Beiträge von Tialda

    Rezension:


    Obwohl der Klappentext nur aus einem Gesetzesauszug besteht, hat mich “Artikel 5″ von Kristen Simmons sofort fasziniert. Diese 5 Artikel klingen so krass, dass ich es mir schon wieder vorstellen konnte, dass die Regierung (vor allem in Amerika) irgendwann einmal derart drastische Gesetze einführt – und ich wollte unbedingt lesen, wie sich das auf die Gesellschaft wohl auswirkt.


    Der Schreibstil der Autorin ist sehr fesselnd, vor allem deshalb, weil sie aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Ember erzählt, welche wegen Artikel 5 – ein uneheliches Kind zu sein – ganz am Anfang der Geschichte von der Regierung ‘abgeholt’ wird; und nicht nur sie – auch ihre Mutter.


    Im Endeffekt ist das dann auch der Plot worum sich alles dreht. Ember und ihre Mutter werden getrennt fortgebracht, wobei man durch den Erzählstil bei der Tochter bleibt, die in eine von Soldaten bewachte Erziehungsanstalt für Mädchen gebracht wird, von dort flüchtet und sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht – in einer Welt in der man niemandem trauen kann, weil der Großteil der Gesellschaft Angst hat und sich selbst der Nächste ist.


    Das Regierungssystem erinnert in manchen Auszügen schwer an die Zeit des Nationalsozialismus, was bei der strikten Rollenaufteilung von Mann und Frau beginnt und sich in der Beschneidung jeder Form von Individualismus fortsetzt. Viele junge Männer werden in den Soldatendienst eingezogen und dort gebrochen, darunter befindet sich auch Embers Liebe Chase. Umso härter trifft es sie, als sich dieser unter den Männern befindet, die sie und ihre Mutter wegbringen.


    Ich war absolut mitgerissen und immer wieder erschüttert von Embers Geschichte. Die Ungerechtigkeit in der Gesellschaft in der sie lebt und ihre Flucht wecken beim emotionalen Leser einen Strudel aus Gefühlen und lassen einen das Buch erst wieder weglegen, wenn man am Ende angelangt ist.


    Fazit:


    Eine nur zu realistische Dystopie, die den Leser mitreißt und tief in Embers Welt zieht.


    Bewertung


    10 von 10 Sternen

    x Autorin: Patrice Talleur
    x Illustrator: Andreas Gaertner
    x Originaltitel: Die Nachtschwärmer
    x Genre: Kinderbuch/Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 05. Juli 2010
    x 40 Seiten
    x Esslinger Verlag
    x ISBN: 3480225578
    x Erste Sätze: Für all jene, die ihren Fahrschein ins Land der Träume verloren haben. Für all jene, die glauben nie einen solchen besessen zu haben. Aber auch für Träumer, die den Weg längst kennen. Gute Reise!


    Klappentext:


    Nacht für Nacht geleiten die Nachtschwärmer uns Menschen ins Land der Träume. Doch wie aus dem Nichts tauchen in sternenlosen Nächten die Schatten auf. Sie sind schnell, listig und entschlossen, die Träume zu zerstören. Das Traumland scheint für immer verloren. Doch die Nachtschwärmer nehmen tapfer den ungleichen Kampf gegen die Schatten auf …


    Eine poetische Geschichte für all jene, die noch an Wunder und Träume glauben – leise erzählt und magisch leuchtend illustriert.


    Rezension:


    “Die Nachtschwärmer” von Patrice Talleur und mit Illustrationen von Andreas Gaertner ist für mich DAS Gute-Nacht-Buch schlechthin.


    Mit 40 Seiten hat man es innerhalb kürzester Zeit vor(oder selbst)gelesen und kann sich dabei in der wunderschönen, detailreichen Aufmachung verlieren. Da auf jeder Seite (wenn überhaupt) nur wenig Text steht, kann die Geschichte auch von Leseanfängern verschlungen werden, denn die Story ist etwas für Klein und Groß.


    Die Idee hat mir richtig gut gefallen – Wesen, die in der Nacht Tickets ins Traumland verteilen. Natürlich gibt es, wie überall im Leben, auch hier Widersacher, die alles sabotieren wollen – aber zum Glück wird am Ende alles gut.


    Für den Fall, dass einen die Nachtschwärmer mal vergessen, sind auf der letzten Seite ein Hin- und ein Rückfahrschein ins Land der Träume abgedruckt. So muss man nur das Buch vorzeigen – sehr praktisch : ).


    Der Grund, warum ich nicht die volle Punktzahl vergebe ist übrigens, weil mir der Zeichenstil nicht sooo zusagt.


    Fazit:


    Die perfekte Gute-Nacht-Geschichte.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    Rezension:


    Die Bezeichnung ‘Kriminalroman’ ließ mich etwas skeptisch an “Opfer” von Cathi Unsworth herangehen, da mir dieses Genre eigentlich nicht liegt. Aber der Klappentext und die ansprechende Aufmachung des Covers machten mich trotzdem so neugierig, dass ich das Buch lesen wollte – und kurz darauf war ich schon voll und ganz in der Geschichte gefangen.


    Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr gut lesen und ist nicht allzu anspruchsvoll aber immer noch angenehm gehalten, so dass man sich mit der Story anstatt dem Satzbau verlieren kann. Beschrieben wird aus zwei Handlungssträngen – einer davon spielt 1983 und handelt von Corrine, die den grausamen Mord damals angeblich begangen hat, wohingegen der zweite Strang 2003 spielt und sich mit Sean Ward, einem Privatermittler, beschäftigt.


    Kurz nachdem ich begonnen hatte zu lesen, stellte ich fest, dass es sich bei Corrine und ihrem sozialen Umfeld um Angehörige der damals aufstrebenden schwarzen Szene handelt. Was mich daran so begeisterte, verstehen aber wahrscheinlich nur Gleichgesinnte, die ebenfalls eine Vorliebe für die Anfänge der Gothicszene hegen. Die Autorin lässt immer wieder authentische Infos über die damalige Mode und die Musik fallen und machte somit mein schwarzes Herz glücklich ; ).


