Beiträge von Depardieu

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    Original von Voltaire


    Peinlich wäre mir wohl allenfalls, wenn man in unserem Hause keine Bücher vorfinden würde. :wave


    Voltaire, du sprichtst mir aus der Seele!


    Mir sind weder meine Simmel-Sammlung noch die gesammelten Angelique-Bände peinlich, die ich von meiner Mutter "geerbt" habe.


    Und die vor Jahrzehnten für den Zwangsumtausch erstandene "Kapital"-Ausgabe hat sowieso einen Ehrenplatz.

    Ein Buch, das auf Grund seiner intensiven Erzählweise unter die Haut geht.


    Hinsichtlich der beängstigenden Thematik und der Spannung kann ich mich dem oben Geschriebenen anschließen und das Buch hundertprozentig empfehlen.


    Ergänzenswert finde ich noch die Faszination, die vom Täter ausgeht. Wüsste man nicht um sein dunkles Geheimnis, könnte man fast so etwas wie Sympathie empfinden.


    Seine Gedanken zum Verzicht, zur Askese fand ich bedenkenswert. Ebenso die Ehrlichkeit beim Hausverkauf („ein Mann - ein Wort“). Sein handwerkliches Geschick fand ich beneidenswert, obwohl ja einige seiner „Kunden“ durchaus geteilter Meinung waren.


    Bei aller Faszination und allem Verständnis und auch Mitleid für Alfred hätte ich aber vermutlich ähnlich gehandelt wie Benjamins Vater.

    Neugierig gemacht durch den Titel waren die „33 Augenblicke des Glücks“ das erste Buch aus der (2.) SZ-Reihe der großen Romane des 20. Jahrhunderts, das ich gelesen habe.


    Meine Erwartung, dass es sich um Kurzgeschichten handelt, wurde erfüllt. Der Titel legt die Glücksmomente einzelner Personen als verbindendes Element der Geschichten fest. Diese Glücksmomente sind sehr unterschiedlicher Natur.


    So ist es für einen gutverdienenden Manager mit einer Nägelschneide-Manie ein Glück, dass er bei einem Überfall zwar seiner gesamten Habe einschließlich seiner Stiefel beraubt wird, aber seinen Nagelknipser wieder findet.


    Für ein älteres Ehepaar bedeutet das Glück, einer Waffenhändlerin am Brückengeländer den Schädel einzuschlagen.


    Ein anderer entkommt nach einem wüsten Feuergefecht auf unglaubwürdige Weise den Mafia-Killern, und eine Mutter findet einen Märchenprinzen, der verhindert, dass sie ihre drei Töchter zur Prostitution anhalten muss.


    Mag die Vorstellung, von der Frau eines Geschäftsfreundes unter dessen Augen verführt zu werden, je nach moralischem Standpunkt noch ein Glücksgefühl auslösen, so ist das Glück beim Verzehr getrockneter Sch... nur schwer nachzuvollziehen.


    Das Herausfiltern dieser Glücksmomente stellt den Leser auf eine harte Geduldsprobe. Der Schreibstil anstrengend. Die Erzählposition wechselt - teilweise übergangslos - zwischen Ich-Erzähler und Dritterzähler hin und her, auch die Handlungsorte werden häufig erst in einem Nebensatz präsentiert.


    Die Geschichten sind am ehesten mit Träumen vergleichbar, die manchmal einen logischen, realen Ablauf haben, meistens jedoch nicht. So muss sich der Schreiber auch nicht die Mühe machen, seine Geschichten halbwegs glaubwürdig aufzubauen. Stattdessen fabuliert er wirr drauflos. In einer Geschichte ist nicht einmal ein Satzbau erkennbar, sondern es werden Begriffe und Gedanken einfach frei assoziiert.


    Das ist kein Meisterwerk der surrealen Literatur, sondern eine Zumutung für den Leser.


    Warum dieses Buch von der Literaturkritik so hoch gelobt wurde und in den Kanon der 50 besten Werke der Gegenwartsliteratur aufgenommen wurde, kann ich nicht nachvollziehen.
    Irgendwie erinnert mich das Ganze an „Des Kaisers neue Kleider“. Eine Mogelpackung zwischen zwei Buchdeckeln.


