Beiträge von GleichSamm

    Ich bin Besitzer der 1979 erschienenen deutschen Erstausgabe, und da wird auf jeden Herr-der Ringe-Vergleich verzichtet auf der Rückseite.
    Stattdessen steht da: "Wenn es im 20. Jahrhundert überhaupt noch so etwas wie mythenschaffende Phantasie gibt, dann ist sie in diesem Werk zu finden."


    Und das trifft es ganz gut, da LeGuin in jedem der drei Bücher eine menschliche Urangst thematisiert.
    Die Geschichten haben die distanzierte Klarheit und Schönheit von Träumen - von Träumen, die ein Fremder uns erzählt.
    Und da gibt es wenig action, das geht mehr nach innen: der Zauberer als Therapeut der Krankheiten der Welt ...


    Als ich die Bücher das erste Mal las, war ich auch enttäuscht, hatte doch kurz davor der Herr der Ringe mein Bild davon geprägt, was Fantasy ist.
    Heute bin ich dankbar für LeGuins Erdsee-Romane, die so anders funktionieren als die meisten Bücher im engen Genre Fantasy.

    Hallo, ich bin kürzlich in unserer Stadtbücherei über das Buch gestolpert. Mich spricht es ziemlich an, was insbesondere daran liegt, dass ich mich in Quentin sehr gut hineinversetzen kann. Auch mir war das magische College Brakebills etwas lieblos ausgeführt, das Studium insgesamt zu langatmig geschrieben.
    Aber die emotionale Entwicklung Quentins (bzw. seine innere Weigerung, sich als Persönlichkeit weiter zu entwickeln), die finde ich großartig beschrieben und gut umgesetzt.


    Quentin erwartet, dass seinem Leben eine Bestimmung zuteil wird. Nicht er versucht einen eigenen Weg im Leben zu gehen, nein, sein Schicksal soll gefälligst zu ihm kommen und ihn mit einem Lebenssinn beglücken.


    Deshalb liebt er Fantasy und insb. die Fillory-Bücher, in der diekindlichen Helden ihre Aufgabe zur Rettung Fillorys erhalten und erfüllen.


    Und als er nach dem magischen College sich in der "wahren Welt" ziemlich in die Sch...e reitet, findet sich plötzlich der Weg nach Fillory, und er weiß ganz bestimmt, dass sich jetzt alle Probleme lösen werden und sein leben einen Sinn ergeben wird ...


    Aber genau dort, in seiner Leib- und-Magen-Fantasy-Welt wird der Realitätsflüchtling Quentin brutal mit der Wirklichkeit konfrontiert.


    Das ist heftig - und in sich stimmig.


    Sensationell ... ich kann verstehen, dass Frau Lee nie wieder etwas veröffentlicht hat - wie will sie an die Größe dieses Buches wieder rankommen?


    (Und das Denkmal für ihren Vater hatte sie auch schon gesetzt ... und dann noch die Verfilmung mit Gregory Peck!
    - Wer immer auch die Person war, die zu Tante Alexandra wurde: der war das Maul gründlich gestopft! Ich vermute ja, jemand aus der Familie ihres Vaters, die großen Wert darauf legte, dass die Familie vom Südstaatengeneral Robert Edward Lee abstammte ... es gibt da so kleine Boshaftigkeiten im Roman - einfach wundervoll!)

    Meine Mutter hat viel und gerne vorgelesen.


    Märchen der Gebürder Grimm
    Otfried Preußler: Der kleine Wassermann, Die kleine Hexe, Das kleine Nachtgespenst
    Michael Ende: Lukas der Lokomotivführer
    u.v.m.
    aber auch jede Menge Gedichte!


    Sie kann sich noch erinnern, dass ich im Kindergarten mit Phrasen wie
    "Ich könnt vor Wut zerreißen mich!"
    aufgefallen bin. :lache

    Adaption des englischen Märchens "Tom the Rhymer".


    Ellen Kushner hat dafür 1991 den World Fantasy Award erhalten
    (ein ziemlich cooler Preis, weil er für einen "weiten" Fantasy-Begriff steht. Süskinds "Parfüm" war der Gewinner 1987 ...)

    Das ziemlich krasse Grimm-Märchen "Allerleirauh" als Fantasyroman mit der Königstochter Lissar, der ihr eigener Vater nachstellt ...


    (leider verliert die Autorin nach dem 1. Drittel den Mut oder die Inspiration, und es wird konventionell, dadurch natürlich auch erholsam ...)

    Was kennst Du von Patricia McKillip?


    Nahezu alle ihre Bücher schöpfen aus dem Pool der Märchenmotive , auch die Sprache ist immer märchenhaft.


    Verlinkt habe ich Winterrose (ihr bestes Buch),


    sehr märchenhaft sind auch


    Meereszauber


    und


    Die vergessenen Tiere von Eld

    George R.R. Martin schwelgt in seiner Hippie-Rock-Jugend!
    Großartiges Buch, die Nazguls und das wahnsinnige West-Mesa-Konzert wirken absolut real.
    Die Storyline ist wunderbar fantastisch und zugleich eindeutig in den Endsechzigern verwurzelt, als der Protest das Thema war.


