Beiträge von Emmy

    Ihr Lieben,



    hier ist nun auch meine Einschätzung zu dem Roman.
    Außerdem möchte ich mich auch sehr herzlich bedanken beim Verlag
    für das Leseexemplar und dem Forum für die Gelegenheit für diese
    spannende Leserunde.



    Ein zentrales Thema in diesem Roman ist das Reisen, im konkreten wie im übertragenen Sinn.
    Es gibt viele weite Reisen über den Ozean von Indien nach Europa und wieder zurück, Reisen zu den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs, Reisen in die Vergangenheit und schließlich die spannendste Reise des Lebens überhaupt – die Suche nach der eigenen Identität.


    Die im Jahr 1900 geborene Anahita Chavan blickt auf ein sehr langes Leben zurück, sie hat in ihrer Heimat Indien Armut und unermesslichen Reichtum kennengelernt, kluge Menschen, mächtige Familien und die Zwänge alter Traditionen.
    Mit ihrer Freundin Indira geht sie später in England zur Schule und begegnet dort sowohl Menschen, die sehr wichtig werden für ihr weiteres Leben, als auch Standesdünkel, Bosheit und Rassimus ihr gegenüber.


    Sie wird eine gute Schülerin und eine kundige Heilerin, kennt sich mit Kräutern aus und bewahrt ihr spirituelles indisches Erbe, als sie sich zur Krankenschwester ausbilden lässt.


    So wird sie schliesslich zur Mittlerin zwischen den Welten und Zeiten, denn sie gibt das Erbe ihres Lebens weiter an ihre Familie und vor allem an ihren Urenkel Ari, einen erfolgreichen Geschäftsmann.
    Es gibt nämlich eine zentrale ungelöste Frage in Anahita`s Leben, der Ari viele Jahre später in England auf den Grund gehen soll.


    Ari reist zu dem Landsitz Astbury Hall in England, wo ein Historienfilm gedreht wird mit der jungen amerikanischen Schauspielerin Rebecca.
    Dort sucht er nach Spuren der Vergangenheit seiner Urgroßmutter und den früheren Bewohnern des Landsitzes.
    Er findet am Ende mehr, als er gesucht hat, bewertet sein eigenes Leben und seine Zukunft neu und nimmt die Geschichten der Vergangenheit an als Teil seiner eigenen Biographie.


    Es hat mir Spaß gemacht, den Roman zu lesen, die Kontrastierung von Europa und Indien einerseits und der zeitlichen Ebenen andererseits geben der Handlung eine spannende Struktur.


    8 von 10 Eulenpunkten


    Deine Idee zu dem Namen "Noah" finde ich sehr überzeugend, liebe Lesebiene.
    Lord Anthony hat tatsächlich eine gespaltene Persönlichkeit.
    Da lag ich mit meiner Assoziation nicht so ganz falsch, als er mich am
    Anfang an Norman Bates aus dem Film "Psycho" erinnert hat.
    Dennoch hat er mir zuletzt auch leid getan - wie hätte er eine männliche
    selbstbewußte Identität entwicklen können bei dieser starken Dominanz seiner Mutter, die selber von frühester Kindheit an von ihrer Großmutter Maud
    manipuliert wurde.
    Das ist alles sehr tragisch und fatalistisch.
    Dieser Fatalismus ist es auch, der mich ein wenig stört an der Geschichte - alles scheint vorherbestimmt zu sein und sich zu wiederholen durch die Generationen.
    Rebecca und Ari verkörpern die Hoffnung auf eine freiere Zukunft im Spannungsfeld der Kulturen zwischen Indien und der westlichen Welt.


    Es hat mir Spaß gemacht, den Roman zu lesen - trotz einiger Kritikpunkte
    eine unterhaltsame und gut erzählte Lektüre.
    :wave

    Zitat

    Original von saphiria
    Den letzten Abschnitt fand ich sehr dramatisch. Die Geschichte von Anni hat mich doch erschüttert. Wieder mal ist es Maud, die ganz erheblich ihre Finger im Spiel hat und Annis Schicksal besiegelt. Ich bin nur gespannt, wo Moh abgeblieben ist, was Maud da wieder ausgeheckt hat.
    Auch die Umstände um Violets Tod finde ich sehr mysteriös. Vielleicht hat ja da auch Maud nachgeholfen, um die Erziehung von Daisy an sich zu reißen.
    Schön, dass Indira als Rettungsanker auftaucht, und Anni zurück nach Indien bringt. Dort wartet ja ein besseres Leben auf sie.


