Beiträge von Heidi Rehn

    Emmy : Selmas Geduld wird in ihrer Ehe mit Gero im sommer 1915 auf eine harte Probe gestellt. Aber letztlich wusste sie, worauf sie sich einlässt. Sie ist im ommer 1914 den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und das weiß sie letztlich selbst. Was es nicht unbedingt einfacher für sie macht. :grin
    Die Begegnung mit Robert konnte unter diesen Umständen nur sehr daneben gehen.


    Constanze ist in gewisser Hinsicht wirklich "hart im Nehmen", weil sie einfach burschikos ist. Trotzdem hat das Erlebnis in der Luft sie sehr getroffen. Es ist eine sehr einschneidende Erfahrung gewesen....

    Tanzmaus : Natürlich übertreibt Gero, weil er einfach ein wahnsinnig schlechtes Gewissen gegenüber Selma hat und außerdem auch unbedingt sein Versagen irgendwie wettmachen will.
    Meta ist wirklich ein Schatz. Ich liebe sie! :-]


    Maharet : Ich finde es schlimm, wenn Menschen nicht dazu stehen können/dürfen/sollen, wie sie sind. Deshalb finde ich Mitleid mit Gero sehr nachvollziehbar....

    bienchen69 : Der sogenannte "Heimatschuss" kommt vor allem gegen Ende des Ersten Weltkrieges immer häufiger vor. Ziel war es, sich dadurch zumindest eine Behandlung fernab der Front zu sichern. Dazu gab es auch die Selbstverstümmelungen oder die - wie im Fall von Ansgar - bewusst provozierte schwere Verletzung, um eine dauerhafte Rückkehr an die Front zu vermeiden.
    Es ist eine schreckliche Vorstellung, aber wenn man liest, was die Männer an der Front mitgemacht haben, war es für einige ein Ausweg, wenn auch ein sehr drastischer.

    Ja, es ist ein sehr schmerzhafter Schlagabtausch - im wahrsten Sinn des Wortes. Und beide stehen recht nackt - auch im übertragenen Sinn - voreinander da. Im Spiegel sieht Selma sich dann selbst. Auch nicht eben ein gutes Erlebnis. Letztlich brauchen beide sehr, sehr viel Mut, um ehrlich zu sein. Aber das ist ja oft genau der Punkt, warum es damit nicht so klappt.

    Liebe Emmy,


    ja, Suchende, das sind sie. Und das ist auch das, worum es mir geht. Letztlich ist jeder auf einem Weg, nur, ob es der richtige für ihn ist, muss man noch herausfinden. Das nennt sich dann "Leben" :-] (Und leider erkennt man es mitunter erst am Ende, ob es der richtige war).
    :wave

    Stimmt, die Gefahr ist groß, dass das Thema abdriftet. Aber die Idee, es einfach im Hinterkopf zu behalten, und zu gegebenen Anlass wieder anzusprechen, ist doch gut.

    Eliza08 & Streifi. ich danke euch fürs aufmerksame Lesen und fleißige Posten. Eure Anmerkungen waren sehr anregend und ich habe den Austausch sehr genossen.


    Manches kommt in der Tat noch viel zu kurz. Letztlich könnte ich an vielen Ecken noch etwas dazuschreiben. Roberts Verhalten während des Krieges bleibt bewusst ein wenig offen. Letztlich wäre das ein eigener Roman wert. Ebenso Constanzes und Grischas Geschichte. Und Metas... (aber zu ihr habe ich ja schon ganz konkrete Ideen....). Selma will letztlich gar nicht so genau wissen, was mit Robert ist. und deshalb redet er auch nicht darüber. Vielleicht holen sie in späteren Jahren nach... Ich mag es aber auch, dass man sich da noch so seine eigenen Gedanken zu machen kann.....

    Eliza08 : Ja, zwischen Grischa und Alma gibt es eine ganz besondere Verbindung. Er wäre ein toller Vater, da gebe ich Dir Recht!


    Hedda wird noch lange brauchen, um zu begreifen, was geschehen ist. Erkenntnis führt sicher zu einem großen Teil auch über den Willen, Erkenntnis in sich reifen zu lassen, und der geht ihr einfach ab.


    Constanze und Robert aber werden so schnell aus sich auch noch nicht schlau. Es war eine sehr aufwühlende Zeit und jeder brauchte einfach, um damit klarzukommen. In allen Bereichen. Alle waren zu lange in Ausnahmesituationen, die existenziell bedrohlich waren.

