Beiträge von dark swan

    Liebe Piper1981, vielen Dank für deine nette Rezension. :) Ich freu mich sehr, dass du Spaß an dem Buch hattest. :kiss


    Nur eins: Du sagtest, dass die Autorin keine Erklärungen bietet - also, das würde ich jetzt nicht unterschreiben. *g* Vielleicht hast du sie überlesen. (?) :gruebel


    Ich versteh, dass du irritiert bist, wenn du ein Fantasy/Horrorbuch erwartet hast. Aber genau diese Etikettierung ist m.E. das Problem, denn wenn du Horror oder Fantasy erwartest, bist du bei einem Buch, das eigentlich v.a. emotionale Ver- und Entwicklungen zeigt wahrscheinlich zwangsläufig enttäuscht. Ich schreibe keine Horror- oder Fantasybücher, a b e r Entwicklungsromane, die sich bestimmter Genre-Elemente bedienen, u.a. auch aus Horror, Fantasy, Thriller.


    Beltz hat mit dem TB-Cover und dem Klappentext auch versucht, das Romanpublikum anzusprechen, nicht so sehr das Genre-Publikum, was ich eigentlich gut finde, eben weil es kein echtes Genrebuch ist. Vielleicht dies als Erklärung? :wave

    Liebe Leseeulen!


    Es gibt ja auf der Büchereule gerade eine Wanderbuchrunde zu VAKUUM.


    Ich möchte euch aber noch auf eine Leserunde aufmerksam machen, die auf dem Blog "Katze mit Buch" stattfinden wird. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis morgen! Sieben Freiexemplare werden verlost, und es gibt momentan noch vier freie Plätze. :-)


    Auf meiner Facebookseite findet ihr den Link zu der Runde: https://www.facebook.com/pages/Antje-Wagner/1524755244414251


    Ich würde mich sehr freuen, wenn die eine oder andere Büchereule (oder auch Eulerich) mitlesen und diskutieren möchte. Ich bin als Autorin mit anwesend und werde brav alle aufkommenden Fragen beantworten. :grin


    Ich freu mich auf euch! :wave


    Antje

    Ich LIEBE dieses Buch!


    Selten findet man so schräge, liebenswerte, durchgeknallte, zärtlich-gezeichnete Figuren. Ich hätte dieses Buch ewig weiterlesen können. Wenn ich es mit einem Wort beschreiben sollte, würde ich sagen: ORIGINELL! Sowohl was Sprache, aber auch was Inhalt und Charaktere angeht. Nichts ist vorhersehbar, andauernd wird man überrascht und beglückt mit kleinen, herrlichen Details. Was für ein Einfallsreichtum, was für eine Fabulierlust! Ich kenne nur wenige Autor/innen, die so leichthändig schreiben, so schwebend fabulieren.


    Ich empfehle dieses Buch dringend weiter - es ist die perfekte Sommerlektüre!

    Klappentext
    Die Liebe ist ein Leiden – die Schwärmerei eine glückbringende Kunst … Für Perdita Kellermann enden Liebesgeschichten stets fatal - im Kino, in Romanen, im wirklichen Leben erst recht. So kann es nicht weitergehen. Perdita begibt sich in die Hände eines imaginären Therapeuten. Ziel: Genesung durch Herstellung äußerer wie innerer Ereignislosigkeit. Zu diesem Zweck verzichtet Perdita auf Liebe, Filme und Bücher und übt sich in der Kunst der Schwärmerei - gefahrlos, aus der Ferne, ohne aufwühlenden Kontakt. So weit die Theorie ...



    Meine Meinung
    Wow! Was für ein wunderschön geschriebener Unterhaltungsroman! Warum ist das Buch so unbekannt? Warum kennt kein Mensch diese tolle Autorin?
    Ich kenne kaum eine deutsche Gegenwartsunterhaltungsautorin mit SO einer sprühenden, herrlichen Fabulierlust, die sprachlich so originell, inhaltlich so reich und farbenfroh, und zugleich so witzig und berührend schreibt. Dieses Buch ist ein richtiges kleines Juwel.


    Nein, es ist kein literarisches Buch, sondern Unterhaltung, aber sehr gut gemachte, intelligente Unterhaltung!


