Dabke dir, @ Maikäfer, fürs aufmerksame und kritische Lesen und fürs offene, aber stets faire Kommentieren. Das schätze ich sehr an eurer Runde hier: man tauscht sich "auf Augenhöhe" aus und sagt klar, wie es ist. Das ist für mich als Autorin ein sehr wichtiges Kriterium.
Natürlich wurde Grischa aus einem "Heuhaufen" herausgezogen! Das streiche ich gleich an. Und egal, ob man "statt dem" im Duden findet, ich würde jederzeit den Genetiv bevorzugen. Auch da schaue ich gleich mal und markiere mir die Stelle.
Zu der Geschichte mit Gero, der seine eigenen Kameraden erschoss, um die französischen Frauen zu retten, habe ich kein konkretes Vorbild gefunden. Aber in zahlreichen Dokumenten aus der Zeit, die von Soldaten überliefert sind, gibt es immer wieder Hinweise, wie erschüttert sie - auf beiden Seiten der Front - darüber sind, wie tierisch sich die "Kameraden" verhalten haben. Mein Opa hat mir noch als über-80jähriger Ähnliches aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt. Noch Jahrzehnte später hatte er dabei Tränen in den Augen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, zu was Menschen fähig sind. Mit anzusehen, wie sie alles Menschliche verlieren, muss furchtbar sein.
Auch für Selmas Geschichte, die hinter der Front nach ihrem Mann suchte, habe ich kein Vorbild. Ich habe allerdings ein sehr interessantes Buch aus den 20erJahren über Spionage im Ersten Weltkrieg gelesen, das mich dazu inspiriert hat. Wenn man mal die ideologischen Beweggründe abstreicht, dann erfährt man dort Unglaubliches darüber, wie man mitten im Krieg die Seiten wechseln konnte. Wie dreist da vorgegangen wurde und wie wenig man in der Lage war, gefälschten Papieren etc. auf die Spur zu kommen.
Und zum Thema Homoerotik/ schwüle Szenen: Das ist etwas, was in der Zeit sehr stark vorhanden war, wenn ich an die Romane und Aufzeichnungen denke, das aber nie ausgesprochen wurde. Gerade die Damen der besseren Gesellschaft waren ja auch nicht aufgeklärt und damit ihren eigenen Gefühlsverwirrungen oft hilflos ausgesetzt. Das wollte ich damit auch einmal thematisieren. Außerdem kommt es gerade in Kriegszeiten, in denen die Männer an der Front und die Frauen überwiegend zu Hause allein sind, oft zu homoerotischen Beziehungen.
Übrigens gab es in Berlin vor dem Weltkrieg schon als "Kegel-" oder "Häkelklubs" getarnte Lesbenbars und sehr skandalöse Parties, zu denen Herren der höheren Klassen sich "Puppenjungs" organisiert haben. Man munkelte ganz offen, dass Wilhelm II. eigentlich schwul sei und einer seiner engsten persönlichen Berater wurde wegen der "Grunewaldaffäre", das war eine aus dem Ruder gelaufene Herrenparty, geschasst.