Beiträge von Richard Dübell

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    Original von Bouquineur
    Würde mich freuen, Richard, wenn Du etwas mehr zu den Namen Deiner Protagonisten verraten würdest. Da haben wohl fast alle Namen eine Bedeutung.


    Sehr gerne! Vorausgeschickt sei, dass die Namen der erfundenen Personen fast alle aus Urkunden und Dokumenten der damaligen Zeit stammen. Da haben mir die Recherchestunden im Bamberger Diözesanarchiv wertvolle Dienste geleistet. Abgewichen den vor zeitlichen Authentizität bin ich nur insofern, als dass ich mit vielen verschiedenen Vornamen gearbeitet habe, damit man die Personen besser auseinanderhalten kann. In der Zeit der Romanhandlung selbst wären innerhalb einer geschlossenen Gemeinschaft wie dem Städtchen Wizinsten viel mehr gleiche Namen aufgetreten.
    Die Spitzenreiter bei den Herren wären Heinrich, Hermann, Konrad und Wilhelm gewesen; bei den Damen waren Gertrud, Elsbeth und Lucardis total in.
    Ebenfalls vorausgeschickt sei, dass ordentliche Nachnamen beim einfachen Volk in Deutschland erst in der Neuzeit auftauchen. Alles vorher waren von Berufsbezeichnungen, Spitznamen oder körperlichen Auffälligkeiten abgeleitete Zu-Namen, die wegen der vielen gleichartigen Vornamen notwendig wurden. In den Dokumenten sieht das so aus, dass im Lauf der Zeit und der Faulheit der Schreiber (ich weiß, wie faul Schreiber sein können!) geschuldet aus "Hermann, der Wagner" ganz einfach "Hermann Wagner" wurde.


    Also - tatsächlich bedeutet Chastelose "armer Mann"; das darf man im Hinblick auf Meffridus sowohl spöttisch als auch als Hinweis auf seine Anfänge in Wizensten sehen (ohne allzuviel spoilern zu wollen ...).
    Everwin Boneß' Nachname kommt von seinen Blähungen, die alle Wizinstener dem Genuß von zu vielen Bohnen unterstellen. Die bittere Ironie dabei ist, dass Everwin Bohnen gar nicht mag.
    Der Nachname des Baumeister, Bluskopf, bedeutet Dickschädel oder Sturkopf.
    Bei den Familien Holzschuher und Zimmermann liegt die Bedeutung nahe und leitet sich von deren jeweiliger Tätigkeit in Wizinsten ab.
    Lubert Gramlips Nachname kommt von seinem ursprünglich argwöhnischen Charakter, dem er in Ratssitzungen durch unangenehme Zwischenfragen Luft macht. Er taut durch Elsbeths Frohnatur sichtlich auf.


    Die Namen der meisten Adligen sind echte Namen, da es sich bei ihnen großteils um historische Persönilchkeiten handelt. Erfunden sind die Stalebercs, aber nicht deren Name, der in Ortsurkunden der Hassberger Gegend auftaucht. Das Geschlecht der Swartzenbercs, aus dem Elsbeth und Lucardis stammen, ist von Schloss Schwarzenberg im Steigerwald abgeleitet.


    Walters Beinamen "Longsword" trägt in der historischen Wahrheit ein anderes Mitglied des Hauses Salisbury, dort allerdings in der normannischen Schreibweise "Longespee"; und Godefroy Arbalétrier bedeutet schlicht: Gottfried Armbrustschütze.


    LGr
    Richard

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    Da ging es um das Thema, warum die meisten Liebesszenen immer so bierernst sind und selten komisch.


    Liebesszenen sind ungeheuer schwer zu schreiben. Sie sollen ja erotisch wirken, d.h. ein bisschen "Beschreibung" ist nötig, aber sie dürfen auch keinesfalls zu weit ins Pornografische abrutschen. Erotik findet ja mit allen Sinnen statt. Das muss man als Autor einzufangen versuchen; man muss sich daran erinnern, dass das Gefühl, die Haut der oder des Geliebten zu berühren, nicht nur in den Fingerspitzen erlebt wird, sondern auch im Herzen.
    Auf der anderen Seite dürfen diese Szenen nicht zuviel Raum einnehmen, also kann man sich beim Schreiben auch nicht endlos ausbreiten, um die Vielschichtigkeit der Erotik einzufangen. Und nicht zuletzt müssen sie ganz natürlich in den Lauf der Handlung eingefügt werden. Wenn die Leser die Augen rollen und denken: "Ah ja, da kommt die unvermeidliche Bettszene, lass uns mal weiterblättern!", dann hat man ganz schön danebengehauen als Autor.


