Beiträge von Alexina

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    Original von Lumos
    Alexina, ich dachte beim Lesen deines Beitrags: Mist wer ist denn nun Jakob, du hast doch aufmerksam gelesen und gerade letzte Woche auch die Tote von Charlottenburg ;-).
    Aber dann hat es :licht gemacht. Du meinst Sonnenschein, oder? Der Vorname wird so selten genannt, dass er mir ganz entfallen war.


    Ja, ich meine Sonnenschein, und ich bin jetzt richtig beruhigt. Ich fürchtete schon, ich hätte eine spezielle Art von Hirnschaden, weil man mich mit solchen Sachen ganz leicht überfordern kann. Ich hab zum Beispiel mit dem Robert Walther anfangs so einen Hä?-Effekt gehabt, zumal Walther ja auch Vorname sein kann. Also, liebe Schrifsteller, für die Leserin Alexina ist es gut, wenn Personal laaangsaaam und Tröppchen für Tröppchen eingeführt wird, und ich lese lieber dreimal "Bruni, die Frau von Heribert", als ständig "Wer iss'n diese Bruni schon wieder?" zu murmeln und wie ein Irrwisch zu blättern. Ich verstehe ja, daß Schreibmenschen seit Monaten oder Jahren mit ihrem Personal vertraut sind, aber icke doch nich, Mensch! :grin

    Ich komme ja schon und belebe. :-) (Hatte einfach nur wenig Internetzeit.)


    Die Frage um Leos Befangenheit trieb mich ebenfalls um. Er will trotzdem diesen Fall lösen - vielleicht ist das ja gerade eine Bewährungsprobe in Sachen Professionalität? Sonnenschein weiß nun Bescheid. Ich hatte auch das Gefühl, viel Spielraum bleibt ihm nicht. Handelt er ganz vorschriftsmäßig, fühlt es sich wie Verrat an seinem Chef an, oder? Ich bin sicher, daß Sonnenschein nichts sagen wird. Was ja auch heißen kann, daß er seinem Chef zutraut, den Fall trotz dieser persönlichen Verwicklung wie jeden anderen Fall zu behandeln.


    Ja, es ist nicht ganz richtig, was da läuft, aber wie hätte mir eigentlich ein ununterbrochen total korrekter Leo Wechsler als Romanfigur gefallen? Eher nich so dolle, denk ich.

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    Ich kann das Buch nicht lesen, ohne immer wieder an den bevorstehenden 2. Weltkrieg zu denken, vor allem wegen Georg, der hat dann genau das richtige Alter - und was wird aus Sonnenschein.


    Genau das tickert bei mir auch immer im Hintergrund rum. Ich lese und freue mich über das private Glück von Leo mit seiner Clara, Robert Walther mit seiner Jenny und Jakob Sonnenschein mit seiner Esther, ich hoffe, daß die Leo-Clara-Ehe durch Schweigen und Mißverständnisse keinen Knacks bekommt und merke schon da, in diesem kleinen privaten Bereich, wie filigran doch alles ist - und dann ist da dieses Wissen um das, was kommen wird. Im Vorgängerband ("Die Tote von Charlottenburg") schlich sich die Bedrohung für Jakob ja schon an, in diesem Buch hat er so etwas wie ein normales Leben, noch ... Ja, was wird aus ihnen allen werden?

    Mir geht es auch so, daß ich das Eintauchen in die Atmosphäre sehr genieße. In dieser Zeit sind meine eigenen Großeltern Kinder gewesen, und ab und zu spüre ich da so eine Vertrautheit, oft bei Kleinigkeiten wie diesen Kinderspielen, Kreidehopse auf Straßenpflaster oder sowas. Ich mag das sehr.


    Für Leo sieht es ja wirklich gerade klasse aus, er wird wohl befördert werden, er darf Walther und Sonnenschein behalten, er ist jetzt Ehemann und glücklich, auch seine Schwester hat inzwischen Einkommen und eigene Wohnung - das ist genau so eine Situation, von der man als Leser hofft, daß alles so glücklich bleibt, obwohl man doch weiß, wie schnell so ein Glück bedroht ist. Man muß nur an die Kindermorde in Breslau denken, und mir ist Leo schon deshalb sympathisch, weil ihm sowas durchaus an die Nieren geht.


