünn von meinem tschechischen Verleger bemuttert worden bin und wirklich fast jeden Winkel der Stadt kennengelernt habe. Bist Du auch nach Rajhrad hinausgekommen? Das ist ein Benediktinerkloster etwas südlich von Brünn, das heute als Denkmal des Schrifttums in Mähren gilt (hmmm ... was schließen wir daraus in Bezug auf Schauplätze für den 3. Teil der Teufelsbibel ...?), eine wunderschön gelegene, riesige Anlage. Und Pernstein ist natürlich eine Sache für sich.
    Zu Brünn gibt es übrigens eine Anekdote: Mein Verleger hat meine Recherchereise genutzt, um für mich ein paar Pressetermine zu organisieren. Dabei wurde ich stets auch zu einigen Details aus DIE WÄCHTER DER TEUFELSBIBEL gefragt, und da ich erst dann zu recherchieren beginne, wenn die Handlung absolut feststeht, konnte ich recht zuverlässig Auskunft geben. Dabei kam ich bei einer dieser Konferenzen auch auf die Rolle einzelner Schauplätze Brünns im Roman zu sprechen, z.B. das Gefängnis, dass ich im hinteren Trakt des Rathauses befand. Einer der Journalisten widersprach mir daraufhin und sagte, es hätte nie ein Gefängnis im Brünner Rathaus gegeben. Man kann sich jetzt auf ein Wortgefecht einlassen, die Bemerkung ignorieren oder, was ich getan habe, auf seine Quellen hinweísen und dann Änderungsbereitschaft signalisieren, sollte der Kritiker mit besseren Quellen rüberkommen. Hat er leider nicht gemacht, der gute Mann, und so habe ich es im Buch dringelassen. Ich war mir meiner Sache auch bombensicher, denn ich hatte darüber nicht nur in zwei unabhängigen Büchern über Brünn gelesen, sondern - :lache - auf der Rückseite des Rathauses befindet sich auch noch eine Plakette, die auf das Gefängnis hinweist (leider habe ich diese Plakette erst nach der Pressekonferenz gefunden, sonst hätte ich mit breitem Grinsen darauf hinweisen können).
    Mein Brünner Verleger war aber so ärgerlich über den Einwand dieses Herrn, dass es tatsächlich immer noch an ihm nagt. Ich habe ihn vor ein paar Tagen auf der Frankfurter Buchmesse getroffen, und er musste mir sofort erzählen, dass vor kurzem in der Brünner Tageszeitung ein Artikel über das ehemalige Gefängnis im Rathaus erschienen sei und dass er ihn postwendend ausgeschnitten und dem Journalisten mit freundlichen Grüßen zugesandt habe. Tschechische Verleger vergeben nicht so leicht ...


    LGr
    Richard

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    Original von milla
    @ Richard: Wie ist es als Autor, sich so etwas auszudenken oder aufzugreifen, auszuarbeiten und niederzuschreiben? Beim Lesen solcher Szenen empfinde ich Entsetzen, Verachtung, Zorn, ja bis hin zu Hass - und wie ist es beim Schreiben? Du erschaffst diese Figuren ja und legst ihnen ihr Handeln sozusagen in die Hände - gruselt es dich dabei selbst?