    Selma handelt sehr impulsiv, niemals logisch. So ist sie einfach nicht. Und Robert ist wirklich in gewisser Hinsicht undurchsichtig...


    Die Suche nach Gero ist sicherlich verhältnismäßig kurz ausgefallen, aber andererseits wollte ich auch nicht endlose Kapitel über die Trostlosigkeit der Gegend schreiben. Ich war bereits mehrfach in der GEgend um Verdun und die Westfront und ich finde es immer wieder erschütternd, wie viel man dort heute noch von der sinnlosen Zerstörung mitbekommt. SChilder und Fotos von Orten, die seither ausgelöscht sind, endlose Kriegsgräber.... Ich wollte ja keinen expliziten Kriegsroman schreiben, der all das Grauen nochmal minutiös schildert. Da gibt es schon sehr, sehr viele, sehr gute Romane. Mir ging es darum zu zeigen, was diese Erlebnisse aus Menschen wie Selma, Constanze, Gero, Grischa etc. gemacht haben. Und dazu habe ich solche Momente ausgewählt, in denen sie an die Grenzen ihrer Erfahrungen kommen.

    saphiria : Über den Sinn einer 60.Geburtstagsfeier 1917 in Bad Godesberg kann man natürlich streiten, aber aus dramaturgischen Gründen brauchte ich schlichtweg auch einen wichtigen Anlass, um Gero und Grischa gleichzeitig da sein und ihre völlig unterschiedlichen Kriegserfahrungen zu kontrastieren. Als ich darüber nachdachte, fand ich heraus, dass das gar nicht so absurd war, wie es im ersten Moment klingt. Bei meiner Recherche habe ich sehr erstaunt feststellen müssen, wie viel "normales" Leben man jenseits der Front doch noch geführt hat. Der Krieg war ja - abgesehen von den grenznahen Regionen - doch sehr weit weg, zeigte sich vor allem in der Lebensmittelknappheit, der steigenden Preise, dem Fehlen der Männer und der zunehmenden Frauenarbeit. Aber es fanden z.B. in Berlin regelmäßig die großen Galopprennen statt, es gab - abgesehen vom offiziellen Tanzverbot - große Theater-, Operm-, Operetten- und Kabarettaufführungen, wichtige Konzerte etc. Insofern konnte ein Zeitungsverleger und wichtiger Reichstagsabgeordneter wie Joseph seinen runden GEburtstag nicht einfach so ignorieren. In seinem heimischen Wahlkreis - und das ist Godesberg - muss er sich zeigen. So gut es die Umstände erlaubten.


    Lesebiene : Otto will ja (noch) nicht nach Berlin, sondern wartet erst noch ab... Aber er ist ein sehr, sehr geduldiger Mensch und außerdem sehr in Metz verwurzelt, wie Du richtig schreibst.

    SiCollier : Du liest - auch wenn dieses Mal etwas langsamer - sehr, sehr genau. Danke für den Hinweis auf die graphische Gestaltung der Zeitsprünge. ich hatte überlegt, den Abschnitten die genauen Daten voranzustellen, wie ich das beim Schreiben in einer separaten Datei für mich festhalte, habe mich aber dagegen entschieden, weil es für mich einen gewissen Reiz hatte, diese Sprünge erst im Lauf der Kapitel aufzulösen. Deshalb finde ich es interessant zu lesen, wenn das zu große SChwierigkeiten macht. Um solche Feedbacks zu erhalten (das kam ja schon öfter zur Sprache) finde ich diese Leserunden hier auch sehr wichtig. Frau ist ja lernfähig.... Zumindest nachdenkensfähig :grin


    Kriegsgemetzel wollte ich ganz bewusst nicht schildern, denn es ist weniger ein Kriegs- oder Frontroman, sondern es geht mehr um die Auswirkungen, die das Geschehen auf die Menschen hat, wie sie sich verändern, wie sich ihr Leben verändert etc. Und das ist am Anfang noch relativ "harmlos", aber es geht ja noch weiter....


    Dass Selma so wenig Zeit mit dem Kind verbringt, hängt wirklich mit der damaligen Zeit zusammen. Sie hat ein Kindermädchen, das sich kümmert. Da gab es noch sehr strikte Aufgabenverteilung. Und so ganz ist es ja nicht aus ihrem Blickfeld....


