Beiträge von Heidi Rehn

    Danke Dir, nicigirl, zum einen für Dein positivtes Fazit. Freut mich natürlich sehr, dass Du mit dem Roman wirklich unterhaltsame Stunden hattest. Und wie toll, dass wir uns darüber ausgetauscht haben. Das hat mir auch viel Spaß gemacht.


    Selma und Robert sind wirklich nicht die Typen, die ein trautes Eheleben führen werden. Dazu sind sie beide doch auch viel zu sehr mit Leidenschaft beim SChreiben bzw. Fotografieren und das lässt sich nciht unbedingt damit vereinbaren. Mal schauen, wie es weiter mit ihnen wird. Ich mag es einfach, wenn da nichts definitv festliegt.


    Constanze und Grischa dagegen mussten sich heiraten, weil sie eine Art Team bilden werden. Da wird auch die Ehe etwas anders verlaufen, weil es einfach andere Voraussetzungen sind, wenn man auch miteinander arbeitet.


    Meta und Joseph als Paar - das hätte ich mir auch gut vorstellen können. Aber da liegen doch ein paar Jahre dazwischen und Metas Erkenntnis, nicht mehr heiraten zu wollen, sondern eigenständig zu leben, losgelöst von allen Verpflichtungen. Gelegentlich wäre ihr Joseph dann wohl auch zu konservativ-katholisch :-]

    Keine direkten Fortsetzung mit diesen Figuren. Ich schreibe gerade an einem Roman, der in der Zeit 1919-1926 spielt und quasi weiterverfolgt, wie es in den neuen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen jungen Menschen, die durch den Weltkrieg quasi um ihre Jugend betrogen wurde, so erging. Es fängt an in den Münchener Revolutionswirren 1919 und spannt den Bogen zu den "Roaring Twenties" in Berlin, weil es auch ein wenig um den Gegensatz dieser beiden Städte geht...

    Danke Dir, liebe Sandrah, für Deine Anmerkungen und Kommentare. Wie gesagt, ich liebe diesen Austausch mit euch Lesern!


    Bei Selma und Robert bin ich mir nicht sicher, ob sie auf lange Sicht zusammenbleiben. Vorerst ja, aber wie gesagt, Robert ist ein Mensch mit Fragezeichen und ob Selma das auf ewig ertragen wird.... Mal schauen, wie es in 20 Jahren um die beiden bestellt ist. In jedem Fall ist Selma auf ihrem Weg angekommen: sie schreibt unter ihrem eigenen Namen und hat sich unabhängig von allen gemacht. :grin

    Zu Robert: ich finde es interessant, dass Du, Sandrah, wie schon einige andere ihn persönlich gar nicht so wichtig findet, während nicigirl85 ihn unbedingt dabei haben will. Er ist wirklich eine der Figuren, die für mich selbst am Ende immer noch mit großem Fragezeichen versehen bleiben. Ich kann das nicht so recht erklären, denn für ihn habe ich, wie für alle meine Figuren, einen kompletten Lebenslauf und Steckbrief. Aber er ist nie so richtig fassbar geworden und so soll er auch im Roman bleiben. Und deshalb kann es auch nur das Ende so geben, wie es da ist.... Aber dazu mehr im nächsten Abschnitt.... :grin

    Ich danke Dir auch, maikäfer, für Deine Anmerkungen. Ich kann nicigirl85 nur zustimmen: Leserunden sind immer sehr bereichernd, auch für mich als Autorin. Eure Gedanken und Kritikpunkte und Anregungen sowie Hinweise sind einfach sehr erhellend für mich, weil ich damit aus erster Hand erfahre, wie etwas beim Lesen ankommt. Und dass das durchaus sehr verschieden sein kann bei verschiedenen Lesern. Das macht mir immer wieder Spaß!


    An Selmas Stelle hätte ich Louise nicht auf Ansgar Neigung hingewiesen. Witzigerweise kam mir der Gedanke nie. Vielleicht, weil ich mit Selma ein wenig daran zweifele, ob Ansgar damals wirklich Gero so geliebt hat wie der ihn oder ob er nciht einfach ein Abenteuer gesucht hat? Letztlich traue ich Ansgar nicht so recht über den Weg. Das wäre natürlich erst recht ein Grund, Louise zu warnen. Aber Louise ist Selma durch die Freundschaft mit Constanze auch fremd geworden. Louise ist sehr oberflächlich und bleibt das letztlich auch. Natürlich verbreitet sie gute Laune und ist sicher auch ein guter Kerl, aber sie ist nicht mehr. Und deshalb findet Selma, passt sie in gewisser Hinsicht auch zu Ansgar, der auch immer ein wenig an der Oberfläche bleibt....