    Eines der schlechtesten Bücher, das ich seit langem gelesen habe.

    Das Buch hat mir überhaupt nicht gefallen. Ein interessantes Thema, aber ganz schwach umgesetzt. Die Handlung war irgendwie zu jedem Zeitpunkt absehbar und das war es, was die über 700 Seiten zur Qual werden ließ.


    Die Figuren waren überwiegend schwach und auswechselbar, die Dialoge hatten Trivialliteraturniveau.


    Julia Durant ging mir mit ihrer Dosenbiertrinkerei und ihrer Tasche-über-den-Stuhl-hängen-Marotte auf den Keks. Ihrem Freund ja offensichtlich nicht.


    Der Lebensabschnittsgefährte (eine der wenigen Figuren mit Profil) arbeitete bei der BILD-Zeitung - und so kam mir der ganze Roman vor. Ich fühlte mich unweigerlich an die Jerry Cotton-Romane erinnert, die ich als Oberschüler verschlungen habe.


    Die Krönung war für mich, als die Mitarbeiter von Polizei und Staatsanwaltschaft den Richter mit „Euer Ehren“ anredeten. Richter werden mit „Herr Vorsitzender“ angesprochen, das sollte Herr Franz doch wissen!


    Das war bestimmt mein (erster und) letzter Andreas-Franz-Roman!

    Angeregt durch die positiven Kommentare meiner Frau zu einer Leseprobe aus Fred Vargas‘ neuem Krimi (der hier schon besprochen wurde), habe ich aus meiner SZ-Krimibibliothek den Band 10 herausgesucht.


    Der Krimi beginnt etwas merkwürdig, denn es gibt keine Leiche, sondern nur einen frisch gepflanzten Baum, der dort, wo er steht, nicht hingehört. Erst ganz allmählich entwickelt sich dann ein Kriminalfall, der sich nicht nur um eine Leiche dreht.


    Parallel dazu erzählt Fred Vargas die Geschichte von vier Aussteigern. Neudeutsch würde man sie Loser nennen, aber sie sind alles andere als das. Drei Historiker verschiedener Epochen, ergänzt durch einen pensionierten Kriminalbeamten mit „Vergangenheit“. Diese vier Typen mieten eine alte Villa und restaurieren sie.


    Das Zusammenwohnen der vier Hauptprotagonisten erinnerte mich ein wenig an „Zusammen ist man weniger allein“.


    Ich habe die Figuren, eine wie die andere, sofort gemocht. Der Autorin gelingt es, jeder Figur ihren unverwechselbaren Charakter zu geben.


    Diese Figuren produzieren dann immer wieder intelligente, teilweise philosophische Dialoge, die so viel Spass machen, dass die Lösung des Kriminalfalles fast nebensächlich wird.
    Und dennoch hat es auch dieser Kriminalfall in sich. Der Leser rätselt begeistert mit, um am Ende festzustellen, dass er von der Autorin gehörig in die Irre geführt wurde. Und das nicht einmal unfair: Wie es sich für einen guten Krimi gehört, sind die Puzzleteilchen in der Handlung versteckt - man muss nur aufpassen und richtig kombinieren.


    Ein toller, inspirierender Roman und sicherlich nicht der letzte, den ich von Fred Vargas gelesen habe.


    Ich habe eine neue Lieblings(krimi)autorin gefunden.

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    Original von beowulf
    Dabei übersiehst du meines Erachtens, das von vornherein klar war, vorallem Pasquale- das eine Liebe zu Eleonora nicht ausgelebt werden kann- der Standesunterschied, die Verhältnisse - hätten das nie zu gelassen. Eleonora als Frau eines Handwerkers- undenkbar.


    Darüber könnte man jetzt (in aller Freundschaft natürlich) streiten: Wenn die Tochter einer Sklavin einen Patrizier heiraten kann, warum sollte dann ein Handwerksmeister nicht eine Patrizier-Tochter ehelichen können?


