Beiträge von Heidi Rehn

    Ich danke auch Dir fürs Mitlesen, Mitkommentieren und vor allem für das Zu-Ende-Lesen, nachdem Dir ja schon sehr früh klar war, dass Du weder mit Zeit, Milieu noch Figuren etwas anfangen konntest.


    Wie Du schon schriebst, muss einem nicht alles gefallen, und es gibt ausreichend Alternativen, wenn man mit bestimmten Themen und Settings nichts anfangen kann. Ich wünsche Dir, dass Du beim nächsten Buch, das Du in die Hand nimmst, einen leichteren Zugang findest.


    Gutes Weiterlesen mit was auch immer!


    Heidi :wave

    Zitat

    Original von MissMoneypenny


    Ob dies aus Lou´s Sicht so eine kluge Entscheidung war? Das positive daran ist, das sich keine finanziellen Sorgen mehr zu machen braucht.


    Das ist ein sehr wichtiger Aspekt in jener Zeit, in der Arbeit rar und die Lebensmittel immer teurer wurden....

    Der Sportpalast in Berlin wird in den apäten 1920er Jahren und dann zu Zeiten des Nationalsozialismus zu einer der großen Veranstaltungsstätten der NSDAP. Hier fand die berühmte Rede zu "Wollt ihr den totalen krieg?" statt.


    Das mit den Zeitangaben finde ich eine hilfreiche Anmerkung. Darauf werde ich künftig stärker achten. Mir war nicht bewusst, dass die Zeitsprünge durch die Angaben im laufenden Text nicht eindeutig genug sind.


    Richard entlarvt Ernsts Hang, auf der Gier nach noch mehr Gewinn zu leichtsinnig zu agieren. Letztlich sind beide in gewisser Weise aus demselben Holz geschnitzt...


    Hilde hat die Adoptionsgeschichte so lang mitgespielt, weil sie dadurch als selbstlose Wohltäterin auftreten konnte. Das sie zum unfreiwilligen Mittelpunkt eines Skandals wird, kann sie aus ihrer Sicht sicher in grewisser Weise verhindern. Das aber ist für mich eine andere Geschichte, die von Lous Schicksal zu weit weg führt. Ich möchte es meinen Lesern überlassen, inwieweit sie sich das selbst ausmalen wollen... :lache

    Zitat

    Original von SiCollier



    Überrascht hat mich in diesem Zusammenhang Bruckmann. Der Name fiel mir ziemlich gleich auf, jetzt habe ich mal etwas nachgelesen und bin doch über die Verlagsgeschichte erstaunt. Zumal ich einige deren Veröffentlichungen kenne und eine Buchreihe sogar abonniert habe. Aber die Geschichte der DB ist politisch recht unverfänglich, sieht man mal von den Einflüssen der Tagespolitik ab.


    Der Bruckmann Verlag hat eine sehr vielschichtige Geschichte. Ein Teil davon ist die Unterstützung Hitlers und der NSDAP in den 1920-1940er Jahren. Das Buch von Stewart Houston Chamberlain über das 19. Jahrhundert, mit dem er quasi zum Vordenker der arischen Rassenlehre und des von der NSDAP geprägten Anitsemitismus avancierte, wurde ein "Millionseller" für den Bruckmann Verlag, erschien allerdings schon vor 1914. Der Salon der Elsa Bruckmann genoss um die Jahrhundertwende 1900 größtes Ansehen. Sogar Thomas Mann verkehrte dort. Nach 1918 wechselte allerdings das Publikum und es fanden sich vermehrt nationalkonservative und später auch antisemitisch ausgereichtete Kreise ein.

    Zitat

    Original von SiCollier



    Irritiert hat mich die Andeutung Hildes über die (jüdische?) Herkunft von Ernst. Will sie sich, quasi aus Rache, ihres Mannes entledigen? Das wäre ein Ansatz.


    Das ist eine Variante, an die ich so noch gar nicht gedacht habe. :lache

    Gerade habe ich in einem Buch, das ich für den nächsten Roman gelesen habe, erfahren, dass die italienisch-stämmige Modeschöpferin Elsa Schiaparelli, die ab den späten 1920ern in Paris zu den ersten Adressen zählt, den Reißverschluss in der Haute Couture 1936 erstmals auf den Laufsteg brachte. Passt doch hier auch gut als Hintergrundinfo, weil uns der Reißverschluss so selbstverständlich ist. :-]

    Zitat

    Original von SiCollier


    So langsam wird mir klar, warum ich mich mit der Zeit so schwer tue. Mit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches ist eine Weltordnung zusammen gebrochen. Ohne, daß ich es jetzt an irgendetwas festmachen könnte, habe ich beim Lesen das Gefühl, daß eine ganz andere, neue Ordnung (und mich meine nicht das 3. Reich) im Werden ist. Die letztlich zur Heutigen führt. Mit der ich mehr und mehr unzufrieden bin.


    Ich dachte, das ist Dir schon klar gewesen, weil es ja z.B. auch in meinem "Sommer der Freiheit", den Du hier auch mitgelesen hast, Thema war. Ich kann in dem Zusammenhang immer nur auf das grandiose Buch vonPhilipp Blom "Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914" verweisen, der diese Wandlung der Weltanschauung hervorragend beleuchtet - nicht nur für das Deutsche Kaiserreich, sondern für den gesamten Kontinent.

    Zitat

    Original von SiCollier


    Ich habe ich denn doch erst mal nachgesehen, ob es diesen Alfred Schuler tatsächlich gegeben hat. Es hat!


    Alfred Schuler ist eine sehr schillernde Persönlichkeit in der Münchner Künstlerszene um 1900 gewesen. Ich war überrascht, als ich las, dass er nach 1918 in bürgerlichen Salons ein gern gesehener Gast war, u.a. bei Elsa Bruckmann, wo er mit Adolf Hitler in Berührung kam. Da ihr Salon das Vorbild für die fiktive Martha Domberg ist, habe ich das aufgegriffen, weil es auch einiges über die Atmosphäre dort wiedergibt.

    Zitat

    Original von saphiria
    Auch der zweite Abschnitt hat mir gut gefallen.
    Lou lässt sich also von Ernst und Hilde adoptieren. Auch eine Möglichkeit für Ernst und Lou, ihre Beziehung weiter zu führen. Das Hilde von alledem nichts mitbekommt, kann ich mir garnicht vorstellen. Ich glaube, dass sie sehr wohl Bescheid weiss.
    Und Lou führt nun ein angenehmes Leben, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie sich wirklich wohl fühlt. Zwar geniesst sie den Luxus eines großen, warmen Zimmers und der riesigen Badewanne, aber das Drumherum ist ihr zuviel.
    Schade finde ich, dass sie scheinbar keine Kontakte zu ihren früheren Freunden mehr hat.


    Hilde weiß Bescheid, aber sie hat ihre Gründe, das Arrangement zu akzeptieren.
    Lou leidet darunter, ihre alten Freunde nicht msehr so oft zu sehen, aber Max ist weg, Judith trifft sie auf dem Friedhof und Frida sieht sie, wenn Ernst und ihr es gelingt, ohne Hilde etwas zu unternehmen. Das hat Ernst vorher ja auch getan. :-]

    Danke, das freut mich sehr! Ich finde die Zeit auch sehr packend, deshalb wurden es ja letztlich auch 3 Romane dazu.... Wäre fein, wenn wir uns dazu im nächsten Jahr noch einmal wiederlesen würden. Bis dahin eine gute Zeit mit vielen guten Büchern! :wave

    Da warst Du Lou also mit dem Reißverschluss voraus - wie schön zu lesen! :-]


    Mir hat es auch Spaß gemacht, Selma & Co. nochmal durchs Bild huschen zu lassen. Im Manuskript, an dem ich gerade schreibe, hat sie soeben einen kleinen Auftritt mit einem roten Sportwagen. Aber auch da wird es nicht nur Selma sein, die man wiedertrifft. So langsam baut sich da eine kleine, eigene Welt auf.... :grin

    Es ist einerseits wieder eine komplett neue Geschichte mit eigenständigen Hauptfiguren, aber einige der Figuren werden wieder "durchs Bild huschen". Wie aber auch "Der Sommer... und "Tanz..." wird man Figuren und Geschichte unabhängig voneinander lesen können. Der lockere Zusammenhalt ist die Zeit. Es geht, wie gesagt, um die zweite Hälfte der 1920er Jahre, als jene angeblich "goldenen Zwanziger"....