    Ich glaube, man geht als Autor an derartige Szenen und/oder Charaktere einigermaßen klinisch heran. Da man die Geschichte seiner Hauptpersonen ja kennt und weiß, warum sie so geworden sind, wie sie sind, hat man immer auch ein Quäntchen Verständnis für sie - nicht Sympathie, beileibe nicht, aber doch eine größere Nähe zu dem Menschen, der sie mal gewesen sind und der unter Perversität, Zorn oder Neid verschüttet worden ist. Man weiß auch, dass man die Bösewichte für die Story braucht, und je dramatischer und größer als das Leben sie sind, desto heldenhafter können auch die positiven Charaktere agieren; insofern ist man den Bösen, wenn sie gut funktionieren, geradezu ein wenig "dankbar", dass sie da sind. :grin
    Nicht zuletzt hat man sie selbst so geschaffen, und wenn es auch beim Schreiben vorkommt, dass die Figuren einem zu "erzählen" anfangen und man beim Lesen der gerade geschriebenen Absätze zuweilen selbst erstaunt ist, was die Figuren so von sich gegeben haben, so darf das doch nie so weit gehen, dass sie die Regie übernehmen. Insofern fehlt dem Autor der Überraschungseffekt über soviel Bosheit, den ein Leser natürlich empfindet, und das nimmt dem Grauen etwas von seiner Wirkung.
    Ich höre oft die Frage, ob denn in den monströsen Charakteren, die in manchen meiner Romane vorkommen, auch ein Teil von mir steckt - oder umgekehrt (ich warte schon seit Ewigkeiten darauf, dass ich das auch mal in Bezug auf die romantischen Szenen gefragt werde - seufz!). Ich antworte darauf dann immer, dass ein Dramaturg, der sein Handwerk einigermaßen versteht, durchaus in der Lage ist, sich in Gedankenwelten hineinzuversetzen, die nicht die seinen sind. Wäre das nicht so, müsste man jeden Autor, der faszinierend-schreckliche Bösewichter erschafft, für einen potenziellen Massenmörder halten.
    Ich denke, dass hinter den Taten, die der Autor seine Bösewichter begehen lässt, eher die angstvolle Erkenntnis steht, dass die Realität in bezug auf Grausamkeit und Perversion jede Fantasie noch immer locker abgehängt hat. Aus der Schilderung von Verbrechen, wie Heinrich und Diana sie begehen, spricht nicht die eigene Faszination am Bösen, sondern die Furcht davor, dass es solche und noch schlimmere Menschen tatsächlich gibt und dass in der Regel jede Nachbarschaft ein paar davon aufzuweisen hat. John Steinbeck schildert in JENSEITS VON EDEN den (bösen) weiblichen Hauptcharakter als einen Menschen, dem jede Anlage zu Mitgefühl ganz einfach fehlt und geht dabei (zwischen den Zeilen) durchaus so weit zu sagen, dass zwar die Taten dieser Figur moralisch verwerflich sind, die Figur selbst aber gar nicht mit moralischen Maßstäben gemessen werden kann, weil sie gar nicht in der Lage ist, diesen Maßstäben zu folgen. Ich bin überzeugt, dass das in der Tat für viele der menschlichen Ungeheuer zutrifft, denen wir in den Nachrichten begegnen. Gerade heute morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass Josef Fritzl, der Kerl, der seine Tochter und die mit ihr gezeugten Kinder zwanzig Jahre lang in einem Kellerverlies eingesperrt hat, zwar einerseits zugibt, eine "böse Natur" zu besitzen, andererseits tatsächlich glaubt, seinen Lebensabend im Kreis seiner Familie zu verbringen. Der eigentliche Grusel angesichts einer solchen Einstellung wird nicht von der Weltfremdheit hervorgerufen, die einen Mann mit seinem Anklageregister denken lässt, er würde jemals wieder freigelassen, sondern die geradezu ekelerregende Sicherheit, mit der er davon ausgeht, dass seine Familie ihn überhaupt noch akzeptieren würde.
    Gemessen daran ist ein Charakter wie Heinrich, der sehr wohl erkennt, wie ihn die Abhängigkeit von Diana und seine eigene Veranlagung immer weiter in den Abgrund zerren und nur zu schwach ist, um Widerstand zu leisten, geradezu ein Waisenknabe.


    Zitat


    Irgendjemand erwähnte schon im ersten Abschnitt die ständig wechselnden Szenenwechsel - ich muss ja gestehen, dass ich das liebe, auch wenn mir (natürlich immer am Ende einer Szene) ein "aaaaah, mist, ich will doch wissen, wie es hier weitergeht" entfährt :grin Zugegeben, bei JEDEM der Handlungsstränge :lache


    Dankeschön! Natürlich darf man dem Autor unterstellen, dass solche cliffhanger fies geplante Tricks sind, um die Spannung aufrecht zu erhalten. :chen Wenn man zuviel und zu schnell umschaltet, kann es durchaus verwirren, das gebe ich zu. Da muss man schon ganz gut aufpassen bei der Konzeption der Szenen.


    LGr
    Richard

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    Original von bonomania
    In Erinnerung ist mir nur der Fötus mit 2 Köpfen geblieben ....... wohl, weil ich damals schwanger war.


    Du lieber Himmel! Ich habe das Museum erstmals Ende der Achtziger besucht, und als ich verheiratet war und Kinder plante, habe ich mehr als einmal die Gestalten im Kopf gehabt, die mich dort aus den Gläsern heraus angesehen haben. So was geht einem lange nicht aus den Gedanken ...