    Aber ich habe mich eigentlich auch mehr an Pasquales Reaktion gestört: Als Vater würde ich mir doch nicht klaglos eines meiner Kinder wegnehmen lassen. Diese Reaktion fand ich unglaubwürdig. Da hätte ich mir mehr Widerstand von Pasquale gewünscht.

    Zitat

    Original von beowulf


    Er war immer nur der passive- der geschändete Teil, so habe ich das verstanden-


    Hab' ich anders verstanden. Klar war der Vater schuld an Giacomos Neigung, aber dafür hat er sich dann an seinem Vater, als der bettlägerig gelähmt war, revanchiert. Und da war er der "aktive" Teil, der Vater konnte ja wohl kaum noch.


    Einen Kommentar erspar ich mir dazu jetzt mal.

    Zum Schluss steigt die Verwirrung noch einmal deutlich an und teilweise wird es richtig konfus. Ich muss gestehen, dass ich bei den ganzen (verwandtschaftlichen, gesellschaftlichen und erotischen ) Beziehungen zeitweise den Überblick verloren hatte. Ich habe dann, zur Mitte des Kapitel hin, auch nicht mehr versucht, nachzuvollziehen, wer wen mit wem betrogen und wer letztlich von wem abstammt und mit wem verwandt ist.


    Marco hatte ich die ganze Zeit für das Ergebnis von Lorenzos Liason mit Giulia gehalten, nun ist er plötzlich Francescos Sohn. Dass Sanchia Francescos Tochter ist, sollten wir als Leser ja alle glauben, schliesslich hat sie es ja selbst geglaubt. Dadurch wurde dann ihr Mann Lorenzo zu ihrem Bruder, was ich so geschmacklos fand, dass ich das Buch schon wütend in die Ecke schmeissen wollte.


    Der absolute Tiefpunkt war dann erreicht, als Sanchia bei Giacomos Besuch einfiel, dass sie ihn ja mit „Vater“ ansprechen muss, weil es ihm zusteht. Also nix mit Francesco als Papa, jetzt wieder sein Bruder? Ach nein, gemeint war ja Schiegervater .


    Langsam klärte sich alles auf und die Fäden entwirrten sich auf wundersame Weise. Zum Glück war da noch ein grosser Unbekannter, mit dem Sanchia dann neben Francesco ein weiteres Verhältnis hatte. Das war mir alles ein bisschen viel!


    Doch die Krönung kam ja erst noch. Giacomos Dreifach-Perversion machte ihn zum absoluten Anti-Helden: ein schizophrener, homosexueller Transvestit- mehr geht wohl kaum. Ach doch: Als Homosexueller übernimmt er wechselweise den aktiven (mit seinem Vater) und den passiven (mit Rufio) Part - wo ich als unwissender Heterosexueller doch immer dachte, es ginge nur eines.


    Den Mönch Ambrosius hatten wir ja schon als üblen Perversen kennengelernt, als er sich beim Mord an der Abtissin selbst befriedigte, nun möchte er mit Sanchia „Sodomie“ treiben, während er sie erwürgt. Aber dafür erhält er ja seine gerechte Strafe.


    Was man von dem sadistischen Enrico Grimani nicht sagen kann, der darf sich ungestraft absetzen, nachdem er eine Kinderhure ermordet und eine weitere krankenhausreif geprügelt und gef**** hat.


    Ich habe dieses Kapitel als Tiefpunkt des Romanes empfunden. Irgendwie haben mich die ganzen Verwicklungen geärgert und die geschilderten Perversitäten haben mich angeekelt.


    Die unglaubwürdige Auflösung war der Geschichte nicht angemessen. Letztlich habe ich mich nur noch durch gequält und war froh, als ich das Ende erreicht hatte.


    Schade!

    Im 8. Teil kommt es nun zur Aussprache zwischen Eleonora und Pasquale. Aber auch hier bleibt mein schlechter Eindruck von Eleonora erhalten. Sie sucht die Aussprache nur, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen, nicht etwa, weil sie sich Pasquale gegenüber schuldig fühlt. Pasquale darf sich seinem Sohn gegenüber nicht offenbaren, um das gute Verhältnis zu seinem „Stiefvater“ nicht zu belasten.