    Aber auch mal davon abgesehen ist das Buch richtig gut, allerdings muss ich zugeben, dass mir die Kapitel, die in den 80ern spielten, viel besser gefallen haben, als die mit den Ermittlungen von 2003. Erstere spiegeln wahnsinnig viel Lebensgefühl wieder und es ist spannend zu erleben, wie sich die Beziehung zwischen Corrine, Debbie und der neu hinzugezogenen Samantha entwickelt – denn eines der Mädchen ist tatsächlich abgrundtief Böse – wer das ist und wer den Mord begangen hat wird allerdings erst am Ende des Buches aufgeklärt.


    Mit den Kapiteln von damals wechseln sich die mit dem Ermittler Sean Ward ab. Er reist in das kleine Städchen in Nordengland, in dem alles passierte, und versucht dort herauszufinden, wie sich die Sache wirklich zugetragen hat. Dabei treibt er sich vor allem in einer Kneipe herum, die seit Ewigkeiten existiert und spricht mit Leuten die dabei gewesen sein könnten – dieser Part ist leider eher weniger spannend.


    Trotzdem kann ich “Opfer” nur jedem empfehlen, der gerne Jugendbücher mit Thrillerelementen oder Kriminalromane liest.


    Fazit:


    Emotionale Jugendthrillerelemente wechseln sich perfekt mit Krimielementen ab. Außerdem eine besondere Empfehlung für Liebhaber der frühen Gothicszene.

    x Autor: Hubert Wolf
    x Originaltitel: Die Nonnen von Sant’Ambrogio: Eine wahre Geschichte
    x Genre: Sachbuch
    x Erscheinungsdatum: 14. März 2013
    x 544 Seiten
    x C.H.Beck
    x ISBN: 3406645224
    x Erste Sätze: Prolog. “Rette, rette mich!”. “Schließlich kam zu mir am Montag, dem 25. Juli, kurz nach acht Uhr – gesandt vom Herrn – der Erzbischof von Edessa. Es gab keine andere Hoffnung mehr; das war die letzte Möglichkeit, mich zu retten. Ihm konnte ich alles enthüllen und ihn anflehen, mir zu helfen, so rasch wie möglich aus dem Kloster zu entkommen.


    Klappentext:


    Rom, im Juli 1859: Eine Nonne ruft um Hilfe, man will sie vergiften, doch sie kann fliehen. Es kommt zu einem Prozess, in dem die Inquisition Unglaubliches aufdeckt: Im Kloster Sant’Ambrogio werden seit Jahrzehnten Nonnen als Heilige verehrt. Visionen, Dämonenaustreibungen, Segnungen per Zungenkuss, lesbische Initiationsriten und Wunder sind an der Tagesordnung. Zweiflerinnen werden beseitigt. Und hinter den Nonnen steht ein Netzwerk von Jesuiten mit besten Kontakten zum Papst.


    Hubert Wolf hat in den Vatikanischen Archiven die Akten eines einzigartigen Skandals aufgespürt, der in diesem Buch erstmals publik gemacht wird. In seiner meisterhaften Erzählung des Falles geht es nicht nur um Mord, sexuellen Missbrauch und angemaßte Heiligkeit vor den Toren des Vatikans, sondern auch um die Macht des Papstes.


    Rezension:


    Der Klappentext von Hubert Wolfs “Die Nonnen von Sant’Ambrogio” klingt atemberaubend und nach einem richtig spannenden Buch – also habe ich mich auch genau darauf eingestellt, rechnete mit einem skandalösen historischen Roman nach einer wahren Geschichte. Nun ja… DAS war dieses Buch leider nicht, und zwar in jeder Hinsicht.


    Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, stellte ich nach einer Flut von Jahreszahlen und Namen fest, dass es sich um ein Sachbuch handelt – was an sich noch kein Problem wäre. Aber leider konnte mich das Buch einfach absolut nicht fesseln.


    Hubert Wolf hat ordentliche Arbeit geleistet, das muss man dem Autor wirklich lassen. Das komplette Buch ist von Fußnoten übersäht und diese werden im Anhang, der mit seinen rund 100 Seiten richtig mächtig ist, aufgelöst. Darin findet man in erster Linie natürlich Quellenangaben aus den römischen Archiven, aber auch viele Infos über wichtige Personen der Zeit und zusätzlich werden verschiedene Begriffe umfassend erklärt.


    Schlägt man das Buch auf, findet man einen Ausschnitt des damaligen römischen Stadtplans, auf dem das Kloster eingekreist ist – dieser Ausschnitt ist recht detailgetreu und erstreckt sich über zwei Buchseiten. Darauf folgt ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein Personenregister, denn bei den Nonnen kann man schon mal leicht durcheinander kommen, da fast jede ein “Maria” im Doppelnamen trägt.


    Ich habe mir fest vorgenommen, das Buch ganz zu lesen. Jedes Mal, nachdem ich das Buch zur Seite gelegt habe, weil ich eigentlich keinen Nerv mehr hatte und den Erklärungen längst nicht mehr folgen konnte, habe ich das Buch später trotzdem wieder zur Hand genommen. Bis zu Seite 260 (von den insgesamt 444 ohne Anhang) – ab da habe ich das Buch mehr oder weniger abgebrochen und nur noch grob drübergeblättert. Das Buch und ich können einfach nicht zusammen und das mag etwas heißen, denn normalerweise breche ich ein Buch nie ab.