    LGr
    Richard

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    Original von bonomania
    So eine Kuriositäten-Sammlung habe ich mir mal Ende der 70 Jahre in einem Museum in Salzburg angeschaut. Da sah man dann Föten mit 2 Köpfen, etc. :uebel
    Das ist jetzt schon sooo lange her, aber immer noch in sehr guter Erinnerung geblieben. Kennt jemand von Euch dieses Museum vielleicht?



    Ja, ich kenne es sehr gut. Jetzt verrate ich etwas, das im Nachwort des Romans steht: meine Besuche im Naturkundemuseum in Salzburg haben mich zu den Beschreibungen der eingelegten Fehlgeburten im Kuriositätenkabinett inspiriert. Man weiß, dass in Rudolfs Kabinett - wie in vielen anderen solcher Wunderkammern - derartige Dinge zu sehen waren, aber natürlich hat keines die Zeiten überdauert. So habe ich auf die Ausstellungsgegenstände in Salzburg zurückgegriffen, die in der Mehrheit übrigens aus dem 19. Jahrhundert stammen.
    Und zugleich möchte ich eine Warnung aussprechen: Leute, wenn euch leicht schlecht wird oder ihr gerne wilde Träume habt - geht nicht dort rein. Es ist unglaublich, zu welchen grotesken Fehlbildungen die Natur in der Lage ist, und wenn man weiß, dass manchmal menschliche Wesen diese genetischen Defekte überlebt haben und dann so durchs Leben gehen mussten, kommen einem die Tränen.


    LGr
    Richard

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    Original von milla
    ...lieber direkt einen Richard Löwenherz als erst 100 Seiten von König Richard zu lesen und dann erst festzustellen, dass es sich um DEN Richard handelt (überspitzt ausgedrückt). Nichtsdestotrotz kann es ja nicht schaden, den ein oder anderen Namen mal im Original zu erwähnen, tut den Lesern ja nicht weh ;-)


    Als Autor kann man bei solchen Problemen oft auf einfache Tricks zurückgreifen. Beliebt ist der sogenannte dramaturgische Dummkopf - das ist eine Figur, die anderen Figuren dämliche Fragen stellt, so dass diese darauf antworten müssen und damit ein Wissen enthüllen, das im Prosatext aufgesetzt wirken würde. In Deinem Beispiel mit Richard Löwenherz könnte der Dummkopf also fragen: "Was, der da ist der König? Ich dachte, euer König heißt Löwenherz? Warum nennt ihr ihn König Richard?" Und der Kammerherr kann dann zu einer entsprechenden Erklärung ausholen.
    Den gleichen Stellenwert hat übrigens der dramaturgische Zweifler, der den Plänen des Helden - oder des Bösewichts - ungläubig zuhört und dann den Skeptizismus des Lesers vertritt, indem er fragt: "Du glaubst doch selbst nicht, dass das funktioniert, oder?" Dann kann der Angesprochene sich darüber verbreiten, wie "cunning" sein Plan tatsächlich ist ...


    P.S. Habe ich gerade von "cunning plans" gesprochen? Ich glaube, ich habe in der letzten Zeit zuviel BLACKADDER geguckt ...




    Zitat


    ... übrigens gibt es hier eine Spoilerfunktion, beim Schreiben ganz links, dieses Kästchen mit den blau-orangenen Zeilen, wenn du damit schreibst, kann man den Text nur lesen, wenn man ihn extra markiert :wave


    Dankeschön! Hatte ich noch gar nicht entdeckt. Jetzt bin ich wirklich für ALLE Fragen gerüstet! :-)


    LGr
    Richard

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    Original von Nomadenseelchen
    Die Widmung fand ich wunderschön, aber das Personenverzeichnis wäre am Ende des Buches besser gewesen. Das Cyrian und Agnes ein Kind haben, hätte ich mir lieber erlesen, so weiß ich es schon vor dem ersten Satz :-( .


    Die Widmung kam von Herzen - man merkt es ja meistens erst viel zu spät, wie sehr man einen Menschen vermisst, der nicht mehr da ist.
    Dass im Personenverzeichnis manchmal Geheimnisse verraten werden, wurmt mich auch, und ich mache alle möglichen Verrenkungen, um dieses Problem zu umgehen. Manchmal klappt es halt leider nicht, ohne dass die Personenbeschreibung vollends unverständlich würde, und im Zweifelsfall entscheide ich mich lieber für Klarheit und nicht für ominöses Geschraubsel.


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von milla
    Ich glaube der gelb-rote Wallenstein ist nur ein Vetter des berühmten Herrn gleichen Namens (siehe Personenverzeichnis), wenn ich mich nicht irre.