    Ich bin schon sehr neugierig, wie sich die noch losen Enden im letzten Abschnitt zusammenfügen.


    Maud ist wirklich im Verlauf der Geschichte immer mehr besessen von ihrer Macht über ihre Familie - eine zutiefst bösartige Frau.
    Daher wundert es mich, wie sie zwei so sympathische Kinder bekommen konnte.
    Selina und Donald müssen zu 100% nach ihrem Vater geraten sein.
    Maud hat ihre Tochter vergrault, ist an der Intrige gegen Anni beteiligt zusammen mit diesem dubiosen Arzt Trefusis - ich war sofort misstrauisch, als er sich die Kräuter von Anni zeigen lässt - und hat sogar den tragischen Tod Donald`s zu verantworten.
    Moh hat sie vermutlich irgendwo in einem Waisenhaus untergebracht unter einem falschen Namen, damit er oder seine Nachkommen bloß nie auf die Idee kommen, sie könnten einen Anspruch auf Astbury Hall haben.


    Ich denke schon, dass Violet und Rebecca gemeinsame Vorfahren haben und irgendwie über ein paar Ecken verwandt sind.
    Ob es mit den Kopfschmerzen zu tun hat, ist aber unwahrscheinlich, weil Violet an Eklamsie verstorben ist, eine schwere Krankheit, die am Ende einer Schwangerschaft auftreten kann und früher meistens tödlich verlief.


    Das musste auch dem Arzt Trefusis klar sein und das macht sein Verhalten gegenüber Anni noch abscheulicher.

    Zitat

    Original von mazian


    Ich bin ja der Meinung, Annis Sohn Moh hat bis zu seinem Tod dort gelebt. Schliesslich war Anahita der festen Überzeugung, dass er nicht im Alter von 3 Jahren, sondern erst einige Tage vor ihr, 81-jährig verstorben ist. Ich denke allerdings auch, dass sicher der nette Arzt noch Aufschluss geben kann.


    Das Cottage ist ein zentraler Ort der Geschichte, irgendwie verdichtet sich dort das Schicksal von Anni, Moh und Donald.
    Die Warnung an Ari, es nicht zu betreten, scheint mir der Beweis zu sein, dass es für Anthony eine besondere Bedeutung hat.
    Es ist ein Ort der Erinnerung, ein Gegenstück zu dem Mausoleum mit den Gräbern seiner Vorfahren.
    Dass Moh alleine dort gelebt hat, glaub ich eher nicht, denn er wurde ja sehr bald für tot erklärt. Dafür muss es einen Grund geben - vielleicht damit er oder seine etwaigen Nachkommen keinen Anspruch auf Astbury Hall erheben können, weil Moh immerhin Donald`s Sohn war?


    Rebecca gerät immer mehr in den Sog der Vergangenheit. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mit Violet`s Familie verwandt ist. Immerhin stammen sie alle aus Amerika und das würde auch die Ähnlichkeit mit Violet erklären.
    Hoffentlich schafft sie es, sich zügig von Jack zu lösen.
    Er benimmt sich infantil, zerfließt vor Selbstmitleid und ist zudem selbstverliebt- egozentrisch.
    Auch Anthony wirkt irgendwie infantil, aber eher auf schizophrene Weise - er ist mir unheimlich.
    Ari dagegen tut Rebecca gut, er bedrängt sie nicht, lässt ihr Raum für ihre eigenen Gedanken und versteht ihren inneren Konflikt.

    Zitat

    Original von Gronik


    Stimmt, dass es Rebecca seit ihrer Ankunft auf Astbury immer wieder so schlecht geht, fand ich auch auffallend. Ich bin sicher, da hat Mrs. Tredathan irgendwie ihre Finger im Spiel. Ich finde sie wahnsinnig aufdringlich und würde mich an Rebeccas Stelle nicht umsorgt, sondern eher kontrolliert und erdrückt fühlen!


    Ich habe diesen Abschnitt noch nicht ganz durch - aber sie sind mir beide
    sehr unheimlich, Lord Anthony und Mrs. Travathan.
    Entweder teilen sie beide das Wissen um irgendein Verbrechen oder befinden sich in einer komplizierten psychischen Abhängigkeit voneinander.
    Als Rebecca bemerkt, wie sich seine Stimme verändert, wenn er von seiner Mutter Violet spricht, musste ich an Norman Bates aus "Psycho" denken.
    Auch sein Verhalten gegenüber Ari ist sehr merkwürdig und widersprüchlich.