    Ich denke es lag an zwei Faktoren. Zum einen ist das Buch zu ausschweifend geschrieben. Man beschränkt sich nicht auf das Wesentliche – den Skandal – und wiederholt alles mehrfach, indem Aussagen verschiedener Marias, also Nonnen, zum gleichen winzig kleinen Themenabschnitt gedruckt wurden. Zu anderen hatte es wahrscheinlich persönliche Gründe, dass mir das Werk nicht liegt, da ich auf die Thesen der katholischen Kirche mit Ärger reagiere. Deshalb möchte ich betonen, dass die Bewertung von 4 Sternen meine persönliche, subjektive Wertung ist!


    Wer sich der katholischen Kirche nicht dermaßen verschließt, sich für Geschichte interessiert und sich außerdem noch leicht durch Sachtexte liest – für den dürfte “Die Nonnen von Sant’Ambrogio” eine Offenbarung sein, da es sehr gründlich recherchiert wurde.


    Fazit:


    Ein Buch mit dem ich persönliche Differenzen hatte, das aber objektiv betrachtet richtig gut ist.


    Bewertung:
    4 von 10 Sternen

    x Autorin: Sandra Kreuzberger
    x Originaltitel: Die Finsternis erwacht
    x Genre: Fantasy/Kinder-/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 11. März 2013
    x 118 Seiten
    x Papierfresserchens MTM-Verlag
    x ISBN: 386196208X
    x Erste Sätze: Vor genau einer Woche ist es passiert. Vor genau einer Woche bin ich 13 Jahre alt geworden. Na ja, eigentlich hat es schon früher angefangen – nicht das Älterwerden, sondern ein noch viel erschreckender Prozess.


    Klappentext:


    Syra ist eigentlich ein ganz normales Mädchen – bis sie sich an ihrem 13. Geburtstag in ein Wesen mit Flügeln verwandelt und herausfindet, dass sie magische Kräfte besitzt. Zusammen mit ihren Freunden Samantha und Marcel versucht sie, dem Geheimnis ihrer Verwandlung auf die Spur zu kommen.
    Als die Freunde auf Len und Valeska stoßen, zwei Jugendliche, die sich ebenfalls in Wesen wie Syra verwandelt haben, und einen Drachen treffen, wird aus dem Abenteuer schnell ein Kampf um Leben und Tod. Denn der dunkle Fürst kommt an die Macht und Syra und ihre Freunde setzen alles daran, ihn bei seinen finsteren Machenschaften aufzuhalten.


    Rezension:


    Dass es sich bei “Die Finsternis erwacht” von Sandra Kreuzberger um ein Kinder- bzw. Jugendbuch handelt, kann man schon auf den ersten Blick anhand des bunten Covers erkennen. Ich hatte zu Anfang leichte Bedenken, dass das Buch z.B. “Oksa Pollock” ähneln könnte – aber diese Zweifel wurden zum Glück sehr schnell zerschlagen.


    Der Vorteil der Autorin ist bei dieser Geschichte tatsächlich ihr Alter – sie war 14, als sie das Buch schrieb und das merkt man vor allem im Verhalten der Protagonistin Syra, die in der Geschichte gerade 13 wurde. Passenderweise wird die Story auch aus Syras Sicht geschrieben und ihre Ausdrucks- und Denkweise hätte niemand authentischer wiedergeben können – ohne aufgesetzt oder nervig zu wirken wohlgemerkt -, als eine Autorin im selben Alter.


    Zur Geschichte lässt sich sagen, dass sie einfach nur Spaß macht. Es handelt sich um gute, schlichte Fantasy, die bewirkt, dass sich der fantasybegeisterte Leser wohlig ins Geschehen fallen lassen kann. Eine Jugendliche, der plötzlich Flügel wachsen und die nicht genau weiß, wie sie damit nun umgehen sollen, Freunde, die treu zu ihr stehen, Gleichgesinnte, einen Drachen und das Böse in Form eines dunklen Fürsten, auf den übrigens auch der Buchtitel abzielt.


    Bemerkenswert ist allerdings, dass die Geschichte nie affig oder nachempfunden wirkt, obwohl die Grundelemente gute alte Bekannte der Fantasywelt sind. Man merkt, dass die Geschichte allein dem Kopf der Autorin entsprungen ist und das macht “Die Finsternis erwacht” so schön.


    Das Buch ist nicht besonders dick, was ich ehrlich gesagt etwas schade fand – ich hätte gern noch mehr gelesen, aber nach 118 Seiten ist das Abenteuer schon vorbei und lässt die Möglichkeit auf viele weitere Bände offen. Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte um Syra erst am Anfang steht, denn sie findet in diesem Buch gerade erst heraus, was es mit ihrer Verwandlung auf sich hat.


    Aber da die Geschichte relativ kurz ist, können selbst Kinder diese relativ schnell lesen und somit ist “Die Finsternis erwacht” in meinen Augen wirklich eine Geschichte, die alle lesen können – von Kindern über Jugendliche bis zum Erwachsenen.


    Fazit:


    Einfache und spannende Geschichte mit typischen Fantasyelementen – eine sehr junge Autorin zeigt: das Rad muss nicht neu erfunden werden um gut zu sein.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Sophie Hannah
    x Übersetzerin: Anke Angela Grube
    x Titel: Das fremde Haus
    x Originaltitel: Lasting Damage
    x Genre: Psychothriller
    x Erscheinungsdatum: 11. Januar 2013
    x 496 Seiten
    x Bastei Lübbe
    x ISBN: 3404167694
    x Erste Sätze: SAMSTAG, 24. Juli, 2010. Man wird mich wegen einer Familie names Gilpatrick umbringen. Es sind vier: Mutter, Vater, Sohn und Tochter. Elise, Donal, Riordan und Tilly. Kit nennt mir ihre Vornamen, als hätte ich irgendein Interesse daran, auf Förmlichkeiten zu verzichten und sie alle besser kennenzulernen, obwohl ich nur eins will, schreiend weglaufen.