    Mehrere Erzählstränge schieben sich hier ineinander, überlappen sich, wechseln sich ab. Mancher berührt einen mehr, ein anderer bringt einen zum Lachen, der nächste zum Träumen. Nachdem ich den Roman durch hatte, hatte ich das gefühl, gleich mehrere Bücher gelesen zu haben (einen Party-Roman, einen Kndheitsroman, einen Liebesroman und einen erotischen Roman).


    Fazit
    Ich hab dieses Buch so gern gelesen, dass ich es dieses Weihnachten viermal verschenkt hab.
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    Klappentext:


    In einer Mondscheinnacht verlässt der 13-jährige Miles das Haus, nimmt seinen Kajak und schippert in den Puget Sound an der Pazifikküste. Was als harmlose Erkundung von Schnecken, Krebsen, Quallen und Seeigeln beginnt, führt plötzlich zu einer unerwarteten Begegnung - mit einem Riesenkalmar. Die Sensation ist groß, Miles gibt Fernsehinterviews, aber selbst das Interesse der Medien lässt ihn nicht seine Probleme vergessen: Seine Eltern wollen sich trennen; seine beste Freundin, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft, ist unheilbar krank; und seine heimliche Liebe Angie hat Drogenprobleme. Eines Tages wird eine Jahrhundertflut vorausgesagt, die wenig später Wirklichkeit wird ...




    Meine Meinung:
    Begeisterung klopft an meine Schläfen. Dies ist eins dieser seltenen Bücher, bei denen ich laut "Danke!" rufen möchte.


    Erzählt wird die Geschichte eines 13jährigen Jungen, die scheinbar wie nebenbei und mit einer leichten Hand eine ganze Poesie des Meeres entwirft. Ich verneige mich vor dem Autoren. Es ist eine ungeheure Leistung, die er da erbringt, ohne in irgendeiner Weise angestrengt zu wirken, im Gegenteil: Dieses Buch ist leicht wie eine Wolke.


    Ich verstehe nicht, warum dieses wundervolle, poetische, warmherzige Buch so unbekannt ist. Es ist herausragend geschrieben, inhaltlich spannend, sprachlich höchst originell, es ist witzig, emotional und - es ist berührend. Kurz gesagt: Ich kann es mir nicht besser vorstellen.


    Das Buch bekommt von mir 10 von 10 Sternen, weil es tief ist und sprachlich fein gearbeitet und weil es sich vom (leider sehr oft vorkommenden) Oberflächengeplapper in der gegenwärtigen Jugendliteratur abhebt, ohne moralisierend zu werden.


    Unbedingte Leseempfehlung!
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    Ich liebe ja Bücher über Sonderlinge, und dieses Buch hier hätte wahrscheinlich den Deutschen Jugendliteraturpreis bekommen, wenn es im Hardcover und in einem Jugendbuchverlag herausgekommen wäre...
    So ist es traurigerweise irgendwie untergegangen, was ich ehrlich sehr bedauere, denn das Buch ist gnadenlos schön.


    Erzählt wird die Geschichte von Luke, in dessen Leben ein tiefer Bruch geschieht. Seine Mutter stirbt bei einem Unfall. Zusammen mit seinem introvertierten Vater wagt er in einer anderen Stadt einen neuen Beginn. Bitterarm können sie sich nur eine Bruchbude von Haus leisten, fern der Stadt, auf einem kargen Berg.


    Dort treffen sie auf Jon, der auf der anderen Seite des Bergs wohnt, ein schräger Typ in Lukes Alter, der Opaklamotten trägt, Lexikonwissen vorträgt und ansonsten schweigt. Ein Ausgestoßener in der Schule, der ganz sicher etwas vor der Außenwelt verbirgt.


    Das Hinreißende an diesem Buch ist eigentlich weniger die Geschichte, die erzählt wird, als w i e sie erzählt wird. Da treffen drei ziemlich schräge Typen aufeinander, und alle drei sind irgendwie am Ende, ziehen aus der Begegnung jedoch unerhörte Kraft und Überlebenswillen. Das könnte entweder zur Klamotte oder triefend kitschig werden, aber zwei weitere Akteure in diesem Buch sind die Sprache und das Gefühl. Williams schreibt schnörkellos und klar, und hin und wieder geht ein wunderschönes Bild in den Zeilen auf. Und duftet. Zum Niedersinken. Die emotionalität liegt vor allem in diesen Bildern, und ich muss sagen, mich hat das Buch sogar stellenweise zum Weinen gebracht.


