Beiträge von Tanja Kinkel

    Sally, was die Loire betrifft, habe ich in der Tat diesmal meine alten Notizen benutzt. Für die "Schatten von La Rochelle" bin ich seinerzeit monatelang kreuz und quer durch Frankreich gereist, aber für die zwei (im Manuskript, in Druckform nur einen) Ausflüge dieses Romans war das nicht nötig.

    N8eulchen, eine tickende Zeitbombe darf man nicht sofort hochgehen lassen. :lache


    Was das Nibelungenlied betrifft, die Autorfrage ist ein Literaturfeld für sich, und irgendwo mußte ich meine Bibliographie eingrenzen. Wolfger erschien mir aus den oben genannten Gründen als der ideale Kandidat, aber das waren Romanerfordernisse, keine linguistischen Ermittlungen. ;-)

    Danke für deinen Enthusiasmus und die ausführlichen Kommentare zu allen Abschnitten, Saiya! Es freut mich sehr, daß Beowulf zur Kindle-Ausgabe von Walthers Werken gelinkt hat, so daß du und andere Interessierte dort mehr nachlesen könnt. Ich habe noch nie ein YouTube-Vid verlinkt, werde es jedoch hier versuchen - eine schwungvolle neudeutsche Übersetzung von Walthers "Ir Sult Sprechen Wilekomen":


    Walther heute gesungen


    Beatrix: die Art, wie sie gestorben ist, ist einer der Gründe, warum ich mich für Otto nie erwärmen konnte, noch bevor ich für diesen Roman recherchierte. Auch solche Vorfälle wie der von Breisgau bestärkten mich in dieser Ansicht.


    Wenn Du außer Romanen auch Sachbiographien ließt: Eberhard Horsts Biographie "Friedrich II" ist meiner Meinung nach die beste Einstiegslektüre, schwungvoll geschrieben und immer noch als Taschenbuch erhältlich. Ich hatte selbst mal über ihn schreiben wollen - vor etwa fünfzehn Jahren - , aber nach der Lektüre von Waltraud Lewins Roman ging das nicht mehr (weil sie zu viel von dem sagte, was ich auch sagen wollte).


    "Die Löwin von Aquitanien" war erst mein zweiter Roman - man wird alt, man wird alt! -, und ich habe noch nie die Reaktion von jemanden gehört, der ihn nach "Das Spiel der Nachtigall" gelesen hat, statt vorher, also wäre ich gespannt.

    Maharet: die Sequenz mit John ist in der elektronischen Fassung des Buches als Anhang vorhanden. Sie war die einzige längere Stelle, die gekürzt wurde und gekürzt werden konnte, weil Walther und Judith in ihr nicht vorkommen. (Judiths Onkel Stefan verhandelt mit John, und geschildert wird das Ganze aus der Perspektive seines Sohnes Paul. In der Druckfassung wird das Ergebnis der Verhandlungen zusammengefasst an anderer Stelle erwähnt.)


    Was sonst noch gekürzt wurde, waren keine Szenen, sondern einzelne Sätze aus Beschreibungen hier und da, die insgesamt aber immer noch dann insgesamt über 100 Seiten ausmachten. Das war nötig, weil der Verlag unter 1000 Seiten kommen wollte.

    Sabine, wenn auch Judith erfunden ist, so war ihr Vetter, der Münzmeister Salomon, eine historische Figur. Er und sein Haushalt kamen tatsächlich auf die beschriebene Art ums Leben, und Herzog Friedrich reagierte wie von mir beschrieben (d.h. die "Kreuzfahrer" kamen davon, der Rest wurde gehängt). Als ich bei der Recherche auf das Ereignis stieß, wußte ich, daß ich es einbauen würde, gerade, weil es mich sehr mitnahm.


    Daß eine Frau Blähungen hatte und fast aufgeschnitten worden wäre, wenn eine Ärztin nicht eingeschritten und sie auf die beschriebene Weise behandelt hätte, ist in Wirklichkeit Trota von Salerno passiert, aus deren Buch die meisten von Judith verwendeten Methoden stammen.


    Ich weiß auch nicht, wie ich mich bei einem Lynchmob verhalten hätte...

