Beiträge von Tanja Kinkel

    Als Autorin hänge ich natürlich an jeder Figur, und freue mich, daß sie alle ihre Sympathisanten finden.


    Xania, Sarah hat sich im Grunde schon von James verabschiedet (auf Seite 579); sie will es für sowohl James als auch sich einfacher machen, indem sie auf einen formellen Abschied verzichtet, weil sie wie jede Mutter, die ihr Kind in die Welt hinausläßt (und James ist ja so etwas wie ein Adoptivsohn für sie), in dieser Situation nahe beim Wasser gebaut hat.

    Das Unglück ist tatsächlich passiert; es taucht übrigens in keiner der Belzoni-Biographien aus, ich fand es in Ronald Ridley's Drovetti-Biographie, und er wiederum kam durch die Auswertung von Drovettis Briefwechsel, in dem mehrfach davon die Rede ist, darauf.


    (Milla, Du hast da allerdings etwas falsch verstanden: Drovetti nimmt das als Anlaß, Theben zu verlassen (und seinerseits mit dem Altertümerwettbewerb aufzuhören), nicht Ägypten. In Ägypten blieb er noch länger, einschließlich einer zweiten Amtszeit als französischer Konsul, wie im Epilog erwähnt - er war de facto nur während der Zeit, in der sich die Belzonis in Ägypten aufhielten, "amtslos".)


    Ich kann nur wiederholen, wie sehr mich das positive Echo freut. Die Leserunde zu begleiten war ein Vergnügen! :wave

    Recherche dauert bei mir im Durchschnitt eineinhalb Jahre und nimmt damit den größten Teil der Arbeit an einem Buch in Anspruch; so auch bei "Säulen der Ewigkeit". Aber sie macht auch großen Spaß und ist so etwas wie eine Detektivreise. Z.B.: wenn ich in Biographien lese, daß Sarah in Philae zurückblieb, gegen ihren Willen, und Beecheys Koch mitkam nach Abu Simbel, dann frage ich mich natürlich, was das in ihr ausgelöst hat, ob es im Zusammenhang steht mit ihrer späteren Reise allein nach Palästina, etc., und als Romanautorin kann ich mir dann eine Erklärung dazu ausdenken, die mir emotional logisch erscheint.


    Oh, und ich freue mich natürlich sehr, daß die Geschichte und ihr Ausgang so gut bei euch ankommen. Als Autorin gehört natürlich auch meine Sympathie den drei Hauptfiguren gleichermaßen, wie bei eigenen Kindern...

    Da nun schon mehrfach von den Chamäleons die Rede war: in der Tat hatte man prinzipiell damals eine andere Einstellung von Tiere, wobei Sarah, die in Ägypten Chamäleons kennenlernte, von ihnen begeistert war und einen langen Abschnitt in ihrem Appendix zu Giovannis Buch über Chamäleons schrieb, auf die Frage nach "artgerechter Haltung" sicher geantwortet hätte, daß sie selbst erst herausfinden mußte, was den Chamäleons gut tat und was nicht, daß man aber, wenn man Gast im Haus von anderen war (wie sie z.B. bei den Cocchinis) Käfige benutzen mußte. Wenn sie für sich selbst lebte, wie in ihrem ersten Jahr in Kairo oder später auf Philae, dann bedeutete das auch für die Chamäleons freien Auslauf.

    Wie ich sehe, hat Bouquineur schon einen Link zu dem Wiki-Eintrag über Denon gelegt; seine Description de l'Egypte (in englischer Übersetzung, die recht schnell vorhanden war) war das einzige Buch über Ägypten, das Leuten wie Sarah und Giovanni in dieser Zeit zugänglich war. (Burkhardt z.B. hätte auch andere Quellen gehabt, aber der Mann konnte ja auch arabisch lesen, im Gegensatz zu Sarah.)

    Es muß wohl der Knoblauchsud gewesen sein, denn Sarah hatte überhaupt keinen Zugang zu irgendwelchen Ärzten, und mußte sich auf die Frauen in Luxor (und vorher Abu Simbel) verlassen. Wie gesagt, sie hat so viel Glück wie ein erfolgreicher Lotteriespieler gehabt, was das angeht. Aber sie wurde auch später nicht blind, und sie lebte noch sehr, sehr lange.

    Champollion: weil ihn zu diesem Zeitpunkt noch niemand kannte, jemand wie Sarah schon gar nicht. Er entzifferte die Hieroglyphen erst 1822; die Belzonis warenr 1815-1819 in Ägypten. Thomas Young's Entschlüssungsversuche dagegen waren den Belzonis bekannt, zumindest, als sie Ägypten wieder verließen (Giovanni erwähnt ihn inamentlich in seinem Ausgrabungsbericht).


    Ausgrabungserlaubnisse hingen in erster Linie vom Pascha ab. Drovetti hatte einen guten Draht zu Mehemed Ali, was in dem Roman bereits von Pietro Pace (dem Kapitän des Schiffes, das die Belzonis nach Ägypten bringt) erwähnt wird.

    Ich strahle natürlich darüber, daß Dir der Roman so gut gefallen hat.