    Ich wollte gerade schreiben, daß mir auffällt, daß ich den privaten Teil ebenso neugierig verfolge wie den dienstlichen, aber diese beiden Teile vermischen sich doch sehr. Gerade bin ich im privaten Teil und lese, daß Clara keine Kinder bekommen kann, da wird die Leiche von Marlene Dornow entdeckt, und es stellt sich heraus, daß Leo sie kannte, was er allen verschweigt, nicht nur den Kollegen, sondern auch seiner Frau. Das wird ganz sicher noch überall Ärger machen, nun bin ich gespannt, was da genau kommen wird.


    Ja, noch lernen wir erstmal alle kennen, ich rate auch noch hilflos herum, vor allem ist mir noch vollkommen schleierhaft, welche Rolle dieser Dr. Hartung mit seiner Patientin Johanna Gerber spielen wird.


    Tja, und dann fällt Jakob Sonnenschein dieses Foto in die Hand oder vor die Füße, und schon bringt Leos Schweigen einen Kollegen in einen Konflikt.


    Der Abgeordnete Hellwig, Vertrauter von Stresemann, könnte in den Fall verwickelt sein, das ist natürlich pikant.


    Sowas wie die Erwähnung der Einrichtung der zentralen Mordinspektion durch Gennat mit der Suche nach Ähnlichkeiten von Fällen für die Suche nach Mehrfachtätern hat was. Damals begann, was heute Standard ist, diese Ermittlungen in Richtung Serientäter usw. Man vergißt schnell, daß das alles ja noch nicht immer so war. (Ich hab mal in einem anderen Buch gelesen, wie über die Anerkennung von Fingerabdrücken als Beweismittel vor Gericht gestritten wurde, das hatte bei mir den gleichen Effekt.)

    Äh ... Bei mir schleicht sich erstmal die Frage an, ob die Erzeugerin des Elektrobuches eben einfach mal Texte anderer unter ihrem Namen veröffentlichen darf. Simone Kaplan - die neue Helene Hegemann? Ich fürchte, in Würglichkeit ist das Buch große Kunst. :gruebel :grin

    Ich ringe mit mir. Würde mich schon reizen, ich hab das allerdings damals, als es hier erschien, gelesen. War das erste Buch, zu dem ich ein Lesetagebuch geschrieben habe (in einem inzwischen nicht mehr existierenden Forum). Für mich wäre das also eine Wiederbegegnung. Ich trage mich einfach mal als Interessent ein, einen Rückzieher machen kann ich immer noch.

    Ja, sowas begrübelte ich ja schon irgendwo im Zusammenhang mit Inka. Das Kind ist das Kind von Annabel und Jannis, auch, wenn es in Inkas Bauch war. Es ist auch der Enkel vom alten Psycho Brunner und der Neffe der Doppelmörderin Evelyn. Da schleicht sich echt Thrillerstoff an.


    Sina?


    Band acht der Reihe um die seltsame, inzwischen ältliche Journalistin Inka Mayer: Nachdem Andreas Dormann vorzeitig aus der Haft entlassen wurde, gerät er an das seltsame Straßenkind Leander, in dessen zahlreichen Pflegefamilien es immer wieder ungeklärte Un- und Todesfälle gab. Der charmante Teenager entpuppt sich als völlig bindungsunfähig und hochmanipulativ. Handelt es sich um den Inka vor Jahren vom Jugendamt grausam entrissenen Jonas? Ist Inka in Lebensgefahr?


    Oder so. Oder nicht?!


    (Sorry für Albernheitsanfall.)

    Xexos, was du da zu Peter schreibst, macht mich jetzt grad sehr nachdenklich. Ich hab Peter ja auch immer mehr abgelehnt. Ich glaube, es hat damit zu tun, wie Inka während der Handlung herumirrt und Peter als verläßlichen Partner verliert. So fühlt es sich für sie an, und so war es für mich auch als Leserin. Spätestens die Sache mit den Konten war so ein Punkt, wo man ihm alles (Schlechte) zugetraut hat. Das geht dann auch nicht so einfach wieder weg, wenn alles aufgeklärt ist und Peter kein totaler Schurke war. Es kann sein, daß die Figur Peter anders auf mich gewirkt hätte, wäre das ganze Buch anders aufgebaut gewesen. So, daß der Leser immer viel mehr weiß als die Figur, da hätte ich Peter sicher nicht also so bedrohlich angesehen und ihn damit auch nicht so abgelehnt. Das ist schon ein interessanter Effekt.