    Zum Fliegerangriff auf Grischa und Constanze: natürlich flogen sie über (damals noch) deutsches Gebiet und die Franzosen flogen Angriffe auf dieses Gebiet. Es gab ja schon sehr früh in Karlsruhe, dann inbesondere in Metz, später vor allem auch im Rheinland um Köln sehr heftige Luftangriffe. EBenso flogen die Deutschen schon auf französische Städte Angriffe. Die Flugabwehr hat allerdings nicht so funktioniert wie dann im Zweiten Weltkrieg. Da gab es noch keinen Funk, es wurde oft auf Sicht geflogen und gekämpft....

    Emmy : ja, das Leben ist kein (Rosalie Goldstein-)Roman und Meta besitzt gottseidank auch die nötige Distanz zu ihrem SChreiben. Umso mehr beschäftigt sie, wie Selma da ihr Talent nicht wahrhaben will. Und natürlich, wie sehr sie sich in Sachen Gero selbst belügt, wie Du es so treffend geschrieben hast.


    Robert weiß leider auch nicht so recht, was da mit ihm, Selma und Constanze geschieht und ist letztlich genauso überrumpelt wie Selma. Und letztlich auch zu feige, um die Situation zu Ende zu denken. Er scheut einfach die Verantwortung und handelt auch sehr egoistisch. So sehr es ihm gelingt, mit seinen Porträtfotos Geschichten und das Leben dahinter einzufangen, so sehr scheitert er im eigenen Leben daran, das Gesehene/Erlebte richtig zu deuten und zu gestalten....


    Übrigens war ich gerade in der August-Sander-Ausstellung "Menschen vor Flusslandschaft". Sander war ein Porträtfotograf auf dem Rheinland, der zwischen 1920-1950 sehr, sehr viele, sehr interessante Porträts gemacht hat. Ich kannte ihn noch nicht, als ich am "Sommer...." schrieb. Aber seine Fotos hätten von Robert sein können.... :grin

    Lucy 1987: Schau halt einfach, ob Du wirklich noch reinkommst. Es ist immer sehr schwierig, wenn man nur kurz reinlesen kann. Aber ein Actionroman ist es ganz sicherlich sowieso nicht.


    Emmy : ich teile Dein Mitleid mit Gero. Unbewusst mag er unvorsichtig geworden sein. Letztlich konnte er sich denken, dass Selma ihm da keine unerfreuliche Szene machen würde.


    Sonne79 : Sehr interessant, dass Du Gero eine Affäre mit Constanze zutraust. Bei ihm könnte das durchaus funktioniern, er findet sie ja "entzückend" und das in dem gewissen Tonfall.... Aber Constanze? Hm, ich glaube, da wäre er auf Granit gestoßen.... :-(

    Emmy : die könnte schon sehr viel von Constanzes Weltsicht profitieren, wenn sie nur wirklich wollte. Aber das würde ihr zu der eigenen zu viele Fragen aufbürden. Eigentlich merkt sie das gleich im Café in Karlsruhe, als sie sich kaum erst ein, zwei Stunden kennen. Und sofort schließt sie diese Tür, weil ihr klar wird: Constanze hat ein klares Ziel vor Augen, durch den Tod des Bruders hat sie auch schon die bitteren Seiten des Lebens kennengelernt und darauf aufbauend ihr Leben neu ausgerichtet. Selma hat - glückerlicherweise - einen solchen Schicksalsschlag noch nicht verdauen müssen, aber ihr wird klar, dass das Leben nicht allein aus schönnen Kleidern, Festen und Vergnügungen besteht....

    Ich finde es aber trotzdem gut, lieber SiCollier , dass Du das hier nochmal angesprochen hast. Natürlich hätte ich gelegentlich mal einen Satz zu Josephs und Hedas regelmäßigem Kirchgang fallen lassen können. Auch ein Wort zum damals sicherlich deutlich spürbaren Unterschied zwischen Katholizismus im Rheinland und in Berlin. Tja, aber wie gesagt, beim SChreiben war mir das zu selbstverständlich und außerdem nicht so entscheidend. Ach, letztlich könnte so ein Roman 1000 Seiten vertragen :grin


    @Maikäfer: Du darfst Dich gern auch in unsere Diskussion einschalten. :wave