Beiträge von Emmy

    Hallo Kirsten :wave


    nein, Abdu ist mir auch unsympathisch.
    Es ist sehr schade, dass er sich so fanatisch gegen seinen Vater stellt und ihn
    für das all das Unrecht der Spanier an den Mauren haftbar macht, obwohl Jaime alles in seiner Macht Stehende tut, um die Stimmung zu entschärfen - sowohl öffentlich als auch in seiner Familie.


    Außerdem benimmt sich Abdu machohaft dominant gegenüber seiner Schwester und genauso hochnäsig gegenüber Zahra.
    Besonders in der Szene, als sie auf ihn vor der Moschee gewartet hat und er sie so respektlos abkanzelt im Beisein seines Freundes.
    Für sein Verhalten ist hauptsächlich Zahra verantwortlich, jetzt erntet sie die Früchte, die sie gesät hat, als sie darauf bestanden hat, Abdu in die Koranschule zu schicken.... :-(

    Hallo allerseits,


    SiCollier


    Mir geht es ähnlich wie dir - das Buch bedrückt mich auch in gewisser Weise und
    der Humor und die Leichtigkeit, die doch phasenweise in "Die Maurin" zu spüren waren, fehlen mir hier.
    Es ist natürlich etliche Jahre später und die politischen Umstände haben sich sehr verändert und sind belastend für die Mauren - aber so schlimm hätte ich mir das auch nicht vorgestellt.


    Das gesamte Privatleben der Sulamis ist überschattet von diesen fürchterlichen Religionskonflikten und Machtkämpfen, besonders Zahra steigert sich dermaßen in dieses Thema rein, dass ich mich schon frage, wo das lebensfrohe, kluge und sogar humorvolle junge Mädchen geblieben ist, das mir so ans Herz gewachsen war in "Die Maurin" ? :-(


    Es macht mich betroffen und ratlos, wie es möglich sein kann, dass sie das Glück ihrer Familie, besonders auch Chalida`s so wenig achtet und die Wünsche und Sehnsüchte ihrer Tochter überhaupt nicht respektiert.
    Das hätte sich Zahra selber in jungen Jahren nicht gefallen lassen, sie hätte rebelliert gegen eine Zwangsheirat - das hat sie ja auch getan und kam dann mit Jaime zusammen.

    Hallo allerseits,
    liebe Lea :wave


    Das Datum 4. Oktober 1494 auf Seite 260 ist ein Druckfehler,
    denn der Infant Juan starb im Jahr 1497 - und davon berichtet Jaime
    in dieser Szene.


    Das Ende von Ibrahim ist wirklich sehr grausam, aber wer sich auf so
    gräßliche Weise rächen will, muss damit rechnen, dass der eigene Hass auf ihn zurückfällt und ihn wegfegt.


    Zurück auf der Farm gönnt sich Zahra keine Erholung, sondern fängt sofort wieder an zu predigen und Chalida Vorwürfe zu machen.


    Das sind so die Momente, wo ich denke:
    - mensch Mädel, jetzt sei doch erstmal glücklich über deine Rettung und dankbar, dass Zainab und Jaime nicht viel passiert ist, dass ihr alle noch lebt und sicher zuhause seid -
    Aber nein - sie muss gleich wieder neue Gräben ziehen zwischen sich und Jaime.
    Diese Familie braucht nun wirklich keine Feinde von außen - die schaffen es auch ganz alleine, sich das Leben zur Hölle zu machen. :-(

    Hallo allerseits,
    liebe Lea :knuddel1


    nur ganz kurz als Ergänzung zu dem Thema:
    Atheismus im Mittelalter:



    Das Buch von Dorothea Weltecke:
    "Der Narr spricht: Es ist kein Gott,
    Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel
    vom 12. Jh. bis zur Neuzeit."



    http://hpd.de/node/11174


    Mir ist schon klar, dass die meisten Menschen der damaligen Zeit sich ein Leben
    ohne Glauben und ohne Religion nicht vorstellen konnten.
    Für Zahra bedeutet es ja auch viel mehr, als "nur" Islam - es ist ihre Kindheit, ihre persönliche Geschichte, die Erinnerungen an das Leben in Granada vorher, ihre Identität eben.


    Das verstehe ich schon, auch wenn ich nicht gläubig bin und auch nie war.
    Ich kann die Gefühle nachvollziehen, die in ihr toben, die sie in seelische Konflikte stürzen.