    Klappentext:


    Nichts ist so wie es scheint


    Es ist 1.15 Uhr. Connie Bowskill müsste längst schlafen. Stattdessen sucht sie auf der Internetseite einer Immobilienfirma nach einem ganz bestimmten Haus: Bentley Grove 11, Cambridge. Sie klickt auf den Button “virtueller Rundgang” und sieht eine Szene wie aus einem Alptraum: Im Wohnzimmer liegt eine Frau – regungslos, der Teppich unter ihr voller Blut. Fassungslos weckt Connie ihren Mann. Aber als der sich vor den Computer setzt, sieht er nur einen makellos sauberen Teppich in einem gewöhnlichen Wohnzimmer. Doch Connie weiß, sie hat sich die Leiche nicht eingebildet. Und noch etwas lässt sie nicht mehr los: Die Tote sah ihr zum Verwechseln ähnlich …


    Rezension:


    Am Auffälligsten ist an Sophie Hannahs “Das fremde Haus” die geniale Aufmachung. Das Taschenbuch trägt einen Umschlag aus dickem, aber trotzdem milchig-durchsichtigem Papier worauf Grundrisse einer Wohnung und blutige Fingerabdrücke zu sehen sind. Nimmt man den Umschlag ab, sind nur noch die schwebenden Worte auf weißen Untergrund zu sehen, die im Nichts zu stehen scheinen.


    Sophie Hannahs Schreibstil okay. Nichts besonderes, aber trotzdem gut lesbar. Erzählt wird aus zwei verschiedenen Perspektiven – nämlich einerseits aus Ich-Perspektive der Protagonistin Connie Bowskill und auf der anderen Seite aus Sicht der Ermittler, die den Fall beleuchten. Hier befindet sich der Leser abwechselnd auf dem Präsidium, mit einem Polizistenpaar in den Flitterwochen und in einer seltsamen Affäre zwischen der Schwester der flitternden Braut und einem Polizeikollegen.


    Damit der Leser immer gleich zu Anfang des Kapitels weiß, worum es geht, hat sich die Autorin eine gute Lösung ausgedacht: Wenn es um Connie geht, besteht das Datum am Kapitelanfang aus Zahlen und dem als Wort geschriebenen Monat, wohingegen das Datum komplett aus Ziffern besteht, wenn es um die Ermittlerseite geht. Außerdem gibt es hin und wieder zwischen den Kapiteln Schriftstücke, die die Polizei sichergestellt hat – dabei handelt es sich absurderweise größtenteils um Gedichte von Kindern; man erfährt am Ende noch was es damit auf sich hat.


    Ich habe mir unter der Geschichte einen mitreißenden Psychothriller vorgestellt. Nachdem ich das Buch jetzt gelesen habe, würde ich behaupten, es ist eher ein Thriller mit Krimielementen. Die Geschichte ist nicht schlecht und liest sich leicht, aber sie zieht sich für meinen Geschmack zu sehr hin – es dauert zu lange bis etwas Unerwartetes passiert. Und ganz ehrlich? – Es hat mich absolut nicht interessiert, dass dieses Polizeipaar flittert, sexuell frustriert ist und die Schwester der Braut eine Affäre hat. Damit hätte man das Buch schonmal angenehm kürzen können, denn es hat mit der Geschichte an sich tatsächlich überhaupt nichts zu tun.


    Es ist aber gut möglich, dass Leute, die Psychothriller normalerweise als zu hart empfinden, mit diesem Buch ganz glücklich wären – es ist eben etwas ‘softer’ als das, was ich unter diesem Genre verstehe. Vielleicht wurde dieses “Psycho” hier aber auch auf die Tatsache bezogen, dass niemand Connie glaubt und sie niemandem mehr trauen kann – am wenigsten ihrem Mann, Kit. Im wahren Leben ginge das ja auch extrem auf die Psyche.


    Fazit:


    Ein Psychothriller – ohne viel Psycho, dafür mit mehr Krimielementen, aber eigentlich nicht schlecht. Leider wurde der recht gute Plott mit unnötigen Nebengeschichten zugeschüttet.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Susanna Tamaro
    x Übersetzerin: Maja Pflug
    x Titel: Mein Herz ruft deinen Namen
    x Originaltitel: Per sempre
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 12. März 2013
    x 224 Seiten
    x Piper Verlag
    x ISBN: 3492055095
    x Erste Sätze: Ich lebe hier oben und empfange diejenigen, die den Berg hinaufsteigen. Manche haben ein Ziel, andere wandern einfach durch die Wälder: Viele Wege führen herauf, nur einer davon kommt hier vorbei, vielleicht der abwechslungsreichste. Manche gehen einfach weiter, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, andere bleiben neugierig stehen.


    Klappentext:


    Zuletzt ging ich in unser Zimmer. Das Bett war ungemacht, auf dem Kissen sah man noch den Abdruck deines Kopfes; ich legte mich an deinen Platz und schmiegte meinen Kopf zärtlich genau in die Höhlung hinein. “Sag es mir”, bat ich dich immer wieder, “sag mir, warum.” Dann schlief ich ein.


    Rezension:


    Das Cover von Susanna Tamaros “Mein Herz ruft deinen Namen” passt perfekt zur Geschichte, die es umschließt. Einerseits schlicht, doch trotzdem mit einer gewissen Leidenschaft – den Umriss des Feuers, das die Ahornblätter bei genauerem hinsehen bilden.


    Die Autorin schreibt wunderschön, wie ich finde. Einfach und trotzdem tiefgreifend – dies zieht sich durch das ganze Buch. Eigentlich ist es ein einziger langer Brief, den der Protagonist an seine Frau richtet. Er erzählt ihr, was in den letzten Jahren passiert ist und wie er und sein Leben sich durch einen Vorfall verändert haben – denn schon nach kurzer Zeit wird dem Leser klar: die Frau an den er die Worte richtet, ist schon mehrere Jahre tot. Die Erzählung ist nicht besonders strukturiert, aber nach und nach setzt sich das Puzzle seines Lebens vor den Augen des Lesers zusammen.