    Das irre Greislein hat ja mächtig aufgedreht. Wobei "irre" es nicht ganz trifft; er ist bemerkenswert reflektiert und klar in seinem Handeln. Er weiß genau, daß Inka nicht Margitta ist, daß er Inka als Ersatz benutzt. Er weiß, daß er alles nur durch Erpressung und Nötigung und kriminelle Tricks erreichen kann, was er erreichen will. Irgendwie faszinierend, diese Widersprüchlichkeit: Alles wird gefühllos benutzt, Töchter erledigt - na und?, aber dieser Traum von der heilen Familie mit Traumfrau und Sohn wird dann doch beharrlich verfolgt, wenn auch, wie erwähnt, mit fragwürdigsten Mitteln. Für ein Thrillerende paßt das sehr gut.


    Es wird ganz schön schnippelig ... - von der Seelen- zur Körperfragmentierung? ;-) Im Ernst: Was andere schon geschrieben haben, habe ich ähnlich empfunden. Daß Inka sich so verletzt, daß sie stirbt, wenn sie Brunner falsch eingeschätzt haben sollte, finde ich extrem. Soll ich das nun bewundern oder unglaubwürdig finden? (Dazu schreib ich noch was.)


    Andi hat Brunner erschossen (ich weiß nicht so recht, warum, aber ich wollte dabeisein und es nicht nur erzählt bekommen) und zeigt beim Berichten darüber das erstemal den Hauch einer nicht so freundlichen Seite, reagiert "ungewohnt barsch". Da habe ich doch glatt Hoffnung, daß er im nächsten Teil facettenreicher wird. Okay, die ständig rumgeschleppte Pistole ist auch schon etwas in dieser Richtung. Sooo plüschviecherig und kräuterkochend ist er wohl doch nicht bzw. nicht nur. Sehr schön für die Thrillerleserin.


    Peters Auftritt am Krankenbett fand ich oberpeinlich. Ich bin mal wieder gespalten und habe zwei Meinungen dazu: Für die Person Peter im Roman ist das alles stimmig, ich hätte auch nicht gewußt, wie man das nun groß anders schreiben soll, aber beim Lesen der Szene mußte ich doch eine Viertelsekunde lang gucken, ob ich einen Heftroman in der Hand halte. Es war wirklich nur ganz kurz, aber ich hab gelitten.


    Ein wenig hatte ich diesen Effekt noch einmal mit Inka. An Stellen, an denen es sinngemäß heißt, daß sie das Kind anguckt und Mut und Kraft und Zuversicht wachsen spürt, denke ich sowas wie 'Inka, überschätz' dich nicht!', finde es ein ganz bißchen kitschig und dann doch wieder passend ... Vielleicht habe ich mit diesen Thrillerenden, mit dem Wechsel von der finalen Action zur Auflösung und "Gefühligkeit" generell Probleme. (Muß ich mal beobachten bei mir.)


    Was auf jeden Fall feststeht: Ich will wissen, wie das weitergeht. Wenn der Folgeband kommt, verdient mein Lieblingsbuchhändler wieder an mir.

    Genau, das wäre es doch. Peter mutiert zum Psychopathen, der, soweit es seine Spielsucht erlaubt, "um seine Beziehung kämpft" (wie die das eben so machen ...), und Andy wird vom Plüschteddy zum stillen Rächer. Jetzt, wo er Inka und ihr Baby erlebt, wird ihm nur um so drastischer klar, was er verloren hat. - Ja!


    Sina?


    (Ich wollte doch noch was schick Ernsthaftes zum letzten Abschnitt des Buches schreiben, Mensch.)

