Beiträge von Nadja Quint

    Eine ausführliche und, wie ich finde, hinreichend kritische Besprechung findet sich im aktuellen SPIEGEL (anderswo ist das Buch selbstverständlich auch schon rezensiert worden).


    Ich verstehe gut, was Du meinst, Voltaire. Vor zwanzig Jahren habe ich Hermanns Kurzgeschichten noch gern gelesen. Inzwischen habe ich so meine Probleme mit den immerwährenden depressiven, im Kern aber m.E. tief narzisstischen Reflexionen.


    Hermanns Sprache halte ich dennoch für großes Kino. Davon würde ich mir gern wenigstens eine kleine Scheibe abschneiden.

    Oh Marlowe,


    nachdem Du Dich neulich in einem anderen Fred zu einer anbetungswüdig tiefsinnigen psychologischen Stellungnahme hinreißen ließest, wundere ich mich nun, dass Du an dieser Stelle so schnell auf eine Hinterfragung der Meinungsbildung einer geschätzten Mit-Eule verzichten willst.


    Vielleicht verrät Voltaire uns ja ganz freiwillig noch ein wenig mehr...


    :lache

    Zitat

    Original von Marlowe
    [...} dass auch eine in der Psyche so bewanderte Eule einmal vom Pfad abkommen kann und sich nun im Tümpel ihrer Seele nicht mehr selbst erkennt, weil sie einfach immer wieder etwas aufrührt, was sich eigentlich am Grund des Tümpels gerade festsetzen wollte.


    Wenn aus dem Tümpel im Keller der Seele wieder ein so klarer See werden soll, dass er sich in den Augen des Gegenübers widerspiegelt, einmal vor dem Spiegel setzen und üben. Nachdenken wäre übrigens auch nicht schlecht. :-)


    :anbet


    @ LeseBär :yikes Das Finanzamt ist ja eigentlich immer schuld!


    :kiss :lache :wave

    Nein, nein, keine Angst. Ich will hier nicht die Rubrik an mich reißen. Nur noch ein kleiner Beitrag:


    Herr A. ist begeisterter Petunienzüchter, sein Freund B. betreibt passioniert Ukulelenbau. A. gründet einen Verlag und holt B. als Autor mit ins Boot. Sie bringen Bücher über Petunienzucht und Ukulelenbau heraus. Die Inhalte sind nicht neu, vieles davon findet sich kostenfrei im Netz.


    Der Verlag setzt nicht viel um. Doch die Verluste lassen sich steuerlich absetzen. A. spart also Steuern.


    Irgendwann macht das Finanzamt nicht mehr mit und sagt, der Verlag sei ja nur Hobby oder Liebhaberei. Es bestehe keine Gewinnertragsabsicht. Die Verluste werden nicht mehr anerkannt.


    A. schließt den Verlag und gründet einen neuen. Diesmal muss das Finanzamt davon überzeugt werden, dass wirklich eine Gewinnertragsabsicht besteht. Darum muss das Sortiment ergänzt werden, und zwar um eine populäre Sparte.


    A. erinnert sich daran, dass Herr C. immer so schöne Fantasy-Geschichten schreibt. A. fragt C., ob er nicht mal einen Roman schreiben könnte und ein halbes Jahr später gleich den nächsten. Fantasy verkauft sich ja immer gut, da glaubt das Finanzamt bestimmt an die Gewinnertragsabsicht. Jedenfalls vorerst.



    C. fühlt sich geschmeichelt und schreibt innerhalb kürzester Zeit einen Roman und gleich den nächsten. Die Qualität? Ist Nebensache. C. muss sowieso 500 Druckexemplare selbst abnehmen. Aber A. und B. können weiter ihren Hobbys frönen und ihre wunderbaren Werke zu Petunienbau und Ukulelenzucht herausbringen. Oder so ähnlich.

    Gern, Andromeda.


    Wegen Deiner Fragen zu Lektoraten und zur Ausbildung von LektorInnen lohnt es sich ja vielleicht für Dich, einen gesonderten Thread aufzumachen.


    Soweit ich das beurteiloen kann, gibt es Eulen, die davon richtig viel Ahnung haben. Meine eigenen Erfahrungen beschränken sich auf die Lektorate in meinem alten und neuen Verlag.


    :wave

    Über die Ausbildung zum Lektor/zur Lektorin weiß ich nicht viel, da finden sich bestimmt kundigere Eulen.


    Soweit ich weiß, ist die Berufsbezeichnung nicht geschützt.