    Fazit:
    Eine klare Leseempfehlung für alle, die gern eine kleine und doch große, eine zarte und sensible Erzählung über Freundschaft und Verlust lesen möchten.
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    Dieses Buch ist ein Glücksfall. Hier traut eine Autorin ihrer Geschichte, läßt sie ganz langsam sich entfalten und nimmt uns Leser in den Sog des Rätselhaften und Unheimlichen mit, der sich Seite für Seite steigert.


    Wer Marlen Haushofers "Die Wand" mag, sollte auch Jean Heglands "Die Lichtung" lesen. Beide Bücher sind schwarz und romantisch - auf gnadenlose Art. Beide verbindet ein ähnliches Motiv und eine ähnlich düster-soghafte Grundstimmung.


    In "Die Wand" findet eine Frau sich eines Morgens von einer nicht sichtbaren, aber undurchdringlichen Wand umgeben, und die Welt hinter dieser Wand hat aufgehört zu existieren. Nach und nach verdichtet sich die Ahnung, daß allein der von der Wand umgebene Talkessel am Leben geblieben ist, daß diese Frau also die letzte Überlebende der Welt ist. Aber was ist passiert? Eine Umweltkatastrophe oder etwa ein militärisches Experiment, das schiefgelaufen ist? Bis zum Schluß wird diese Frage in "Die Wand" schmerzhaft im Raum stehen.


    Auch in "Die Lichtung" geht die Welt auf sonderbar ungeklärte, aber unaufhaltbare Weise zugrunde. Wir erfahren Gerüchte: Politische Putschs habe es vielleicht gegeben, Anschläge auch. Seuchen tauchten auf und griffen um sich, Klimakatastrophen geschahen - oder auch alles zusammen. Genaues weiß keiner, und nach und nach versiegen die vertrauenswürdigen Quellen, denn das Stromnetz bricht zusammen, Fernseh- und Radiostationen senden immer seltener, bevor sie nur noch Musik vom Band spielen und schließlich ganz verstummen.


    So wie in "Die Wand" ist es auch in "Die Lichtung" eine weibliche Kraft, die mit der Katastrophe umgehen muß und sie schließlich überlebt. Bei Marlen Haushofer war es eine Frau um die fünfzig. Bei Jean Hegland sind es zwei Mädchen, Geschwister, 17 und 18 Jahre alt.


    Es ist ein faszinierendes, ein feinfühliges und dennoch brutales Buch. Eins, das man mit immer größerem Erstaunen liest und für das man dankbar ist. Denn anders als andere Bücher, hinter denen allzu deutlich das Konstrukt, die Absicht des Autors/der Autorin oder ein pädagogischer Zeigefinger hervorscheint, nimmt dieses Buch einen mit. Es nimmt einen mit, im positiven und negativen Sinne: Es saugt dich ein und tut dir weh. Und dabei ist es so wunderbar reichhaltig und spannend, daß man es am liebsten in einem Zug lesen möchte, austrinken.


    Es packt einen am Herz und jenen Schichten des Geists, die wir noch aus der Kindheit kennen müßten - wenn wir Bücher lasen, wo Kinder ganz allein durch einen sibirischen Wald wandern mußten, wo sie sich über gefährliche Meere und durch ferne Abenteuer schlugen, wo sie ausgesetzt waren auf wilden Inseln oder in eisigen Welten -, und Jean Hegland schafft es, diese tiefe Sehnsucht wieder zu berühren.


    "Die Lichtung" ist ein Buch, das ich schon mehrfach gekauft und verschenkt habe, und das ich jedem und jeder empfehlen möchte, der und die Interesse an einer wunderbar geschriebenen Erzählung, einer fantasiereichen Sprache, an dunkler Romantik und ja: einer frauenorientierten Sichtweise auf heutige Probleme hat.


    Kauft es, lest es und verschenkt es! Von mir bekommt es 9 von 10 Punkten!
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    Klappentext:
    Merricat ist ein seltsames Mädchen. Sie mag ihre Schwester Constance, Richard Plantagenet und Amanita phalloides, den grünen Knollenblätterpilz. Sonst nicht viel. Dafür sind ihre Feinde zahlreich.



    Meine Meinung:


    Selten habe ich ein Buch gelesen, das so viel Wucht hat wie dieses. Das so beklemmend, ausweglos und verführerisch ist wie dieses.