    Gero ist sehr widersprüchlich. Letztlich ist er zwischen zwei Welten gefangen: der alten, traditionellen Kaiserzeit, wie er sie aus seinem Elternhaus gewohnt ist. Die hat ihn Zum Reserveoffizier und erfolgreichen, deutschnationalen Rechtsanwalt in Berlin werden lassen, und der modernen, wie er sie in Selma und in so manch anderer Beziehung erlebt. Mit Selma kann er beides verbinden. Das macht sie so wichtig für ihn, denn er ist auf der Suche, wie er mit diesen Widersprüchen klar kommen soll und kann.


    Die Ausflugsfahrten von Selma und Constanze spiegeln die Grenzenlosigkeit und Unbeschwertheit, die das damalige Lebensgefühl ausmachten. Da man nicht offen über Erotik sprach, erleben die beiden Frauen auch da Gefühlen/ Anflüge, die sie nicht so recht einordnen können, die sie verwirren, die sie aber letztlich auch hinnehmen, weil es irgendwie zur Zeit und ihrer Art zu leben dazugehört. Sie gönnen sich eben einen unbeschwerten "Sommer der Freiheit", ohne zu ahnen, dass das der letzte dieser Art sein wird..... :grin

    Das Y ist wirklich ein ausgesprochen schöner Buchstabe, leider - oder vielleicht macht ihn das so besonders? - sehr selten. Ich finde es immer sehr schön, wenn man etwas eigentümlichere Schreibweisen verwenden kann, zu.B. auch "Vischer" als Nachnahme statt "Fischer" ;-)


    Und Urlaub immer an vielen verschiedenen Orten, weil es einfach viel zu viele davon gibt. Aber vielleicht ist das auch der kleine Unterschied zwischen "Urlaub" und "Sommerfrische"? :-]

    Und jetzt habe ich auch noch den Roman von Romain Rollaand gefunden, in dem die Luftangriffe auf Paris im 1. (!) Weltkrieg sehr erdrückend geschildert werden: "Pierre und Luce".


    Rolland war ja ein Pazifist und Kriegsgegner der ersten Stunde und dann ein Brieffreund Stefan Zweigs, der zunächst - wie viele andere - kriegsbegeistert war und erst dann zum Pazifisten wurde. Der Briefwechsel der beiden ist eben erst neu ediert worden. Stefan Zweigs "Welt von gestern" hat mich nachhaltig beeindruckt. Sehr lesenswert!

    Dass die Entscheider letztlich immer weit weg von der Front sitzen, ist bis heute das Problem....


    Ich fürchte, den Kriegsheimkehrern ging es genauso, wie es heute den Soldaten geht, die von Kriegseinsätzen heimkehren: sie verstehen die Welt nicht mehr und begreifen auch nicht, dass die anderen nicht sehen wollen, was da passiert... Heute gibt es zum Glück psychologische Hilfe, aber damals hat man einfach gesagt "stell dich nicht so an"... Seelische Verwundungen sind ja nicht sichtbar....

    In Basel hat man insofern den nahen Krieg gespürt, dass enorme Flüchtlingsströme die Stadt passierten, von Deutschland nach Frankreich und umgekehrt. Da man sich des Ansturms nicht mehr anders erwehren konnte, hat man 1917 die Fremdenpolizei eingeführt, die sehr akribisch kontrolliert hat.


    Roberts Diplomantenvater sorgt für falsche Papiere, ganz sicher nicht zum ersten Mal.


    Gero hat bei der Erschießung seiner Leute sicherlich im Affekt gehandelt. Es war ihm zuwider, dass Männer über wehrlose Frauen herfielen und da hat er geschossen. Über die Konsequenzen wird er sich erst nach und nach bewusst. Und genau das ist sein Dilemma. Er weiß, moralisch gesehen, würde er es wieder tun, und er weiß auch, dass er damit Hochverrat begangen hat. Denn eigentlich ist er ein Patriot. Wie soll er damit klar kommen?


    Die Schießübungen der Frauen kann man natürlich als reine Verschwendung von Munition sehen. Aber auch das geschieht vor dem Hintergrund, dass sie sich im Zweifelsfall wehren können wollen. Und auch hier wird nicht immer logisch jede Konsequenz abgewogen.