    Und Pasquale? Beklagt er sich, dass ihn Eleonora einfach so hat sitzen lassen, ohne seine Briefe zu beantworten? Ist er eifersüchtig auf den ach-so-tollen Dottore, der ihm die Frau weggenommen hat, die er liebt? Ist er wütend, weil ihm quasi der Kontakt mit seinem Sohn untersagt wird?


    Nichts von alledem! Er ist froh, die einstmals (immer noch?) Geliebte in guten Händen zu wissen. Da stört ihn nicht einmal, dass er seine Werkstatt nicht an seinen Sohn übergeben kann, wie es sich gehört hätte.


    Tut mir Leid, das ist mir zu unglaubwürdig!


    Das gleiche gilt für Sanchias Reaktion, als sich Onkel Francesco ihr offenbart. Statt sich auszusprechen, schickt sie ihn weg. Aber hier sind die dramaturgischen Gründe zumindest nachvollziehbar.


    Absolut unglaubwürdig war für mich Sanchias Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Als Hebamme muss sie über die schädlichen Folgen Bescheid gewusst haben. Dass das alles dem Kind nicht schadet, kann wohl nur in einem Buch passieren.


    Der Schluss des Kapitels - das Wiedersehen mit Marco unter dem Regenbogen - war Kitsch pur und eines ambitionierten historischen Romanes unwürdig!

    Ich möchte nur noch ergänzen, dass der CLUB den Roman auch als Taschenbuch für 7.95 herausgebracht hat. Und Ende des Monats ist noch eine 2,50-Gutscheinaktion.


    Vielleicht hat jemand seinen Quartalskauf noch nicht erledigt (was ich mir bei den Büchereulen allerdings kaum vorstellen kann).

    Das Buch ist super spannend geschrieben und eigentlich gehörte ein Warnhinweis auf das Cover: "Für Eltern kleiner Kinder nicht geeignet!"


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    Original von Heaven
    Was ich als erschreckend empfand war die intensiven Gefühle, die man beim Lesen hatte. Man verfolgte die Entführung des Jungen, las seine Gedanken und konnte nicht eingreifen. Er wusste genau mit wem er nicht mitgehen sollte, hatte alles gut verstanden was seine fürsorglichen Eltern ihm warnend auf den Weg gaben. Und doch fand er Erklärungen warum es nun anders war. Erschreckend, dass man das nachvollziehen kann. Kann man Kinder wirklich vor solchen Dingen warnen? Alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wie man las...nein. :-(
    Grausig auch, wie man seinen elend miterlebte. seine Gebete, Gedanken......


    Die anderen Vorfälle wurden nicht ganz so ausführlich erläutert. Gut so,man muss es nicht überstrapazieren.


    Die intensiven (Mit)Gefühle - genau so habe ich es auch empfunden. Nicht nur das Mit-Leiden mit Benni. Auch wie dem Kommissar der Fall an die Nieren ging, wie er mit der Hand auf den Tisch haut oder seinen Kollegen anmotzt - ich konnte es ihm total nachfühlen.


    Faszinierend, wie ein so völlig kaputter Typ wie Alfred ein nach außen so absolut unauffälliges Leben führen kann. Brillant auch die Schilderung seiner Kindheit. Man ist hin- und hergerissen zwischen Mitleid mit dem armen Jungen und Ekel vor dem, was diese Kindheit aus ihm gemacht hat. Wie kann man als Mutter so versagen? Mir macht das Angst, bei meinen eigenen Kindern die Weichen falsch zu stellen.


    Das Buch ist das intensivste, was ich seit langem gelesen habe. Ein Buch, das echt unter die Haut geht. Und dabei bin ich grad mit dem ersten Teil durch.

    In diesem Abschnitt habe ich mich sehr über die Naivität der bisher so klugen, bedachten Sanchia gewundert. Was sie der vermeintlichen Zofe anvertraut, ist schon sehr fahrlässig.


    Hinsichtlich Lucrezia Borgia teile ich Lorenzos Auffassung. Sie scheint mir sehr durchtrieben und undurchschaubar. Darüber kann auch die (gespielte?) Naivität nicht hinwegtäuschen.


