Beiträge von Heidi Rehn

    Danke Dir für die Rezension! Und wie schön, dass Du zu Lou einen Zugang gefunden hast. Gelegentlich bräuchte sie sicherlich ein Schütteln und Wachrütteln, denn sie träumt sich da doch in ihre ganz eigene Welt hinein, während sie ihren Tanz um Curds Grab tanzt. Aber genau das ist es ja, was damals - und sicher nicht nur damals - viele getan haben: die Augen verschließen vor dem, was ist, weil es einfach zu unangenehm ist ;-)

    Ich danke Dir füs fleißige Lesen und Kommentieren! Gerade auch, weil Du ein wenig später dran warst, war es vielleicht mühsam, sich zu motivieren. Aber mir sind immer all eure Meinungen und Kommentare wichtig, deshalb versuche ich, auch dann noch dranzubleiben.


    Es freut mich riesig, wenn ich Dir mit dem "Tanz..." Lust auf meine anderen Bücher gemacht habe. "Der Sommer der Freiheit" ist etwas anders, ebenso der nächste, an dem ich gerade sitze. Die Idee ist ja, dass vor allem die zeitliche Klammer sie zusammenhält und eben das gelegentliche Wiederauftauchen einzelner Figuren. Ansonsten erzählen sie voneinander unabhängige Geschichten, die ein Bild der Epoche aus verschiedenen Perspektiven vermitteln.


    Mich freut sehr (das wollte ich schon im letzten Abschnitt schreiben!), dass Dir das mit Lous Tanz erst zum Vergessen, in Berlin dann zum Vergnügen aufgefallen ist. Es soll ein Hinweis darauf sein, dass sie es endlich geschafft hat, mit den traurigen Ereignissen vom Mai 1919 abzuschließen. Zunächst.


    Auch das mit der Pistole stimmt. Lou hätte es wissen müssen, aber sie ist in dem Moment völlig neben sich, wie sie überhaupt seit den Briefen aus Wien nicht mehr weiß, was sie will und wie es weitergehen soll. Genau deswegen stürzt sie ab. Jette ist keck und frech, nimmt sich, was sie kriegen kann. Auch sie hat einiges hinter sich und das ist ihre Art, damit fertig zu werden.


    Gerade in den "gehobenenen" Schichten der 1920er Jahre waren Kokainmissbrauch, Alkohol etc. sehr "in", zumindest in Berlin. Da sind viele abgestürzt, ebenso auch finanziell, denn letztlich war das "Goldene" jener Zeit nur auf Pump finanziert, wie sich ab 1929 zeigte...


    Mir fällt es auch schwer, Lou jetzt erstmal gehen zu lassen. Ebenso Judith. Selten haben mich Figuren so lange so in Bann gehalten wie diese beiden. Vielleicht greife ich sie doch nochmal auf.... Mal schauen....


    Bis zum nächsten Buch - würde mich sehr freuen, auch von Dir wieder zu lesen! :-]

    Toll, dass Du jetzt Deine Kommentare noch postest. Ich bin ja immer so gespannt, wie ihr das Gelesene seht/ kommentiert und freue mich über jede Wortmeldung.


    Ich liebe es, in meinen Büchern auf nicht so bekannte Handwerke oder Berufe einzugehen. Das ist schon immer ein Steckenpferd von mir gewesen und ich habe auch mal eine zeitlang für eine große Zeitschrift ungewöhnliche Berufe auf den Ausbildungsseiten vorgestellt. Von daher habe ich noch reichlich Material und Kontakte zu Leuten, die ich fragen kann. Das mit dem Täschnerhandwerk finde ich besonders spannend, weil es ja weitaus mehr als nur Ledertaschen umfasst. Und gerade Mode ist immer auch ein spannendes Thema, um etwas über eine Epoche zu erzählen. Die 1920er sind da besonders ergiebig. :grin


    Zwischen Lou und ihrem Bruder ist trotz der Aussprache ein wenig der Faden gerissen. Er studiert und führt ein ganz anderes Leben als sie. So haben sie sich ein wenig aus den Augen verloren. Damals hätte man ja nur per Brief in Kontakt bleiben können und das lag eben nicht jedem.

    Ja, das stimmt. Judith ist sehr schlagkräftig. Ich habe sie boxen lassen, weil meine absolute Lieblingsautorin Vicki Baum damals in den 1920er Jahren auch geboxt hat. Das war damals eine große Mode. Und irgendwie fand ich auch, dass es zu Judith passt. Sie ist sehr aufgeschlossen, modern und selbstbewusst. Und obendrein sehr sportlich.