    Ich bearbeite jetzt doch erstmal das hier, bevor ich zum letzten Abschnitt des Buches schreibe:





    Erstmal das Leichte: Andi ist sympathisch gezeichnet, und bei mir ist das auch angekommen. Ja, ich hab ihn gemocht. Man merkt natürlich deutlich, daß die Schreiberin das auch so will. Man ahnt auch, daß die Schreiberin mit der Figur noch was vorhat. Ich würde mich freuen, im nächsten Band wieder was über Andi zu lesen, auf jeden Fall. Diese Fragen, was passieren würde, liefe ihm der Täter, dieser Schuldige am Tod von Yvonne und dem ungeborenen Kind der beiden, noch einmal über den Weg, und was nun in Sachen Erschießung von Brunner für Konsequenzen auf Andi zukommen, die habe ich neugierig im Hinterkopf und möchte da mal irgendwann eine Antwort haben. (Schreib! ;-) )


    Die Art, wie Andi sympathisch gezeichnet ist, ist fast 'n bißchen dolle. Bei so 'nem Kerl würd ich im echten Leben den Haken suchen. ;-) Da sind die gemütliche Wohnung und das gute Kochen und das Kochen mit echten Kräutern und der nette Umgang mit der alten Nachbarin und diese mitfühlende Zugewandtheit Inka gegenüber und die Verliebtheit, ohne aufdringlich zu sein und das tragische Schicksal und die Augen und die Sprache, und er hat natürlich ein Hausviechlein mit eigenem Charakter ... - mehr Superplusgutgut hätte ich nicht ausgehalten.


    Du brichst das ja immerhin ein bißchen damit, daß er nun mal Brunner erschossen hat und noch an diesen Unfallverursacher denkt, auf doch etwas bedrohliche Art.


    Was wünsche ich mir für Inka? Da muß ich doch tatsächlich noch nachdenken. Eigentlich Andi, aber ob sie dazu bereit ist? An erster Stelle wird das Kind stehen. Wenn ich ganz ehrlich bin, wünsche ich Inka, daß sie nicht solche Gedanken wie ich hat. Mir geht es nämlich ein bißchen wie Peter mit nichtleiblichen Kindern. Leander/Janos ist das Kind von Annabel und Jannis, der Enkel vom alten Brunner, dem psychopathischen Hochstapler. Da kann es hundertmal in Inkas Bauch gewesen sein. (Ich glaube, genau darum ist das Thema Leihmutterschaft so verdammt heikel.) Ich könnte das nicht vergessen. Ich würde vielleicht sogar das heranwachsende Kind mit einem gewissen Mißtrauen beobachten, ob da vielleicht charakterlich was Fragwürdiges durchkommt. Nochmal: Ich wünsche Inka, daß sie solche Gedanken nicht hat. (Die sind böse, aber für einen Thriller vielleicht genau das, was rein muß.)


    Übrigens kommt das mit Peter erst ganz langsam bei mir an. Daß der die ganze Zeit wußte, was los war ... Nee, das wird wohl nichts mehr mit einer Partnerschaft. Aber ich kann auch Inka verstehen, die nicht einfach alles losläßt, wegwirft. So ist sie nicht. Ich kann das akzeptieren. Jetzt teile ich mich mal: Als Frau wünsche ich Inka eine Trennung von ihrem Ehemann, eine streßfreie Trennung, soweit das möglich ist. Für die Thrillerleserin muß Peter nochmal ordentlich austicken, drohen, kämpfen und Bambule machen. Kräftig eifersüchtig sein. Sowas alles.


    Zur Freundschaft und eventuellen Beziehung von Inka und Andi:


    Inka ist beschädigter als Andi. Will er sich das aufladen? Andererseits: ja. Schon immer. Ich denke, die sollten ein Paar werden. Gern auch bald und eindeutig.


    Ich muß das jetzt auch mal als Leser vieler Bücher und Filmangucker sehen: Es gibt so viele Geschichten, in denen das potentielle Paar fünf oder mehr Bände (oder unendlich viele Filmstunden) lang umeinander kreiselt und - ach! - nicht zusammenkommt. Scully und Mulder (Akte X) - lange her, ich weiß. Tony Hill und Carol Jordan (Val McDermid). Patrick Jane und seine Chefin (The Mentalist) - darüber könnte man allerdings streiten, aber egal, Beispiel.


    Kann man machen. Aber muß das nun immer die Masche beim Romänchenstricken sein? Deaver mit seinem gelähmten Rhyme und seiner Partnerin Sachs macht es anders. Funktioniert auch.