    Richtig! Ich habe Heinrich von Wallenstein-Dobrowitz deshalb als entfernten Vetter des bekannten Feldherrn angelegt, weil allein schon dessen Name unheilvolle Gefühle weckt. Übrigens wäre der Name historisch korrekt mit "Waldstein" anzugeben, aber unter darunter kennt den Herrn ja heute niemand mehr. Dabei fällt mir eine erbitterte Diskussion im Forum von www.historische-romane.de ein, der ich vor kurzem ein wenig gefolgt bin. Es ging darum um die Bedeutung von geschichtlich korrekten Ortsnamen in historischen Romanen und im weiteren Verlauf um die Korrektheit von Namen an sich. Also: soll man immer "Roma" schreiben, wenn es um Rom geht, oder "Milano", wenn Mailand erwähnt wird? Spielt die Geschichte in Ratisbona oder in Regensburg? Oder - ich ziehe mal meine eigene Heimatstadt heran - in Landeshuett oder in Landshut? Ist der große Landesvater nun der kunec oder der König? Heißen die Eltern von Richard Löwenherz in Wahrheit Henry und Eleonore oder Henri und Alienor? Und Richard Löwenherz selber - wie wollen wir ihn nennen? Löwenherz? Lionheart? Er selbst hat sich gar keinen Beinamen gegeben, und wenn, dann hätte er sich cœur du lion genannt. Der gute Mann sprach Französisch ...
    So sehr ich für historische Richtigkeit bin, so sehr finde ich solche Diskussionen doch überflüssig. Wir Autoren von Belletristik erzählen in erster Linie Geschichten, die unsere Leser unterhalten, emotional ergreifen und für kurze Zeit Teil der Story werden lassen sollen. Im Zweifelsfall entscheide ich mich immer dafür, was die entsprechenden Gefühle beim Lesen weckt oder ggf. einen Aha-Effekt hervorruft (in DIE TOCHTER DES BISCHOFS nenne ich den englischen König und seine Frau tatsächlich Henri und Alienor - die französische Form von Henry und die aquitanische Form von Eleonore ... so, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach einander genannt haben).



    Zitat


    Ich muss mich allerdings noch etwas sortieren, was den tatsächlichen und die vermeintlichen Aufenthaltsorte der Teufelsbibel angeht. Sie ist in Wahrheit in Braunau, aber dunkle Gestalten mit jeweils eigenen Motiven vermuten sie im Geheimarchiv des Vatikans bzw. im Kuriositätenkabinett von Kaiser Rudolf. Richtig? :help


    Das ist jetzt ein bißchen schwierig zu beantworten, weil es stark mit dem ersten Teil zusammenhängt und ich hier keinen spoiler produzieren will ... ähem ... :gruebel


    Zitat


    @ Richard: Das Personenverzeichnis ist natürlich wieder einmal herrlich :-] Bitte dieses Schmankerl nicht aufgeben! :nono


    Dankeschön!! Tatsächlich hängt da auch eine ganze Menge Arbeit drin und mehrere Änderungen, bis ich damit zufrieden bin.


    Zitat


    Und an dieser Stelle ein Kompliment für deine Website - super! :anbet Und ganz begeistert war ich von deiner Vorstellung deiner Hauptfiguren - genauso werden sie auch beschrieben! Als ich die Schauspieler sah, drängte sich mir natürlich die Frage auf, ob es Ambitionen/Pläne für eine Verfilmung gibt?


    Dass Dir mein "casting" für die Hauptpersonen gefällt, freut mich ganz außerordentlich! Ich habe die Bilder auf der Messe einer polnischen Verlegerin während der Lizenzverhandlungen gezeigt, und sie war ganz entsetzt über Agnes - in ihren Augen ist sie eher ein Jodie-Foster-Typ und nicht Catherine Zeta-Jones. Na ja. Wenigstens konnte sie mit meinem Lieblingsschauspieler Russell Crowe als Cyprian etwas anfangen. :-)
    Eine Verfilmung ist natürlich immer der Traum eines Autors, wenn er ihn auch nicht ohne zu schwitzen träumt. Ich habe immer noch die Buchmesse vor ein paar Jahren in Erinnerung, als die Verfilmung von DAS JESUS-VIDEO gerade im Fernsehen gelaufen war und der running gag hieß, wenn man Andreas Eschbach an die Decke fliegen sehen wolle, müsse man ihn nur fragen, ob ihm der Film gefallen habe. Ich habe selbst zwei Drehbücher zu Büchern von mir geschrieben (wurden leider nie verfilmt, der Produzent ließ das Projekt fallen) und weiß, wie wenig man oft von den Ideen eines Romans in das gänzlich andere Erzählmetier eines Films hinüberretten kann.
    Natürlich würde ich aber nicht Nein sagen, wenn eine Produktionsfirma die Rechte an der Teufelsbibel-Trilogie kaufen würde!! :nono Ich weiß allerdings bis dato nichts von solchen Plänen.


    LGr
    Richard

    Liebe Leserunde,


    ich freue mich, dass ich wieder hier sein und mit Euch plaudern darf. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, pünktlich am 20.10.08 den ersten Eintrag zu verfassen, aber die Buchmesse und etliche andere Termine kamen mir dazwischen. Nun, hier bin ich aber, und ich bin sehr gespannt auf die nächsten Tage und Wochen mit Euch!


    Viel Spaß!


    LGr
    Richard

    Liebe Viola,


    herzliche Grüße zurück - schön, von Dir zu hören und noch schöner, Dich auf der Messe getroffen zu haben! Ich melde mich demnächst per e-Mail bei Dir und wünsche Dir bis dahin viel Spaß und Erfolg in allen Deinen Projekten!


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von Bouquineur
    Richard, auf Deiner Website ist auch schon der abschließende Band der Trilogie zu finden. Kannst Du schon verraten, wann er erscheinen wird? Waren eigentlich von Anfang an drei Teile geplant, oder ist die Idee nach dem ersten Band entstanden?


    Hallo Bouquineur,


    stimmt, in vorauseilendem Gehorsam habe ich schon mal auf den 3. Teil hingewiesen - wahrscheinlich, um auf mich selbst Druck auszuüben, damit ich so schnell wie möglich zu schreiben beginne. :chen
    Als Erscheinungstermin ist das Frühjahr 2010 geplant. Was die Trilogie an sich angeht, hast Du richtig vermutet: sie war nicht von Anfang an vorgesehen. Aber DIE TEUFELSBIBEL hatte so großen Erfolg und die Leseranfragen nach einer Fortsetzung so zahlreich, dass meine Lektorin bei Lübbe mir ans Herz legte, über einen zweiten Band nachzudenken.
    Ich habe es mir nicht leicht gemacht, denn eine Fortsetzung hat nur dann Sinn, wenn man tatsächlich noch etwas Neues zum Thema sagen kann - eine "Serie" zu erschaffen rein aus kommerziellen Gründen lehne ich ab. Abgesehen davon ist die Gefahr viel zu groß, mit einer schlechten oder aufgesetzten Fortsetzung den Zauber der Ursprungsgeschichte zu entwerten. Wie auch immer, nach einigem Nachdenken und wiederholter Recherche zum Codex Gigas war ich mit neuen Fakten zu diesem faszinierenden Manuskript ausgestattet (seit ich DIE TEUFELSBIBEL geschrieben habe, haben sich etliche Experten mit dem Codex Gigas befasst und viele Erkenntnisse zutage gefördert, die 2006 noch gar keiner kannte) und hatte auch erkannt, auf welcher Basis ich eine sinnvolle Trilogie aufbauen könnte.
    Eines der Themen in DIE TEUFELSBIBEL ist die Aussage aus dem 1. Korintherbrief, dass am Ende Liebe, Glaube und Hoffnung blieben, aber die Liebe sei das Größte von allen. DIE TEUFELSBIBEL selbst war ein Buch über die Liebe - die Liebe zwischen Agnes und Cyprian, die Liebe Cyprians zu seinem Onkel, die Beziehungen zwischen Andrej, Jarmila und Yolanta und nicht zuletzt die von Buh zu Pavel und von Pavel zu seinem Abt.
    Damit blieben die beiden anderen Begriffe für den zweiten und dritten Teil. Und so geht es in DIE WÄCHTER DER TEUFELSBIBEL um den Glauben und in DIE ERBIN DER TEUFELSBIBEL um die Hoffnung.
    Mehr kann ich aber noch nicht verraten, weil ich erst 150 Seiten des dritten Teils geschrieben habe - nicht, dass sich im Laufe des Romans noch die eine oder andere Sache ändert, und dann fragen sich alle am Ende noch, was für einen Quatsch ich denn hier in diesem Forum erzählt hätte... :-)


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von drehbuch


    btw: sprichst du deinen nachnamen wie den dübel in der wand aus oder "französisch" (die frage war neulich gegenstand einer diskussion mit einer buchhändlerin*g*)?
    lg
    drehbuch
    :wave



    Ich lege gern Wert auf das zweite "L", was die Aussprache meines Namens natürlich dem Französischen annähert. Es ist allerdings eher wahrscheinlich, dass meine Vorfahren aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein nach Bayern einwanderte, als dass es sich, wie mein Vater immer vermutet, um französische Hugenotten handelte. Natürlich hoffe ich trotzdem, dass es stimmt und mir ein paar Loire-Schlösser gehören ... oh, es klingelt ... vielleicht ist das ein Agent der französischen Regierung, der mir mitteilen will, ich wäre der letzte lebende Verwandte des Sonnenkönigs und man suche mich schon seit zweihundert Jahren ...?


    Bonsoir
    Richard


    Jarka ist die tschechische Koseform von Jarmila. Da kommt man natürlich nicht gleich drauf. Aber ich lasse solche Dinge lieber stehen, als einen unbeholfenen Satz hinzuzufügen, mit dem sie erklärt werden.


    Zur Ansteckungsmöglichkeit mit Lepra weiß www.medizininfo.de Rat:
    Der Übertragungsweg der Lepra ist bis heute nicht geklärt, so daß sich keine prophylaktischen Ratschlägen geben lassen. Diskutiert wird eine genetische Disposition und/oder die Ansteckung durch Wundsekret. Auch tierische Überträger werden angenommen. Das ist bisher aber noch nicht sicher nachgewiesen. Der direkte Kontakt zu Leprakranken ist nicht gleichbedeutend mit einer Ansteckungsgefahr. Leprakranke werden heute nicht mehr isoliert. Lepra kann noch Jahre nach der Ansteckung zum Ausbruch kommen.


    Kennt jemand den Film PAPILLON mit Steve McQueen - gedreht nach dem (vermutlich ein bisschen aufgepuschten) autobiografischen Roman von Henri Charriere, einem der letzten französischen Häftlinge auf der Teufelsinsel? Bei Charrieres erster Flucht gerät er in Kontakt mit Leprakranken, die das einzige Boot weit und breit haben. Der Anführer der Aussätzigen, dessen Gesicht monströs entstellt ist, bietet Charriere einen Zug von seiner massiv vollgespeichelten Zigarre an. Charriere pafft mit Todesverachtung, weil er weiß, dass er sonst an das Boot gar nicht zu denken braucht. Als der Aussätzige die Zigarre wieder zurücknimmt, fragt er: "Woher wußtest du, dass ich die trockene Lepra habe? Die ist nicht ansteckend." Und Charriere antwortet: "Ich wußte es nicht."


    Ich war sooo versucht, das irgendwie einzubauen. Ach, Helden ...


    LGr
    Richard

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    Original von Joschi


    War es eigentlich beabsichtigt, das die Geschichte mit dem Nachwort genau 666 Seiten lang ist?



    Nein, das ist absoluter Zufall und beweist, dass es keinen Zufall gibt. Als ich das erste Belegexemplar öffnete, war ich total überrascht und hatte den Verlag im Verdacht, das so gedeichselt zu haben (mein Manuskript hat etwas über 700 PC-Seiten), aber auch dort weist man jede Absicht von sich. Lustig, nicht?


    Ein weiterer netter Zufall, der die originale Teufelsbibel betrifft: die Bibelübersetzung, die für den Text des AT und NT herangezogen wurde, stammt aus dem 4. Jahrhundert - von einem Bischof namens Luzifer.


    LGr
    Richard

    Zitat

    Original von Joschi


    Kann man da auch aus der Ferne dran teilhaben?



    Hallo Joschi,


    tatsächlich wäre ein Teilnahme aus der Ferne möglich, weil die Sternstunden-Gala am 14.12.07 im Bayerischen Fernsehen übertragen wird. Mittlerweile habe ich aber leider festgestellt, dass mein Konzept viel zu intellektuell ist und nur ganz wenige Menschen interessiert, die aber alle keine Zeit haben, meiner Einladung zu folgen. Ich habe daher umdisponiert und werde meine extra auf Kinder zugeschnittene historische Stadtführung machen und nur eine kleine Lesung samt Glühwein und Eintopf nachschieben, diese allerdings aus dem veröffentlichten Buch und nicht aus dem Manuskript.
    Bei so etwas stellt man wieder mal ganz demütig fest, dass nicht alles, was einen selbst interessiert, auch die anderen 6 Milliarden Menschen hören wollen.


    LGr
    Richard