    Die Sache mit dem blauen Kleid habe ich nicht verstanden: Warum wollte Lucrezia auf dem Empfang eine Doppelgängerin haben? Die Erklärung von Sanchia konnte mich nicht wirklich überzeugen (vielleicht wegen meines Mißtrauens Lucrezia gegenüber?).


    Dass sie sich gleich mit Sanchia in die Wanne setzt, mag ja eines gewissen erotischen Reizes nicht entbehren, aber dass sie Sanchia Zeugin ihres Liebesaktes werden läßt, unterstreicht ihren zwielichtigen Charakter. Grade noch hat sie sich von Sanchia über Möglichkeiten einer Abtreibung beraten lassen :hmm


    Mein Mitleid mit Eleonora hält sich in Grenzen. Mit ihrem ganzen Aberglauben und ihrer Hysterie hat sie sich selbst verrückt gemacht und sicherlich zu ihrer Frühgeburt beigetragen. Ich hab es als ausgleichende Gerechtigkeit empfunden für das, was sie dem Vater ihres ersten Kindes angetan hat.


    Ein gelungenes, spannendes Kapitel, das auf den "zufälligen" Blitzeinschlag in die Waffenkammer hätte gut verzichten können.


    Ebenso wie ich auf die Schilderung der Hämmorrhoiden-Behandlung hätte verzichten können :stop

    Ich habe grade den Schluss und Tiefpunkt des 6. Teils hinter mich gebracht und trauere einerseits mit Pasquale und bin andererseits richtig sauer auf Eleonora. Was sie Pasquale angetan hat, läßt sich eigentlich kaum beschreiben. Am schlimmsten ist, dass sie ihm auch noch sein Kind vorenthält und es nicht mal für nötig befindet, sich ihm selbst zu erklären. Stattdessen schickt sie ihre Freundin vor - schäbig ist das!


    Bei dieser Situation kam mir spontan die These des Arztes Sarpi in den Sinn, die er Sanchia gegenüber äußert:
    "Was bewirkt ihr damit, wenn diese armen Frauen lesen können? Als wie ungerecht und drückend müssen sie ihr Los empfinden, wenn sie erst einen Blick auf eine andere, bessere Welt erhascht haben."


    Recht hat er, der kluge Arzt. Und das gilt auch für Eleonora. Hätte sie Pasquale von Anfang an in Ruhe gelassen. Der hatte sich doch schon mit dem Schicksal eines verunstalteten Krüppels abgefunden, dem allenfalls die käufliche Liebe bleibt. Dann lässt Eleonora ihn die Liebe "kosten" , um sich dann doch einem anderen zuzuwenden.


    Je mehr man über diese Szene nachdenkt, desto mehr könnte man zum Zyniker werden. Diese ganze Lebenseinstellung, andere zu benutzen, solange es Spass macht und den eigenen Interessen dient, kotzt mich so an!


    Ich hoffe nur, Pasquale macht jetzt keinen Quatsch! Und Eleonora und Fausto Sarpi wünsche ich alles Schlechte! Die passen zusmmen, denn der Arzt ist auch nicht viel besser. Statt sich der ihm intellektuell ebenbürtigen Sanchia zuzuwenden, heiratet er das dralle Heimchen, das so gut kochen kann.


    Der sechste Teil war für mich (bisher) der Höhepunkt des Buches, weil emotional so packend.


    Großes Kino!


    (Edit: Rechtschreibfehler berichtigt)

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    Original von Richie
    Und wieder das Ekelpaket Ambrosius taucht in Florenz auf und entdeckt Sanchia. Jetzt fliehen Sanchia, Eleonore und Girolamo wieder. Wann passiert dem endlich mal was???


    Das ist einer von den "Zufällen", die mich auch ein bißchen nerven. Als Ambrosius auftauchte und in dieser großen Stadt in all dem Chaos "zufällig" auf Sanchia trifft, dachte ich "Nein, nicht schon wieder der!".