    Shirley Jackson ist eine ausgezeichnete Autorin. In den USA gehört sie zum Kanon, in Deutschland ist sie weitgehend unbekannt. Sicher - im Bereich des Unheimlichen, des psychologischen Horrors ist sie durchaus ein Name, doch ihre Texte sind mehr als bloße Schauergeschichten, Gruselsezenarien und Gothic Novels. Shirley Jacksons Texte sind literarisch.


    "Wir haben schon immer im Schloß gelebt" ist nur hundert Seiten lang, ein unauffälliges kleines Bändchen. Der Klappentext verspricht die Geschichte zweier Mädchen, Geschwister, die nach einem verheerenden Unglück als einzige Überlebende der Familie in einem Schloß weiterleben. Vom Dorf werden sie geächtet, und keine der beiden bemüht sich, diesen Umstand zu ändern.


    Dies also ist die Geschichte, die auf der Oberfläche erzählt wird. Mit großer Spannung und einer blutvollen Sprache. Doch es ist eben nur die Geschichte auf der Oberfläche. Bereits nach einer Seite merken wir, daß hier noch eine zweite, eine ganz andere Geschichte erzählt wird: Wir befinden wir uns mitten in einem psychotischen Hirn. Langsam spüren wir: Nichts ist so, wie wir es lesen.


    Dies ist ein Schauerroman und es ist keiner. Die Geschichte ist zugleich real lesbar und als Bild. Natürlich gibt es dieses Schloß, aber nur auf der Oberfläche der Geschichte. Tauchen wir ein wenig tiefer in unser eigenartiges Gefühl beim Lesen, tauchen UNTER die Oberfläche, wird dieses Schloß zum Hirn eines Menschen, der dieses Buch erdenkt. Es gibt nur diese eine Hirn, und in dem leben diese beiden Schwestern. Alles geschieht jetzt. In der Gegenwart, in einer einzigen Person. Wir sind Zeuge, wie ein Hirn zugrunde geht. Es ist eine verstörende, eine tief berührende und zugleich verführerische Geschichte des Wahnsinns.


    "Wir haben schon immer im Schloß gelebt", heißt nichts anderes als: "Ich war schon immer mehrere."


    Das wirklich Starke an diesem Buch ist sein Humor. Ja, es ist düster, doch zugleich humorvoll, kein schwarzer Humor, sondern echte Leichtigkeit. Wie in ihrem bekanntesten Roman "Spuk in Hill House" vermag Shirley Jackson auch in diesem Buch durch die Leichtigkeit jenen Kontrast herzustellen, der das Kranke, Schwere und Psychotische erst unentrinnbar macht.


    "Wir haben schon immer im Schloß gelebt" ist ein erstklassiges Buch. Geschrieben in einer ungewöhnlich fantasievollen und dabei doch knappen Sprache, mit einer Soghaftigkeit, die ihresgleichen sucht.


    Leider ist das Buch vergriffen. Versucht es, gebraucht zu kaufen, es z.B. bei Ebay zu ersteigern und dann weiterzugeben.
    Lest es nicht, wenn ihr gerade labil und angreifbar seid - es wird euch mit Leichtigkeit in jene Zwischenbereiche ziehen, die riskant und von verstörender Verführungskraft sind. Lest es, wenn ihr stark seid. Und genießt seine dunkle Schönheit.

    @ Cathrine


    Danke für deine Reaktion. Ich selbst finde ja, der Inhalt steht schon im Klappentext und die Rezension sollte eher auf die Machart und Besonderheiten der Form eingehen und keine Inhaltsbeschreibung sein.


    Aber das sind möglicherweise einfach unterschiedliche Vorlieben.


    Ich füge den Klappentext aber jetzt noch ein! Danke für deine Antwort. :-x

    Liebe Eulen,


    ich bin zwar schon etwas länger angemeldet, hab auch schon einige Rezensionen online, hab mich aber noch nicht vorgestellt, was ich hiermit nachholen möchte.


    Ich möchte in Zukunft gern hier bei den Eulen im Forum sein. Es ist hier irgendwie netter als in anderen Foren.


    Ich bin Leserin und Autorin.


