Beiträge von PMelittaM

    Köln, 1423: Elsbeth Biremaker ist nicht nur die Wirtin des Dirnenhauses „Schöne Frau“ in Köln, sondern auch die illegitime Schwester eines mächtigen Mannes. Niemand weiß davon, doch Elsbeth sieht es als ihre Pflicht, dessen Familie zu schützen. Damit hat sie viel zu tun, doch sie hat auch einiges an Macht.


    Ich bin ein großer Fan der historischen Romane Petra Schiers, und auch dieses Mal hat sie mich wieder überzeugt. Vor allem, weil dieser Roman besonders ist, und nicht nur lose mit anderen Romanen der Autorin verknüpft ist, sondern viel tiefer damit verwurzelt ist. Im Grunde werden die Geschehnisse einer ihrer Reihen hier noch einmal aus einer anderen Perspektive, nämlich Elsbeths erzählt. Aber das ist natürlich nicht alles, darüberhinaus lernen wir Elsbeth nicht nur näher kennen, sondern erfahren wir auch viel über ihr Leben, begleiten sie in Rückblicken, beginnend mit Elsbeths Eintritt in das Dirnenhaus als junge Frau.


    Elsbeth ist eine interessante und liebenswerte Frau, die schon in anderen Werken der Autorin aufgetreten ist, hier lernen wir sie nun näher kennen. Wir erleben ihre Entwicklung mit, erfahren von ihren Ideen und Träumen und davon, wie sie das Leben der Hübschlerinnen, wie die Dirnen auch genannt werden, verbessern möchte. Das alles basiert durchaus auf historischen Gegebenheiten, wie wir aus dem interessanten Nachwort der Autorin erfahren, ebenso wie andere Dinge, die hier eine Rolle spielen, wie etwa die Abbitte.


    Elsbeth zur Seite stellt Petra Schier den Henker Johannes Leyendecker, mit dem Elsbeth mehr verbindet als eine Geschäftsbeziehung, denn dem Henker sind unter anderem die Dirnenhäuser unterstellt. Ebenso eine größere Rolle spielt der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve, den man ebenfalls schon aus anderen Romanen der Autorin kennt. Und dann gibt es natürlich noch die Hübschlerinnen und anderen Charaktere, die Elsbeth unterstellt sind. Die Autorin hat mit ihnen allen wieder einzigartige Personen geschaffen, die man sich gut vorstellen kann.


    Da viele Szenen in einem Dirnenhaus spielen, gibt es auch welche, die das Leben der Frauen dort recht explizit zeigen. Für mich gehört das zu dieser Geschichte einfach dazu, man erfährt dadurch unter anderem auch viel über Elsbeths Charakter.


    Als Extras gibt es ein Personenverzeichnis und eine Karte Kölns des Jahres 1423, auf der man die Wege der Charaktere nachvollziehen kann.


    Der Roman war für mich eine Überraschung, ich hätte nicht gedacht, dass eine andere Geschichte, die Petra Schier bereits erzählt hat, eine so große Rolle darin spielt. Da wir hier aber eine andere Perspektive erfahren, und darüber hinaus noch viel mehr erzählt wird, hat es mir gut gefallen, man konnte Charaktere wiedertreffen und neue kennenlernen. Zudem wird etwas aufgelöst, was bisher noch offen war. Am Ende habe ich den Roman zufrieden zugeklappt, und hoffe auf eine Wiedersehen mit Elsbeth und Johannes in weiteren Romanen.

    Der Roman erzählt ein Stück walisischer Geschichte aus Sicht Gwenllians, einer Tochter Rhys ap Gryffydds, des Fürsten von Südwales. Die Erzählung setzt ein im Jahr 1196, Gwenllian ist zwölf Jahre alt, und endet 1219.


    Sabrina Qunaj nimmt einen vom ersten Satz an gefangen, sie erzählt bild- und lebhaft und lässt die damalige Zeit lebendig werden. Gwenlillan macht sich ihre eigenen Gedanken über ihr Volk, dessen Probleme mit den Freinc, den Fremden, die im Rest der Insel sesshaft geworden sind, diese beherrschen und sich auch Wales einverleiben möchten. Im Laufe der Geschichte wird sich diese Meinung wandeln, Gwenllian wird erwachsener, blickt tiefer, bleibt aber ihrem Volk eng verbunden. Als Frau muss sie damit rechnen „gewinnbringend“ eingesetzt zu werden, und so muss sie sich auch mit Heiratskandidaten auseinandersetzen.


    Immer wieder gibt es Zeitsprünge, jedoch jeweils nur von wenigen Jahren. Der Roman ist insgesamt ein umfangreiches Werk, das aber nie langweilig ist und mich oft zum googeln anregte. Gwenllian, aber auch andere Charaktere sind mir nahe gekommen, der Autorin ist es sehr gut gelungen, mich in die damalige Zeit zu entführen. Lediglich das Ende ist etwas kitschig, aber irgendwie auch passend.


    Zu Beginn des Romans befindet sich ein Personenverzeichnis, in dem historische Personen gekennzeichnet sind, und das einem auch die Aussprache der walisischen Namen näher bringt. Ebenso gibt es Stambäume sowie eine Karte, die ich selbst aber kaum zu Rate gezogen habe. Das Nachwort der Autorin ist lesenswert und sollte nicht überblättert werden.


    Der Roman hat mir nicht nur das Leben im Wales jener Zeit, sondern auch einige der damals lebenden historischen Persönlichkeiten nahe gebracht, und ich habe viel über den Kampf der Waliser gegen die für sie Fremden, die normannischen Herrscher über England, erfahren. Zudem hat mich der Roman gut unterhalten. Wer historische Romane mag, sollte hier zugreifen.