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    Original von milla
    Ja, bei den Szenen über die Behandlungsmethoden wurde ich glaube ich auch etwas grün im Gesicht


    Am ekligsten (hier und in anderen historischen Romanen, in denen das beschrieben wird) finde ich das Starstechen. Den Absatz habe ich übersprungen.


    Das alles wurde aber noch übertroffen von einer Szene bei Wolf Serno (Der Chirurg von Campodios ?), in der eine Hodenoperation geschildert wurde. Da hätte ich fast gek****.


    Jetzt werde ich mich l a n g s a m weiterlesend dem Teil 6 zuwenden.

    Hallo Leserunde,


    ich habe mich zwar nicht angemeldet, möchte aber trotzdem meinen Senf dazugeben. Gerade habe ich den ersten Teil beendet und mein Eindruck ist etwas zwiespältig.


    Zitat

    Original von milla
    Zunächst einmal möchte ich meine Begeisterung über die äußere Gestaltung dieses Romans loswerden: Nicht nur das wunderschöne Cover zieht gleich alle Blicke auf sich, nein, es gibt noch ein praktisches Lesebändchen, ein Personenverzeichnis, ein Glossar, eine Zeittafel, filigrane Zeichnungen zu jedem Beginn eines neuen Teils und dann dieses Papier – einfach toll!! Großes Kompliment, da bleiben wirklich keine Wünsche offen!!


    Dem schließe ich mich uneingeschränkt an. Endlich mal wieder ein Buch mit Lesebändchen!


    Mich wundert, dass niemandem der tolle Geruch aufgefallen ist, den das Buch verströmte, als es von der Folie befreit war.
    Albern fand ich den Aufkleber („Über 1000 Seiten Lesevergnügen für nur 19,95“). Als ob der Roman das nötig hätte!


    Zum Inhalt: Ich fand die „Zufälle“ etwas zu gehäuft.


    Die Geburt
    Ich war bei allen vier Geburten meiner Kinder dabei und irgendwie machte meine Frau nicht den Eindruck, als hätte sie die letzten Presswehen auch mit einem von mehreren Schwertstichen verletzten Körper hinbekommen. Andererseits wecken Todesnähe und unbedingter Wille vielleicht ungeahnte Kräfte.


    Die Fehlgeburt
    Dass Bianca ausgerechnet zum selben Zeitpunkt eine Fehl- oder Todgeburt hatte, fand ich ein bisschen sehr konstruiert. Zumal dieser „Zufall“ dramaturgisch eigentlich überflüssig war. Bianca hätte sich des Säuglings doch auch so annehmen können. Hätte sie die Kleine eben mit Ziegenmilch gefüttert, eine Ziege hätte sich doch sicher beschaffen lassen.


    Die Mörder

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    Original von kleineBaerin
    Etwas unglaubwürdig erscheint es mir aber, daß Sanchia gleich bei ihrem ersten Besuch Venedigs den Mördern Ihrer Mutter über den Weg läuft. So klein war Venedig damals ja auch nicht. Das wirkt etwas sehr künstlich.


    Das finde ich auch.


    Davon abgesehen liest sich die Geschichte bisher gut und man kann viel über das Glasbläser- und und Bauhandwerk lernen. Interessant fand ich auch die eingeflochtenen politischen Informationen, z.B. das „Reiseverbot“ für Glasbläser und die manchmal recht eigenartigen Gesetze und deren Überwachung (Maurer dürfen erst wieder arbeiten, wenn das vorherige Bauwerk beendet ist). Bitte mehr davon.
    Der Obsthändler Jacopo war mir trotz seiner aufgesetzten Fröhlichkeit etwas unheimlich. Vielleicht, weil er zu neugierig war.
    Interessant die beiden Brüder. Der versoffene Francesco und sein aalglatter Bruder Giovanni. An den beiden werden wir bestimmt noch unsere Freude haben.

    Zitat

    Original von magali
    Überhaupt frage ich mich - ich bin jetzt im zweiten Abschnitt 1883, ob es dem Roman nicht gutgetan hätte, wenn er in mehreren Teilen erschienen wäre.