    Ich schreibe Erzählungen und Romane für Erwachsene und Jugendliche. Meine drei jüngsten Bücher sind alles All-Age-Thriller, die mit dem Unheimlichen und dem Düsteren spielen. :)
    Alle drei wurden hier von den Eulen schon rezensiert, was ich Klasse finde. :)


    Es sind "Unland" (ein Roman über sieben Jugendliche, die in einem verlassenen Dorf auf ein schier unglaubliches Geheimnis stoßen), "Schattengesicht" (ein Psychothriller über zwei mörderische Freundinnen) und "Vakuum" (ein Endzeit-Thriller, in dem 5 Jugendliche eine Katastrophe überleben müssen, bei der alle Menschen und Tiere verschwunden und sie offenbar als die einzigen Überlebenden übrig geblieben sind).


    Im Moment schreibe ich an einem neuen Buch: diesmal einem Psychothriller für Erwachsene.


    Ich lese gern und oft. Ich schätze gute Jugendbücher, wie z.B. die von Andreas Steinhöfel. Im erwachsenen Bereich mag ich sehr Joyce Caol Oates, Marlen Haushofer, Marguerite Duras und Jeanette Winterson.


    Hier bei den Eulen hoffe ich auf einen spannenden, menschlich-warmen Austausch und freue mich auf gute Empfehlungen und Gespräche.


    Alles Liebe von dark swan (Antje)

    Klappentext:


    Einmal mehr benötigt Inge Nowak eine ordentliche Portion Kombinationsgabe und den einen oder anderen Zufall, um am Ende nicht nur das Schicksal von fünf Toten zu verstehen, sondern auch ihr eigenes. Corinna Waffender gewohnt stilsicher in literarisch-kriminalistischer Hochform: ein spannender Plot meisterhaft erzählt.Die dreiundvierzigjährige Pfarrerin Erika Mangold wird erschossen in einer Kirche in Berlin-Charlottenburg aufgefunden. Sie hinterlässt einen todkranken Ehemann, eine vierzehnjährige Tochter, einen fast erwachsenen Sohn und jede Menge Unklarheiten über sich selbst. Hauptkommissarin Inge Nowaks zweiter Fall bringt nicht nur ein als bürgerliches Durchschnittsglück getarntes Familiendrama ans Licht, sondern auch eine vergessene Leiche im Keller, die geduldig dreiundzwanzig Jahre auf ihre Entdeckung gewartet hat: Welche Rolle spielt der chilenische Jugendfreund Juan Valero, den das Opfer kurz vor ihrem Tod noch getroffen hat? Wer ist im Besitz der Tatwaffe aus alten Militärbeständen? Was hat ein toter Junge im Westdeutschland der 80er Jahre mit all dem zu tun? Während die Berliner Hauptkommissarin noch immer mit ihrem Coming-out ringt, führen die Spuren im Fall Mangold in eine Zeit, in der Homosexualität tatsächlich gut versteckt werden musste. Einmal mehr benötigt Inge Nowak eine ordentliche Portion Kombinationsgabe und den einen oder anderen Zufall, um am Ende nicht nur das Schicksal von fünf Toten zu verstehen, sondern auch ihr eigenes. Corinna Waffender gewohnt stilsicher in literarisch-kriminalistischer Hochform: ein spannender Plot meisterhaft erzählt.


    Meine Meinung:


    Ich lese eigentlich gar nicht so gern Krimis. Weil mir oft etwas ganz Bestimmtes fehlt. Aber dieser Krimi hier ist anders.
    Er ist schlicht mehr als "nur" ein Krimi. Er sprengt das Genre zwar nicht, aber er weitet es (ein bisschen).


    Krimis gelten im Allgemeinen als nicht besonderes literarisch. Wenn es eine Waage gäbe, dann würde wohl die Seite "Plot" bei einem Krimi schwerer wiegen als die Seite "Sprache". Und genau hier ist die Stelle, an der "Töten ist ein Kinderspiel" sich auffallend von den meisten Krimis unterscheidet.