    Es ist wirklich die Frage, ob man diese Spannung, dieses "Wird es mit denen nun was?" braucht oder nicht. Es kann auch spannend sein, ein festes Paar zu gefährden ... (Oder eine Familie, wenn Inka das Kind behalten darf.)


    Wenn ich so drüber nachdenke, finde ich die Kombi Polizist und Journalistin (und Kind) sogar äußerst reizvoll. Was da alles möglich wird! Also wenn du mich fragst: Mach das so.

    Es ist ja alles ganz anders! Die ganze Zeit war Brinkhus in Verdacht, böser hypnotisierender Strippenzieher im Hintergrund zu sein, und jetzt ... Es ist sehr angenehm, daß das jetzt wirklich mal klar ist. Man will sich regelrecht bei ihm entschuldigen, obwohl er doch "nur" eine Romanfigur ist.


    Dazu Brunners Ausbruch ... Ich hab dem Monstergreis geglaubt ... (Vater-Tochter-Beziehung aufarbeiten?)


    Sina, du verwendest viel Zeit darauf, Andi sympathisch zu machen. Gelingt auch. Ich schreibe dazu noch was an anderer Stelle; du hattest ja gefragt, wie wir ihn empfinden und was wir uns für Inka wünschen usw.


    Auf Seite 297 läßt du deinen Brinkhus an genau der Stelle mauern, an der ich auch nachfragen möchte (und es ja schon mal getan habe): Warum ging er nicht in eine andere Klinik? (Warum sucht sich Inka nicht einen anderen Therapeuten?) Das ist für mich alles offen, wobei mir klar ist, daß das sozusagen "aus dem Buch raus" führen würde. Auf Seite 300 werden tatsächlich kurz die "Mißtrauensempfindungen" angesprochen, aber sie (Inka) bekommt nicht mal Gelegenheit zu einer Antwort bzw. gibt einfach keine. Und dann fängt er an zu behandeln ... Das gefällt mir nicht. Haben deine Fachberater da nicht irgendwas zu gesagt?


    Beeindruckend, wie beide Schwestern Inka die Geschichte erzählen, dieser Abschnitt gefällt mir ausgesprochen gut. Ich habe nicht gleich kapiert, daß es der Abschiedsbrief von Annabel ist, für mich war es erstmal ein Brief. Aber dieser "Stimme aus dem Off"-Effekt hatte was, wirklich. Ich mag sowas sehr.


    Dieses Kapitel ist sehr voller Informationen und "Äktschn". Ich mußte vieles erstmal verstehen und annehmen, was nicht leicht für mich ist. Das mit der Fragmentierung der Seele ist so eine Sache. Ich bin Laie, aber ich frage mich, wie glaubwürdig das ist.


    Aber jetzt lassen wir erstmal den entschizophrenisierten Brunner weiter agieren.

    Nun passiert wieder so was Gewalttätiges, Böses. Ein Überfall. Ich gebe es zu, ich dachte beim Lesen: 'Spinnt die jetzt wieder?' Und vor allem fragte ich mich, wie lange dieses Muster nun noch durchgezogen werden soll. Auf der anderen Seite will ich diesen Überfall aber auch glauben. Es gibt Zeugen, die die Verletzungen sehen; endlich kommt hier mal was Reales rein, es stellt sich nicht als Halluzination heraus.


    In Sachen Peter wird es nun allmählich so, wie ich es ganz am Anfang befürchtet habe. Der ist nicht sauber, der gute Ehemann. Reagiert auch zunehmend gereizt. Lügt offensichtlich. Dieser Halt ist also keiner mehr. Es ist schon drastisch, wie sich die Sicht auf ihn verändert.


    Dafür wird Andi präsenter. Hier habe ich sofort Vertrauen. Er ist ja auch sympathisch gezeichnet. Das finde ich sowieso interessant: Dieser Andi und ganz am Anfang Annabel und Jannis sind für mich richtig lebendige Figuren. Rebecca ist mir zum Beispiel die ganze Zeit nicht so nah, dabei ist sie doch offensichtlich (hier also: wer weiß?) eine gute, zuverlässige Freundin mit positiven Eigenschaften, dazu auch eine attraktive Frau. Ich glaube, das mit den Figuren im Roman, wie nah einem die gehen, ist ein Extragrübelthema.