    Aus diesem Grund bleibt dann auch bei vielen hervorragend geschriebenen erotischen Szenen der Humor auf der Strecke, weil Humor, wie wir alle wissen, noch schwieriger zu schreiben ist (oder liegt es daran, dass wir im Bett miteinander viel zu wenig lachen?). Als Autor ist man da äußerst dankbar, wenn sich eine Gelegenheit bietet, eine erotische Szene mal fast ausschließlich vom Humorstandpunkt zu schreiben.


    LGr
    Richard

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    (ich glaub, beim "Azteke" ist das ganz haarklein beschrieben falls es jmd. interessiert) :lache


    Ich will niemanden enttäuschen, aber an DER AZTEKE ist vor allem die überschäumende Fantasie des Autors faszinierend und weniger die Akkuratesse seiner Fakten ... was nicht heißen soll, dass ich den Roman nicht auch voller Spannung gelesen habe.


    Wir sollten uns mit der Vorstellung anfreunden, dass Tricks zur Vortäuschung von Jungfräulichkeit eher die Ausnahme waren. Entweder waren die jungen Bräute keine Jungfrauen mehr, weil sie ihre Bräutigame vor der Hochzeit erhört hatten (und dann bestand keine Notwendigkeit mehr, im Ehebett irgendwelche Tricks anzuwenden), oder, wenn der Erste jemand anderer war, dann gestand die Braut es vermutlich rechtzeitig ihrer Mutter oder Schwiegermutter oder, wenn genügend Vertrauen da war, auch ihrem Zukünftigen. Heiraten waren bis in die untersten Ständen hinab immer eine von langer Hand eingefädelte wirtschaftliche Angelegenheit, da drehte man nicht gleich durch, weil ein Detail der Vereinbarung sich plötzlich als nichtig erwies. Unsere Kenntnis von austickenden Ehemännern und in der Hochzeitsnacht vor Enttäuschung aufgelösten Ehebündnissen stammt daher eher von den Ausnahmefällen her, die damals wie heute viel eingehender diskutiert und verbreitet wurden als der Normalfall.


    Natürlich verwendet man als Romanautor auch die größtmögliche Dramatik, anstatt sich dem (langweiligen) Normalfall zuzuweden. Wie auch immer, dass eine junge Braut, die sich in der Lage befand, einen vorehelichen Beischlaf zugeben zu müssen, vermutlich halbtot vor Angst und Scham war, dürfen wir auf jeden Fall annehmen.


    LGr
    Richard

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    Waren die Zisterzienserinnen wirklich so tough?


    Ja, die Zisterzienser waren tough, das kann man sagen. In einer Zeit, in der Mönche wie Könige lebten und Nonnen in der Regel aus adligen Häusern stammten und auch so in den Klöstern residierten, zogen sie von sich aus in die Wildnis und lebten unter erbärmlichsten Umständen von ihrer eigenen Hände Arbeit.


    LGr
    Richard

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    Constancias Hochzeit ist nicht so verlaufen, wie sie es sich gewünscht hätte.
    Ganz schön gruselig, als dann Rudeger (sich einer Jungfrau beraubt) mit dem Messer bei ihr unten eindringt :wow .


    Was man so alles an Gedanken hervorrufen kann, wenn man beim Schreiben mal nicht alles ganz exakt schildert ... ;-) ... ich denke, dass mittlerweile alle an der Stelle angekommen sind, bei der geschildert wird, was sich tatsächlich ereignet hat. Ich weiß: das war jetzt gemein. Sorry!!!!


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    Um den fetten Krüppel Guilhelm wärs nicht schade gewesen. Und sowas hat sich mal bester Freund seines Vaters geschimpft :schlaeger


    Guilhelm de Soler ist übrigens eine reale historische Figur, von der man allerdings nicht viel mehr weiß, als dass er zu den VIPs unter der katharischen Gesellschaft Südfrankreichs gehört hat und nach seiner Gefangennahme zum Verräter an seiner Glaubensgemeinschaft wurde. Ich habe das genutzt, um seine Figur dramatisch zu überhöhen.