    Dennoch wäre das Leben für alle viel einfacher,
    wenn gerade sie auch mehr Verständnis für Jaime`s Lage aufbringen würde.
    Sie neigt schon dazu, alles nur aus ihrer Perspektive zu beurteilen und die Toleranz, die sie ständig einfordert gegenüber dem Islam, ist sie selber nicht bereit, gegenüber dem Christentum zu gewähren.
    Wie man sieht, gefährdet sie damit den Zusammenhalt innerhalb ihrer Familie, der gerade in diesen turbulenten Zeiten lebenswichtig wäre.


    :wave

    Hallo Miriel :knuddel1


    du hast recht, was André angeht - dem verzeihen wir gerne seine
    kleine Charade - weil er eben noch charmanter und witziger ist als sein "alter ego" Robert Miller.


    Ein weiterer Roman von "Nicolas Barreau" ("Du findest mich am Ende der Welt")
    hat mir deutlich weniger gut gefallen als "Das Lächeln der Frauen",
    daher lasse ich jetzt erstmal die Finger von diesem "Autor" :grin


    Dir wünsche ich noch ein schönes Neues Jahr mit vielen interessanten Büchern.
    :wave

    @ SiCollier :knuddel1


    "Glaubensdiskussionen" sind auch nichts für mich und meistens sage
    ich nichts zu dieser Thematik, weil es eben schwierig ist und ein Minenfeld
    der Empfindlichkeiten auf allen Seiten.


    Im Grunde macht es mich traurig und wütend, dass die gesamte Menschheitsgeschichte so geprägt war von Religionskonflikten, von Grausamkeiten, Verfolgungen, Hass und Morden im Namen welcher Götter
    auch immer - und wir sind noch immer nicht klüger geworden.


    Wie viele sinnvolle Ziele könnten die Menschen damals wie heute anstreben,
    anstatt sich darüber zu zerfleischen, was nun der "richtige" oder "falsche"
    Glaube ist?


    Ja - der Roman ist hochaktuell, was diese Konflikte angeht.
    Es wird ja auch deutlich, dass es auf allen Seiten besonnene und kluge Leute gab, die gewaltfrei zu vermitteln versuchten - wie Talavera zum Beispiel -
    und dass der Fanatismus einiger Hassprediger alles zunichte macht, was mühsam aufgebaut wurde an Vertrauen.

    Zitat SiCollier:



    Zitat:
    Original von Emmy
    Wie schade, dass sie nicht alle gemeinsam Atheisten werden konnten, dann wären viele Probleme gelöst.
    Es gab sicher zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte Agnostiker, Atheisten und Freigeister.


    "Bei allem Respekt - das dürfte mMn ein Wunschdenken eines heutigen säkular ausgerichteten Menschen sein. Ich denke, diese Personengruppe war damals extrem klein. Das kann aber vermutlich nur ein Historiker oder Religionswissenschaftler beantworten." Zitat Ende




    Aber sicher ist das Wunschdenken von mir und auch nicht ganz sooo ernst
    gemeint. :grin


    Nur überkommt mich hin und wieder bei sehr religionslastigen Themen ein
    gewisser Widerspruchsgeist und ein kleines böses atheistisches Teufelchen lenkt meine Finger über die Tasten... :teufel


    Peace :bluemchen

    Meine Sympathien liegen eindeutig bei Jaime, jedenfalls in dieser
    Phase der Geschichte.


    Er sitzt doch eh zwischen allen Stühlen als Angestellter der kastilischen Krone mit einer maurischen Geliebten und drei unehelichen Kindern im Nacken.
    Dann muss Zahra ihm nicht noch zusätzlich Vorhaltungen machen für Dinge, die er gar nicht verantworten kann, an denen er nicht "schuld" ist.


    Mir kommt sie jedenfalls sehr ungerecht und engstirnig vor - und das ist wohl
    auch der Grund, warum ihr Jaime die wahren Gründe für seine Verletzungen verschweigt. Er befürchtet - zu Recht - weiteres Geschimpfe... :gruebel

    Hallo ihr Lieben :wave


    Miriel :knuddel1
    Wie schön, ich freue mich, dass dir der Roman gefallen hat, nachdem
    wir uns ja über die Frage unterhalten haben, wer diese Bücher denn eigentlich
    schreibt, die unter dem Namen "Nicolas Barreau" erscheinen.