    Die Firma DNArtists entlässt genmanipulierte Mücken in die freie Wildbahn der Florida Keys, sie sollen helfen, das Gelbfieber einzudämmen. Der Biologiestudent Quito Mantezza versucht alles, das zu verhindern, denn er ist überzeugt, dass damit viel Schaden angerichtet werden könnte. Am Ende kostet es ihn sein Stipendium, und die Mücken sind trotzdem draußen unterwegs. Als sich eine tödliche Seuche auf den Keys ausbreitet, ist Quito sicher, dass die Mücken daran schuld sind, doch niemand glaubt ihm, und Beweise zu finden gestaltet sich sehr gefährlich.


    Mücken können schon eine richtige Plage sein, wenn sie keine Krankheiten übertragen, die, die hier ihr Unwesen treiben, haben es aber so richtig in sich. Innerhalb kurzer Zeit töten sie Menschen, alleine durch ihren Stich. Wie soll man sich davor schützen? Was kann man gegen sie tun? Ist wirklich der Freilandversuch daran schuld oder steckt etwas anderes dahinter?


    Der Roman liest sich sehr spannend, auch wenn die Entwicklung des Geschehens manchmal etwas übertrieben wirkt. Man entkommt aber der Atmosphäre, die sich entwickelt nicht, denn zum Beispiel das Sirren einer Mücke kennt jeder, jeder wurde schon einmal gestochen, und es gibt ja tatsächlich Mücken, die Krankheiten übertragen, die tödlich sein können. Das Setting passt gut dazu, auch, weil die Bedrohung zunächst gut eingegrenzt erscheint.


    Quito mochte ich von Anfang an, er ist jemand, der sich Gedanken macht, der sich für Tiere interessiert, und der hartnäckig bleibt, wenn er von etwas überzeugt ist. Andere Charaktere sind nicht ganz so gut gezeichnet wie er, dennoch kann man sie sich gut vorstellen. Ein paar davon sind sehr unangenehme Vertreter, und erscheinen mir manchmal etwas überzeichnet. Mir ist aber auch klar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die über Leichen gehen, um ihr Ziel zu erreichen.


    Ich fürchte, ich sehe Mücken ab sofort mit anderen Augen, auch wenn ich sie schon bisher ziemlich unangenehm fand. Interessant zu lesen ist das Nachwort, und auch ein bisschen erschreckend, vor allem nach diesem Roman.


    „Der Stich“ ist ein spannender Thriller, den man kaum aus der Hand legen mag. Manches schien mir allerdings ein bisschen überzogen, vor allem gegen Ende. Dennoch hat mich der Roman gut unterhalten und ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors.

    Rachael Schwartz wurde als Amishe geboren, konnte sich aber nur schlecht an die Regeln halten. Schließlich wurde sie von der Gemeinschaft gebannt, verließ ihre Heimat und hatte kaum noch Kontakt zu ihrer Familie. Nun wird sie brutal erschlagen in einem Motel in ihrem Heimatort Painters Mill aufgefunden.


    Kate Burkholder, selbst als Amishe aufgewachsen und nun Polizeichefin in Painters Mill, kannte Rachael als Kind und muss wieder einmal bei den Amishen ermitteln. Steckt vielleicht sogar ein:e Amishe:r hinter der Tat? Jedenfalls scheint niemand mit Rachaels Erscheinen gerechnet zu haben, was wollte sie also in ihrer Heimat?


    Ich mag die Reihe um Kate Burkholder, auch, weil ich die Gesellschaft der Amishen interessant finde. Heutzutage noch so zu leben erfordert sicher auch einen gut Teil Willenskraft und einen tiefen Glauben. Meines Wissens gehen nur wenige junge Amishe den Weg, den Kate gegangen ist, nämlich die Gemeinschaft zu verlassen, obwohl sie die Möglichkeit erhalten, die andere Lebensweise kennenzulernen. Rachael wäre vielleicht auch irgendwann selbst gegangen, doch sie hatte die Wahl nicht.


    Die Autorin lässt Kate selbst in Ich-Form erzählen, so dass man alles aus ihrer Sicht erlebt, ich finde, dass passt ganz gut. Lediglich die unten erwähnten Rückblenden sind davon ausgenommen, denn hier war Kate schließlich meist nicht mit dabei. Gut gefallen mir auch die eingestreuten Sätze in Pennsylvaniadeutsch, der Sprache, die die Amishen sprechen, sie verleihen eine gewisse Authetizität, auch wenn sie jeweils direkt im Anschluss übersetzt werden, was die Atmosphäre wieder ein bisschen zerstört.


    Neben Kates Ermittlungen gibt es immer wieder Rückblenden in Rachaels Vergangenheit, nach und nach erhalten so auch wir Leser:innen eine Vorstellung von ihrem Charakter, rebellisch und lebenslustig. Ein möglicher Täter kristallisiert sich schon relativ früh heraus, doch auch hier erfährt man erst nach und nach Hintergründe, und so ergibt sich erst am Ende die Wahrheit. Die Auflösung empfand ich als nachvollziehbar, der Showdown erscheint mir aber zu überzogen.


    Der dreizehnte Band der Reihe ist wieder spannend, nur gegen Ende fand ich ihn zu überzogen. Ich mag das Setting und bin gespannt auf weitere Romane der Reihe.