    Dann taucht auch noch ihr Verlobter Jack auf und übt Druck auf sie aus.
    Rebecca wird regelrecht eingekreist von Jack, James und Anthony - nur bei Ari kann sie sich wohlfühlen und frei atmen. Das ist eine Parallele zu Anahita und Donald - sie reiten auch die gleiche Strecke und empfinden eine wohltuende Seelenverwandtschaft.
    Aber kann sich Rebecca von den Fesseln befreien, die sich immer enger um sie schließen in Astbury?


    Die sprachliche Gestaltung und der Aufbau der Handlung gefallen mir auch sehr gut - viel besser noch als im "Orchideenhaus" (die anderen Romane der Autorin kenne ich noch nicht).


    Anahita wirkt wesentlich reifer und realistischer in ihrem Denken als Indira.
    Bei der Prinzessin spürt man schon sehr, wie eitel und egozentrisch sie geworden ist durch ihr Leben als verwöhnte Tochter im Palast.
    Dennoch ist ihre Mutter ganz anders - die Maharani entspricht nicht dem Bild der untergebenen Ehefrau, die hauptsächlich dekorativ wirken muss und ansonsten wenig zu sagen hat.
    Sie ist eine durchaus moderne Frau, klug, sensibel und eigenständig in ihren Entscheidungen. Wahrscheinlich war es auch sehr außergewöhnlich für diese Epoche und die Welt, aus der sie kommt, dass sie alleine nach England reisen durfte und dabei noch dazu den Gefahren des Kriegs ausgesetzt war.


    Anahita und Indira driften auseinander, begünstigt noch durch die unfreundliche und kalte Atmosphäre in Astbury Hall, wo Anni von Anfang an in die Rolle einer Bediensteten gedrängt wird.
    Nur Lady Selina und Donald erkennen ihre menschlichen und heilerischen Fähigkeiten.
    Donald gefällt mir bisher sehr gut. Ich frage mich, ob er der Vater von Anahita`s beiden Kindern war? Denn irgendwoher muss Ari doch seine blauen Augen haben.

    Zitat

    Original von Nell
    Hier wird Indien lebendig und ich bin versunken in den Schilderungen. Schade, dass England nicht ebenso lebendig geschildert wird. Natürlich ist es grau und trostlos, aber ich hätte mir mehr Eindringlichkeit gewünscht, um den Kontrast herauszustreichen.
    Anni kann leider gar nicht anders handeln, als sie es tut aber seltsamerweise kann ich auch Indira nicht böse sein, dazu ist sie einfach zu sympathisch.
    Immerhin ist Donald ein echter Lichtblick für Annie, ich bin gespannt, wie es weitergeht.


    Das ging mir auch so - dieses Krönungsfest wird sehr bildreich und farbig erzählt. So kann man sich das "alte" Indien mit seinen unermesslich reichen Maharadschafamilien und Traditionen vorstellen.
    Gleichzeitig werden auch soziale Spannungen deutlich und eine sehr gespaltene Gesellschaft.
    Es gibt Seuchen, Hunger und Armut, außerdem Naturkatastrophen, denen hauptsächlich die ärmere Bevölkerung ausgesetzt ist, da sie keine festen Häuser haben und in Gegenden wohnen müssen, die gefährdet sind.

    Zitat

    Original von Klusi
    Für mich ist dies das zweite Buch von Lucinda Riley. Nachdem mich "Das Orchideenhaus" nicht so recht überzeugen konnte, bin ich besonders gespannt, ob ich mich mit der "Mitternachtsrose" anfreunden kann. Im ersten Abschnitt ist das schon sehr gut gelungen.
    Der Prolog um Anahita hat mir sehr gefallen. Die alte Dame besitzt hundert Jahre Lebensklugheit, verbunden mit einem siebten Sinn, so habe ich den Eindruck.


    "Das Orchideenhaus" hat mir recht gut gefallen und gerade im Urlaub lese ich meistens Romane, die mich unterhalten, aber nicht zu sehr fordern. :lesend
    Es stört mich auch nicht sehr, wenn manche Entwicklungen vorhersehbar sind oder klischeehaft -wie der Hausherr, den sie für den Gärtner hält.


    Hier hat mir bisher der Prolog sehr gut gefallen und die Kapitel aus Indien im 2. Abschnitt.
    Die englischen Kapitel sind bislang klischeehaft, das ist schon richtig - altes Herrenhaus, Familiengeheimnis, eine spukende Ahnin, ein grummeliger Lord, eine mütterlich-fürsorgliche Haushälterin, ein modernes Neuzeitmädel als Kontrast, etc. ..
    Wir haben solche Geschichten schon oft gelesen, dennoch mag ich diese typisch englische Atmosphäre und lass mcih einfach überraschen, was da noch so kommt...

