Beiträge von GleichSamm

    Kladdentext:
    Eine Frau kommt ins Kloster Larkwood und bringt das ruhige Leben der Mönche in Aufruhr: Pater Herbert, Gründervater des Klosters, soll einst an der Hinrichtung eines Unschuldigen beteiligt gewesen sein. Haben die Klosterbrüder über Jahrzehnte mit einem Mörder zusammengelebt? pater Anselm beginnt in einem Fall zu ermitteln, der weit in eine dunkle Vergangenheit reicht.


    Zum Autor - aus Wikipedia:
    William Brodrick (* 1960 in England) ist ein englischer Jurist und Schriftsteller.
    Brodrick verbrachte seine Kindheit und Jugend in Australien und Kanada. Er trat dem Augustinerorden bei und lebte sechs Jahre als Mönch. Dann verließ er den Orden, schloss sein Studium der Rechtswissenschaften erfolgreich ab und arbeitete anschließend einige Jahre in London als Barrister.
    Aus seinen Erfahrungen, aber nicht autobiographisch, kreierte Brodrick seinen Protagonisten Pater Anselm. 2004 konnte er dann mit seinem Roman „Die sechste Klage“ erfolgreich debütieren. Nachdem auch die folgenden Abenteuer von Pater Anselm ein großer Erfolg wurden, gab Brodrick seinen Beruf auf und widmete sich fortan nur noch dem Schreiben.


    Der vorliegende Roman ist der dritte "Fall" des Paters Anselm.
    Das merkt man aber nirgends, ich habe es erst durch Wikipedia erfahren.


    Meine Meinung:
    Die Kladde verzerrt (wie so oft). Schließlich hat Pater Herbert lange auf einen solchen Besuch gewartet, doch er ist gestorben, ehe es soweit war. Und so wird Anselm beauftragt herauszufinden, was damals im Ersten Weltkrieg geschah.


    Parallel zu den Untersuchungen Anselms erleben wir mit, was dem Offizier Herbert und dem Gefreiten Joseph Flannagan in der Flandernoffensive der Allierten 1917 widerfuhr. Hieraus entfaltet das Buch seine tiefe emotionale Wirkung - für mich ist es eines der anrührendesten Bücher, die ich je gelesen habe (weshalb ich auch endlich mal wieder eine Rezi schreibe).
    Unmissverständlich wird deutlich, dass das wahre Verbrechen der Krieg ist: was er jenen antut, die in ihm zugrunde gehen, und jenen, die ihn überleben.


    (Ich lese gerade die Biographie von Pfadfindergründer Baden-Powell, der ja als Offizier im Burenkrieg 1899/1900 zum Kriegshelden wurde. Es ist bizarr, wie sehr sich in weniger als 20 Jahren das Kriegshandwerk geändert hat: Von der "Gentleman"-Belagerung Mafekings, bei der die Buren sonntags brav Feuerpause machten, hin zu den wahnsinnigen Stellungskriegen des 1. Weltkriegs, in denen auf beiden Seiten Menschen einfach "verheizt" wurden.)

    Eoin Colfer: Und übrigens noch was ...
    Untertitel: Dougals Adams' Per Anhalter durch die Galaxis
    Teil 6 der Trilogie


    Titel des Originals: "And Another Thing ..."
    (c) 2009 by Eoin Colfer


    Zum Inhalt:
    Solange die Batterien halten, erhält der Anhalter-durch-die-Galaxis-Mark-II die Hauptpersonen des fünften Teils des Buches am Leben. Danach finden sich Arthur Dent, Trillian, Random und Ford Prefect auf der untergehenden Erde wieder. Hier werden sie zuerst von Zaphod gerettet, doch Ford bringt die Herz aus Gold zum Systemabsturz. Also brauchen sie dringend etwas Hilfe, und die liefert Wowbagger der Unendlich Verlängerte, als Zaphod ihm verspricht, mit Hilfe eines Gottes die Ewigkeit seines Lebens zu beenden.
    Dazu braucht man die Hilfe eines richtig großen Gottes, und Zaphod hat noch alte Connections zu Thor dem Donnergott ... der wird aber auch als Gott von Nano, dem magratheanischen Nachbau des Planeten Erde, gebraucht, vor allen Dingen, als die Vogonen vorbeikommen, um die endgültig letzten Spuren der Erde aus dem Universum zu tilgen.