    Witziger Effekt natürlich, wenn Martin sich über die neue Musik lustig macht ... die neue Musik waren damals Synthies, primitive Drumsets und so - es waren nämlich die 80er Jahre. :grin

    „Das würde zu keinem guten Ende führen,“ sagte der Zauberer, „jedenfalls nicht ohne einen mächtigen Krieger oder einen richtigen Helden. Ich versuchte, einen zu finden, aber die Krieger bekämpfen sich eifrig untereinander, und in unserer Gegend sind Helden selten geworden, oder es gibt sie überhaupt nicht mehr. Die Schwerter sind bei uns gewöhnlich voller Scharten, die Äxte braucht man zum Bäume fällen, die Schilde als Säuglingswiegen und Topfdeckel, und die Drachen sind angenehm weit weg.“
    aus dem "Hobbit"


    „Der Norden hätte wenig Frieden und Freiheit gehabt, wenn wir nicht gewesen wären. Angst hätte diese Länder vernichtet. Aber wenn finstere Wesen aus den hauslosen Bergen kommen oder aus sonnenlosen Wäldern herauskriechen, dann fliehen sie vor uns. Welche Straßen würde man noch entlang zu ziehen wagen, welche Sicherheit gäbe es in ruhigen Ländern oder nachts in den Häusern der einfachen Leute, wenn die Dúnedain nicht wachten oder wenn sie alle schon ins Grab gesunken wären?“
    Aragorn an Elronds Rat im "Herrn der Ringe"


    Beide Zitate beschreiben Mittelerde zum selben Zeitraum ...
    Deshalb kann nicht jedem, dem der HdR gefällt, auch Der Hobbit gefallen
    - das sind zwei Paar Schuh, allerdings mit verknoteten Schnürsenkeln, sozusagen.

    ... ist womöglich der wichtigste britische Autor nach Shakespeare und wird in Deutschland sträflich unterschätzt, weil er hauptsächlich Kurzgeschichten geschrieben hat und seine bekanntesten Bücher auch jugendliche Leser ansprechen.


    Ich habe den Indienroman "Kim" in der Haffmans-Ausgabe verlinkt, weil Gisbert Haefs Übersetzung einfach die beste ist.


    Außerdem gibts von Kipling Geschichten noch und noch aus Indien von Kipling, etliche Sammlungen, dann auch mit erwachsenen Helden.

    Ein Fantasy-Klassiker mit dem lepra-kranken, verbittertem Schriftsteller Thomas Covenant als Zentralperson.
    Eines Tages wird er in eine Parallelwelt versetzt, in der er DER Retter dieser Welt ist ... also bitte, was soll denn der Quatsch?!?
    Und entsprechend reagiert Covenant auch.


    Bei dem Buch steht immer: der Fantasyklassiker für Erwachsene, denn es ist definitiv keine "coming of age"-Story, sondern eine spannende Geschichte mit einem alles andere als makellosem Helden.


    (Es gibt inzwischen zwei Fortsetzungen ... die sind konventioneller, haben nicht diese aggressive Wucht, sind aber auch gut zu lesen.)

    Zitat

    Original von SweetMouse
    Huch, das Buch ist ja komplett an mir vorbeigegangen. :yikes
    Ich mag Bücher die einen schönen Schreibstil haben. Beim lesen der Rezis ist mir die Überlegung gekommen ob es vom Stil mit Lycidas von Christoph Marzi vergleichbar wäre. :gruebel


    Lies doch mal das Vorwort zum Herrn der Ringe, den Text "Über Hobbits".


    Das ist ein ganz ähnlicher Stil: Tolkien berichtet in einem Aufsatz über das Gebaren der Hobbits, in ähnlicher Manier wie Clarke uns die Geschichte der englischen Magie erzählt.
    (Wobei Clarkes Roman natürlich auch Handlung bietet, aber halt auch viel "sachbuchartig" Geschriebenes nebst endlos vielen Fußnoten ... ein sehr eigener Humor.)


    :wave
    GleichSamm

    Zuerst habe ich das ja für eine Satire gehalten: die Tiere übernehmen die Macht, und vernichten unter der Führung von Cyrus, dem goldenen Löwen, das gefährlichste Wesen, was die Welt je hervorgebracht hat - den Menschen also.


    Dann habe ich es als ernsthaften utopischen SF-Roman gelesen, in dem verschiedene Gesellschaftsentwürfe in der Nach-Menschen-Welt um die Vorherrschaft kämpfen und die unterlegene Seite den Planeten verlassen muss.


    Aber im 2. Teil, bei der Mars- und Venus-Geschichte, erhält alles einen deutlich parodistischen Beigeschmack - der ewige marsianische Krieg des "survival of the fittest", die Dekadenz der "Aristoi" (die wohl auch aus einem SF-WErk oder Film geborgt ist), die Big-Brother-Welt der "Mindermenschen" und erst Recht die King-Kong-Parodie des armen Gorillas, der seine Seele dem Fuchs verkaufte ...


    Und dann kehren die beiden Helden zur Erde zurück und finden sie leer und "geläutert" ... das Ende ist schon fast banal.


    Mich stört, dass alle Charaktere bestimmte Ideen darstellen (oder karikieren). Niemand erfährt im Buch eine charakterliche Entwicklung, alle spielen ihre Rolle einfach zu Ende.


    Aber gute Unterhaltung war der Roman - bis auf das Schäferidyll am Schluss.