    Einst war er ein erfolgreicher Arzt, doch der Verlust geliebter Menschen geht nicht spurlos an einem vorbei. Ich möchte an dieser Stelle nicht verraten, was ihm alles widerfahren ist – aber das Buch beginnt an der Stelle, an der er letztendlich angekommen ist: In einer kleinen Hütte auf einem Berg, in der er abgesehen von seinen Tieren ganz alleine ohne jegliche Technik oder Hilfe der Zivilisation lebt.


    Die Stimmung die auf dem Berg und in ihm herrscht, schwingt durch das ganze Buch – Stille, aber im positiven Sinn. “Mein Herz ruft deinen Namen” ist still und leise aber voller Wärme, und trotzdem bzw. gerade deshalb wunderschön. Man schlägt das Buch auf und heraus kommt eine sanfte Welle, die den Leser in Worten einwebt.


    Fazit:


    Still, leise und voller Bedeutung und Herzberührung.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Maria Matios
    x Übersetzerin: Claudia Dathe
    x Titel: Darina, die Süße
    x Originaltitel: (kyrillische Schrift kann bei Büchereule.de offenbar nicht angezeigt werden)
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 15. Januar 2013
    x 231 Seiten
    x Haymon Verlag
    x ISBN: 3709970067
    x Erste Sätze: “Maria, die Georginen, von wem habt Ihr die? Die sind so schön voll, und wie die leuchten!”, rief Wasjuta ihrer Nachbarin über den Zaun hinweg zu. “Was hab ich meine gehegt und gepflegt, aber die sind trotzdem eingegangen. Haben sich eingerollt wie Schnecken, fertig, aus. Wer weiß, wer die unter die Finger gekriegt hat. Oder ob sich Warwara nachts an ihnen zu schaffen gemacht hat? Ob sie eine Hexe ist, Maria, was? … ”


    Klappentext:


    Das literarische Meisterwerk aus der Ukraine erstmals in deutscher Übersetzung:
    In einem kleinen Dorf im Grenzland der Bukowina lebt Darina, die Süße. Ihre aufrüttelnde Geschichte führt tief in die Kriegs- und Nachkriegswirren Osteuropas.


    “Ein Roman mit großer emotionaler Kraft, in dem die Geschichte einer Familie die bewegende Geschichte der Bukowina im 20. Jahrhundert in sich trägt. So viel Liebe und Talent hat Maria Matios investiert, dass ihre Darina den Leser weit über die Lektüre hinaus begleitet.” Andrej Kurkow


    Rezension:


    Der innere Klappentext von Maria Matios’ “Darina, die Süße” erinnerte mich zurerst an den Film “Nell”, in dem die authistische Protagonistin nie mit der Außenwelt in Kontakt kam – das ist Darina, wie ich herausfand, nicht ganz. Die Geschichten gleichen sich insofern, dass Maria Matios’ Darina auch aus psychischen Gründen nicht spricht, und diese findet der Leser im Laufe der Geschichte heraus.


    Ich denke über Maria Matios Schreibstil kann man nicht besonders viel sagen, da die Übersetzung vom Ukrainischen ins Deutsche den persönlichen Stil wahrscheinlich ziemlich verzerrt. Der Schreibstil, den der deutsche Leser vorgesetzt bekommt, ist kein überragendes Meisterwerk – aber er lässt sich ganz gut lesen.


    Beeindruckend fand ich vor allem die Darstellung des Dorfes, in dem die Protagonistin in der Bukowina lebt. Obwohl sich die Geschichte, wie man den versteckten Hinweisen nach und nach entnehmen kann, mindestens nach den späten 80ern spielt, dachte ich zu Anfang sogar, dass es sich ums Mittelalter handeln könnte.


    Immer wieder ist im Buch das Getratsche der Dorffrauen in kursiver Schrift eingefügt und da dort teils sogar darüber geredet wird, ob eine Bewohnerin eine Hexe ist, kann man sich ausmalen, wie fortschrittlich es in Dörfern dieser Region zugeht. Deshalb ist Darina, die nicht spricht und oft seltsame Dinge tut, auch als schwachsinnig verrufen.


    Es kommt im Buch ein Punkt, an dem die Geschichte zu einem jungen Paar umschwenkt, bei dem es sich um Darinas Eltern handelt. Hierbei handelt es sich um die Zeit des 2. Weltkriegs und es wird sich herausstellen, was Darina widerfahren ist und sie ihre Sprache verlieren ließ. Mehr möchte an dieser Stelle nicht verraten.


    Bei “Darina, die Süße” geht es in erster Linie nicht darum den Leser zu unterhalten, sondern um eine Aufklärung. Wer sich für Geschichte interessiert und dafür wie diese von eher weniger beachteten Bevölkerungsteilen – in diesem Fall das Grenzland Ukraine/Rumänien – erlebt wurde, ist an diesem Buch gut bedient. Es lohnt sich im Übrigen auch, sich im Nachfeld über die Autorin zu informieren – in meinen Augen eine beeindruckende Person.


    Fazit:


    Eine Geschichte über die Auswirkungen des 2. Weltkriegs in Osteuropa anhand vom Beispiel der stummen Darina. Soll mehr aufklären als unterhalten, ist aber trotzdem gut.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Marjorie Celona
    x Übersetzerin: Christel Dormagen
    x Titel: Hier könnte ich zur Welt kommen
    x Originaltitel: Y
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 11. März 2013
    x 347 Seiten
    x Insel Verlag
    x ISBN: 3458175628
    x Erste Sätze: Y. Dieser vollkommene Buchstabe. Wunschknochen, Weggabelung, leeres Martiniglas, Y – auf Englisch ein Wort, why. Die Frage, die wir wieder und wieder stellen. Warum? Ich mit ausgestreckten Armen, Füße in der ersten Position.


    Klappentext:


    Warum verlässt eine Mutter ihre neugeborene Tochter? Aus Liebe? Und kann die Tochter ihr je verzeihen?