    Zitat


    Interessant fand ich auch die Dialoge zwischen dem Meister Wilbrand und Elsbeth. Das mit den beiden Reitern hat mich irgendwie berührt.


    Leider muss ich zugeben, dass ich mich damit weit in den Bereich der Erfindung gewagt habe - es gibt viele Deutungen zum Bamberger Reiter, aber die, die ich gebracht habe, ist auf meinem eigenen Mist gewachsen.


    LGr
    Richard


    P.S. Ich habe mal versucht, die Farben, mit denen die Figur bemalt war, per Photoshop nachzuvollziehen. Soll ich das Bild mal posten?

    Hey, das läuft ja schon mal toll. Ich oute mich jetzt übrigens und finde, dass Angelina Jolie toll aussieht (wie sie persönlich ist, ist mir erstmal wurscht), und in manchen ihrer Filmrollen gefällt sie mir auch von den Charakteren her, die sie spielt - z.B. in THE TOURIST, der ansonsten eher gepflegte Langeweile ausstrahlt und vor dem Johnny Depp anscheinend einen längeren Hamburger-und-Pommes-Trip hatte ... aber das gehört ja gar nicht hierher.


    Also, nachdem schon ein paar gespickt haben - hier kommt meine Schwester Elsbeth (ich hoffe, man kann noch was erkennen, das Forum erlaubt keine Dateianhänge > 200 kB):



    Yep. Ich denke auch mal, die weiter oben erwähnten Witwen, die nach Jahren unerklärlich schwanger wurden, haben an der Verbreitung dieser Theorie heftig mitgearbeitet ...


    LGr
    Richard

    Habt ihr Lust auf einen kleinen Wettbewerb? Keine Sorge, man kann nichts gewinnen.


    Bevor ich zu schreiben anfange, besetze ich meine Haupt- und wichtigen Nebenrollen immer mit Schauspielern (in der Regel mit Hollywood-Schauspielern, weil die eher einem bestimmten Charakter zuzuordnen sind als die in dieser Hinsicht flexibleren und damit für mich weniger fassbaren europäischen Schauspieler). Bei den PFORTEN DER EWIGKEIT war das nicht anders.


    Ich würde gerne von euch wissen, wen ihr euch in den verschiedenen Rollen vorstellen könnt. Wollen wir mal mit Schwester Elsbeth anfangen? Wie würdet ihr sie casten? Ich kann verraten, dass ich bei ihr von meiner Regel abgewichen und KEINE amerikanische Schauspielerin genommen habe. (Und nicht im Lübbe-Forum spicken!!!)


    LGr
    Richard

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    Original von Sanne
    Schade, denn darauf hab ich mich schon gefreut. Aber warum muß dieser Roman gleich ganz gecancelt werden; hat er nicht doch eine Chance verdient? Einige Zeit später oder vielleicht auch ein halbes Jahr früher (falls machbar, und trotz Konkurrenz zum dunklen Thron)?
    Und warum ist es von Nachteil, die selbe Hauptfigur zu haben? Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß das erste Buch das Interesse an der Figur weckt, und so das zweite Buch zum Thema als "Wissenserweiterung" und weitere Beschäftigung mit dem Thema verstanden wird. Zumindest ich freue mich immer sehr, wenn ich mehrere Bücher zu einem mich interessierenden Thema finde :grin


    Ja, das stellt man sich so vor (auch als Autor ...), aber marketingtechnische Erwägungen und auch Erfahrungen stehen dem entgegen. Man rechnet ganz einfach so bei den Verlagen: Wird der "Vorgängerroman" ein Erfolg, sagt der Großteil der Leser "Das hatten wir ja schon!" und wendet sich anderen Themen zu; schlimmstenfalls wird der Autor des "Nachfolgers" als Trittbrettfahrer empfunden. Wird der "Vorgänger" ein Misserfolg, sagt der Großteil der Leser "Das hat ja schon letztes Mal nicht funktioniert, das muss ich mir nicht nochmal antun!". In beiden Fällen ist der "Nachfolger" versenkt.


    Selbst wenn man Statistiken zu Rate ziehen würde, denen zufolge so eine Konstellation doch ab und zu mal funktioniert, würde es nichts nützen. Verlage sind letzten Endes Wirtschaftsunternehmen und Bücher deren Produkte, und da ist die Risikobereitschaft eben begrenzt.