    Ich denke, da es bisher kein Dementi von Seiten des Verlages gab - soweit mir
    bekannt ist - existiert unser junger französischer Autor nur in der Phantasie
    seiner Leser/innen :gruebel
    Die Parallele zu der Romanhandlung erscheint mir schon sehr eindeutig/zweideutig zu sein.


    Jedenfalls ist das Buch lesenswert, wer auch immer es verfasst hat.


    :lesend

    Hallo Deichgräfin :wave


    Ja, die Familie war vermögend, aber sie haben fast ihr gesamtes Geld/Gold
    bei dem Überfall von Ibrahim` Leuten verloren.
    Als sie dann nach Granada zurückgekehrt waren, mussten sie ein Haus mieten,
    was Zahra zunächst nicht so gut gefällt und die Männer überlegen, was und wo sie arbeiten sollen, um das Einkommen zu sichern.


    Jaime entscheidet sich daraufhin, sich als Leibwächter des Infanten anstellen zu lassen, nachdem er ihm das Leben gerettet hat.


    Das Vermögen der Sulamis taucht erst später wieder auf in dem Haus, das die Komplizen von Ibrahim angemietet hatten. :-)

    Hallo allerseits,
    liebe Lea :wave


    Hinter Chalida`s Entführung steckt also doch Ibrahim - ich hatte es
    befürchtet.
    Er war schon früher unangenehm aufgefallen und jetzt hatte sein Hass auf die Familie as - Sulami viele Jahre Zeit sich zu steigern - mit dramatischen Folgen für Zahra und ihre Angehörigen.


    Aber ich habe auch Kritik ans Zahra`s Verhalten, vor allem gegenüber Jaime,
    der wirklich alles tut, um sie und die Kinder zu schützen und ein Einkommen zu sichern.
    Er lässt sich sogar angreifen, erniedrigen und verprügeln für sie.
    Ich meine, die meisten anderen Männer hätten Zahra längst verlassen unter diesen Umständen, zumal sie garnicht verheiratet sind.


    Zahra sollte glücklich und dankbar sein und ihrem Allah danken, dass sie so einen wunderbaren, tapferen und klugen Mann an ihrer Seite hat. :anbet
    Sie allerdings macht ihm immer nur Vorwürfte und will dennoch ihren bequemen Lebensstandard mit Haus in Granada, Farm auf dem Land und Dienerschaft aufrechterhalten.


    Besonders absurd wird ihr Denken, als sie bemerkt, dass Jaime "christliche Kleidung" trägt - hoppla, jetzt haben schon Hosen eine Religionszugehörigkeit, alles klar. :help
    Wenn sie schon so vehement ihren Glauben vertritt, wundert es mich, dass
    Chalida - ein wunderbares Mädchen - einen Hund haben darf.
    Im Islam gelten Hunde doch als "unreine Tiere", ähnlich wie Schweine? :gruebel


    Diese Religionsfrage ist wie ein Sprengsatz und ein thematisches Minenfeld in dieser Familie, wo es eine Jüdin gibt, Muslime und Jaime, der zum Glück überhaupt kein Fanatiker ist.
    Wie schade, dass sie nicht alle gemeinsam Atheisten werden konnten, dann wären viele Probleme gelöst.
    Es gab sicher zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte Agnostiker, Atheisten und Freigeister.

    Das ist offenbar garnicht so einfach mit den Epochen. :-)


    Einge Quellen legen die Postmoderne in die Zeit nach 1980,
    also lange nach Marlen Haushofer.
    Nachkriegsliteratur ist zeitlich korrekt, aber inhaltlich weniger,
    denn die Themen bei Haushofer sind eher innerlich- subjektiv.

    Hallo allerseits, :wave


    Zitat

    Original von Emmy
    Die Toleranz der Mauren gegenüber anderen Religionen hat es in dieser Gesellschaft gegeben - im Gegensatz zu heute.

    (Hervorhebung von mir)
    Zitat SiCollier:
    "So kann ich das akzeptieren. Wobei sich die Frage stellt, wodurch sich der Islam dermaßen zurück entwickelt hat (um das mal so auszudrücken, wohl wissend, daß diese Ausdrucksweise etwas hinkt). "


    Ich weiß nicht, ob sich der Islam als Religion zurückentwickelt hat im Vergleich zum 15. Jh. - aber die Menschen haben sich verändert und gerade im Bereich Bildung, die den Mauren damals sehr wichtig war, gibt es heute große Defizite.
    Wissen und Bildung sind immer der beste Schutz vor Intoleranz und Fanatismus.


