Zitat
Original von Bouquineur
Meine Fragen sind irgendwie untergegangen
Zu den Schweden habe ich zwischenzeitlich rausgefunden, dass über 70 % Protestantisch sind. Christina hat vor ihrem Übertritt zum katholischen Glauben abgedankt, das erklärt dann auch, warum das in Schweden keine Auswirkung hatte.
Hallo bouquineur,
stimmt, Deine Fragen sind untergegangen. Aber tröste Dich - meine Antworten darauf auch. Ich hab mich wohl dämlich angestellt beim Posten ...
Stimmt, Kristina ist zum katholischen Glauben konvertiert. Man nimmt an, dass nicht zuletzt diese Absicht hinter den historisch halbwegs belegten Plänen Kristinas steckt, die Teufelsbibel an sich zu bringen. Angeblich hatten Königsmarck selbst oder Offiziere in seinem Heer die Anweisung, den Codex Gigas unbeschadet aus der Prager Burg zu holen und nach Stockholm zu bringen. Vielleicht sollte er eine Art Mitgift für den Papst darstellen. Kristina, die neben ihren anderen Fähigkeiten eine große Kunstsammlerin war, befahl allerdings auch den Raub hunderter weiterer Kunstwerke, so dass man ebenfalls annehmen darf, dass die Teufelsbibel die Königin aus rein künstlerischer Sicht faszinierte, aber für die Dramaturgie meines Romans war mir das zu wenig, daher habe ich mich auf die Seite der "Mitgift"-Theoretiker geschlagen.
Über die Gründe von Kristinas Übertritt zum Katholizismus ist viel gerätselt worden. Sicher ist, dass sich nachher ebensowenig fanatisch und linientreu katholisch war wie vorher protestantisch. Womöglich war sie einfach von der Pracht der katholischen Glaubensausübung fasziniert und hatte die streng puritanische protestantische Gottesverehrung, wie sie in Schweden praktiziert wurde, einfach satt. Satt hatte sie jedenfalls ihr Dasein als Königin. 1654 dankte sie offiziell ab. Ihr weiteres Leben führte sie in Rom als Kunstmäzenin und Unterstützerin der Wissenschaften, unverheiratet, aber stets umgebren von einem Zirkeln aus Bewunderern in höchsten politischen und kirchlichen Kreisen. Die Beziehung zu Ebba Sparre hat sie wohl nie vergessen; es gibt Briefe aus der Zeit, als Kristina schon als Privatfrau in Rom lebte, in denen sie Ebba schrieb, wie sehr sie sie vermisste und dass ihr Leben ohne Ebba ein Leben ohne Sonne sei.
Über das Ende der Beziehung zwischen Kristina und Ebba kann man nur spekulieren. Ich habe diese Freiheit genutzt, um in der ERBIN anzudeuten, dass nach Ebbas Rückkehr alles anders sein würde als vorher und dass Ebbas Lüge, wiewohl zu Kristinas Wohl, auch Auswirkungen auf ihre Liebe haben würde. Wie lautet das Motto der Trilogie? Der Preis deiner Liebe bist du selbst.
Warum die Schweden sich so schwer tun mit der Teufelsbibel, hängt natürlich mit dem Thema Kriegsbeute zusammen, wie Du schon gesagt hast. Es dauerte zwanzig Jahre heftiger diplomatischer Bemühungen, bis auch nur die Leihung im Herbst 2007 zustande kam, in deren Zug die Teufelsbibel dann einige Monate in Prag ausgestellt wurde. Auch hier hatte man in Schweden kaum verhohlen die Befürchtung ausgedrückt, die Tschechen könnten sich nach dem Ende der Leihfrist einfach weigern, den Codex zurückzugeben. Von Vaclac Havel ist als Reaktion auf die Ängste Schwedens die Antwort überliefert, dass, wenn alle Länder der Welt die ihnen in Kriegen geraubten Schätze zurückverlangten, alle Museen der westlichen Welt plötzlich ganz schön leer wären ...
LGr
Richard