    An einem kühlen Morgen im August, früh um fünf, legt eine schmale junge Frau ein neugeborenes Mädchen auf den Stufen des YMCA ab und eilt davon. Viele Jahre später fragt jenes Mädchen, inzwischen eine junge Frau, nach dem Geheimnis ihrer Herkunft – und findet eine ergreifende Geschichte voller Tragik und Vergebung.


    Rezension:


    Das Cover gepaart mit Klappentext und dem Titel “Hier könnte ich zur Welt kommen” von Marjorie Celona weckten mein Interesse, obwohl vor allem die Beschreibung der Geschichte klingt, wie schon viele davor.


    Die Autorin schreibt die komplette Geschichte aus der Sicht der Protagonistin, der als Baby ausgesetzten Shannon und trifft den Leser damit direkt ins Herz, weil sie alles genauso schildert, wie sie es in dem jeweiligen Alter ihrer Kindheit und später der Jugend erlebte. So schreibt sie z.B. von den Pflegefamilien wie ein kleines Kind, dass sie zu einer Frau und einem Mann kam – erstmal ohne den Namen zu nennen.


    Die Geschichte besitzt einen zweiten Handlungsstrang, der aber trotzdem von Shannon erzählt wird, als wäre sie damals eine Beobachterin gewesen, obwohl sie noch überhaupt nicht auf der Welt war. Der Strang handelt von ihrer leiblichen Mutter und deren Geschichte und ganz am Ende treffen sich die beiden Stränge, denn soviel sei verraten: die beiden treffen aufeinander.


    Was mir besonders auffiel war, dass die Protagonistin seltsam emotionslos erzählt – wie eben schon erwähnt – wie eine Beobachterin ihres eigenen Lebens. Und obwohl dies eigentlich normalerweise schlecht für ein Buch ist, passt es in “Hier könnte ich zur Welt kommen” perfekt und gibt einen den Anreiz immer weiterzulesen.


    Die Story an sich könnte direkt aus dem Leben gegriffen sein – ein Findelkind, das von Pflegeeltern zu Pflegeeltern gegeben wird und dem durch Rastlosigkeit der Absturz droht. Shannon denkt viel über ihr Leben nach und fühlt sich einsam und nirgendwo zugehörig, obwohl ihre Pflegemutter, Miranda, sie über alles liebt. Teilweise blitzt auch durch, wie sich die leibliche Tochter der Pflegemutter fühlt und wie sie in Shannon eine Konkurenz sieht.


    Ich würde sagen, das Buch eignet sich für Jugendliche gleichermaßen wie für Erwachsene, die eine nachdenkliche, realitätsnahe Geschichte suchen.


    Fazit:


    Eine Geschichte über ein Findelkind, die zeigt, dass Blut meist nicht dicker ist als Wasser und dass die Familie dort ist, wo das Herz ist.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Jenny Lawson
    x Übersetzer: Wolfram Ströle
    x Titel: Das ist nicht wahr, oder?
    x Originaltitel: Let’s Pretend This Never Happened: (A Mostly True Memoir)
    x Genre: Biografie/Humor
    x Erscheinungsdatum: 16. Februar 2013
    x 368 Seiten
    x Metrolit Verlag
    x ISBN: 3849300501
    x Erste Sätze: Dieses Buch ist absolut wahr, bis auf die Stellen, die es nicht sind. Es ist im Grunde dasselbe wie UNSERE KLEINE FARM, nur mit mehr Kraftausdrücken. Ich weiß, jetzt denken alle: “UNSERE KLEINE FARM war aber doch absolut wahr!” aber nein, sorry, überhaupt nicht. Laura Ingalls war eine notorische Lügnerin, da hat niemand die Fakten geprüft, und wenn ihre Mom heute noch leben würde, würde sie wahrscheinlich sagen: “Keine Ahnung, wie Laura darauf kommt, sie hätte als kleines Mädchen in der Prärie gelebt. Wir haben in New Jersey gewohnt, zusammen mit Tante Frieda und unserem Hund Mary, der blind war, seit Laura ihm mit Bleichlauge einen Blitz auf die Stirn ätzen wollte. [...]”


    Klappentext:


    Dieses Buch ist eine Offenbarung für alle, die sich für die einzigen Freaks auf der Welt halten. Jenny Lawson traut sich auszusprechen, was andere nicht zu denken wagen, aber immerzu denken müssen. Ihre Lebensbeichte ist so respektlos, unwirklich und überwältigend wie der Lachkrampf auf einer Beerdigung. Jenny Lawson – The Bloggess – ist nicht nur die witzigste Schriftstellerin ihrer Generation, sondern auch die revolutionärste. Sagen mindestens drei oder vier Leute.


    Rezension:


    Wer denkt, dass das Cover mit dem Druck von flauschigem rosafarbenen Fell und einem Nagetier mit Halskrause und Umhang irgendwie unangenehm verrückt ist, der sollte “Das ist nicht wahr, oder?” von Bloggerin Jenny Lawson besser nicht lesen, denn das ist nur der Gipfel des Eisbergs – und ein perfektes Buch für mich.


    Jenny Lawson hat einen absolut tollen und fesselnden Schreibstil und einen genialen, wenn auch etwas kranken Humor, der veranlasste, dass ich mich immer wieder gepflegt hysterisch kichernd auf dem Boden rollte (also… zumindest in Gedanken – der Boden ist so hart, aber gelacht hab ich wirklich immer wieder) und untröstlich traurig war, als ich alles gelesen hatte und feststellen musste, dass mein (schlechtes) Englisch nicht ausreicht um den Blog mit gleicher Freude zu lesen.