    Ich fürchte, da wäre ich über Band 1 nicht hinausgekommen - und das wäre schade gewesen!

    Hallo magali,


    Zitat

    Original von magali
    Ich bin gerade dabei, diesen Roman zu lesen.


    Da hätten wir ja glatt zusammen lesen können, schade!




    100 %ige Zustimmung, auch beim (vorläufigen) Fazit. Man muss sich durchkämpfen, aber es lohnt sich.


    Grüsse
    D.

    Hallo Licht,


    danke für die schöne Rezension!


    Wenn ich an die biblische Geschichte von Joseph und seinen Brüdern denke, werde ich immer an einen Satz einer Predigt erinnert, die ich mal gehört habe:
    Wie furchtbar, wenn ein Vater einen seiner Söhne so bevorzugt.


    Trotzdem steht das Buch (und seine Fortsetzungen) schon lange auf meiner Wunschliste.


    Grüße
    Depardieu

    Hallo zusammen,


    nur noch als Erläuterung:


    Ich habe die Rezension unter "Zeitgenössisches" eingestellt, weil mir eine Geschichte, die sich mit der Judenverfolgung auseinandersetzt, unter "Belletristik" unpassend erschien (obwohl sie dort vielleicht hingehört).


    Grüsse
    D.

    Der Autor
    Charles Lewinsky, geboren 1946, lebt in Zürich und Frankreich. Er arbeitet als Dramaturg, Regisseur und Redaktor, seit 1980 als freier Autor. Er schreibt Romane und Theaterstücke und ist der Autor vieler erfolgreicher Fernsehsendungen. Für seinen Roman Johannistag (2002) erhielt er den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. Zuletzt erschien das Drehbuch zum Kinofilm Ein ganz gewöhnlicher Jude (2005)


    Die Geschichte (Klappentext)
    1871 ist im Judendorf Endingen die Welt für die Familie Meijer klein, aber heil. Bis Janki auftaucht, aus der französischen Armee entflohen und fest zum Erfolg entschlossen. Ein Jahr später hat er eine Braut und einen Stoffladen in Baden - beides nicht ohne Widerstand erobert.
    1893 zwingt der Kampf um das Schächtverbot die Schweizer Judenschaft in eine Außenseiterrolle und kostet den Metzger Pinchas seinen Beruf. Auch der dritten Generation erfüllt selbst die Taufe noch nicht den Traum von der Akzeptanz und vom schönsten Warenhaus der Stadt Zürich. Nicht einmal eine große Liebe bringt den Meijers das lang ersehnte Glück, denn 1914 erinnert sie der Weltkrieg schmerzhaft daran, dass sie immer noch keinen Schweizer Pass besitzen. Und 1937, als die jüdische Welt aus den Fugen gerät, lebt einer von ihnen in Deutschland und meint, dort auch bleiben zu können. Dabei haben sie doch Glück gehabt, die Meijers, das Glück, Schweizer Juden zu sein. Nur glücklich hat man sie nicht werden lassen.


    Meine Meinung


    Ich habe die Club-Ausgabe gelesen, die durch den Treue-Preis doch deutlich preiswerter war als die Buchhandelsausgabe. Die eigentliche Geschichte wird ergänzt durch einen Stammbaum und ein jiddisch-deutsches Glossar.


    Der Einstieg in den 774-Seiten-Wälzer gestaltete sich für mich recht schwierig.
    Immer, wenn er gestorben war, kam er wieder zurück. So eigenartig, wie dieser erste Satz anmutet, fängt die Geschichte an. Sie beginnt mit einer Beerdigung und macht den Leser mit Onkel Melnitz, dem Namensgeber des Romans, bekannt. Wer dieser Melnitz eigentlich ist, verrät Lewinsky erst am Ende der Geschichte.


    Lässt man diese merkwürdige Einleitung hinter sich, beginnt die eigentliche Familiensaga.


    Das Buch ist in fünf Abschnitte eingeteilt, die jeweils ein Schlaglicht auf ein Jahr setzen: 1871, 1893, 1913, 1937 und 1945.


    Geschrieben ist der Roman als Sammlung von Episoden aus dem Leben der Meijer-Sippe, die mal mehr, mal weniger interessant sind.