    Es gibt so Stellen, wo ich merke, daß ich einen Thriller lese und nicht in der Realität bin. (Ja, ich weiß, das sollte man die ganze Zeit wissen, aber ihr wißt, wie es gemeint ist.) Ich denke dann: 'Naja, Buch und seine Dramaturgie.' S. 175, 176: Peter und Inka unterhalten sich, und Inka äußert den Verdacht, Dr. Brinkhus, ihr Therapeut (!), wäre vielleicht der mörderische Strippenzieher im Hintergrund, der mittels Hypnose ... Sie will weiter hingehen. Da knarzt es dann bei mir gewaltig. Als investigative Journalistin - okay, wobei hier untergeht, wie gefährlich das wäre, wenn die Vermutung stimmte. Aber es ist dann keine Therapie mehr! Mörderlein, mach mich fein! funktioniert nicht. Für eine richtige Therapie braucht man ein Vertrauensverhältnis. Da merke ich dann deutlich, daß ich einen Thriller lese - klar muß die Figur innerhalb des Beziehungsgeflechts im Roman diesen Kontakt weiterführen. Eine Frau mit psychischen Problemen, eine echte, wäre an dieser Stelle hoffentlich auf der Suche nach einem neuen Hypnotherapeuten.

    Zitat

    Original von JaneDoe


    Und dabei gibt es die Signatur nicht mal. Ich habe nachgeschaut :grin


    :grin


    Gibt es dafür eine Diagnosenummer im DSM-Dingsda? Ach, vergessen wir das und gehen Eis essen.


    Also Sinas Buch ... Wie sagen Psychologen immer so schön? "Was macht das mit Ihnen?"


    :lache

    (Ich mag die Unheilig-Zitate.)


    Ich krieg jetzt zunehmend den Effekt, daß ich Inka nicht mehr traue. Also ich lese, was sie erlebt, und denke im Hintergrund: Naja, halluziniert sie sicher wieder. Ich spüre ein bißchen Ärgerlichkeit. Soll das jetzt noch lange so weitergehen? Es passiert etwas - ach nee, war nix. Hm. Bei dem bedrohlichen Jannis war mir igendwie schon klar, daß das mal wieder nicht real ist. Der ist tot, davon bin ich überzeugt. Aber warum passiert sowas? Was soll das? Ich schrieb ja schon, daß Erinnerungen unsicher sind, okay. Aber diese unrealen "Ereignisse", auf die kann ich mir keinen Reim machen.


    Was ich beeindruckend und erschreckend finde, sind die Hypnosesitzungen bei Brinkhus. Da kommen die größten Ungeheuerlichkeiten raus (Annabel erstickt das Baby ...), und Inka vergißt alles (muß sie ja, da es ihr so aufgetragen wird) und hat Lust auf leckeres Eis. Das ist für mich als Leser schwer runterzukriegen.


    Interessant sind Brinkhus' Erklärungen zu den sogenannten Konfabulationen. Allerdings verstärkt das den Eindruck, daß man in diesem Buch auf nichts vertrauen kann. Alles kann quasi ein Mechanismus des Gehirns sein, um mit Ereignissen fertigzuwerden, die unklar sind. Dazu gehören dann auch die erwähnten Erinnerungen aus früheren Sitzungen, die nachträglich als Konfabulation erkannt und korrigiert werden. Aber sind die aktuellen Erinnerungen dann auch nicht real?


    Ich bin sehr froh, bloß Leser und nicht Figur im Buch zu sein.