    Mode kann und wird nie alle gleichermaßen interessieren. Lou und der Beruf der Täschnerin bilden für mich eine Einheit. Als Autorin habe ich einfach ganz genaue Vorstellungen von einer Figur und da gehört für mich immer auch ein bestimmter Beruf dazu.

    Ich danke auch Dir für Deine aufschlussreichen Kommentare, Anmerkungen und Anregungen.


    Der nächste Roman, an dem ich gerade schreibe, wird noch nicht im 2. Weltkrieg spielen. Es geht um die 2. Hälfte der 1920er Jahre. Auf den ersten Blick die wirklich goldene Zeit. Politisch gesehen scheint Ruhe eingekehrt. Hitler und seine NSDAP verlieren an Themen, weil es wirtschaftlich aufwärts geht und ihre Hasstiraden einfach nicht verfangen. Dennoch tut sich einiges, wie ich finde. Und letztlich bricht im Oktober 1929 alles zusammen.


    Ich freue mich, wenn ihr da vielleicht auch wieder mitlesen möchtet! Der Roman wird im September 2016 unter dem Titel "Spiel der Hoffnung" erscheinen. :-)

    Danke sehr! Mode ist ein Thema, das mich selbst sehr interessiert. Es gibt gerade zum frühen 20. Jahrhundert sehr gute Literatur und sehr faszinierende Bildbände. Damals hat sich viel getan und gerade Frauen fangen in den 1920er Jahren an, sich auf dem Gebiet einen Namen zu machen. Zugleich sagt die Mode viel über das Selbstverständnis der Zeit aus. Gerade die kürzeren Rücke, die neuen Frisuren und die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen ihren eigenen Stil zeigen, ist letztlich auch ein Ausdruck, was damals passierte: Frauen gewannen an Selbstbewusstsein, erhielten mehr Rechte und nutzten die auch. Das ist letztlich auch eine politische Erscheinung.


    Ohnehin stelle ich fest, dass meine Auffassung von Politik wohl etwas anders ist als die von einigen hier. Für mich sind gerade auch die gesellschaftlichen Entwicklungen sehr politisch, nicht nur die Auftritte Hitlers, die Inflation und die Ereignisse um die Niederschlagung der Räterepublik.

    Ich danke auch euch fürs Fertiglesen und für eure interessanten Einschätzungen.


    Am Ende sollten immer alle Fäden aufgedröselt werden, manchmal ergibt sich das quasi von selbst, manchmal ist es etwas schwierig. Hier war es wirklich mehr von der ersten Art, weil ich im Zuge der Recherche über einen Zeitungsbericht über diese Messe im Sportpalast gestolpert bin. Gleich hatte ich die Bilder vor mir, wie Lou dort ihre Taschen präsentiert. Wie die aussehen, wusste ich ja schon.
    Um Frida, Franzi und den Kommerzienrat "einfliegen" zu lassen bedurfte es auch nicht viel, weil ich ebenfalls im Zuge der Recherchen darauf gestoßen bin, dass es seit 1924 die planmäßige Flugverbindung zwischen München und Berlin gab. Das hatte mich sehr erstaunt. Deshalb wollte ich das auch im Buch haben.


    Zur Frage mehr oder weniger politischer Hintergrund hatten wir uns ja schon ausgetauscht. Das ist letztlich immer eine Gratwanderung. Und da es mir vor allem um die gesellschaftlichen Belange geht (die ich für ebenso politisch halte wie Politikerreden), wähle ich diese Form. Andernfalls würden es wohl eher Abhandlungen.


    Ich bin gespannt auf eure Rezensionen und danke euch für den fairen und konstruktuven und vor allem offenen Austausch hier. Bis vielleicht zum nächsten Buch. :-]


    Viele Grüße
    Heidi :wave