    Frida will bei Lou wirklich an erster Stelle stehen, allerdings aus anderen Grünen als Judith. Sie durchschaut Judith und das spornt sie noch mehr an. Lou weckt bei ihr mütterliche (oder schwesterliche?) Gefühle, sie ist noch relativ jung und dennoch schon so hart vom Schicksal getroffen. Da will Frida sie ein wenig an die Hand nehmen und sowohl gegen ihren Schwiegervater als auch gegen das Leben als solches verteidigen.

    Putzi Hanfstaengl ist eine historische Persönlichkeit: "Putzi" wurde er genannt, auf Ernst war er getauft, wurde 1887 als Sohn sehr vermögender Eltern (Kunsthändler, Verleger) in München geboren, starb dort 1957. In die Geschichte ging er vor allem durch sein enges Verhältnis zu Adolf Hitler ein, den er bereits früh förderte und finanziell unterstützte. Als Mitglied der "besseren Kreise" in München verschaffte er Hitler und seiner Partei wichtige Kontakte und versteckte Hitler im Novembger 1923 auf der Flucht nach dem gescheiterten Putschversuch.


    Gege ist ein Typus, wie er sicher nicht nur damals sehr oft vorkam: eine junge Frau, die einfach jede Gelegenheit nutzt, um vorwärts zu kommen. Sympathisch muss einem so jemand nicht sein, aber man erkennt sie immer wieder.


    Hilde weiß ganz genau, welches Spiel Ernst spielt. Ebenso weiß er, dass sie Bescheid weiß. Ihr geht es darum, ihren guten Ruf zu wahren, als selbstlose Wohltäterin gepriesen und bewundert zu werden, und ansonsten einfach ihr Leben so zu führen, wie sie es für angemessen erachtet.

    Sehr interessant, dass Du Boxen und Judith gleich zusammengebracht hast. Was genau daran findest Du typisch fpr Judith?


    Letztlich ringt Judith sehr um Lou, zum einen, weil sie es dem sterbenden Curd versprochen hat, zum anderen, weil sie sich selbst über ihre eigenen Gefühle Lou gegenüber nicht ganz im Klaren ist. Deshalb reagiert sie so eifersüchtig auf Frida.


    Lou hadert schon damit, sich auf Ernst einzulassen, sowohl auf die Beziehung als auch auf die Adotpion. Allerdings ist sie noch sehr jung. Dass er verheiratet ist, stört sie weniger, weil sie nicht das Gefühl hat, nach allem, was er ihr von seiner Ehe erzählt und was sie an seinem Verhalten abliest, seiner Frau den Mann wegzunehmen. Als sie Hilde kennenlernt, bewahrheitet sich das auch. Hilde akzeptiert mehr oder weniger offen, dass die beiden ein Verhältnis haben, so lang die Fassade nach außen stimmt. Eine damals (und heute auch noch?) sehr oft verbreitete Haltung.

    Freut mich sehr zu lesen, dass Dir das Buch gefallen hat. Lou und ihre Geschichte liegen mir sehr am Herzen, vielleicht, weil ich so oft an den Orten in München vorbeikomme, die im Roman eine Rolle spielen. Umso mehr freue ich mich, wenn auch andere gut in die Geschichte reinfinden und Lous Schicksal durch die frühen 1920er Jahre mitverfolgen. Danke Dir fürs Mitlesen!

    Wie schön, dass Du weiterliest! Auch wenn Du hinterherhinkst, bleibe ich mit dabei :-]


    Mir hat es auch Spaß gemacht, Selma & Co. durchs Bild huschen zu lassen... gerade habe ich sie im neuen Manuskript noch etwas länger dabei :grin


    Richard und Ernst haben sich da geschäftlich nichts geschenkt. Letztlich sind sie aus demselben Holz geschnitzt und hatten beide den dicken Gewinn im Blick, der sie alles andere vergessen ließ.


    Lou steht in Berlin tatsächlich wieder auf eigenen Beinen. Jetzt muss sie ausprobieren, ob sie dem gewachsen ist...

    Danke Dir auch fürs Lesen und Kommentieren. Schlüsse sind immer eine heikle Gratwanderung. Da müssen die Fäden, die man zwischenzeitlich gesponnen hat, wieder zusammengeknüpft werden. Dem einen ist es zu wenig, dem anderen zu viel und ich als Autorin habe da natürlich auch immer meine ganz persönliche Variante.


    Es freut mich, dass es Dir so gut gefallen hat. Und auf ein Wiederlesen im nächsten Jahr freue ich mich auch sehr.