    Zwar ist "Töten ist ein Kinderspiel" ganz genretypisch aufgebaut - mit einer Kommissarin und ihren beiden sympathischen Kollegen, die auf die jeweils ureigene Art und Weise einen komplexen Fall lösen -, doch hinzu kommt noch ein weiterer Akteur, der bei den meisten anderen, den gewöhnlichen Krimis eben meist außen vorbleibt: eine gute Sprache.
    Denn: diese Autorin kann schreiben!
    Anders gesagt: Hier fesselt nicht (nur) der Plot, sondern v.a. diese rhymthmisch komponierte Sprache, die wunderschönen Sprachbilder und Sätze. Und genau das ist es, was auch ihren Vorgänger "Tod durch Erinnern" besonders macht.
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    Ein Rezensent auf Amazon stellt die Frage, warum dieses Buch denn um Gottes Willen für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde, behandelt es doch, wie er erklärt, die Themen "Behinderung", "Drogen", "Sex" usw. sehr oberflächlich.


    Diese Herangehensweise zeigt (leider), worauf Jugendbücher im allgemeinen Verständnis reduziert werden: auf einen pädagogischen Zweck.
    Und das halte ich für grundverkehrt. Büchern, die um einen pädagogischen Zeigefinger herum geschrieben werden (Stichwort "Brennpunktthemen", z.B. Magersucht, Leben im fremden Körper, Behinderung, Drogen, Ausländer, Missbrauch etc.) merkt man genau diesen Zweck auch an. Und das macht eigentlich nie Spaß. Wer will denn um Gottes willen beim Lesen "aufgeklärt" werden bzw. das Gefühl haben, an eine pädagogische Hand genommen zu werden, die einen jetzt mal in die richtige Richtung im Leben schiebt? Jeder kennt doch solche Bücher selbst, und jeder weiß, wie sehr das nervt. So was liest man doch nur den Eltern oder Lehrern zuliebe ...


    Viel, viel interessanter und kunstvoller sind Jugendbücher, die eine große Fülle haben (und es schaffen, ein Thema wie Behinderung eben einfach mal nebenbei mit aufzugreifen, es aber nicht unbedingt ins Zentrum rücken müssen), vor allem aber, die Spaß machen, weil man sie so richtig gerne liest (!) und drittens: die mit einer guten Sprache aufwarten. Und genau das alles hat "Monsterwochen".


    Ich bin begeistert von diesem Buch. Es betört einen geradezu mit seinen ungewöhnlichen Charakteren, die sehr plastisch und glaubhaft gezeichnet sind und vor allem eben: mit seiner originellen Sprache. Da werden Bilder entwickelt, die so fremd und witzig sind, dass man die Luft anhält oder laut herausplatzt vor Lachen, weil sie nichts mit den üblichen ausgelutschten Metaphern zu tun haben, nichts mit den Phrasen, die wir alle schon hundertmal gelesen oder gehört haben - nein, da werden mit einer rasanten Leichtigkeit sprachliche Kleinode aneinandergereiht, die einfach nur glücklich machen. Und DAFÜR hat dieses Buch die Nominierung einfach nur verdient.


    Was auffällig ist an der Art, in der Jugendliteratur behandelt wird, ist die Meinung: "Ach, das ist doch nur ein Jugendbuch, da muss der Autor sich doch nicht so eine Mühe geben ..."
    Aber warum? Warum sollten Jugendliche eine originelle, eigenwillige, spannende, GUTE Sprache, eine, die sich aus den ausgelutschten und langweiligen Bahnen herausbewegt, nicht schätzen können? Immer nur das gleiche Bild, die gleiche Metapher und dieselbe alte Phrase hinzuschreiben, heißt literarisches Fast-Food zu produzieren, und wenn man Kindern und Jugendlichen Fast-Food anbietet, wie und wieso sollen sie dann eigentlich später Appetit auf gute Bücher bekommen?
    Nein, nein - ich bin komplett anderer Meinung als mein Vor-Rezensent. Und ich bin unheimlich froh, dass dieses Buch nominiert wurde, denn es passiert selten genug, dass auch mal die Form, die Sprache eben, die das Kunstvolle an einem Buch ausmacht, bei der Nominierung ins Auge gefasst wird.


    All denen, die kein Betroffenheitsbuch über Behinderung und Drogen lesen wollen, sondern die es lieben, sich sprachlich überraschen (und damit beglücken) zu lassen, möchte ich dieses Buch von ganzem Herzen empfehlen. Behinderung und Drogen sind durchaus Thema im Buch, aber zum Glück nicht Brennpunktthema! Und genau damit wird das Ganze in meinen Augen viel glaubhafter und dringt tiefer ein, als wenn darauf herumgeritten wird. Hauptakteur in dem Buch ist kein Brennpunktthema, es ist im Gegenteil der selten gewordene sprachliche Einfallsreichtum. Dieser Roman sprüht geradezu vor höchstwitzigen und dennoch natürlich Dialogen, entfaltet eine wunderbar skurrile Sprachwelt, ist schlichtweg ein kleines Feuerwerk leuchtender Ideen.