    Ich bin mir nicht sicher, ob es für mich spricht, dass ich mich mit der Autorin so sehr identifizieren konnte, aber genau so ist es. Zwar habe ich nicht ganz so strange und unglaubliche Geschichten auf Lager, aber die wirren bis absurden Gedankengänge und die liebenswürdig verpackten Ticks und psychischen Unannehmlichkeiten sind mir absolut nicht fremd (Das war dann jetzt wohl ein indirektes Outing). Ein tolles Gefühl, zu merken, dass man nicht der Einzige im Freak-Universum ist.


    Selten, bzw. eigentlich noch nie habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich die Autorin drücken und anschließend einen mit ihr drauf machen wollte und auch ihre Familie, von der sie berichtet ist irgendwie auf eine unangepasste Weise toll. Meine Favouriten sind vor allem ihr (wirklich) verrückter Vater, der Tierpräparator ist und ihr verhältnismäßig normaler Mann, der alles mit einer Engelsgeduld und irgendwie trotzdem immer einem leicht ärgerlichen Gemütszustand seit vielen Jahren erträgt.


    Empfehlen würde ich “Das ist nicht wahr, oder?” vor allem Leuten, die wissen, dass sie irgendwie ‘anders als die anderen Kinder’ sind und mit Humor dazu stehen – es ist nicht schlimm ein Freak zu sein ; ).


    Fazit:


    Ein neues Mitglied auf meinem Lieblingsbuch-Regal. Völlig strange Geschichten aus dem Leben einer Bloggerin und ein Humor, der ‘normalen’ Gesellschaftsmitgliedern im Hals stecken bleibt. Ich liebe es!


    Bewertung:


    10 von 10

    x Autor: Justin Cronin
    x Übersetzer: Rainer Schmidt
    x Titel: Die Zwölf
    x Originaltitel: The Twelve
    x Reihe: Passage-Trilogie, Band 2
    x Genre: Horror/Sci-Fi/Endzeit-Thriller
    x Erscheinungsdatum: 14. Januar 2013
    x 832 Seiten
    x Goldmann Verlag
    x ISBN: 3442311799
    x Erste Sätze: Waisenhaus der Barmherzigen Schwestern, Kerrville, Texas. Später, nach dem Abendbrot und Gebet, nach dem Baden, wenn es Badeabend war, und nach den letzten Verhandlungen über den Abschluss des Abends (Bitte, Schwester, können wir nicht noch ein bisschen länger aufbleiben? Bitte, nur noch eine Geschichte?), wenn die Kinder endlich eingeschlafen waren und alles sehr still war, betrachtete Amy sie in ihren Betten. Das verstieß gegen keine Regel; die Schwestern waren an ihre nächtlichen Wanderungen gewöhnt.


    Klappentext:


    Fear the dark
    Die Zwölf bedrohen die Welt – und nur Amy kann sie besiegen.


    Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie für ein geheimes Experiment ausgewählt. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden …


    Rezension:


    Der 2. Band von Justin Cronins Passenger-Trilogie, “Die Zwölf”, ist eines der Bücher, die im Regal besonders viel her machen und auf die man besonders stolz ist. Das Cover ist auf alt und abgenutzt getrimmt und passt somit perfekt zum ersten Band “Der Übergang”.


    Gleich zu Anfang möchte ich betonen, dass man das Buch nur lesen sollte, wenn man bereits den ersten Band gelesen hat. Dieser hat nicht umsonst über 1.000 Seiten und wenn man “Die Zwölf” ohne dieses Vorwissen liest, ist man einfach nur verwirrt. Zwar bekommt der Leser im Prolog, der mit dem Titel “Aus den Schriften des Ersten Chronisten” den ersten Band auf 8 Seiten im Schreibstil der Bibel widergibt, eine Gedächtnisauffrischung, aber obwohl ich “Der Übergang” vor zwei Jahren gelesen habe, hatte ich zu Anfang enorme Schwierigkeiten wieder in die Geschichte hineinzufinden.


    Ist dies aber geschafft, nimmt einen die Story, die so dicht ist, dass man das Gefühl hat sie würde einen fest einweben, sofort wieder gefangen. Justin Cronin hat das Talent, so zu schreiben, dass man sich fühlt, als würde man sich selbst in dieser bedrückenden Welt voller Gefahr befinden.


    Die Geschichte ist in 12 grobe Teile untergliedert und insgesamt auf 71 Kapitel aufgeteilt. Beim jeweiligem Anfang dieser 12 Teile ist neben dem Titel, dem Ort und einem Zitat immer die Jahreszahl zu finden, die sich zwischen dem ‘Jahr 0′ (in dem sich die Welt so änderte) und 97 n. V. (also 97 Jahre nach dem Jahr 0) bewegt.


    Zu erklären was passiert, ist schlicht unmöglich. Es passiert so wahnsinnig viel und es gibt verschiedene Handlungsstränge, wie z.B. den einer kleine Gruppe, die im Jahr 0 mit einem geistig leicht behinderten Schulbusfahrer nach einem Auffanglager für Überlebende sucht, oder den der Zone Orange – einem abgeschlossenem Bereich, den die Bewohner nur zum Arbeiten verlassen dürfen. Außerdem entwickelt sich die Regierung in eine Richtung, die dem Nationalsozialismus gleicht, das eine Widerstandsgruppe unter anderem mit Selbstmord durch Bomben zu stürzen versucht.


    Worum es grob, auch schon im ersten Band geht ist folgendes (ACHTUNG, oberflächlicher Spoiler): Mit zwölf zum Tod verurteilten Verbrechern wird ein schiefgehendes Experiment gestartet, welche sie in Wesen verwandelt, die ich persönlich als eine Art Vampir-Zombie einordnen würde. Sie trinken Blut, sind kaum mehr bei Sinnen und wer von ihnen gebissen wird, infiziert sich – außerdem kommen sie nur in der Dunkelheit heraus. Somit schließen sich die Überlebenden zu Kolonien zusammen um sich zu schützen – dass das nicht gut gehen kann, wenn viele Menschen auf engem Raum leben, ist vorprogrammiert. Und dann ist da noch Amy, das Mädchen, das körperlich extrem langsam altert und in geistiger Verbindung mit ‘den Zwölf’ steht.