    Kriegsinvalidenrente gab es sicher im Verlauf der 20er Jahre, aber doch nur in sehr geringer Höhe. Während des Krieges gab es erst einmal nur die kargen Soldzahlungen für die Kriegsteilnehmer, aber da die Inflation mit dem Krieg schon stetig steigt, hilft das einfach nicht viel. Oft haben die Familien die Kriegsversehrten auch nicht mehr bei sich aufgenommen, Man darf nicht vergessen, dass letztlich alle unter der Lebensmittelknappheit litten. Die Nerven lagen blank, jeder musste sehen, wie er über die Runden kommt. Und ein soziales Netz gab es nicht.


    Natürlich wird auch das "Küken" Constanze älter, ebenso Selma und die anderen. Aber bestimmte Rollenklischees und Spitznamen überdauern die Entwicklung, weil sie zur festen Gewohnheit geworden sind. Die abzulegen, wird eine Weile dauern.

    Die Erlebnisse in Metz habe ich angelehnt an das Tagebuch von Herta Strauch, die daraus Ende der 20er Jahre unter dem Pseudonym Adrienne Thomas den sehr erfolgreichen Antikriegsroman "Die Katrin wird Soldat" gemacht hat. sie schildert eine solche Szene mit einem Blindgänger, der mitten auf der Straße lag. Auch die zunehmende "Gleichgültigkeit" der Menschen in Metz gegenüber den alltäglich gewordenen Luftangriffen ist angelehnt an ihre Schilderungen. Mich hat es schockiedrt, das zu lesen, war mir zuvor gar nicht bewusst gewesen, wie sehr Städte wie Metz im 1. Weltkrieg schon von Luftangriffen betroffen waren. In Karlsruhe, Mannheim und gegen Kriegsende im Ruhrgebiet und im Rheinland war es ähnlich, von den deutschen Angriffen auf französische und englscihe Städte (in London fielen Bomben, die aus Luftschiffen abgeworfen wurden!) ganz zu schweigen. Einfach nur grausam.


    Grischa ist sozusagen in "anderen Welten": die Flieger realisieren gar nicht, was sie da tun und dass es nicht um sportlichen Wettkampf, sondern um das Töten von Menschen geht. Da hat man sie auch ganz bewusst nicht mit konfrontiert. Hier kann ich immer wieder nur auf die britische Doku auf Youtube hinweisen sowie auf zahlreiche Tagebuchaufzeichnungen und natürlich Biographien des "roten Barons" Richthofen.
    Das mit jemandem "von unten" am Boden wie Gero zu konfrontieren, war mir sehr wichtig,


    Ansgar Grün kann die Front nicht mehr ertragen und entschließt sich zum Heimatschuss. Er war nicht der einzige, der diesen Weg gewählt hat. Das habe ich weiter oben schon mal erklärt. Das ist auch ein Schicksal, was man eigentlich nicht teilen will.

    In Berlin wird man noch lange nicht viel vom Krieg mitbekommen, denn von der Hauptstadt ist er sehr, sehr weit weg.... Im Tiergarten kann man sich bald "Schaugräben" ansehen, um eine Vorstellung zu bekommen, wie Schützengräben an der Front aussehen, doch das ist mehr Volksbelustigung als bitterer Ernst. Erst wenn die Lebensmittel knapp werden und weitere Einschränkungen dazu kommen, wenn die ersten Verwundeten von der Front heimkehren, wird so manchem in Berlin bewusst, was da los ist.... Aber an den entscheidenden Stellen wird man noch lange brauchen, um das zu kapieren.....

    Ups, natürlich hast Du Recht. Der Ort heißt Kaysersberg - da habe ich wohl zu viel an Meta gedacht, die nach Verwandten von mir "Kayserberg" heißt, was ich einen beneidenswert schönen Nachnamen finde (deshalb trägt ihn auch Meta ;-). Danke Dir für den Hinweis!


    Sommerfrische jedes Jahr am selben Ort wäre mir auch zu langweilig und eng. Aber damals war das so üblich. Es gibt heute auch noch Leute, die das so halten. Ich habe letzten Samstag erst eine Frau kennengelernt, die fährt seit den 60er Jahren erst mit ihren Eltern und jetzt mit ihrer eigenen Familie jedes Jahr an denselben Ort in Kroatien. Der Ort ist zwar wunderschön, aber es gibt noch so viele weitere schöne Orte auf der Welt! Doch wie sagte schon der "alte Fritz"?: "chacun a son facon" (sorry, jetzt kriege ich das Sonderzeichen hier nicht hin....)

    mazian : Selma ist, wie gesagt, nicht einfach. Sie lebt in ihrer Welt, nutzt aber schon jede Gelegenheit, daraus auszubrechen, und merkt damit unbewusst, dass es nicht auf ewig so weitergehen wird.
    Hedda dagegen klammert sich an diese alte Welt, die ihr Sicherheit gibt, einen festen Platz und ganz genaue Vorstellungen davon, was richtig ist und was nicht.
    Meta ist da viel weiter als ihre Tochter, aber sicher genau deshalb über ihre Tochter verwundert.