    meine (voreingenommene) Meinung:
    Eoin Colfer hat eine flotte und gut komponierte Per-Anhalter-Geschichte geschrieben, daran besteht kein Zweifel. Trotzdem packt mich das Buch nicht. Das kann an meiner grundsätzlichen Enttäuschung liegen, dass eine exzellent zu Ende gebrachte Geschichte auf einmal wieder weitergeht. Aber ich bilde mir ein, dass es auch daran liegt, dass Colfers Geschichte einen Tick zu gut und zu clever konstruiert ist – so etwas hätte Adams gar nicht hinbekommen (und wohl auch nicht gewollt). Colfers Geschichte schmeckt nach "hey, seht mal, was ich für tolle Einfälle habe und wie ich die in die Story integriere!" – Adams Romane hatten immer die Aura von "huch, was hab ich denn hier für einen Blödsinn geschrieben – und wie kann ich die Story wieder hinbiegen?"
    Und dann noch eine störende Sache: Hier stehen dauernd "Anmerkungen" mitten im Text – das stört den Lesefluss. In den Anhalter-Ausgaben, die ich besitze, waren diese Anmerkungen als Fußnoten eingefügt, das wäre die bessere Lösung gewesen.
    Trotzdem: Wer gutes Lesefutter sucht, wird hier bestens bedient – man sollte sich natürlich im Anhalter-Universum zurechtfinden.

    Hallo merryweather,


    ich empfehle die Übersetzung von Gisbert Haefs aus den 80ern.
    Haefs ist ein leidenschaftlicher Kipling-Fan (wie ich) und hat wirklich sein herz an diese Übersetzungen gehängt.


    Erschienen sind seine Übersetzungen zuerst bei Haffmans und sollten so auch antiquarisch erwerbbar sein.
    Haffmans hat aber verschiedene Ausgaben herausgebracht, mal die Dschungelbücher einzeln, und mal zusammen. Die Ausgabe in einem Band, die ich habe, umfasst 464 Seiten - dies als vergleichsmöglichkeit.


    Viel Erfolg - und viel Freude beim Lesen!
    :wave
    GleichSamm

    Ein wunderbar humoristisches Buch mit vielen Schwächen im Plot. Die Unfähigkeit der Autorin, echte menschliche Charaktere hervorzubringen, wird (für mich) aufgewogen durch die Schafsherde, eine sympathische Gruppe wolliger, neugieriger Fünfjähriger, die miteinander und mit ihrer Welt im Einklang sind, bis letztere durch den Mord an der Kindergärtnerin (lies: dem Schäfer) zerstört wird und sie eine andere Welt, die der Erwachsenen (lies: der Menschen), verstehen lernen müssen.


    Ich habe oft und gerne gelacht: Über Gott und über Satan, über Mopple, über Heide, über jede Erwähnung der Pamela-Romane, insb. aber über Szenen wie die, als Rebecca den Tomatensalat isst, oder wenn der evolutionäre Vorsprung des Schafes, das bis 50 zählen kann, geklärt wird, ... sehr britischer Humor vom Kaliber P.G. Wodehouse oder wie bei "Drei Mann in einem Boot". :-]

    Atmosphärisch der schönste Fantasyroman, den ich seit langem gelesen habe.


    Oft habe ich mich an Patricia McKillip erinnert gefühlt - und das will schon etwas heißen bei mir.


    Von der Klarheit und dem Aufbau hat Frau Blazon auch ein besseres Ende hinbekommen, als es mitunter McKillip gelingt.


    Natürlich bleibt folgende Frage:


    Und die bereits erwähnte Friedhofszene hat außer dem allzugut passenden Zufall noch einen handwerklichen Fehler:


    :-) Insgesamt bleibt mir aber eine großer Freude an einem stimmigen, atmosphärisch überzeugenden Fantasyroman.
    Davon gab es in den letzten Jahr arg wenig.


    :wave

    Blacksad ... es gibt, soweit ich weiß, vier Bände.


    Die Story von Band 1: eine in alt bekannter Manier verlaufende Detektivgeschichte à la Chandler / Hammett.


    Das besondere: alle Charaktere sind super passende Tiere,
    die Zeichnungen sind von hoher Detailverliebtheit und bestechender Qualität.


    Ich kenne keinen, der diese Zeichnungen nicht liebt ... ein Genuss!

    Kladdentext: Das Commonwealth erstreckt sich bis zum Jupiter - und noch darüber hinaus. Erfahrene britische Kapitäne steigen mit ihren Schiffen auf, um die Atmosphäre zu überwinden und auf den unsichtbaren Strömen des Äthers zu segeln.
    Dies ist die Welt, in der Sophie Farthing in der herunter gekommenen Gegend einer Asteroidenwerft aufwächst. Tochter einer Hure, ein Mädchen ohne Familie und ohne Zukunft, erkennt eines Tages ein Gentleman den Ring an ihrer Hand und benimmt sich daraufhin so merkwürdig, dass Sophie spontan beschließt, ihm zu folgen.
    Also wird sie zur blinden Passagierin auf einem Weltraumsegler ...