    Auf der anderen Seite werden Menschen radikalisiert, je mehr sie verfolgt und in die Enge getrieben werden, wie es den Mauren widerfahren ist in Andalusien um 1500.


    Aber erstmal zurück zu den ersten Kapiteln:


    Die Beziehung zwischen den Brüdern Jaime und Gonzalo ist geprägt von Misstrauen und emotionalen Konflikten - nicht zuletzt wegen Zahra.
    Aber es spielen noch andere Aspekte mit rein - beide Brüder bewegen sich zwischen den sich verschiebenden Machtstrukturen der Mauren und
    Kastilier und besonders Jaime`s Position ist zumindest ambivalent.
    Immerhin lebt er seit Jahren unverheiratet mit einer Muslimin zusammen und hat drei Kinder mit ihr.
    Dennoch sind sowohl Jaime als auch Gonzalo integre Männer von Ehre und Gewissen und haben letztlich auch ein gemeinsames Ziel, nämlich die Machtübergabe des maurischen Reiches an die katholischen Könige ohne Blutvergiessen zu bewerkstelligen.

    Hallo Gummibär,


    Marlen Haushofer war Österreicherin und hat von
    1920 - 1970 gelebt.


    Ihr bekanntestes Werk ist "Die Wand"


    :wave

    Hallo allerseits,
    liebe Lea :wave


    so ganz in allen Einzelheiten kann ich mich an "Die Maurin" nicht mehr
    erinnern (zum Beispiel an Zahra`s drei Kinder) ,aber an die Stimmungen und die spezielle "Farbe" des Romans noch sehr gut.


    Gleich zu Beginn in dieser Geschichte hier wird die Reisegruppe von Jaime und Zahra
    brutal überfallen von einer Bande Kastilier und ihre kleine Tochter Chalida wird von den Männern mitgenommen, ebenso die Wagen mit dem Geld der Familie.


    Dieser Überfall vermittelt sehr drastisch das Gefühl von Heimatlosigkeit und
    Bedrohung, der die Familie ausgesetzt ist, nach ihrer Flucht aus Granada Richtung Portugal.


    Hinter dieser Bedrohung scheint sich noch eine weitere Gefahr innerhalb der Familie zusammenzubrauen, und zwar besonders zwischen Zahra und Jaime.


    SiCollier : Mir ist auch diese emotionale Kälte zwischen Zahra und Jaime aufgefallen, die besonders von ihr ausgeht.
    Es kommt mir so vor, als würde sie Jaime für Vorkommnisse haftbar machen, die er nicht zu verantworten hat.
    Denn gerade er hat sich immer als sehr besonnener, kluger und verständnisvoller Begleiter für Zahra und die gemeinsamen Kinder erwiesen.
    Ich habe die Befürchtung, dass die Religionsfrage noch mehr als einen Keil in diese Beziehung treiben wird.


    Die Toleranz der Mauren gegenüber anderen Religionen hat es in dieser Gesellschaft gegeben - im Gegensatz zu heute.
    Ich denke, dass jede Gesellschaft, jede Kultur in der Geschichte eine Blütezeit hat - und das war für den Islam wohl in dieser Epoche ( 15. Jh.) und in den Jahrhunderten davor.


    Vielleicht erinnert sich jemand an den Film:
    "Robin Hood - König der Diebe" mit Kevin Costner?


    Es gibt da diese Szene, wo der Maure Azeem (verkörpert von Morgan Freeman) mit einem Fernrohr einen Trupp Berittener erspäht und Robin aufgeregt vor sich rumfuchtelt, als er durch das Glas die Reiter direkt vor seiner Nase wähnt.
    Azeem bemerkt dazu nur seufzend:
    "Wie konntet ihr nur mit so wenig Bildung Jerusalem erobern?"



    I

    Hallo Miriel,


    so richtig verstimmt bin ich nicht und ich wollte dir auch nicht die Freude
    an dem Buch verderben. :-)
    Wie gesagt - in "Das Lächeln der Frauen" geht es darum, dass ein Lektor
    einen Roman geschrieben hat und den "passenden" englischen Autor dazuerfindet. Dann möchte eine Leserin diesen Autor unbedingt kennenlernen
    und daraus ergeben sich dann die üblichen Verwicklungen.
    Das ist im Grunde die Geschichte in der Geschichte in der Geschichte - wie bei diesen russischen Puppen... :chen


    Allzu ernst sollten wir dieses Versteckspiel auch nicht nehmen und gutgelaunt weiterlesen... :lesend