Beiträge von Silly Symphony

    Hi, Leute, bin neu hier!
    Ich lese gerade ein schon etwas älteres Buch und befinde mich dort etwa in der Hälfte:


    Die sechste Klage - William Brodrick


    Klappentext:
    In einem englischen Kloster bittet ein alter Mann um Kirchenasyl, das ihm auf Weisung aus Rom auch gewährt wird - obwohl einiges darauf hindeutet, dass Eduard Schwermann im Krieg für die Zerschlagung einer Widerstandsgruppe verantwortlich war. Pater Anselm erfährt bei einem Besuch in Rom, dass die Kirche offenbar Gründe hat, den Mann zu schützen. Was ist damals wirklich geschehen?
    Diese Frage stellt sich auch Lucy, die schon seit Jahren dem Geheimnis ihrer Großmutter Agnes auf der Spur ist. Erst allmählich beginnt sie zu ahnen, dass deren Vergangenheit auf fatale Weise mit der von Schwermann verknüpft sein könnte. Das Notizbuch, das Agnes ihrer Enkelin eines Tages überlässt, erzählt von der "Tafelrunde", einer Widerstandsgruppe, die jüdische Kinder außer Landes schmuggelte, und von einem Verrat aus Eifersucht.
    Nichts ist so, wie es scheint - das müssen sowohl Pater Anselm als auch Lucy bei ihren Ermittlungen feststellen. Auch das Gericht, das schließlich ein Urteil über Schwermanns Schuld fällen soll, kennt nur die halbe Wahrheit ...


    Bin jetzt etwa zu zwei Dritteln durch und muss sagen: Wenn der Autor bis zum Schluss durchhält, was er bis jetzt erreicht hat, dann haben wir es hier mit einem aussergewöhnlich mutigen Werk zu tun! Der Roman dreht sich um die Mit-Schuld am Holocaust, und der Autor macht es sich absolut nicht einfach. Kann ein SS-Mann, der die Deportation jüdischer Kinder überwacht und geleitet hat, von Schuld freigesprochen werden?
    Die Antwort scheint klar: Nein!
    Doch das Buch mit seiner komplexen Sichtweise scheint auf eine andere Antwort zuzusteuern. Ich bin gespannt....!

    Was für ein Buch! Eine Wundertüte - nein, das trifft's nicht. Keine Beschreibung, die ich bislang gelesen habe, wird ihm gerecht.
    Ein Briefroman, ja. Aber eben nicht einer von der Sorte, die man ja kennt. Trotz des heiteren Tonfalls der Hauptprotagonistin steckt da - ja, die ganze Welt mit ihrem Elend, ihrer Zärtlichkeit, ihrer Grossartigkeit, ihrer Abscheulichkeit drin.
    Das Buch rührt zu Tränen, dabei bleibt ist es mit britischem Understatement geschrieben. Keine Spur von Tränendrüsendrückerei!
    Die Vorführung der Brutalität und der Zärtlichkeit des Menschen wird am Schluss mit der Frage nach Gott verwoben. Unaufdringlich, unaufgeregt, gelassen. Witzig.
    Und so ganz nebenbei eine Liebeserklärung an die Literatur.
    Ein absolut aussergewöhnliches Buch. LESEN!