    Meine Meinung: Seemannsgarn von allererster Güte! Grandioser Lesespaß! Eine gelungene Mischung aus Dickens (junge Waise erringt ihren Platz in der Klassengesellschaft des Empires) und Verne (Rätsel! Abenteuer! Exotische Welten!). :-)


    :wave
    GleichSamm

    Hallo Elbereth!


    Un Lon Dun liegt definitiv nicht in Zamonien, aber es ist sehr bunte Spektakelwelt mit skurrilen Gegenden und Gestalten, in der eine an sich konventionell aufgebaute Fantasy-Geschichte in origineller Weise abläuft.


    Insofern schon mit Moers verwandt.


    Natürlich ein anderer Stil und ein anderer Humor, wie z.B. die oben erwähnte "Un-Sonne".


    Ich - als Moers-Fan - hatte viel Spaß beim lesen (bin aber allerdings auch schon länger Mieville-Fan). :lache


    Ach ja: es fehlen die Mythenmetzschen Abschweifungen (mir nicht) - aber vielleicht sind die ja für Dich die conditio sine qua non ...


    :wave
    GleichSamm

    Von Moers hat Miéville gelernt, dass parodistische Elemente eine (Fantasy-)Geschichte nicht zerstören oder Pratchett-hafter Lächerlichkeit preisgeben. Z.B. die Mr.-Speaker-Episode könnte so auch in Zamonien passiert sein.


    Ich finde das Buch toll und bin am Überlegen, ob ich es mir auf englische besorge, weil viele Sprach- und Wortwitze halt nur da richtig funktionieren: „un gun“, „un lun dun“, „un sun“ usw. Heißt der Unschirm auf englisch „unumbrella“? Und wie nennt man den Re-Regenschirm? Da bin ich arg neugierig ...



    Ach ja: der Gedanke, dass die "Un-Sonne" das ist, was übrigbleibt, wenn man die Sonne wegnimmt, ist grandios. Könnte vom alten Mathematiker Lewis Carroll sein, wirklich! :anbet

    Zitat

    Original von Nem


    Das ist nicht ganz fair. Du hast in soweit Recht, als Pratchetts Einfach Göttlich (Small Gods) das Motiv der vom Menschen abhängigen Götter behandelt hat. Small Gods kam aber 1992 raus, und zu dem Zeitpunkt war Gaimans Sandman-Comicreihe, die teilweise mit eben jenem Thema arbeitet, bereits drei Jahre am Laufen. Das Motiv an sich ist freilich noch ein Stückchen älter und stammt weder von Gaiman, noch von Pratchett.


    Weiß irgendjemand, wessen religionskritischen Theorien diese Idee entsprungen ist? Interessieren würde es mich schon.


    Die älteste literarische Verarbeitung dieser Idee, die mir bekannt ist, ist die erste Geschichte in R. Kiplings "Puck of Pook's Hill" (erschienen 1906).


    GleichSamm

    Der Alte Wald und die Hügelgräberhöhen - und damit auch Tom Bombadil - sind im Film zurecht weggelassen worden, denn ihr Handlungsbeitrag - die Schätze im Hügelgrab - ist sehr gering.


    "Die Gefährten" sind ja geschrieben wie "Der Hobbit", ganz linear.
    Ein Abenteuer - mal kleiner, mal größer - reiht sich an das nächste.
    Zwei davon sind halt der Alte Wald und die Hügelgräberhöhen, beide atmosphärisch gelungen, aber nicht wirklich wichtig im Sinne der Gesamthandlung.


    ?( zu Tom Bombadil: der war wohl Tolkien selbst noch ein Rätsel; zumindest hat er ihn nirgendwo im Silmarillion verankern können ...


    (Wenn man noch Tolkiens Neigung zu Mesalliancen zwischen "niedrigerklassigen" Männern und höher stehenden Frauen bedenkt - spätestens ab da ist die Klassifizierung eines Tom Bombadil endgültig unmöglich :gruebel)

    Ich bin auf das Buch von Hope Mirrlees ebenfalls nach dem Genuss von Gaimans "Sternwanderer" gestoßen.
    Für Leute, denen das gefallen hat, habe ich noch eine weitere Empfehlung.


    Es gibt noch ein englisches Buch, das mit diesem Tür-an-Tür-Leben-mit-dem-Elfenreich spielt, und ich wette, sowohl Mirrlees als auch Gaiman kennen auch das:


    Die Königstochter aus Elfenland
    von
    Lord Dunsany


    Das kann ich Liebhabern atmosphärisch intensiver Fantasy-Romane nur wärmstens empfehlen. Wie überhaupt das gesamte Werk von Lord Dunsany (mit Ausnahme der humorigen Krimis um Jorkens).