    Ich schließe mich allen Verwirrten an. Ich habe mit allem möglichen gerechnet, aber nicht damit, daß Ereignisse infrage gestellt werden, die doch offensichtlich gerade stattgefunden haben. Die Logik geht hier völlig flöten. Rebecca greift Inka mit dem Messer an und ist in Peters Auto. Annabel ist im Gefängnis und überfällt Inka in der Bibliothek. Entweder läuft hier etwas ganz Perfides (was ich sowieso denke, spätestens, als die "Spielanleitung" kommt), oder Inka kann sich auf ihren Verstand nicht mehr verlassen. Was ich so nicht erwartet habe: Wenn das etwas mit den Hypnosesitzungen zu tun hat, könnte bei den Erinnerungen natürlich einiges manipuliert werden. Babyparty ja oder nein? Aber daß Inka etwas "erlebt", was dann überhaupt nicht real sein soll ... Das bringt mich jetzt ganz schön durcheinander. Was ich auch schwierig fände: Hätte ich meine Freundin gerade als Messerangreiferin erlebt, wäre es für mich nicht so leicht, ihr wieder zu vertrauen. Einfach, weil dieses intensive Bedrohungsgefühl da war, das ginge bei mir nicht einfach so wieder weg.


    Apropos Rebecca: Die Idee mit dieser Bibliothekssignatur als Teil des Spiels finde ich toll, aber sowas beachten doch wirklich nur Fachmenschen. Dem Leser ist doch eine Signatur relativ egal, oder? Ich weiß nun wieder einmal nicht, was ich denken soll. Rebecca als böser Strippenzieher im Hintergrund paßt irgendwie auch nicht, und ich kann das noch nicht mal begründen. Ich bin völlig durcheinander.


    Sina, wenn du das wolltest: haste jeschafft. ;-)

    Buch gestern beim Lieblingsbuchhändler abgeholt und am Abend "schon mal reingeguckt". Ich war sofort drin. Habe dann nicht aufgehört zu lesen. Am Anfang kam erstmal die Phase, in der ich die Personen kennenlernen und für mich im Kopf greifbar machen mußte. Ich finde es angenehm, wie die Informationen so allmählich eingebracht werden. Ich will dann immer mehr wissen, verstehen, was los ist. Inka hat etwas Schlimmes erlebt ... Ah, das totgeborene Kind. Ich weiß nicht, wie es gewirkt hätte, wäre diese Information quasi auf den ersten drei Seiten geboten worden. Wie es hier gelöst ist, fühlt es sich genau richtig an. Viel länger gerätselt, was ihr denn nun passiert ist, hätte ich dann aber auch nicht gern.


    Als Leser bin ich von Anfang an mißtrauischer als Inka und betrachte alles mit diesem Zweifel im Hinterkopf. Wo für Inka noch Party, Essen, Trinken, Freunde im Mittelpunkt stehen, bemerke ich diese kleinen Bösartigkeiten wie die, daß man sich in einer gerade umgeräumten Wohnung nicht gut zurechtfindet - wer kennt das nicht? Das baut schon früh diese Atmosphäre der Ungewißheit auf. Schön gemacht.


    Ich weiß nicht, was ich von Peter halten soll. Ach, es wäre schön, sich zu denken: 'Ja, das ist einer von den Starken, Guten, der wird Inka raushauen, wenn es hart auf hart kommt', aber ... tja, was? Die ständigen Überstunden. Na, und? Normal. Das Mißtrauen gegen die Hypnose spricht eher für ihn. (Im Kontext dieses Buches.) Die abgebrochene intime Begegnung? Passiert, erst recht, wenn ein Paar schwere Zeiten durchlebt hat. Oder kann er ihr nicht verzeihen, daß sie sein (!) Kind tot auf die Welt gebracht hat? Ist er der Böse im Hintergrund? Ach nee, ich bin zu mißtrauisch. Oder nicht?


    Natürlich bin ich mir ziemlich sicher, daß der alte Brunner nicht so krank ist, wie er hingestellt wird. Selbst, wenn er tatsächlich eine Schizophrenie entwickelt haben sollte, kann er genug klar Momente haben, um echte Gefahren zu erkennen. Ich glaub dem.


    Annabel und Jannis sind für mich richtig lebendig geworden in den kurzen Szenen, in denen sie vorkamen. Die sind richtig aus dem Leben gegriffen. Seine Zweifel an den Auswanderungsplänen, ihre Gewichtsprobleme - von denen hätte man gern mehr gelesen, nicht so mörderisch, wie es hier passiert. Darum habe ich da auch großes Mitgefühl. Das ist nicht irgendein anonymes Mordopfer, das von irgendeiner durchgedrehten Frau umgebracht wurde, nee, da bleiben zumindest Fragen offen und Betroffenheit zurück. Wieder ein Grund, weiterzulesen.