    Natürlich erzählen Tanja und ich zwei völlig unterschiedliche Geschichten und legen, soweit ich das aus den Vorabmeldungen erkennen konnte, auch das Gewicht auf zwei unterschiedliche Charakteraspekte Walthers; und zu verschiedenen Zeiten in Walthers Leben spielen die Geschichten auch. All das weiß man auch bei Lübbe und hat sich dennoch entschieden, meinem Projekt den Abschiedskuss zu geben - und zwar einhellig. Damit ist erstmal alles gesagt.


    Übrigens ist auch meine Agentin, die immer auf meiner Seite steht, diesmal der gleichen Meinung wie die Lübbe-Geschäftsführung.


    Ja - da bleibt mir halt nur noch :bonk und :bonk und :bonk ...


    LGr
    Richzard

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    Original von hollyhollunder
    [QUOTE]Und auf keinen Fall das Vogelweide-Projekt vernichten. Das hört sich doch so gut an, das wollen wir auf jeden Fall auch noch lesen.


    Dankeschön! Das macht Mut! Ich werde das Projekt auch nicht vernichten, aber erstmal ein paar Jahre auf Eis werde ich es schon legen müssen. Das ist einfach Pech. Ich wünschte mir natürlich, es wäre nicht passiert, aber da kann keiner was dafür. :bonk


    Ich drücke jedenfalls Tanja die Daumen, dass ihr Roman gut angenommen wird und dass Walther von der Vogelweide und seine geniale Dichtkunst darin lebendig werden.


    LGr
    Richard

    Liebe LR-Teilnehmer!


    Sorry, sorry, sorry! Ich war kurzfristig eine Woche auf Reisen und habe vergessen, euch hier vorzuwarnen. Also - es gibt mich noch, ich bin auch weiterhin mit Elan hier dabei und freue mich über diese Leserunde. Zum Beweis dafür spendiere ich euch zunächst mal einen Hyperlink zu einem Beitrag des Bayerischen Fernsehens, der gestern gesendet wurde:


    http://www.br-online.de/bayeri…mayer-ID1308047133108.xml



    Weiters habe ich Andrea gebeten, einen neuen Thread für Bildmaterial zu den PFORTEN aufzumachen. Da werde ich euch in den nächsten Tagen mit Dateien versorgen, die z.T. auch im enhanced e-book zu sehen sind, zum Großteil aber exklusiv für Leserunden angefertigt wurden. Alles weitere dazu dann im entsprechenden Bilder-Thread.


    Und nochmal - sorry!


    LGr
    Richard

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    Original von sapperlot
    Ähm Richard... das mit dem Samen der jahrelang fruchtbar bleibt solltest Du nochmals nachschlagen... :chen oder bin ich da falsch informiert??? :yikes


    Ach? Stimmt das nicht? Und ich dachte, was man im Mittelalter geglaubt hat, hätte auch heute noch Gültigkeit. Ich sollte vielleicht mal bei wikipedia nachschlagen und nicht immer bei Aventinus, hm? ;-)



    Zitat


    Wenn ich es richtig aufgefasst habe war es doch auch Rudolf der den jungen Ramons getötet hat oder nicht?


    Du meinst auf dem Schlachtfeld vor Carcassonne? Der rote Ritter mit dem gemeinen Trick und dem Pferd? Hm, ja, das kann ich jetzt nicht verraten, ohne einen Spoiler zu produzieren.


    Zitat


    In mir regt sich der Wunsch das Rudolf von Habsburg für seine Taten büssen muss. Aber das erscheint mir ohne Geschichtsabänderung nicht möglich zu sein.


    Man kann auf viele Arten büßen. Lass dich überraschen. :-)


    LGr
    Richard

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    Original von sapperlot


    Fragen an Richard Dübell: Wenn das Kloster leer steht weshalb muss dann ein neues gebaut werden? Vor lauter Notizen scheine ich dies überlesen zu haben.


    Jetzt hoffe ich, dass ich hier keinen Spoiler produziere: Das Kloster ist so gut wie unbewohnbar und entspricht auch nicht dem architektonischen Geist der Zisterzienser, über den später im Buch noch berichtet wird.


    LGr
    Richard