    So gibt es interessante Einblicke in die jüdische Gedankenwelt und die jüdischen Traditionen zu erfahren. Diesen Einblicken ist abzuspüren, dass sie authentisch sind und nicht irgendwo angelesen. Man fühlt sich fast als Teil der Sippe und leidet und freut sich mit ihnen mit.


    Zwischendurch gibt es fast philosophisch anmutende Gedanken, z.B. als ein (ehemaliger) Rabbi den Fleischer Pinkas von der vermeintlichen Nicht-Existenz Gottes überzeugen will.


    Auch die zynisch-sachlich getroffene Entscheidung von Francois, zum Christentum zu konvertieren, regt zum Nachdenken an, wenn man sich darauf einlassen will.


    Leider gibt es phasenweise Längen, die den Spass am Lesen verderben. Eine Kürzung hätte dem Roman gut getan.


    Auf die (Beschreibung der ) Liebschaft zwischen Alfred und Désirée hätte ich verzichten können. Das gleiche gilt für die homoerotischen Erfahrungen von Arthur, die mich regelrecht geärgert haben, weil sie weder in ihrer Entstehung begründet wurden, noch Folgen für die weitere Entwicklung der Figur hatten.


    Die vielfach gelobte, blumige Sprache fand ich stellenweise anstrengend. Die vielen Metaphern haben manchmal den Lesefluss arg gehemmt, vor allem, wenn sie haarscharf danebengingen ("Er spürte die Kälte wie ein Brandeisen").


    Stellenweise ist der Roman sehr emotional. Als Alfred gestorben ist, bittet sein mit ihm zusammen zum Christentum konvertierter Vater am Grab seinen Onkel, das Kaddisch, das jüdische Totengebet, zu sprechen. Diese Szene war für mich der traurige Höhepunkt des ganzen Kapitels und hat mich fast zu Tränen gerührt.


    Und dann schafft es Lewinsky, noch einen draufzusetzen. Wenn der Leser sowieso schon einen emotionalen Tiefpunkt erreicht hat, muss er gleich zu Beginn des nächsten Kapitels (über 20 Jahre später) die ehemals starke Chanele als senile, Alzheimer-geplagte Insassin eines jüdischen Altersheims erleben. Vielleicht berührt einen diese Szene auch nur so, weil man sich selbst unwillkürlich fragt, ob man auch so enden wird. Und so melancholisch geht es dann weiter.


    Die letzte Epoche - 1945 - wird kurz und knapp auf 10 Seiten von Melnitz geschildert, oder besser gesagt assoziiert. Das letzte Kapitel wirkt irgendwie deplaciert und passt nicht nur stilistisch überhaupt nicht zu den vorhergehenden.


    Wer ist dieser Melnitz nun? Ein Symbol für den Tod? Für das Böse? Ein Stellvertreter aller jemals umgebrachten Juden? Es hat sich mir nicht erschlossen.


    Mein Fazit


    Obwohl ich mich das Judentum als Kultur und Religion interessieren, war ich manchmal überfordert. Vielleicht hat Lewinsky einfach zu viel in seine Geschichte hineingepackt. So musste der Besuch eines (christlichen) Mitschülers bei der jüdischen Familie seines Kommilitonen als Rahmen dafür herhalten, dem Leser auch noch den „Peel-Plan“ näherzubringen. Das war mir ein bisschen viel.


    Schade ist auch der Bruch beim letzten Kapitel. Es hinterlässt einen verwirrten Leser und diese Verwirrung lässt leicht die guten Teile davor übersehen. Auch die Figur des Melnitz hätte Lewinsky sich sparen können, sie bereichert den Roman nicht, sondern gibt ihm eher die Fiktion des phantastischen, märchenhaften. Das hat die erzählte Geschichte aber nicht verdient!


    Sieht man über die phasenweisen Längen hinweg und hält bis zum Ende durch, ist man durch das Buch bereichert. Ich gebe zu, dass ich den Roman nach zwei Dritteln zur Seite legen wollte.


    Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe.


    Grüsse
    Depardieu