    Diese Welt ist uns wirklich sehr fremd, aber doch auch sehr nah. Mich berührt die Vorstellung, dass meine Großeltern in dieser Welt aufwuchsen und ich Fotos kenne, die aus dieser Zeit stammen. Das macht für mich auch die besondere Anziehungskraft aus.

    @nicigirl: Danke auch Dir für den Hinweis auf den Fehler. Es ist schlichtweg der Name durcheinandergeraten. Ich habe es in jedem Fall notiert.


    Die Zeitsprünge sind immer eine Gratwanderung. Wie Du richtig sagst, würden es sonst leicht mehr als 1000 Seiten. Und wer weiß, ob all diese Details wirklich so spannend sind? Die Heirat von Gero und Selma verlief jedenfalls sehr schlicht. Im August 1914 gab es diese speziellen Zeremonien für Brautleute, die kurz vor dem Gang an die Front noch heiraten wollten.


    Selma ist sicherlich in gewisser Weise naiv gewesen zu hoffen, Geros Neigung verschwinde mit der Zeit. Aber was hat man damals als Frau ihrer Kreise wirklich über Homosexualität gewusst? Sie hätte schlecht jemanden fragen können. Und das berühmte Institut für Sexualforschung von Dr. Hirschfeld in Berlin entstand erst in den 20er Jahren. Da wurde dann viel Aufklärungsarbeit geleistet.


    Sicher hat auch Gero versucht, nach der Affäre mit Ansgar ein "normales" Eheleben mit Selma zu führen, sofern das in Kriegszeiten möglich war. Mit Doktor Schlüter tauchte dann eine neue Versuchung auf....


    Constanze ist Grischas wegen reichlich hin- und hergerissen, wie sie überhaupt nicht so recht weiß, was werden soll. Alles ist durch den Krieg und die Erkrankung des Vaters irgendwie in Frage gestellt....

    Ich finde es interessant, dass ihr fürchtet, Gero und Selma würden sich als Ehepaar zerfleischen. Beide wissen genau, was sie aneinander haben und wie sehr sie einander brauchen. Insofern werden sie den Teufel tun, den anderen zu hart anzugreifen, schon aus reinem Eigeninteresse. :grin


    Die Einschätzung dessen, was im Sommer 1914 passierte, ist aus heutiger Sicht immer einfacher, weil wir die Folgen kennen. Aber die Leute damals haben zum einen nicht die Informationsmöglichkeiten gehabt wie wir heute, zum anderen hat man nach der Krise von Agadir wirklich gegklaubt, man hätte den Dreh raus, mit solchen Krise umzugehen und sie diplomatisch zu lösen. Erschreckende Parallelen zu heute, findet ihr nicht? letztlich ist man 100 Jahre später auch nicht viel weiter....

    Wie schön, dass Du so mittendrin bist, nicigirl85!


    Tja, Gero weiß zu genau, was er an Selma hat. Auch wenn er nicht weiß, dass sie weiß, dass er... spürt er doch, dass er allein mit ihr sein Leben einigermaßen im Griff halten, dem äußeren Schein genügen und heimlich seiner Leidenschaft nachgehen kann. Deshalb trägt er sie auf Händen. Sie ist ja auch eine kluge, schöne Frau, um die ihn alle beneiden. :-]


    Selma erkennt umgekehrt, dass ein Leben an Geros Seite ihr die Freiheiten garantiert, die ihr wichtig sind. Robert könnte sie 1913/14 wirklich nicht heiraten, noch dazu kann er ihr gar nicht das Leben bieten, das Gero ihr bieten kann....


    Constanze ist weitaus lebensklüger, als Selma denkt. Aber genau deshalb ist sie auch klug genug, sich das nicht anmerken zu lassen, so schwer es ihr gefällt.


    Louise Ronfeld ist ein Herzchen, ein typisches Kind ihrer Zeit. Ich würde gern wissen, wie es ihr nach 1918 so ergeht.... :gruebel