    Warum geb ich trotzdem nur 8 von 10 sternen? weil ich mir im Gesamten mehr Ausdauer gewünscht hätte. In der Konfliktführung und -lösung ist mir das buch ein bisschen zu "amerikanisch" - seine Stärke liegt in rasch gestreuten Pointen, aber das geht auf Kosten einer Konzentration auf die Beziehung der beiden Hauptcharaktere. Koertge lässt sie von einem Ort zum nächsten springen, und erzeugt dadurch Eindruck permanenter Bewegung, doch dies ist leider nur eine äußere Bewegung, während die innere Bewegung in der Beziehung (und in den Figuren) etwas mangeljaft gezeichnet ist. Innere Bewegung würde spürbar werden, wenn er die beiden im Ruhezustand zeigte. Koertge lässt sich - für mein Gefühl - ein bisschen zu wenig Zeit für die Ausleuchtung des (Figuren-)Konflikts und für die Durchdringung der (interessanten und spannungsgeladenen) Verbindung dieser beiden Hauptcharaktere, und am Ende schreibt er Colleen dann einfach aus dem Plot heraus, statt sich der Herausforderung (und die beiden Charaktere in den aktiven Konflikt) zu stellen.


    Fazit: Ein Buch, das sehr viel Wert auf Details und kleine Finessen legt, den Plot ein wenig vernachlässigt zugunsten eines hingebogenen Endes und einer äußeren Rasanz, die einem als Leser den Atem nimmt und einen mitreißt, jedoch nicht allzu sehr weh tut und allzu tief dringtŽ- alles in allem aber ein schönes, spannendes, lohnenswertes, witziges und ungewöhnliches Buch!

    Ich habe dieses Buch aus einem Zufall erstanden und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Es ist grandios. Abründig, bitterböse, ausweglos zärtlich - bewundernswert.


    "Hingabe" ist kein herzerfrischendes Buch, keins, das man nach der Lektüre mit einem Lächeln im Gesicht weglegt, um beschwingt an den Tag zu gehen.
    Ganz im Gegenteil: dieses Buch ist krank. Es ist obsessiv, hemmungslos, wildromantisch, schwarz, leidenschaftlich, und: Es schlägt Wunden. Es nimmt einen mit, und manche Geschichte darin vergiftet einen für immer.


    Was mich an dem Buch (neben seiner unerhörten Spannung) am meisten fasziniert und berührt hat, war die Zärtlichkeit des Autors seinen Figuren gegenüber. Eine jede dieser Figuren hat einen nicht wieder zu behebenden "Schaden", es sind Menschen, die in irgendeiner Weise zerbrochen und damit auch brutal (geworden) sind, und sie sind so plastisch, so voller Blut und Atem beschrieben, als könnten sie uns aus dem Buchdeckeln entgegenspringen.


    Die Geschichten sind dunkel und tief erschütternd, aber niemals auf der Oberfläche. Immer beginnen sie harmlos, fast begütigend, und das Abgleiten ins Abgründige geschieht fast nebenbei.


    Wer sich nach harmonischen Stories sehnt - Finger weg von diesem Buch! Wer sich nicht davor scheut, Liebe als etwas Gnadenloses und Brutales zu lesen, sollte Haslett auf keinen Fall verpassen.


    Die Monster leben nicht unterm Bett - sie sind mitten unter uns.


    Lest dieses Buch, und ich hoffe, ihr seid genauso begeistert. Empfehlt und verschenkt es weiter - dieser Autor hat es verdient!

    Diesen Erzählband lege ich LeserInnen ans Herz, die ein Faible für Schauergeschichten haben, für atmosphärisch erzählte Grusler.


    Daniel Mosmann ist ein wunderbarer Erzähler. Das Buch war für mich eine Überraschung und ja: eine kleine Offenbarung. Die Vorbilder des Autors liegen deutlich spürbar in der romantischen Tradition, bei Adalbert von Chamisso, E.T.A. Hoffmann, Ambrose Bierce, Edgar Allan Poe. Mit großer Sensibilität fühlt er sich in die Erzählhaltung und Motivik der Romantik ein und schenkt den LeserInnen eine Melange düster-melancholischer Gänsehautgeschichten.