    1988 wurden zwölf Bergleute durch eine Explosion verschüttet und konnten nicht mehr gerettet werden. Ihre Leichen wurden vor Ort nicht gefunden, weswegen man sie das Wandernde Dutzend nannte. Doch nun, 34 Jahre später, werden sie durch einen Wassereinbruch an ganz anderer Stelle entdeckt, und mit ihnen ein dreizehnter Toter, der eine Kugel im Schädel hat. Kriminalhauptkommissarin Elin Akay und ihr Partner Holger Siebing ermitteln. Zur einberufenen Soko gehört auch die forensische Psychiaterin Jana Fäller, deren Vater damals gerettet werden konnte.


    Die Ermittlung nehmen lediglich vier Tage ein, der Fund am Freitag, die Auflösung am Montag, doch in dieser Zeit passiert unglaublich viel. Parallel zum aktuellen Geschehen gibt es zudem immer wieder Rückblenden in die Jahre 1988 und 1989, auch zum Unglückstag. Man kann als Leser:in gut mitraten, es gibt einige Wendungen, die Auflösung fand ich persönlich dann allerdings überraschend.


    Während ich mit Jana so meine Schwierigkeiten hatte, war mir Elin direkt sympathisch. Meine Lieblingscharaktere waren aber eher die Bergleute. Mehrere von ihnen lernt man kennen, die meisten Überlebende des Unglücks. Sehr beeindruckend ist der Zusammenhalt der Kumpels, nicht nur unter Tage, sondern auch im Privatleben.


    Überhaupt ist die Atmosphäre des Romans sehr gelungen, man fühlt sich mittendrin im Pott, in den Bergmannhaushalten, unter Tage, in der Stammkneipe. Besonders sind natürlich die Szenen im Berg, wo man Regeln einhalten muss, um nicht in Lebensgefahr zu kommen, und wo man auf das Wohlwollen des Berges angewiesen ist, der hin und wieder einmal bebt. Die durchaus klaustrophobische Stimmung kommt hier gut rüber. Sehr gut hat mir auch gefallen, wie viel ich über Bergbau gelernt habe, zusätzliche Hintergründe hatte ich mir vom Nachwort erhofft, aber leider nicht bekommen.


    Natürlich gibt es auch den einen oder anderen, der den Ermittlern das Leben schwer macht. Nicht immer kann man das nachvollziehen, und am Ende hätte ich mir das mehr thematisiert gewünscht.


    Überhaupt das Ende. Wer schon Krimirezensionen von mir kennt, weiß, dass ich es gar nicht mag, wenn gegen Ende ein:e Protagonist:in in Lebensgefahr gerät, außer es passt gut zur Story und wirkt nicht aufgesetzt. Vor allem wenn es aus Dummheit geschieht, kann ich das so gar nicht leiden. Leider ist das hier der Fall und hätte mir den Roman im Zieleinlauf fast noch gründlich verdorben. Geärgert habe ich mich, aber der Roman ist in meinen Augen einfach zu gut, als dass er mir stark verdorben wurde. Volle Punktzahl zu vergeben, ist mir aber nicht mehr möglich.


    Das Setting und die Atmosphäre des Romans sind gelungen, ebenso der Kriminalfall und die Charaktere. Leider gab es gegen Ende eine Enttäuschung für mich, so dass ich dem Roman leider nicht mehr volle Punktzahl geben kann. Dennoch hat er mich gut unterhalten, so dass ich ihn auf jeden Fall gerne weiterempfehle und gespannt bin auf andere Werke des Autors.

    In der Stadt Alysium wütet die Rebellion, viele Häuser gehen in Flammen auf, auch die Bibliothek, in der die Zauberbücher aufbewahrt werden. Die Bibliothekarin Kiela weiß sich nicht anders zu helfen, als mehrere Kisten mit Büchern vollzuladen und dann mit diesen zu fliehen. Gemeinsam mit Caz, einer Pflanze mit Bewusstsein versucht sie über das Meer zu entkommen und landet schließlich auf ihrer Heimatinsel Caltrey. Dort hat sie vor unter dem Radar zu bleiben, doch die Insel braucht ihre Hilfe und die Magie der Zauberbücher.


    Der Roman ist eindeutig ein Wohlfühlroman. Kiela mag eigentlich keine Menschen um sich, aber die Inselbewohner, zumindest die meisten, sind so liebenswürdig und ihr zugewandt, dass sie gar nicht anders kann, als sich ihnen ebenfalls zuzuwenden, das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich. Mir hat gut gefallen, wie alles ineinandergreift und im Grunde hätte es für mich bis zum Ende so weitergehen können. Ich hätte gar nicht die Gefahrenmomente gebraucht, die sich nach einiger Zeit ergeben haben, sie haben mich sogar eher gestört.


    Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, und obwohl ich auf diese meist verzichten könnte, hat mir diese gut gefallen, sie passt einfach in die Wohlfühlatmosphäre. Gut gefallen haben mir auch die Charaktere, die Bewohner:innen dieser Welt sind größtenteils keine Menschen, wenn auch oft menschenähnlich, manchmal sind es nur Nuancen, die sie von Menschen unterscheiden, so hat Kiela zum Beispiel blaue Haut. Es gibt aber auch unter anderem Zentauren und Wesen mit Schuppen oder Fell und Hörnern. Im Meer schwimmen Meermenschen und Seepferde, die aber ganz anders sind als die uns bekannten Seepferdchen. Und, natürlich, gibt es auch Magie, die allerdings vom Kaiser beherrscht wurde, der nun aber gestürzt ist.


    Spellshop ist ein schöner Roman, der gut in die Cosy Fantasy passt und angenehme Lesestunden verspricht. Gerne empfehle ich ihn weiter und bin nun gespannt auf andere Romane Sarah Beth Dursts.

    Der Vater der Tierärztin und Wolfsbeauftragten des Landkreises, Jennifer Rausch, verschwindet spurlos und läst sein Auto, seinen Hund und eine große Blutlache zurück. Joachim Rausch wollte auf die Jagd gehen und so schaut man zunächst an seinem Hochsitz nach, wo man eine Leiche findet, bei der es sich aber nicht um ihn handelt. Staatsanwalt Frederik Bach nimmt selbst Ermittlungen auf, an denen er Jennifer sogar beteiligt. Als schließlich bei ihr eingebrochen wird, wird der Fall immer undurchsichtiger und auch gefährlicher.


    Zu selben Zeit werden immer wieder Wölfe gesichtet, die sich untypisch verhalten und schließlich wird eine Herde Schafe von einem Wolf nahezu komplett gerissen. Auch in der Nähe von Rauschs verlassenem Auto wurde ein Wolf gesichtet. Derweil ist die Firma Fenceattack damit beschäftigt einen intelligenten Zaun zu entwickeln, der Wölfe effektiv abwehren kann.


    Tibor Rode hat sich wieder eines interessanten Themas angenommen, zu dem er viel recherchiert hat, das sich daraus entwickelnde Geschehen ist aktuell. Erzählt wird spannend, ich fühlte mich schnell in die Geschichte hineingezogen, die ich mir auch gut verfilmt vorstellen könnte. Leider hatte ich hin und wieder das Gefühl von Unlogik, nicht nur in Zusammenhang mit einem Meerschweinchen und einer Thermoskanne. Dennoch hat mich die Geschichte fasziniert und gepackt.


    Die Charaktere allerdings kamen mir weniger nahe als ich es mir gewünscht hätte. Erzählt wird vor allem aus Sicht Jennys, für die das Ganze auf mehreren Ebenen sehr persönlich wird. Nahe kam sie mir dadurch leider nicht. Immer wieder fließen Erinnerungen verschiedener Personen in kursiver Schrift ein, die letztlich das Bild komplettieren.


    Die Auflösungen sind im wesentlichen nachvollziehbar. Mich hat erstaunt, dass es auch hier so viel Realität hinter der fiktiven Geschichte gibt, aber wie Tibor Rode schon in einem anderen Roman sinngemäß schrieb, ist öfter das, was am unwahrscheinlichsten klingt, wahr. Im Nachwort kann man dazu noch einiges nachlesen.


    Unterm Strich hat mir der Roman, trotz des hin und wieder auftretenden Unlogikgefühls, einige spannende Lesestunden beschert. Die Aktualität liefert zudem Stoff zum Nachdenken. Ich bin gespannt auf Tibor Rodes nächsten Roman.

    Wie viele andere Schwarzwälder Bauernfamilien verdient sich auch die Familie Faller ein Zubrot durch den Bau von Holzuhren. Ernst, der jüngste, 1824 geborene Sohn, hat ein besonderes Talent für den Uhrenbau, und so wandert er eines Tages mit seinem Bruder Johannes ins „Uhrenland“, nach London aus.


    Sophia Carpenter fällt auf einen Betrüger herein, der sie mit hohen Schulden zurücklässt, die sie glücklicherweise abarbeiten kann. Auch sie macht sich eines Tages nach London auf, wo sie nicht nur die Gebrüder Faller trifft, sondern auch die junge Queen Victoria, sowie die Gebrüder Winterhalter, bekannte Maler, die ebenfalls aus dem Schwarzwald stammen, und von der Königin an den Hof eingeladen wurden.


    Leider nimmt der Klappentext schon viel zu viel vorweg, am besten wäre, man liest ihn erst gar nicht und lässt sich überraschen. Auch sonst lässt mich der Roman zwiegespalten zurück. Das Thema ist interessant, und wie der Autor das Leben seiner fiktiven Charaktere mit dem historischer Persönlichkeiten verwebt, ist gelungen. Wer historische Persönlichkeit ist, kann man übrigens dem Personenverzeichnis entnehmen, das dem Roman vorangestellt ist. Mir hat auch gut gefallen, dass man tatsächlich viel über den Uhrenbau erfährt, und dass die einzelne Teile des Romans nach Uhrteilen wie Antrieb oder Unruh benannt sind, und die Namen auch ganz gut zum jeweiligen Geschehen passen.


    Leider ist der Roman lange Zeit sehr langatmig, da wird ausführlich Ernsts und Johannes Kindheit und Jugend erzählt, und erst ab etwa der Mitte hat es der Roman dann geschafft, mich etwas mehr zu packen. Gestört hat mich auch, dass er zu Beginn fast wirkte, als sei er für Kinder geschrieben, sehr einfach, und eben aus Sicht von Kindern.


    Die Charaktere sind recht gut gezeichnet, erzählt wird vorwiegend aus der Sicht Johannes‘ beziehungsweise Sophias. Dadurch wird das Leben der Uhrmacher nicht nur im Schwarzwald sondern auch in London, so wie auch das Umfeld der Königin lebendig.


    Über das Ende kann man sicher streiten, aber mich machte es unzufrieden, obwohl ich normalerweise keine Probleme habe mit unerwarteten Enden beziehungsweise Enden, die meine Erwartungen nicht erfüllen. Diese hallt nach, aber eher negativ.


    Ralf H. Dorweiler konnte mich mit anderen Werken schnell packen, hier ist ihm das nicht gelungen, der Roman ist mir in weiten Teilen zu langatmig erzählt. Interessant ist die Thematik des Uhrenbaus, die gut ausgearbeitet wurde. Auch die Einbindung historischer Persönlichkeiten hat mir gefallen. So hinterlässt mich der Roman zwiegespalten. Dennoch gibt es sicher viele Genrefans, dem er gefallen könnte.