    Hallo allerseits :wave


    die "Indien- Kapitel" sind bisher irgendwie intensiver und auch sprachlich
    anspruchsvoller als die "englischen" - jedensfalls empfinde ich es so.


    Als sich Ari`s Freundin Lali von ihm trennt und damit seinem Leben eine
    tiefgreifende Wendung gibt, ist das genau die Veränderung ,die seine Urgroßmutter
    vorausgesehen hat.
    Sein Leben war bis dahin eine Tretmühle aus Arbeit und Verdrängung.
    Nun spürt er seine Einsamkeit und muss sich endlich mal mit sich selber,
    seinen Wertvorstellungen und
    seinen Gefühlen auseinandersetzen.
    Nun ist er auch bereit für die Lebenserinnerungen von Anahita und begibt sich
    auf einen neuen Weg, die Suche nach den eigenen Wurzeln und der Vergangenheit, die auch seine Zukunft prägen wird.
    Er fliegt nach England und ich bin gespannt, wa ihn dort erwartet.

    Zitat

    Original von Aly53


    Der 100. Geburtstag von Anahita hat mir sehr gut gefallen.
    Ich hab sie sofort tief in mein Herz geschlossen, sie scheint ein ganz besonderer Mensch zu sein.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr Sohn tatsächlich nicht tot war, sondern erst als sie es spürte und da war auch sie bereit zu gehen. Es muss einem das Herz zerrissen, nicht zu wissen was mit dem eigenem Kind passiert ist :-(
    Aber ich muss auch sagen, ihr Urenkel Ari, macht mich doch echt mal ganz schön wütend. Er kommt mir total undankbar und egoistisch vor. Geht einfach nicht zur Beerdigung seiner Urgroßmutter, weil ja seine Karriere viel wichtiger ist :fetch ist ihm denn nicht klar, wieviel Vertrauen ihm Anahita entgegenbringt und er tritt es einfach mit Füssen. Ich hoffe wirklich das sich seine Charaktereigenschaften im Laufe des Buches noch ändern werden.
    So, jetzt muss ich aber schnell weiterlesen :-)


    Ihr Lieben,


    der Prolog ist wunderschön und Anahita ist so weise und ruht so sehr in sich,
    dass man sich in ihren Gedanken geborgen fühlt und die Angst vor dem Altern verliert.
    Ihr Geist hat sich schon geöffnet für die andere Welt und die Nähe zu den Bergen des Himalaya (soll auch ein Sitz der Götter sein) gibt ihr Ruhe und Kraft. Sie nimmt andere Dinge wahr und vertraut vor allem ihrem inneren Wissen.
    Ari ist noch nicht so weit, um das Anliegen seiner Urgroßmutter zu verstehen.
    Es geht dabei nicht nur um die Suche nach ihrem Sohn, sondern auch um das Wissen der Vergangenheit, um das, was weitergetragen wird von den Generationen durch die Zeit. Es geht letztendlich um Ari`s immaterielles Erbe, um das, was ihn ausmacht, um seine Wurzeln.


    Rebecca wirkt auf mich bisher sehr unsicher und für eine berühmte Schauspielerin etwas unbedarft und gutgläubig, was aber sehr sympathisch wirkt in dieser Welt der Oberflächlichkeiten.
    Die Medienbeziehung mit diesem Jack erinnert uns vielleicht an Brangelina oder ähnliche Paare und wirkt daher klischeehaft, aber die Art, wie Rebecca darauf reagiert, zeigt ihre Verletzlichkeit.
    Der alte Landsitz Astbury Hall ist so wunderbar englisch und geheimnisvoll, der verschrobene Hausherr passt genauso ins Bild wie die mütterliche Haushälterin und die jung verstorbene Ahnin Violet, der Rebecca so verblüffend ähnlich sieht.
    Durch die Dreharbeiten an dem historischen Film bekommt dieses romantische Ambiente noch andere Dimensionen und öffnet sich in die Vergangenheit wie auch in die moderne Gegenwart mit Handys und Internet.

    "An der Hand meiner Schwester"
    von Bärbel Probert - Wright


    war mein Lesehighlight im August.
    Eine sehr persönliche Schilderung der Flucht
    zweier Schwestern in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs.