Zitat
Original von beowulf
... seltsam, dass es mir bei Samuel Brahe näher ging als bei Cyprian-der hatte sein LEben gelebt und Samuel hätte ich ein Leben als Rehabilitierter noch gegönnt..
Da es bisher noch niemand erwähnt hat: In der Bibliographie ist ein Tippfehler enthalten, da hat jemand aus 2001 schon 2010 gemacht.
Ja, das ging mir genauso. Es ist ja nun nicht so, dass man als Autor völlig überrascht von den Wendungen, die die eigene Story genommen hat, in Tränen aufgelöst dasitzt - so wie die Autorin in dem Film JAGD NACH DEM GRÜNEN DIAMANTEN, die nach dem oberkitschigen Ende ihres neuen Romans tränenüberströmt dasitzt und ruft: "Bin ich gut!" Man weiß ja, was man mit den Figuren vorhat, und wenn man sein Handwerk versteht, hat das Ganze auch eine einigermaßen fundierte dramaturgische Notwendigkeit. So hat mich schon in der Konzeption das Schicksal von Samuel Brahe fast stärker bewegt als das Cyprians.
Dass Cyprian sich am Ende des 3. Teils für Agnes opfern würde, stand schon fest, als ich den 2. Teil begann. Es ist die logische Entwicklung seiner Figur bis zum Ende. Man soll seine Charakterbögen immer auf die Spitze treiben, und außerdem ist das das klassische Heldenkonzept - der Held stirbt am Schluss bei einer letzten großen, selbstlosen Tat. Oder hätte jemand gewollt, dass Cyprian alt und verwirrt und inkontinent im Bett stirbt?
Auch das Ende von Samuel stand fest, als ich die Figur entwarf. Samuel ist ein lebender Toter, seit er es bei der Schlacht von Lützen nicht geschafft hat, für seinen König zu sterben. Er und die Smaländischen Reiter haben ihre Pflicht an diesem Tag nicht erfüllt; dass sie nichts dafür konnten, wiegt das Versäumnis nicht auf. Insofern habe ich auch bei Samuel und seinen Kameraden das Prinzip des klassischen Heldenepos angewendet, und dass Alfred Alfredsson das Gefecht überlebt und nach Hause zurückkehren darf, ist eine Konzession an unser Bedürfnis, dass Wagemut und Treue sich dennoch irgendwie lohnen sollen. In Alfred leben sie alle weiter: Samuel, Björn Spirger, Magnus Karlsson, Gerd Brandestein und die anderen.
Und trotzdem: irgendwie wünscht man sich, dass Samuel überlebt hätte, nicht wahr? Aber wenn er, warum dann nicht auch seine Männer? Hätten wir es nichts als Verrat empfunden, wenn der Rittmeister am Ende noch übrig gewesen und seine Reiter nicht? Aus dramaturgischer Sicht konnte es nur einen Überlebenden geben - Alfred. Ihm nehmen wir es nicht übel, dass er davongekommen ist, denn wir wissen, dass sein Herz ewig gebrochen sein wird darüber, dass seine Freunde alle umgekommen sind.
LGr
Richard