    Sie haben die Lederriemen vorher mit ätzenden Flüssigkeiten durchtränken lassen. Was genau sie benutzt haben, hatte ich während des Schreibens parat, aber meine medizinische Recherche ist leider zum Teil in die Papierwiederverwertung gewandert, und auswendig weiß ich es nicht mehr. :-(


    Wolfger als Autor des Nibelungenliedes ist mein persönlicher Beitrag zur germanistischen Forschung. ;-) Die Sache ist die: man nimmt an, daß es jemand in seinem Umfeld gewesen sein könnte, u.a. wegen des Zwischenstops, den die Burgunder auf den Weg zu den Hunnen in Passau einlegen. Und bei Walthers sonstiger Haltung gegenüber dem höhergestellten Klerus brauchte ich etwas, das ihn und Wolfger (der gesichertermaßen einer von Walthers Gönnern war, und dessen Haushofmeister wir die einzige Aufzeichnung über Walther zu dessen Lebzeiten verdanken) verbindet. Wolfgers heimliche Autorschaft erschien mir als eine gute Erklärung.

    Maharet, als ich die Szene mit Richard schrieb, habe ich auch an die "Löwin" denken müssen (und konnte nicht fassen, wie lange das Buch schon zurück liegt!). Später in dem Roman hatte in der ursprünglichen Manuskriptfassung Alienors jüngster Sohn John auch noch einen Auftritt, der aber für die Druckfassung leider wegfallen mußte.

    Lumos, wie es der Zufall will, unterhielt ich mich mit Sabine Ebert auf der Buchmesse über just dieses Thema, weil wir beim gleichen Verlag sind und sie daher intern gehört hatte, daß ihr Dietrich bei mir nicht so gut weg kommt. Sagen wir mal so: Dietrich ist bei mir natürlich nur eine Nebenfigur, und bei ihr eine Hauptfigur. Aber da der gute Mann einen Haufen unehelicher Kinder hinterließ, sah ich mich berechtigt, seine Ehe für nicht glücklich zu halten (tut sie ja auch, wenngleich aus anderen Gründen), und da er sich bei den Leipzigern so unbeliebt machte, daß die ihn (was in meinem Roman nicht mehr vorkommt, das Ereignis liegt nach meinem Handlungszeitraum) von seinem Leibarzt vergiften ließen, suchte ich ihn mir als Beispiel für einen bestimmten Typus Adliger aus.


    Aber, wie gesagt, eine so große Rolle spielt er bei mir nicht. Seine Gemahlin ist die wichtigere Figur.

    Lumos, ich habe mich für Walther erst an der Uni erwärmt, an der Schule klappte es noch nicht. Das Nibelungenlied entstand tatsächlich in dieser Zeit, und bis heute wissen wir nicht, wer es verfaßt hat. Natürlich gibt es mehrere Theorien. Meine eigene kommt in dem Roman vor, aber du wirst den Autor erst entdecken, wenn Walther es tut. ;-)

    Sayia, bei Foltern und mittelalterlichen Operationen war ich schon immer der Meinung, daß die Phantasie der Leser mit ein paar Hinweisen mehr ausrichtet, als es detaillierte Schilderungen meinerseits tun könnten. :-] Bei der Recherche kommt man allerdings nicht drum rum, solche Schilderungen zu lesen. :wow Und fragt sich, warum überhaupt jemand in dieser Zeit Amputationen überlebte....

    Es ist schön, wieder hier zu sein!


    Mit der Nachtigall war ich vom 2.November bis zum 16. Dezember auf Lesereisen. Fürs Frühjahr sind auch noch ein paar Lesungen geplant, aber bisher weniger: Ihr könnt sie auf meiner Website, tanja-kinkel.de, unter "Termine" finden.

    Hallo alle zusammen! Ich freue mich, daß Ihr an der Leserunde teilnehmt.


    Die Komplimente in Sachen Buchausstattung werde ich an das Team bei Droemer Knaur weitergeben. Und ja, es ist dichterische Freiheit, daß Walther bei Richards Geiselnahme dabei war; allerdings kam er um diese Zeit etwa nach Wien, den Tag oder Monat wissen wir nicht, und daher kann mir keiner nachweisen, daß er nicht da war. :) :-)