    Was mir - neben der gelungenen Atmosphärenentfaltung - besonders gefallen hat, war die ungeheure Warmherzigkeit des Autors seinen Figuren gegenüber. So etwas kenne ich nur von Adam Haslett in "Hingabe" oder von Andreas Steinhöfel. Nicht nur jeder einzelne Text, auch jede Figur ist von Atem durchzogen, einem Herzschlag. Dem Autor liegen seine Figuren am Herzen.


    Was kann ich sagen: Die Geschichten haben mich berührt. Ich glaube, das ist das Beste, was man zu einem Buch sagen kann. Ich fand nicht alle Erzählungen erschreckend, dafür waren manche zu vorhersehbar (was an der Dramaturgie liegt, deshalb und nur deshalb vergeb ich zwei Sterne unter der Höchstwertung), aber stets waren sie berührend. Sie bringen etwas im Innern zum Klingen, und wenn ein Text so etwas schafft, dann ist er besonders.


    Der Autor hat eine Stimme, die bereits in diesem, seinem ersten Buch auffällt. Ich freu mich unheimlich auf weitere Bücher. Diesen Erzählband empfehle ich mit Kusshand weiter. Für alle, die gepflegten Grusel mögen und für die, die Lust auf zeitgenössische Schauertexte in Poescher Manier haben.


    Fazit: Kaufen, Gruseln und an Freunde weitergeben!
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    Gerade habe ich "Gegen einsam" beendet, das mich mehrmals (im Zug sitzend und lesend) fast zum Weinen gebracht hat, einen Roman über zwei Sonderlinge, die der Zufall zusammenwürfelt.


    Nun - ich bin wirklich begeistert. Selten lese ich in der deutschsprachigen Literatur Texte, die Wert auf so viele (wunderbare) Details legen, die sich Zeit nehmen für die kleinen, feinen Beobachtungen.
    Eine der Hauptfiguren sammelt beispielsweise Gegenstände, um irgendwann einmal viel mehr als die 17.000 Gegenstände zu besitzen, die ein durchschnittlicher Mitteleuropäer laut Statistik besitzt. Ganz einfach deshalb, weil er - wenigstens an einer einzigen Stelle in seinem Leben - *über*durchschnittlich sein möchte. Das ist so absurd schön, das ist zum Seufzen. Und genauso funktioniert auch dieses Buch - es sammelt die winzigen, aber entscheidenden Details, die es aus dem Einheitsbrei hervorheben, die diese kleinen Aha-Erlebnisse bescheren, dieses: "Das kenne ich, das geht mir auch so." Nur hat man es eben noch nie auf so eine Weise gelesen, in so ein Bild gegossen.


    Die Sprache ist schlank, teils atemlos, teils so zurückgenommen wie die ProtagonistInnen selbst. Nichts Überflüssiges und doch reich.


    Das Grundthema, um das der Roman sich zusammenzieht, ist - wie der Titel schon verrät - Einsamkeit. Die durchpocht tatsächlich alles - von der ersten bis zur letzten Seite. Manchmal so dermaßen intensiv, dass man vor Mitgefühl aufschluchzen möchte. Doch - und das sei klar gesagt - es kommt nicht wie mit der Dampframme in den Boden gestampft daher. Dies ist kein Faust-in-den-Magen-Buch. Es ist melancholisch, nimmt sich aber zu gleichen Teilen Zeit für einen feinen Humor.


    Was für ein wundervolles Buch! So bescheiden auf der einen Seite, doch löst es so viel Gefühl aus. Das mag auch daran liegen, dass Daniela Meisel ihre Figuren mit so viel Wärme und Zärtlichkeit gestaltet und behandelt. Man gewinnt sie sehr lieb und zittert richtig, dass ihnen nicht Schlimmes passieren möge.


    Ich empfehle diesen Roman von Herzen gern weiter. Wer wie ich Bücher über Sonderlinge liebt, wer Freude an Zwischentönen und Zwischenzuständen hat und an jenen besonderen Details, die in vielen Büchern nicht vorkommen, weil diese sich in Allgemeinplätzen bewegen, trifft mit "Gegen einsam" die richtige Wahl. Ein wunderschönes Herbst/Winter-Buch!