    Bis dahin eine gute Zeit mit vielen guten Büchern! :wave

    Aus heutiger Sicht ist es wirklich sehr, sehr schwer zu verstehen, welche Faszination Hitler zum einen auf bürgerlich-akademische Kreise (hier im Roman am Beispiel des Salons der Dombergs) und zum anderen auf die breite Masse ausübte. Bei den Massenveranstaltungen kann man noch die berühmte Massenpsyhose als Erklärung heranziehen, der Rausch, der Mengen erfasst, wenn sie meinen, das Gleiche zu empfinden. Aber was da in den kleinen, angeblich kultivierten Zirkeln abging, ist für uns wirklich schwer fassbar. Aber leider wahr. Doch wer weiß, auf wen wir mal reinfallen? Leider ist davor wahrscheinlich keiner gefeit, das ist das Erschreckende.


    Ernst und Richard stimmen in ihren geschäftlichen Zielen überein. Da haben sich zwei gefunden, da gebe ich Dir recht. :lache

    Die Zeiten zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren weitaus freizügiger, als man gemeinhin denkt. Wobei die Darstellung sich natürlich vor allem auf die Großstädte und da insbesondere auf Berlin bezieht. Allerdings war das Leben weniger prüde, als man es heute gern mit der "guten alten Zeit" verbindet. Unsere Vorfahren waren eben auch nur Menschen....


    Max taucht tatsächlich anfangs relativ wenig auf. Da fällt es einem durchaus schwer, ihn sympathisch zu finden. Ich hoffe, das ändert sich für Dich noch.


    Die Gruberin ist so eine typische Nachbarin, wie man sie bis heute in Münchner Häusern findet. Gelegentlich muss ich einfach solche Gestalten durchs Bild huschen lassen. Auch wenn sie klischeehaft wirken mögen, es gibt sie tatsächlich :grin

    Zitat

    Original von mazian
    Dann der Absturz mit Jette und den beiden Herren. Da muss ich zugeben, habe ich Lou nicht wieder erkannt.


    Da hat sich Lou selbst nicht wiedererkannt... Du hast ja sehr gut beschrieben, wie eins zum anderen gekommen ist und sie dann völlig den Kopf verliert.... und unglücklicherweise ausgerechnet in diesem Moment an Jette & Cor. gerät...


    Richard ist selbst von den Amerikanern aufs Kreuz gelegt worden und hat Ernst tatsächlich das Geld wieder zurückgezahlt. Beide werden (hoffentlich) ihre Lehre aus der Geschichte gezogen haben und künftig weniger profitgierig agieren....


    Vielen Dank auch an Dich fürs Mit-Lesen und Mit-Kommentieren. Mir macht es immer sehr viel Spaß, eure Anmerkungen und Hinweise zu lesen. Das erlaubt mir nochmal einen anderen Blick auf meinen eigenen Text.


    Viele gute weitere Bücher wünsche ich Dir! Vielleicht lesen wir uns mal wieder. Würde mich sehr freuen. :-)

    Danke. Das ist mir doch glatt durchgerutscht! Das Sechstagerennen, das ich hier basierend auf authentischen Zeitungs- und Zeitzeugenberichte schildere, war damals DAS Ereignis in Berlin. Und natürlich eine der ersten Massen- und Großveranstaltungen. Die liegen einem oder sie liegen einem nicht. Leute wie Lou, Judith und Wilma lassen sich das einfach nicht entgehen....

    Danke für Deine Einschätzungen.


    Die Probleme mit dem Bairischen kann ich nachvollziehen. Da habe ich auch lange gezögert, wie ich es mache und mich dann für diese Variante entschieden. Allzu viel ist es nicht und gelegentlich noch ein typischer Begriff aus dem hiesigen Wortschatz geben ausreichend Färbung. Das entschuldigt auch, wenn man über manches drüber stolpert.


    Zum Thema Spannung: es ist ja kein Krimi oder Spannungsroman, sondern ein Roman über die Gesellschaft und das, was die "normalen" Menschen in dieser Zeit umgetrieben hat, nachdem Krieg und Revolution hinter ihnen liegen, die Inflation sie beutelt und ein Großteil von ihnen deshalb den Rückzug antritt aus politischem oder sozialem Engagement, um sich "nur noch" um sich selbst und die eigenen Belange zu kümmern.


    Franzi ist in der besagten Szene besonders altklug, aber so ist sie halt. Das habe ich schon oft bei Kindern so beobachtet, auch bei meinen eigenen. Es gibt Situationen, da sind sie ihrem Alter (und uns Erwachsenen) weit voraus mit dem, was sie erkennen und deuten.


    Schade, dass Judith und Max Dir noch etwas fremd sind. Vielleicht gewinnen sie noch Deine Sympathie...