    Tatsächlich ist es schon länger her, dass ich einen Agatha Christie-Roman gelesen habe, aber die mit Miss Marple waren mir immer die liebsten, und viele habe ich noch ganz gut im Kopf. Wenn ich an Miss Marple denke, sehe ich übrigens immer Joan Hickson vor mir, die sie meiner Ansicht nach perfekt verkörpert hat. Sie war es auch, die mich geistig begleitet hat, während ich die zwölf Geschichten dieser Sammlung gelesen habe, in denen verschiedene Autorinnen Miss Marple und ihr kriminalistisches Geschick wieder zum Leben erweckt haben.


    Die Geschichten sind sehr unterschiedlicher Art, und spielen nicht alle in Großbritannien, Miss Marple besucht zum Bespiel auch die USA und macht eine Kreuzfahrt nach Hongkong. Man trifft einige Personen wieder, die man aus den Romanen kennt, allen voran Miss Marples Neffen Raymond West. Man lernt aber auch neue kennen, unter anderem sogar eine Urgroßnichte, die in einem Fall eine wesentliche Rolle spielt. Bereits die erste Geschichte zieht einen wieder in Miss Marples Universum und fügt sich gut ein in die Geschichten um sie.


    Leider haben mir nicht alle Geschichten gleich gut gefallen, aber das ist eigentlich normal für solch eine Sammlung. Hin und wieder konnte ich nicht die Miss Marple erkennen, die ich aus den Romanen kenne und mag. So fehlte mir zum Beispiel das Jane Marple-Feeling in einer der USA-Geschichten.


    Manche der Geschichten werden in Ich-Form erzählt, allerdings nicht aus Miss Marples Perspektive. Ich mag diese Art des Erzählstils, zumal Jane Marple natürlich trotzdem das ihre zur Aufklärung beigetragen hat. Einige Geschichen empfand ich als recht originell, andere als eher vorhersehbar, was aber nicht immer schlecht ist.


    Überraschenderweise kannte ich nur ein paar der Autorinnen, manche Geschichte machte mich aber neugierig, mir bisher unbekannte kennenzulernen, zum Beispiel die, in der Jane Marple nicht alleine ermittelt, sondern eine andere versierte Ermittlerin zu Seite gestellt bekommt.


    Zwölf neue Miss Marple-Geschichten von ebenso vielen Autorinnen erzählt finden sich in dieser Sammlung. Im wesentlichen wurde ich gut unterhalten, habe Jane Marple in vielen wieder erkannt und fand auch die meisten Geschichten lesenswert. Wer mehr von Miss Marple lesen möchte, kann hier nichts falsch machen.

    1943 werden bei Ausgrabungen am Castel del Monte Aufzeichnungen gefunden, die, wie sich herausstellt das Leben des Staufers Friedrich II, der von 1194 bis 1250 lebte, nachzeichnen..


    Ich gestehe, dass ich wenig über diesen doch sehr interessanten Herrscher wusste, bevor ich den Roman las. Sein Großvater Friedrich Barbarossa war mir schon eher ein Begriff. Der Roman besteht aus den fiktiven Aufzeichnungen, nur selten unterbrochen durch die Rahmenhandlung der Ausgrabung.


    Ja, jetzt weiß ich deutlich mehr über Friedrich II, der ein spannendes Leben hatte, sich für vieles interessierte, weniger auf Kampf als auf Worte und Gesetze setzte, was er auch während des Kreuzzuges, an dem er teilnahm, zeigte, der trotz seines Kreuzzuges von zwei Päpsten gebannt wurde, der viele Frauen liebte und vier davon heiratete, einige Kinder bekam, die ihm nicht alle Freude bereiteten, sich auch mit Menschen umgab, die andere als Feinde ansahen und sich für Minderheiten einsetzte, der aber auch grausam sein konnte.


    Leider ist mir Friedrich nicht wirklich nahe gekommen. Ich hatte auch zunächst Probleme, in den Roman einzutauchen. Der Erzählstil ist dafür zu sachlich, zu distanziert, nur hin und wieder konnte ich Friedrich besser fassen. Wenig hat man auch über seine Frauen und Kinder erfahren, was ich schade finde. Für mich hätte ein Erzählstil, der näher an Friedrichs Gedanken und Emotionen ist, besser gepasst.


    Dennoch habe ich viel erfahren über seine Herrschaft, seine Zeit, seine Weggefährten und Zeitgenossen. Das war interessant zu lesen und hat mein Wissen über jene Zeit bereichert, dem eine andere Perspektive hinzugefügt.


    Leider ist mir der Protagonist nicht so nahe gekommen, wie ich es mir gewünscht hätte, jedoch habe ich viel über ihn und seine Zeit erfahren. Wer gut recherchierte historische Romane mag, sollte einen Blick riskieren.

    Im Laos der 1970er Jahren ist, nach der kommunistischen Machtergreifung, Doktor Siri Paiboun der einzige Leichenbeschauer des Landes. Sein neuester Fall ist eigentlich ganz simpel, ein Blinder wurde überfahren, als er die Straße überquerte. Doch dann findet Siri chiffrierte Briefe bei dem Toten, und wird neugierig, denn der Blinde konnte sie wohl kaum lesen, geschweige denn dechiffrieren. Könnte es sich hier um eine politische Verschwörung handeln?


    Als Siri zu einem weiteren Todesfall in den Süden des Landes geschickt wird, verknüpft er beide Ermittlungen miteinander, während seine Assistentin Dtui und der Polizist Phosy in den Norden fahren, um dort zu ermitteln. Am Ende hat Siri nicht nur mehrere Mordfälle, sondern auch das Rätsel um den Blinden gelöst, während Dtui mit einer ganz anderen Überraschung aufwartet, die im nächsten Band noch eine Rolle spielen könnte.


    Der vierte Band um Doktor Siri hat mich genauso gut unterhalten wie die vorherigen, er ist ein Protagonist, den man mögen muss, bereits im Rentenalter tut er immer noch, wenn auch manchmal widerwillig seine Pflicht. Als ehemaliger Rebell muss er nun erkennen, dass die Machtergreifung seiner Partei nicht alles zum besseren gewandt hat, im Gegenteil. Dabei hat Siri auch eine gewisse Affinität zur Geisterwelt beziehungsweise zum Mystischen. Ganz so ausgeprägt wie bisher ist es hier nicht, aber ganz ohne kommt der Band auch nicht aus.


    Begleitet wird Siri auf seiner Reise in den Süden von seinem alten Genossen Civilai. Sowohl diese beiden als auch Dtui und Phosy erleben allerhand, teilweise wird es richtig gefährlich. Siri trifft aber auch seine alte Kampfgenossin Daeng, sodass er zwischendurch in Erinnerungen schwelgt. Daeng ist übrigens ein interessanter Charakter, genauso wie der Transvestit Bpoo, der unter anderem Siris Zukunft weissagt. Mal sehen, ob beide den Sprung in den nächsten Band schaffen, ich würde mich freuen.


    Die Romane um Dr. Siri sind nicht nur spannend und laden zum Mitraten ein, sie sind auch immer humorvoll, so dass man sehr gut unterhalten wird. Zum Glück gibt es schon eine ganze Reihe weiterer Bände, ich freue mich darauf, auch diese zu lesen.


    Doktor Siri muss in seinem vierten Band nicht nur ein interessantes Rätsel sondern auch mehrere Mordfälle lösen, während seine Assistentin Dtui ein Abenteuer ganz anderer Art erlebt. Wie immer wurde ich gut unterhalten und kann die Reihe auf jeden Fall weiter empfehlen.

    1986 verschwindet in Katzenbrunn ein dreizehnjähriger Junge. Dies passiert in den kleinen Dorf nicht das erste Mal, vor zehn Jahren hatte sich Kriminalhauptkommissar Hans J. Stahl noch geschworen, den, Greifer genannten, Täter zu fassen, doch ein schwerer Unfall hinderte ihn daran. Nun ist Stahl, mittlerweile pensioniert, zurück, um seinen Schwur endlich in die Tat umzusetzen.


    Katzenbrunn ist ein winziges Dorf mit weniger als zwanzig Häusern, es gibt keine Kinder im Dorf, aber eine psychiatrische Klinik. Die Stimmung im Ort hat etwas düsterers, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass alle Einwohner:innen etwas auf dem Kerbholz zu haben scheinen, jedenfalls diejenigen, die man näher kennenlernt. Der Autor legt damit einige Fährten, der Greifer könnte auf jeden Fall einer von ihnen sein.


    Leider bleiben alle Charaktere recht blass, unsympathisch sind die meisten sowieso. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, auch der Greifer ist dabei, sympathischer wird dadurch niemand, eher im Gegenteil. Auch Stahl kam mir nicht nahe. Im Grunde benehmen sich alle außerst merkwürdig, Logik ist nicht wirklich angesagt, auch die Polizei, die erst spät ins Spiel kommt, scheint eher inkompetent, wenn man bedenkt, was ihnen als Beweis ausreichen würde.


    Spannung kam für mich kaum auf, am ehesten noch durch die Frage, was man wohl noch alles für Abgründe erfährt. Und dann hat mich der Autor doch noch kalt erwischt, den Twist hatte ich nicht kommen sehen und habe die entsprechende Szene zweimal lesen müssen, um es tatsächlich zu begreifen, rückblickend ist der Twist übrigens nicht unlogisch. Unterm Strich bleibt aber daneben wenig übrig, das mich begeistern konnte.


    Leider hat mich der Roman nicht überzeugt. Lediglich der erwähnte Twist konnte mich kurzzeitig überraschen, dafür aber so richtig, daher vergebe ich doch noch 5 Punkte.

    Elif Shafak erzählt die Geschichte dreier ganz verschiedener Menschen, deren Leben aber dennoch verwoben sind, auch, aber nicht nur durch einen Regentropfen, der bereits dem assyrischen König Assurbanipal ins Haar gefallen war.


    Arthur wird 1840 zwar in bittere Armut geboren aber mit erstaunlichen Fähigkeiten. Schon früh entwickelt er ein großes Interesse für die assyrische Stadt Ninive. 2014 lebt das ezidische Mädchen Narin mit ihrer Großmutter in Hasankeyf, doch ihre Heimat soll einem Staudamm weichen. 2018 treffen wir die Hydrologin Zaleekhah, die jung ihre Eltern verloren hat und bei ihrem Onkel aufwuchs.


    Elif Shafaks Roman hat mich schnell gefangengenommen, besonders Arthur und Narin wuchsen mir schnell ans Herz, während das bei Zaleekhah nicht ganz gelang. Arthur ist der einzige, dessen Leben wir von Anfang bis zum Ende miterleben, es ist einzigartig, und hat, wie wir im Anhang erfahren, sogar ein reales Vorbild. Ein Thema des Romans ist Wasser, dem oben genannten Regentropfen werden wir noch öfter begegnen, das alte Mesopotamien, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris ist immer wieder Thema, ebenso die Themse und die vielen verborgenen Flüsse, wie es sie nicht nur in London gibt. Ein anderes Thema sind die Eziden und ihr Schicksal, das auch heute noch schlimme Auswirkungen hat. Dies alles ist so gelungen miteinander verbunden wie die Leben der drei Protagonist:innen.


    Erzählt wird sehr eingängig, bildhaft und teilweise poetisch. Auch die Charaktere konnte ich mir sehr gut vorstellen, auch wenn nicht alle tiefgängig gezeichnet sind. Der Roman enthält zusätzlich ein paar Illustrationen, die vor allem die antiken Statuen und Texte betreffen. Sehr lesenswert sind auch die Anmerkungen der Autorin.


    Am Ende wird man vielleicht manches anders sehen, hat einiges gelernt und ist emotional berührt.


    Elif Shafak ist ein Name, den ich mir merken werden. Ihr Roman hat mich sehr berührt und wird lange nachhallen.

    Privatdetektiv Lee Crowe findet während er an einem Fall arbeitet, eine tote Frau, offensichtlich von einem Gebäude herabgestürzt. Die Polizei denkt schnell an Selbstmord, doch Olivia Gravesend, die Mutter der Toten, glaubt nicht daran und engagiert Lee, den Grund für Claires Tod zu finden. Mit seinen Ermittlungen sticht Lee in ein Wespennest und ist bald selbst in großer Gefahr.


    „Fünf Winter“ war für mich ein großartiger Roman und so war ich sehr gespannt auf das nächste Werk James Kestrels. Nun, „Bis in alle Endlichkeit“ ist ganz anders, hat mir aber auch sehr gut gefallen.


    Dieses Mal befinden wir uns nicht in der Vergangenheit, sondern im heutigen Kalifornien. Lee ist ein gelungener Protagonist, erinnert schnell an die Detektive des Crime noir, und hat das Zeug zum Reihenhelden. Wenn ich mir das Ende anschaue, und die Anmerkung des Autors im Nachwort, könnte es vielleicht wirklich zu Nachfolgebänden kommen, ich würde mich sehr freuen.


    Der Fall entwickelt sich ganz anders, als zunächst gedacht, und als Lee eine junge Frau trifft, die der Toten sehr ähnelt, fängt man als Leser:in so richtig an mitzurätseln. Es gibt viele spannende Wendungen, viel Action und einen Protagonisten, den ich immer mehr ins Herz geschlossen habe. Auch andere Charaktere sind interessant und nicht immer gleich durchschaubar. Mit Lee zusammen ist man auch selbst ständig misstrauisch und auf der Hut. Trotzdem hat er natürlich seine Leute, auf die er sich verlassen kann, auch, weil er sie bezahlt. Im Grunde ist er aber mehr der Typ einsamer Wolf, seine Fälle sind oft brisant.


    Das Ende hat es in sich, und geht vielleicht noch ein Stück weiter, als manche:r erwartet. Wie der ganze Roman ist es ausgesprochen düster, und würde Lee nicht in Ich-Form selbst erzählen hätte ich wahrscheinlich noch mehr um ihn gebangt. Ob er aber wirklich überlebt, verrate ich hier natürlich nicht.


    James Kestrel ist wieder ein richtig guter Roman gelungen, mit einem spannenden Fall, einem Protagonisten, mit dem man schnell mitfühlt, und vielen überraschenden Wendungen. Ich warte gespannt auf mehr von diesem Autor.

    New York 1939: Daisy Goldenblatt arbeitet als Saleslady für Valentina Schlee, einer bekannten Modeschöpferin, die viele Berühmtheiten unter ihren, im übrigen streng limitierten, Kundinnen hat und für jede Gelegenheit das passende Kleid entwirft. Daisy liebt ihren Job, doch ihre Familie erwartet, dass sie bald Alistar Fraser heiratet, der wie sie aus den Südstaaten kommt. Sie möchte ihre Familie nicht enttäuschen, wünscht sich aber eigentlich ein anderes Leben.


    Joan Weng hat mit diesem Roman Berlin verlassen und den großen Teich überquert, ist sich aber sonst treu geblieben. Frauen stehen im Mittelpunkt ihrer Geschichte, aus ihren Perspektiven wird auch erzählt. Hauptfigur ist Daisy, aber man lernt auch eine Reihe anderer Frauen gut kennen. Eine davon ist natürlich die titelgebende Valentina Schlee, damals berühmt, heute leider so gut wie vergessen. Auch wenn sie etwas zu kurz kommt, erfahren wir einiges über sie und lernen eine Reihe ihrer Kundinnen kennen, wie zum Beispiel Greta Garbo und Mercedes de Acosta, aber auch für Valentina eher untypische wie Eleanor Roosevelt, die einige wunderbare Szenen bekommen hat. Wichtig sind auch Katej, Daisys lebenslustige Kollegin und beste Freundin, sowie Daisys Tante, bei der sie wohnt, und die einer lieblosen Ehe gefangen ist.


    Joan Weng erzählt gewohnt leicht, locker und humorvoll, es macht Spaß, den Roman zu lesen. Die Charaktere sind gut gelungen, man kann sie sich vorstellen, und hätte Lust, die eine oder andere persönlich kennenzulernen. Ich könnte mir auch vorstellen, sie noch einmal wieder zu treffen, vielleicht kommt die Autorin ja noch einmal zurück nach New York.


    Der Roman entführt einen in das New York jener Zeit, man kann die Atmosphäre spüren. 1939 ist zudem historisch gesehen kein uninteressantes Jahr, New York zwar weit weg von den Geschehnissen in Europa, dennoch bleiben diese nicht ohne Auswirkungen auf die USA. Zudem gibt es mit Christopher Flanagan einen Charakter, der überlegt, als Kriegsberichterstatter nach Europa zu fahren, etwas, was auch direkte Auswirkungen auf Daisy hat, die mit Christopher befreundet ist und tiefere Gefühle für ihn hat. Insgesamt merkt man, dass Joan Weng wieder gut recherchiert hat, ihr Nachwort sollte man unbedingt auch lesen.


    Joan Wengs Roman erinnert an eine leider mittlerweile fast vergessene Modeschöpferin und erzählt um diese herum einen locker leichten Roman, der gut unterhält.

    Prinz Reginald hat es nicht leicht, sein Vater besteht darauf, dass er auf eine Abenteuerreise geht um ein Held zu werden, etwas, was ihm so gar nicht liegt.


    Prinzessin Cerise soll heiraten, eine Menge Prinzen freien um sie, doch keiner erfüllt ihre Erwartungen. Als Prinz Reginald, mit ganz anderer Absicht, am Hof auftaucht, verliebt sie sich in ihn.


    Robert Thrax hat ganz andere Sorgen. Er hat die Nachfolge seines Vaters als Drachenjäger angetreten, eine Aufgabe, die ihm gar nicht liegt.


    Kurze Zeit später sind Reginald, Cerise und Robert unterwegs, einen größeren Drachen zu jagen und zu töten, wobei letzteres natürlich Reginald zufallen soll. Man wird schnell fündig, doch dann läuft die Sache stark aus dem Ruder.


    Der Titel und der Klappentext lassen einen leichten Roman mit Humor erwarten, jedenfalls war das beim mir der Fall. Peter S. Beagle ist bekannt als Autor von „Das letzte Einhorn“, von dem ich allerdings bisher nur die Verfilmung kenne. Diese hat aber auch traurige und tragische Töne, die man letztlich auch hier finden kann. Zu Beginn ist der Roman tatsächlich leicht und auf gewisse Weise humorvoll, doch nach einiger Zeit ändert sich der Ton, es wird gefährlich und auch blutiger. Ich fand es dennoch passend, und auch im weiteren Verlauf mochte ich die Geschichte, auch wenn ich ihre Entwicklung so nicht erwartet hatte. Ein Roman, der überraschen kann und nicht vorhersehbar ist, ist oft ein guter Roman, dies empfand ich auch hier so.


    Die drei Protagonist:innen sind sehr unterschiedlich, am nächsten kam mir Robert, den man auch im Kreis seiner liebenswerten Familie und Freunde kennenlernt, und dessen Emotionen man gut nachvollziehen kann. Cerise hat mich ein bisschen genervt, aber eine Prinzessin, die sich selbst das Schreiben beibringt, hat auch meinen Respekt verdient, ganz abgesehen von ihrem Mut. Reginald ist der, den man am wenigsten greifen kann, er scheint vor allem nicht besonders talentiert. Ihn lernt man auch zunächst, im Gegensatz zu den beiden anderen, nicht im privaten Umfeld kennen. Doch auch in ihm steckt mehr als zunächst vermutet.


    Peter S. Beagles Welt ist mittelalterlich und an unsere angelehnt, es gibt aber Magie und vor allem Drachen. Die meisten davon sind klein, weniger gefährlich, eher lästig, und werden Drachlinge genannt. Diese sind überall in der Stadt und am Hof zu finden, größere gibt es weiter draußen. Es gibt viele verschiedene Arten, manche davon findet man auf der Illustration des Vor- und Nachsatzpapiers. Die Geschichte ist märchenhaft und glänzt mit einigen herrlichen Satzbildungen, wie zum Beispiel: „Stattdessen verneigte sich Kronprinz Reginald vor König Antoine und Königin Hélène mit aller Gravitas seiner illustren Abstammung und sank mit der Zielsicherheit und Anmut eines Sonnenuntergangs auf die Knie. Der dunkle Stoff seines feinsten Umhangs senkte sich um ihn wie abendliche Wolken über dem Meer“ (Seite 118).


    Der Roman entwickelt sich anders als erwartet, die märchenhafte Geschichte wird düsterer und gefährlicher. Mir hat das gut gefallen. Ich mochte auch den Erzählstil, der gut zur Geschichte passt, hin und wieder mit herllichen Sätzen punktet und verschiedene Perspektiven liefert. Und nun habe ich Lust, weitere Romane Peter S. Beagles zu lesen.

    Das freut mich wahnsinnig - also es freut mich immer sehr, wenn die Leserinnen und Leser meine Bücher mögen, aber bei dir ist es mir ganz persönlich irgendwie wichtig, weil du damals die erste - vielleicht auch nur gefühlt? - warst, die meinen Erstling gemocht hat :knuddel1 Wirklich schön, dass du es wieder mochtest:knuddel1 Die rote Tänzerin war nicht so deins, oder hab ich das falsch abgespeichert?

    Ja, ich war von Anfang an ein großer Fan :) Zu Anita sage ich mal jein, ich habe mir vor kurzem meine Rezension noch einmal durchgelesen - ich fan den Roman herausfordernd und hatte schon damit zu kämpfen, da er so ganz anders war als die vorherigen, fand ihn aber schon interessant zu lesen und habe 4 Sterne vergeben.


    Tut mir übrigens leid, dass ich hier nicht so aktiv war, ich habe einen kranken Mann zu Hause, den ich gerade heute wieder einmal ins Krankenhaus einliefern lassen musste. Ich habe im Moment irgendwie nicht so richtig den Kopf frei gehabt, mich an eueren Diskussionen zu beteiligen.