Beiträge von Tanja Kinkel

    Pelican, hm, ich mache das eigentlich immer aus dem Bauch heraus. Was mir beim Scheiben als richtig erscheint. Ausnahmen: Önbolod und Jeke Chabartu, deren Gedanken und Gefühle nirgendwo in dem Roman aus ihrer eigenen Perspektive verraten werden, weil die Leser auf dem selben Wissensstand wie Manduchai selbst bleiben sollten, was diese beiden betrifft.

    Ich hatte ein Sachbuch von Jack Weatherford gelesen, das dreihundert Jahre mongolischer Geschichte aus weiblicher Perspektive beschreibt: "Secret History of the Mongol Queens - How the Daughters of Genghis Khan saved his Empire". Darin gab es eine Menge interessanter Frauen, aber Manduchai war diejenige, die mich sofort mehr als alle anderen fesselte.

    Grosskhan werden durfte nur ein direkter Nachkomme von Dschingis Khan in männlicher Linie. Esen versuchte das mit radikalen Mitteln zu ändern, wie im ersten Teil des Romans beschrieben, scheiterte jedoch. Beg-Arslan, der ja durch die Rebellion gegen Esen überhaupt erst Taidschi wurde, hat also guten Grund, nicht genau den gleichen Fehler zu machen, und die Finger von dem Khan-Titel zu lassen. Die reale Macht hat er natürlich, nicht Manduul Khan.


    Natürlich gibt es noch andere Sippen ausser der Bordschin- und der Choros-Sippe. Später werden noch ein paar erwähnt, als es darum geht, was Manduchai nach SPOILER tun wird - da muss sie nämlich mit mehren Sippenoberhäuptern konferieren.

    Pelican, im allgemeinen bereiten mir letzte Sätze - und Titel! - viel mehr Kopfzerbrechen als erste Sätze. Mit Ausnahmen. Der von meinem allerersten Roman - "Zehn Tage vor ihrem Tod reiste Augusta Leigh mit dem Zug nach Brighton, um ihre Schwägerin Annabella zu besuchen" - stand sofort, an dem für "Verführung" dagegen kaute ich ewig lang, aber das war, wie gesagt, die Ausnahme.


    Wichtig finde ich den ersten Satz auf jeden Fall. Er soll ja die Leser verleiten, dem Buch eine Chance zu geben!

    Lumos, da die Jurten (also auch der Dschingis-Khan-Schrein) nicht auf der Erde direkt, sondern auf Holzpfählen standen, war ein Komplett-Transfer wohl möglich. Aber die meisten Wohnjurten wurden schlicht und einfach in ihre Einzelteile zerlegt und in dieser Form transportiert. Der große Wagen war wirklich nur für Ausnahme-Jurten und Schreine.

    Lumos, nein, der Tod von Ischige und ihrem Gemahl wird erst an dieser Stelle erwähnt; sie starben in dem Jahrzehnt, das zwischen dem letzten und vorletzten Teil des Buches vergeht.


    Danke für den Hinweis in Sachen Druckfehler! Und ich werde das Kompliment an alle Lektorats-Beteiligten weitergeben. :-)


    Die Leserunde hat auch mir große Freude bereitet. Ihr wart ja sozusagen die ersten "Fremdleser", deren Reaktionen ich erfahren durfte!

    Lumos, Beg-Arslans Verhalten Jamuha gegenüber ist auch so ein Detail, das man sich als Romanautor kaum trauen würde, zu erfinden - sein "Scherz" gegenüber dem Anführer der Drei Wachen stammt direkt aus den Chroniken. (Die dankenswerterweise auch erwähnen, daß es sich um Manduchais "Schwiegersohn" durch die Ehe mit Ischige handelte.)


    Zu Manduchai und Ma Jing sage ich nichts, weil mich die Meinung von Euch Lesern dazu interessiert! (Schließlich geben wir Autoren mit dem Veröffentlichen eines Romans die Verfügungsgewalt über die Interpretation der Figuren und ihrer Beweggründe hab - von da an kann und soll jeder Leser selbst entscheiden, welche Schlußfolgerungen sie bzw. er aus den Texten zieht!)

    Ja. Ich hatte in dem Roman ja auch erwähnt, wie der Schrein aussah: eine von Dschingis Khans ehemaligen Jurten, mit einem Teil seiner Habe. (Manduchai und ihr Vater Tsorokbai-Temur sind dort gegen Ende des ersten Teils.) Das entspricht einem Nomadenvolk. Dschingis Khans Grabstätte dagegen war bereits den Menschen in der Generation nach ihm unbekannt.

    Herr Palomar, Umschlagtexte sind meiner Erfahrung nach immer etwas überspitzt, aber in der Tat war Önbolod damit gemeint. Natürlich war er nie Manduchais Gegner, aber "Rivale" bedeutet ja auch etwas anderes; "gefährlich" nicht in dem Sinn, daß er gegen sie kämpft - obwohl das natürlich ein Risiko war, daß sie durch die Ablehnung seines Antrags einging -, aber wenn sie ihre Liebe zu ihm über alles andere gestellt hätte, dann wäre nicht sie, sondern er Herrscher der Mongolen geworden. Er war definitiv der aussichtsreichste Kandidat, bis Manduchai alle überraschte. Zwei Personen, die auf denselben Posten aus sind: Rivalen. :-)


    (Pssssst: und dann, denke ich, spielte bei den Textern noch die Überlegung mit hinein, daß romantische Liebe irgendwo in der Inhaltsbeschreibung erwähnt werden sollte.)

    LyFa und Zwergin, Schikers Schock und Abwehr bei der "Rettungsaktion" sind verbürgt. Diese Reaktion, und der Umstand, daß Batu Möngke als Kleinkind so kränklich und vernachlässigt war, ehe er zu Manduchai kam, sind so ziemlich das einzige, was wir aus der Historie über sie wissen. Also habe ich sozusagen "rückwärts" auf die Persönlichkeit geschlossen. Dazu, um von ihrem nunmehr mächtigen Sohn profitieren zu wollen, denke ich sie mir nicht kalkulierend genug. (Wenn sie berechnend gewesen wäre, wüßten wir vermutlich mehr über sie, und sie hätte einen tieferen Eindruck auf die Chronisten gemacht.) Sie muß jemand gewesen sein, der dieses erste Kind einfach nicht haben wollte; da ihre späteren Kinder offenbar gesund waren, kann es nicht Unfähigkeit/Grausamkeit an sich gewesen sein. Ich dachte mir also, daß sie bereits ihre erste Ehe nicht wollte, und auch keine Schwangerschaft daraus, noch jung und mit einem Baby, daß sie überforderte, da es bei schlechter Gesundheit war, worauf sie praktisch so tat, als ob es nicht existierte. Später bemühte sie sich nach Kräften, die Existenz dieses Sohnes zu vergessen, weil er sie daran erinnerte, wie sie als Mutter versagt hatte. (Ist meine Spekulation.) Und sie war weder willensstark noch intelligent genug, um eine Liebe zu heucheln, die sie nicht empfand. (Das tat sie ja schon bei Bolcho nicht, als dieser Goldener Prinz wurde.) Oder, wenn man es positiv sehen will: zu ehrlich.