    Ich kenne eine junge Frau, die Lektorin für Belletristik werden möchte, jetzt den Bachelor in Germanistik macht und dann eine Ausbildung anschließt. Früher hieß das Verlagskauffrau, heute gibt es dafür einen moderneren Begriff.


    Nach dieser Ausbildung will sie sich intern zur Lektorin weiterbilden.


    Aber wie gesagt: Da solltest Du kompetentere Leute als mich fragen.


    :wave

    Zitat

    Original von Andromeda



    Wer sind diese Kompetenten? Lektoren/Verleger?
    Heißt kompetent hier auch objektiv? Und wer kann das wirklich sein - vor allem bei Büchern?


    Ja, Andromeda, Deiner Definition von "solider Qualität" kann ich gut zustimmen.
    Im Kreativen Schreiben gibt es handwerklichen Regeln, die m. E. jeder Autor zunächst erlernen muss. Dabei bilden Rechtschreibung und Grammatik die
    unabdingbare Grundlage, darüber hinaus geht es um den Aufbau einer Geschichte, um generelle Fragen der Erzählweise, um Figurenzeichnung, Dialoge und noch einiges mehr.


    Kompetente Rückmeldung gibt es bei Buchmanuskripten von Verlagslektoren, aber bis zum Buch ist es ja ein verdammt weiter Weg.


    Üblicherweise schreibt ein Autor zunächst kürzere Texte und feilt daran.
    Dozenten in Kursen und Seminaren oder (schon weiter fortgeschrittene) Autorenkollegen können dabei unterstützen, und ja: Meiner Ansicht nach bedeutet kompetent im idealen Fall auch objektiv. Ehrlich und deutlich, aber eben nicht demotivierend. Vor allem aber sollte der "Rückmelder" wirklich was von der Sache verstehen.

    Mist, Marlowe! Da hast Du mich erwischt. Ja, ja, ich gebe es zu: Wissenschaftlich betrachtet geht es bei den "Zehntausend Stunden" weder um Theorie noch These, allenfalls um eine Faustregel. Die wir hier aber auch gleich links liegen lassen können, denn ich habe sie bloß als Aufhänger missbraucht.


    Voltaire, Deinem Satz über Talent, Willen und Durchhaltevermögen stimme ich selbstverständlich zu.


    Nun aber zu Andromedas Fragen, an die ich mich mal wage - ohne Anspruch auf vollständige Antworten und mit der der Bitte um Ergänzung und Widerspruch.


    Zunächst mal: Meiner Meinung sagt das Leservotum nicht unbedingt viel darüber aus, ob das Schreibhandwerk stimmt. Auch Bücher in zweifelhafter
    Schreibe können megagut ankommen. Aber das muss ja niemanden davon abhalten, beim Schreiben eine solide Qualität anzustreben (Ich beziehe mich hier übrigens immer auf Unterhaltungsliteratur.)


    Lesen! Ja, unbedingt! Lesen, lesen lesen! Auch Autoren und Genres zu denen man sich weniger hingezogen fühlte. Keine Angst vor falscher Beeinflussung. Niemand wird sich dauerhaft einen Stil aneignen, in dem er sich nicht wohl fühlt.


    Rechtschreibung und Grammatik sollten sitzen. Dass man immer mal wieder nachschlagen oder -fragen muss, ist normal.


    Und jetzt zur m.E. schwierigsten Frage: Kann ein Autor (m/w) selbst entscheiden, ob er besser wird? Ich glaube, er lernt mit der Zeit, es zu erfühlen. Allerdings braucht er immer wieder eine konstruktiv-kritische und kompetente Rückmeldung von außen, an der er seine eigene Entwicklung festmachen kann.

    Eben habe ich einen Fred eröffnet mit der Frage, inwieweit Interesse besteht, hier Probleme des Schreibhandwerks zu diskutieren.


    Damit es gleich konkreter wird, ein erster Themenvorschlag:


    Eine Theorie besagt, um etwas zu beherrschen, ganz gleich ob eine Sportart, eine Fremdsprache, ein Musikinstrument oder eine andere Kunstfertigkeit, brauche man ungefähr zehntausend Übungsstunden. Es sei denn, man fängt sehr jung an oder ist ein Genie (oder beides).


    Ist das eine provokante These?


    Zehntausend Stunden also, um Kreatives Schreiben zu erlernen?

    Letzte Woche hatte ich ja versprochen, mir ein paar Gedanken zu einem neuen Fred zu machen. Hier ist er also:


    Wir Eulen sind zuallererst ein Leseforum, für die Autoren gibt es diese Ecke, und die sollte auch eine "Ecke" bleiben, schließlich wollen wir den Autorenforen keine Konkurrenz machen.


