Beiträge von Heidi Rehn

    Göllner hat sein Netzwerk wirklich sehr geschickt ausgedehnt und in Krakau auch jemanden, der ihm noch einen Gefallen schuldet. In damaligen Zeiten war ein solches Netzwerk sicher noch wichtiger als heute und andererseits, da der Kreis derjenigen, die wirklich weit gereist und in vergleichbaren Positionen tätig waren, doch recht überschaubar, was das wiederum etwas vereinfacht hat.


    Veits Verhalten ist in der Tat sehr enttäuschend für Dora, andererseits ist er tief gekränkt und auch verunsichert. Er steht in Königsberg unter einem schrecklichen Verdacht und ist sicherlich verunsichert, wie Dora dazu steht, ist doch ihr Ehemann Opfer des Unglücks gewesen.

    @nicigirl. wie schön, dass Dir die Feiertage etwas Luft zum Lesen verschaffen und noch schöner, dass Du Dir die letzten Kapitel der "Baumeisterin" vornimmst. Dora ist in Krakau wirklich überwältigt, weil sie dort mit einer ganz anderen Art des Denkens und Bauens in Berührung kommt. Ich habe mir oft vorgestellt, wie es damals für die Menschen gewesen ist, eine solche Erfahrung zu machen. Die fernen Orte kannten sie wirklich nur aus Erzählungen und bestenfalls aus Zeichnungen, weil es weder Fotos noch Bildbände und dergleichen gab. Doras Urahn hat seine Skizzen vor mehr als hundert Jahren angefertigt, das heißt, zwischenzeitlich hat sich gerade durch den italienischen Einfluss, aber auch durch die Arbeiten fränkischer Künstler wie Veit Stoß viel in Krakau getan.

    @nicigirl: Ochsen waren durchaus billiger als Pferde und deshalb als Zugtiere sehr verbreitet. Sie waren stark, kostengünstiger und auch sehr gut unterwegs zu verpflegen. Beide Varianten sind also möglich gewesen.


    Ja, Mathilda erschrickt sehr bei der Begegnung in Marienwerder. Ich bin mir auch sicher, dass Dora nie so hart zu ihr wäre, aber es tut ihr ganz gut, dass sie sich das mal ausmalt und sieht, wie es mit ihr auch ausgehen könnte. Dafür bekommt sie ja eine zweite Chance...


    Wenzel hätte natürlich aufgrund der eigenen Erfahrung mehr Verständnis für Jörg haben müssen, aber dazu fehlt ihm einfach die Souveränität. Deshalb ist er so streng zu ihm, weil er ihm nicht gönnt, was er selbst nicht tun durfte. Eine seltsame Logik, aber so verbohrt sind manche eben.... Doch noch ist nicht aller Tage Abend.... :grin

    Ja, ganz streng genommen wäre "pruzzisch" die allerrichtigste Variante, aber "prussisch" ist auch durchaus üblich (vor allem in älteren historischen Fachbüchern).


    Danke Dir für Deine Einschätzung zu meiner Haltung. Kritik ist immer berechtigt, wenn sie begründet ist, und da hatten wir hier doch wirklich auf beiden Seiten eine gute Basis. Warum sonst haben wir das hier miteinander gemacht?


    Die besten Wünsche für Dich und Deine Familie - und falls Du den "Sommer der Freiheit" im nächsten Jahr doch irgendwann lesen solltest, dann freue ich mich über ein Feedback von Dir (wenn Du magst)


    Viele Grüße


    Heidi

    SiCollier : Danke auch Dir fürs aufmerksame Lesen und Kommentieren, ebenso für den Hinweis auf S. 722. Eigentlich hätte es korrekterweise "prussisch" heißen müssen, weil es um die uralte Bezeichnung ging. Ich hatte dieses Mal ausnahmsweise eine andere Lektorin als sonst und habe mit ihr endlos diskutiert, weil sie meinte, es müsse nach neuer Rechtschreibung in "prußisch" umgewandelt werden. Und das führt genau zu dem Missverständnis, dass man es für einen Satzfehler hält. Aber danke Dir trotzdem sehr, denn Dein Hinweis rennt bei mir offene Türen ein! :grin


    Die Geschichte mit den Zwillingen ist ein wesentlicher Bestandteil meines Romans "Gold und Stein". Denn im Mittelalter gab es in der Tat sehr unterschiedliche Deutungen, was die Geburt von Zwillingen anbetraf. Das hat mich sehr beschäftigt, deshalb wird es hier auch noch einmal erwähnt.


    Es ist toll, dass Du trotz Deines Befremdens über die Zeit bis zum Ende mitgelesen hast, insbesondere in den letzten Wochen, die nicht leicht für Dich waren. Vieles aus der frühen Neuzeit erscheint uns heute unvorstellbar und unendlich weit weg. Für mich ist das genau der Reiz an der Epoche, für andere ist es oft ein Grund, sich eher weniger mit ihr zu beschäftigen. Umso schöner, wenn wir trotzdem miteinander drüber diskutiert haben!


    Schade, dass Du im nächsten Sommer nicht mitlesen kannst. Aber vielleicht bleiben wir auch so in Kontakt, falls Du das Buch später mal liest. Gib mir einfach Bescheid. Ich freue mich über Deine Nachricht!


    Einen schönen dritten Advent


    Heidi

    [sp]An der Stelle des Buches habe ich noch gedacht, die ziehen sich so schnell zurück, um ihr hinter den Kulissen helfen zu können. Daß sie genau das nicht wollten, ist mir erst viel später klar geworden.[/sp][/quote]


    Ja, das wäre eine Option gewesen. Aber seltsamerweise kam mir das beim SChreiben gar nicht in den Sinn. Da stand für mich gleich fest, dass sie Dora hängen lassen....

    Tanzmaus : Du bist die Einzige (wenn ich das richtig überblicke), die die Rolle der Kaufleute anspricht. Danke! Darauf warte ich schon!!! Die sind wirklich sehr feige und allein auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Eigentlich ungeheuerlich, dass sie Dora so hängen lassen. Aber sie fürchten halt um ihre Beziehungen und Geschäftserfolge in Krakau.... :grin


    Wie schön, dass Mathilda bei Dir gewinnt. Sie hat eben doch ein Herz!
    Und Veit ist reichlich verwirrt und ungerecht. Dora hätte ihn gar nicht kontaktieren können, er umgekehrt aber schon. In gewisser Weise ist er in seiner Eitelkeit verletzt. Aber das kann man ihm auch nachsehen.... :grin

    Polyphemus hat sicher viele verschiedene Seiten - und er soll auch gar nicht so leicht durchschaubar sein. Die historische Figur, die ich da aufgegriffen habe, wird in den wenigen Quellen, in denen sie auftaucht, mal positiv, mal negativ geschildert. Daraus ist dann "meine" Version entstanden, wie er mir plötzlich vor Augen stand.... :lache

    Tanzmaus : Ja, das Feuer war ein furchtbares Erlebnis vor allem für Renata. Die treue Seele ist dadurch reichlich durcheinander geraten.


    Veit ist in der Tat gelegentlich etwas forsch. Er hat ein gesundes Selbstbewusstsein, sowohl, was seine Fähigkeiten als Baumeister, als auch, was seine Attraktivität als Mann anbetrifft. Aber das muss nicht negativ sein...


    Urban dagegen ist so sehr in seiner Welt verhaftet, dass er oft erst spät begreift, wenn er etwas falsch verstanden oder nicht durchschaut hat, so wie eben die Annäherung zwischen Dora und Veit. Die passt einfach nicht in seine Weltsicht. Die Reise mit Dora aber bringt sie wieder näher zusammen - vorübergehend, zumindest aus Doras Sicht.


    Mathilda ist ein eigenes Kapitel.... :grin

    Schade, liebe Nachtgedanken, dass Du nicht reingekommen bist in die Geschichte und dass Dir Dora so fremd geblieben ist. Aber das ist letztlich immer auch das Risiko beim Lesen. Nicht alles muss allen gefallen.


    Als weitere Lektüre hätte ich Dir eher "Tod im Englischen Garten" empfohlen statt "Thonets Gesellen", aber das ist nur meine subjektive Empfehlung.


    Ich danke Dir fürs Mitlesen und anregende Kommentieren.

    Liebe nicigirl,
    ich kann es verstehen, dass Dir manche Passagen gelegentlich zu viel werden. Lesen ist letztlich immer eine sehr subjektive Sache: ich schreibe das, was in meinem Kopf herumspukt, als Geschichte auf und weiß natürlich nie, wie es beim Lesen rüberkommt. Da bin ich dann ja vorbelastet. Genau deshalb aber bin ich als Autorin so gern bei Leserunden unterwegs, weil ich dann von euch Leserinnen und Lesern ein offenes Feedback bekomme, wie das Geschrieben auf euch wirkt. Das ist für mich immer sehr aufschlussreich!


    Das "blaue Öl" ist ein Öl, das aus der Schafgarbe gewonnen wird (warum es sich blau verfärbt, habe ich leider nicht herausgefunden) und mit allerlei mythischen Bedeutungen zur "Göttin der blauen Stunde" versehen ist, weil eben angeblich dieses Bild entsteht, wenn man sich das Öl in die Handinnenfläche gibt. Ich finde solche Ideen für Romane immer sehr anregend, weil da alter Volksglaube durchkommt. Im 16. Jahrhundert war man da weitaus tiefer verwurzelt als wir heute. Deshalb ist das Öl für Dora eine besondere Kraftquelle, was aber sicher auch damit zusammenhängt, dass Renata es ihr gegeben hat und die ist für sie ja eine Art zweiter Mutter. Psychologisch lässt sich die empfundene Kraft des Öls sicherlich damit erklären, dass sie das Öl mit Renata in Verbindung bringt und sich dadurch ermutigt fühlt.


    Das mit den Töchtern in historischen Romanen ist mir auch schon aufgefallen, sowohl als Leserin als auch als Autorin :grin Ich kann nur für mich sprechen: Bei meinen Figuren steht mir ja immer weitaus mehr an biographischen Infos vor Augen, als ich letztlich für die Geschichte verwerte. Da habe ich dann irgendwann eine Vorstellung und da komme ich oft nicht mehr von weg. So ist das mit den Töchtern, die meine Figuren haben, weil ich mir das einfach so vorstelle (ich habe übrigens selbst sowohl eine Tochter als auch einen Sohn). Meist wird ja nur vom ersten Kind erzählt, weitere könnten durchaus folgen und dann auch gern Jungen sein (und sind es in meinen Vorstellungen dann auch). Schlüssig erklären kann ich es Dir nicht.
    Vielleicht noch so viel: bei meiner "Wundärztin"-Trilogie wusste ich, dass ich das Leben meiner Heldin über mehrere Jahrzehnte erzählen und auch eine Generation weiter gehen will. Außer in meinen historischen Krimis sind in meinen Büchern alle Hauptfiguren weiblich, weil ich mir diese Perspektive eher zutraue und deshalb habe ich mich bei der "Wundärztin" für eine Tochter erschienen, aus deren Sicht ich den abschließenden Band schildere.

    SChwarz als Trauerkleidung ist letztlich gar nicht eindeutig belegt. Es gab Zeiten und Gegenden, da verstand man sogar Weiß als Trauerkleidung.
    Ich habe mich allerdings für Schwarz entschieden, da das uns Heutigen eher geläufig ist. Dora trägt so lange Schwarz, weil sie wirklich intensiv trauert: um Urban natürlich, aber auch darum, dass er ihr im Sterben klar gemacht hat, dass er sein ganzes Leben eine große Liebe hatte und sie wohl nur deswegen geheiratet hat, weil er in ihr die Erinnerung an diese Liebe gelebt hat. Das ist eine sehr bittere Erkenntnis. Letztlich hat Dora ja Urban zuliebe ihre Gefühle für Veit verdrängt und sich verboten, während Urban es sich also durchaus zugestanden hat, die Gefühle für die alte Liebe in ihr wachzuhalten.
    Es wird noch einige Baubeschreibungen geben, denn die bevorstehende Reise wird für Dora noch einige Erkenntnisse - auch für ihre Profession als Baumeisterin - bereithalten. Davor muss ich Dich also am besten "warnen" :grin