    :wave
    GleichSamm

    Sharon Shinns "Im Zeichen der Weide" ist eine wunderbare, märchenhafte Fantasiegeschichte.


    Der "Erzengel" steht bei mir auch im Regal. Damit hatte sie mehr Erfolg, deshalb hat sie diese Reihe auch weiter entwickelt, aber:


    Das Grundprinzip - abgesehen vom exotischen und faszinierenden Samaria - ist eine Nackenbeißer-Story.


    behauptet


    GleichSamm,


    der das putzig zu lesen fand und diesen Fantasy-mitSF-Elementen-Liebesroman auch behalten hat.

    Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Nette Anmerkung dazu von Wikipedia:


    Danke für den Hinweis - ich habe das Buch noch nie auf Englisch gelesen, und ich fürchte, mein Englisch reicht für Gebrauchsanweisungen und Internetforen und zum Verstehen von Handlungen - aber nicht, um literarische Finessen zu würdigen.


    :gruebel Dennoch überlege ich mir gerade ernstlich, ob ich es nicht doch wagen sollte ...
    ich glaube, die Bücherei meines Vertrauens hat den "Lord of the Rings" im Bestand ...
    :wave
    GleichSamm

    Zitat

    Original von Libros lego.
    In Deutschen finde ich 'Herr' aber besser als 'Meister'. :gruebel Das passt irgendwie besser.. Aber das ist Ansichtssache.


    Im Englischen wiederum find ich 'Master' besser als 'Lord'.... :gruebel


    LG, Steffi


    Erst mal nen Link, was die beiden Übersetzungen angeht:


    Elronds Haus


    Und dann noch 'ne Breitseite Besserwissing ...


    Das Auenland ist dem englischen Surrey nachempfunden.
    Frodo, Merry und Pippin sind kein Adel, sondern "bloß" Großgrundbesitzer (engl. "squires"), die werden natürlich nicht "Lord" oder "Sir" tituliert, sondern "Master".
    Sam Gamdschie und sein "Ohm" sind Pächter der Beutlins, und Sam arbeitet seine Pacht ab, indem er den Garten von Beutelsend in Ordnung hält, wie es vor ihm sein Ohm getan hat und wahrscheinlich davor noch Generationen von Gamdschies für Generationen von Beutlins gemacht haben.


    Wie passt zu dieser Beziehung der Begriff "Chef"? Überhaupt nicht ...
    wer Denkmäler mit dem Sandstrahler entstaubt, macht eben mehr kaputt als richtig.


    :wave
    Gleich Samm

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Meiner Meinung nach ein zu damaliger Zeit schon überschätztes Buch, daß einfach auf den damals schon langsam abgefahrenen Zug bedeutungsschwangerer Phantastikliteratur ("Das Vermächtnis der Eldron", "Nebel von Avalon", "Werwelt-Trilogie", etc.) noch aufspringen wollte.


    Hier verkennt Doc ein wenig den Autor und sein Schaffen - denn Mark Helprin ist kein Fantasyautor oder sonstiger Genreschreiber, sondern ein in Amerika anerkannter Literat. Das Buch "Winter's Tale" hat es auf die "Must-Have-Read"-Liste der "New York Times" geschafft.


    Mich hat es in Idee und Ausdruck an die deutsche Romantik erinnert (Chamisso, Brentano, Arnim, Tieck) und ich nehme an, dass Helprin aus derselben Quelle wie die Romantiker geschöpft hat: von Shakespeare nämlich - Sommernachtstraum, Der Sturm.


    Entstanden ist eine wunderbar magische Geschichte, mit vielen Einflüssen, die wir "esoterisch" nennen würden. Aber nirgends wird moralisch der Zeigefinger gehoben, deshalb bleibt die Lektüre so vergnüglich ...


    ... zumindest für


    :wave
    GleichSamm

    Verdrängung im Sprachgebrauch entsteht hauptsächlich durch Fremdworte, aber es gibt sie natürlich auch innerhalb der deutschen Sprache.


    Das Wort "beinhalten" verdrängt seit ein paar Jahrzehnten zusehends das Wort "enthalten" - zumindest in der Schriftsprache.


    Texte enthalten nicht mehr,
    sondern sie beinhalten seither.


    Die volle Hässlichkeit dieses Modewortes ist in der dritten Person Singular - bzw. im Partizip Perfekt - beinhaltet.
    (Und wieder wird ein einstmals starkes Verb schwach gemacht.)


    Bis heute hat mir niemand beweisen können, dass die Bedeutung von "beinhalten" nicht vollständig in der Bedeutung von "enthalten" beinhaltet ist.


    Fallen Euch noch andere Worte ein,


    fragt
    :wave
    GleichSamm