    Was das Goldgräbertum betrifft: absolut, und das ging nicht nur in Ägypten die nächsten hundert Jahre so weiter. Deswegen liegen sich ja heute englische, französische und deutsche Museen mit Griechenland, der Türkei und Ägypten in den Haaren. (Vielleicht hast Du die gelegentlichen Rückgabeforderungen in Sachen Nofretete-Büste mitbekommen...) Denk daran, das war die Hochblüte von Kolonialismus und Imperialismus.


    Die Szene zwischen Rifa und Giovanni, in der R. darauf hinweist, daß die meisten Ägypter ja überhaupt nicht die Bildung bekommen haben, um zu wissen, wie kostbar solche Überbleibsel ihrer Vergangenheit sind, ist mein Versuch, den Lesern zu erklären, warum besagte Ausbeute so leicht war. (Ein weiterer Grund lag natürlich auch darin, daß Mehemed Ali selbst kein Ägypter war und keine emotionale Bindung an die Geschichte des Landes hatte. Er sah in den Altertümern gute Möglichkeiten, mit den europäischen Nationen zu pokern, deren moderne Errungenschaften er schließlich für Ägypten haben wollte.)


    Rifa wurde einer der ersten ägyptischen Ägyptologen, wenn man so will, und einer der ersten, der den Ägyptern sowohl ihre eigene Geschichte als auch den Westen nahebrachte - mehr über ihn findest Du hier!

    Bouquineuer: ist der Bericht schon irgendwo gepostet, und wenn ja, wo? Meine Familie (die bei der Lesung ja nicht dabei war) ist neugierig. :)


    Mila: im allgemeinen liegt genügend Zeit zwischen dem Recherchieren für die Romane, weil ja bis zum tatsächlichen Schreiben von der ersten Idee an etwa eineinhalb Jahre vergehen. Dann noch mal ein halbes Jahr Schreiben und Korrektur, und danach schalte ich erst mal ab. Bis mich die nächste Idee packt, und ich mit einer neuen Recherche beginne, etc.


    Ausnahmen: Bei zwei Romanen hat sich das etwas überschnitten, "Die Puppenspieler" und "Mondlaub", die ja beide zur gleichen Zeit, wenn auch an völlig anderen Orten spielen. (Aber deswegen hat Kardinal Mendoza einen kurzen Gastauftritt in den "Puppenspielern". Richard sieht ihn auf einem Empfang im Vatikan. In "Mondlaub" ist er eine wichtige Nebenfigur, und das wußte ich bereits, als ich die "Puppenspieler" edierte.


    Der nächste Roman: nein, tut mir leid, da bin ich wirklich abergläubisch und strikt. Das einzige, was ich verraten kann, ist, daß es sich nicht um einen Gegenwartsroman handelt.

    Apropos Links - da die meisten Teilnehmer mit diesem Abschnitt des Romans fertig zu sein scheinen, möchte ich auf ein Projekt aufmerksam machen, das ich mit diesem Buch in die Wege geleitet habe; wem der Roman gut genug gefällt, und wer sich im Schreiben üben will, kann per Fanfiction bei der Schreibwerkstatt mitmachen, die gerade online gegangen ist. Je mehr, desto besser! Dem Autor/ der Autorin der beliebtesten Geschichte (ob die nun von Sarah, James, George, Giovanni oder sonst einer Figur handeln wird, wer weiß) winkt eine Reise nach Ägypten...

    Durra ist in der Tat eine Hirseart, und die Sache mit dem Koch ist ein bizarres Detail, das meine Phantasie seinerzeit, als ich recherchierte, sofort in Gang setzte - wie Sarah es aufgenommen haben muß, daß besagter Koch mitreisen durfte, aber nicht sie.


    Korsetts: das ist auch so ein Detail, das den Unterschied zwischen der Regency-Zeit, in der Sarah lebte, und der späteren viktorianischen Zeit gut illustriert. Für Sarah war es noch möglich, in dem Anhang, den sie für Giovannis Ausgrabungsbericht schrieb, einen Satz darüber zu schreiben, was für eine Qual ein Korsett in Ägypten zu tragen gewesen sei, wie sie sich geärgert habe, als sie erfuhr, daß es in Europa gar nicht mehr Usus war, und wie erleichtert, als sie danach darauf verzichtete. Eine Generation später wäre es undenkbar gewesen, daß eine Frau über ihre Unterwäsche schrieb. Für mich als Romanautorin war die Sache mit dem Korsett natürlich eine gute Möglichkeit, um eine Entwicklung in Sarah deutlich zu machen, die du richtig erkannt hast...

    Als Autorin freut mich natürlich, daß ihr alle so emotional engagiert reagiert - das wünscht man sich.


    (Das allgemeine Mißtrauen Drovetti gegenüber amüsiert mich. Nicht, daß man Drovetti trauen sollte - ich verrate an keiner Stelle des Buches seine Innenperspektive, damit die Leser in der gleichen Lage wie Sarah und Giovanni sind - sie können ihre eigenen Schlußfolgerungen über ihn ziehen, aber werden nie absolut wissen, wer recht hat - aber warum seid ihr eigentlich sicher, daß jede von Giovannis Verdächtigungen stimmt...?)