    Darum die Frage an Euch: Habt Ihr Interesse daran, Probleme des Schreibhandwerks hier im kleinen Rahmen zu diskutieren?


    Und damit es nicht theoretisch bleibt, mache ich gleich noch einen Thread auf, in dem es um eine spezielle Frage geht.

    Zitat

    Original von Tereza


    Der Verlag scheint sehr neu zu sein. [...] Vielleicht lief man sich über den Weg, die Verlegerin erzählte von ihrem eben gegründeten Verlag, Leeloo von ihren ersten Schreibversuchen.


    Tereza



    Der Verlag entstand jüngst aus einem anderen Verlagshaus, über das ich mich im Thread mehrfach geäußert habe.


    Leeloo ist nach eigenen Angaben bereits seit Jahren als freiberufliche Journalistin, Texterin, Redenschreiberin, Ghostwriterin (auch für Romane) und Lektorin tätig. Ihre Homepage habe ich weiter oben im Thread verlinkt.


    Ansonsten schließe ich mich Tereza gern an.

    Ihr Lieben,


    Ihr habt recht: Der Thread ist unglücklich verlaufen. Aber immerhin lässt sich so auch die Entwicklung unserer Diskussion ablesen, und es kann an anderer Stelle weitergehen. Darauf freue ich mich. Und natürlich sollten wir dort nur sehr am Rande Rechtschreibung und Grammatik besprechen. (Finde ich jedenfalls und meine ottograffi.) Wichtiger sind doch Inhalte.


    Ich darf mich an dieser Stelle erstmal für ein paar Tage verabschieden: Überm Rheinland lockt wieder die Sonne.


    Vielleicht hat ja jemand Lust, einen Schreibhandwerksfred zu eröffnen. Sonst mache ich das in ein paar Tagen. Dies ist selbstverständlich eine Drohung! :schlaeger


    Schönes Wochenende :wave

    Zitat

    Original von Salonlöwin


    Die Diskussion wäre im anderen Strang sicherlich besser aufgehoben gewesen, dennoch möchte ich Nadja ermuntern, ein entsprechendes Thema zu eröffnen. Ich denke, dass die Auseinandersetzung mit Textarbeit tatsächlich für den ein oder anderen Leser aufschlussreich sein kann, und zwar nicht nur, um die Qualität von Texten beurteilen zu können, sondern auch, um die eigenen Fähigkeiten überprüfen zu können.


    Danke, Salonlöwin. Das ist eine gute Idee. Ich werde mir mal ein paar Gedanken machen, wie das hier praktisch aussehen könnte, und Euch dann um Eure Rückmeldungen bitten.

    Zitat

    Original von Voltaire


    Das Beste ist für die Eulinnen und Euleriche gerade gut genug. Darum würde ein Schreiberling wie Thomas Mann hier wohl auch als Member kein Bein auf den Boden bekommen. ;-)


    Ach, Voltaire. :kiss


    Wenn schon nicht das Beste vom Nobelpreisträger, dann doch ordentliches Handwerk.


    Vor einiger Zeit hast Du mal angemerkt, dass bei den Eulen nicht mehr so viele etablierte AutorInnen aktiv sind wie früher. Das sehe ich auch so.



    @ Charlie:
    Nochmal: Deutlicher als gestern darf ich mich über den Verlag hier nicht äußern.

    Zitat

    Original von Tereza


    Zunächst einmal, liebe Nadja: das hier ist ín erster Linie ein Leserforum. Daher meines Erachtens nicht unbedingt der allerbeste Ort für endlose Diskussionen von Autoren über ihre Weiterentwicklung hinsichtlich Textqualität.


    Tereza


    Dass dies zuallererst ein Leserforum ist, habe ich gestern selbst schon angemerkt. Aber die Autorenecke gibt es ja nun mal.


    Darum finde ich es prima, wenn es hier u.a. ausführliche Diskussionen über Textqualität gäbe. Alle Diskussionen, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe, waren für meinen Geschmack zu kurz.


    Damit würden wir auch im Sinne der LeserInnen handeln, die Interesse an handwerklich ordentlichen Texten haben. Und ich gehe nach wie vor davon aus, dass solche LeserInnen hier die Mehrheit bilden.



    PS: Zeig mir doch bitte die Stelle auf, wo Leeloo deiner Ansicht nach von mir "Schelte" bezogen hat - um mal Deine Wortwahl zu benutzen.



    Wie schön, dass ich ein paar Tage Urlaub zuhause verbringe und das Wetter schlecht ist.