    Soviel dazu. Ich finde das Buch hat im Vergleich zum ersten Band ganz leicht nachgelassen. Wenn ich mich zurückerinnere, hatte “Der Übergang” nicht ganz so viele Handlungsstränge und man konnte so leichter folgen. Trotzdem fand ich “Die Zwölf” aber gelungen. Man wird gefesselt und wer viel Zeit hat, sollte es sich gönnen und den ersten Band noch einmal lesen, bevor er mit dem Zweiten anfängt. Das würde sich wirklich lohnen.


    Fazit:


    Im Vergleich zum ersten Band ein bisschen schwächer, aber trotzdem noch fesselnd mit extrem dichter Story, so dass sich eine Welt mit beängstigenden Lebensumständen detailgetreu um den Leser aufbaut und man still hofft, dass es nie so weit kommt.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Anke Gröner
    x Titel: Nudeldicke Deern: Free your mind and your fat ass will follow
    x Genre: Ratgeber/Sachbuch
    x Erscheinungsdatum: 01. Februar 2013
    x 240 Seiten
    x rororo
    x ISBN: 349962804X
    x Erste Sätze: Dieses Buch ist kein Diätbuch. Ganz im Gegenteil. Dieses Buch sagt dir: Schmeiß bitte alle Diätbücher weg, die du hast. (Ich weiß, dass du welche hast.) Vergiss das Kalorienzählen, das schlechte Gewissen, den Kampf, “die letzten drei Kilo” noch wegzukriegen, vergiss es, lass es und fang wieder an, einfach zu essen. Wobei ich ganz genau weiß, dass dieses “einfach essen” unglaublich schwierig ist.


    Klappentext:


    Anke Gröner spricht allen Frauen aus der Seele, die auch schon einmal mit ihrem Körper gehadert haben. Anekdotenreich, witzig und sehr bissig erzählt sie von den Absurditäten, die Frauen in Umkleidekabinen erleben, von bekloppten Diätversuchen und dem Frust beim Blick in den Spiegel, mit dem man sich immer wieder auseinandersetzen muss. Dabei kann das Leben doch so schön sein, wenn man die Kleidergröße nicht das Maß aller Dinge sein lässt. In diesem Sinne: Free your mind – and your fat ass will follow!


    Rezension:


    Von Anke Gröners “Nudeldicke Deern: Free your mind and your fat ass will follow” erwartete ich eine unterhaltsame Lektüre über das Leben mit Übergewicht. Was mich erwartete, war letztendlich aber viel mehr und gab mir eine andere Sicht auf meinen Körper und Essen.


    Die Autorin betreibt einen viel gelesenen Blog und dies spiegelt sich auch in ihrem Schreibstil wider. Einerseits berichtet sie witzig und selbstironisch von eigenen Erfahrungen, so dass man sich kugeln könnte vor Lachen – schreibt aber im gleichen Absatz derart nachdenklich machende Worte, dass einem sofort ein “Ja… irgendwie hat sie damit vollkommen recht – ich sollte meine Prioritäten überdenken” durch den Kopf schießt.


    Anke Gröner erzählt ihre eigene Ess- und damit Körpergewichtsgeschichte und vom jahrelangen Hadern mit ihrem nach gesellschaftlichen Maßstäben zu füllig geratenem Körper. Von Diäten, dem Erfolg am Anfang und der Zunahme, nachdem man wieder wie gewohnt isst. Und vor allem von der Wende in ihrem Leben, nachdem sie Besuch von einem Foodcoach hatte und wie sie dabei lernte bewusst und genussvoll zu essen. Sie hat größtenteils Frieden mit ihrem Körper und dem Dicksein geschlossen, was ich ihr eigentlich auch abnahm, obwohl immer wieder Absätze wirken, als würde sie sich rechtfertigen wollen.


    Ich finde “Nudeldicke Deern” im Prinzip richtig gut und nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, war ich erstmal regelrecht euphorisch von wegen “Wuuu… dick sein ist nicht schlimm, ich bin trotzdem toll – nur noch essen was einem schmeckt – yaaay.” Allerdings halte ich das für etwas gefährlich. Ich habe mir danach noch weiter Gedanken gemacht, kann mir aber vorstellen, dass sich viele Dicke an dieses Buch klammern und sich somit einreden, dass alles gut wäre, auch wenn sie 150 Kilo wiegen. So ist das aber leider dann doch nicht!


    Wer genau liest, bemerkt, dass Frau Gröner erst so zufrieden ist, seit sie sich mit guten Lebensmitteln ernährt, zu denen viel Gemüse, Obst und andere, ganz bewusst ausgewählte Zutaten gehören. Man sollte sich mit Ernährung beschäftigen, anstatt überhaupt nichts, einseitig oder wahllos zu essen und das gesunde Mittelmaß finden. Diese Botschaft hätte gern noch ein bisschen deutlicher hervorgehoben werden dürfen im Buch – dann hätte ich sogar 5 Sterne vergeben.


    Fazit:


    Weg von unsinnigen Diäten und hin zu bewusstem Essen ohne Reue. Ein Buch das einen guten Anstoß geben kann seinen Körper auch mit Übergewicht zu mögen. Man sollte aber nicht denken, dass man mit dem Kauf des Buches sein Gehirn an der Kasse lassen kann – wenn man will kann man das Ganze nämlich ordentlich falsch verstehen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Siobhan Vivian
    x Übersetzerin: Claudia Max
    x Titel: Nur eine Liste
    x Originaltitel: The List
    x Genre: Jugendroman
    x Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2012
    x 416 Seiten
    x Ravensburger Buchverlag
    x ISBN: 3473400920
    x Erste Sätze: Prolog. Seit Ewigkeiten finden die Schüler der Mount Washington Highschool, wenn sie am letzten Montag im September in die Schule kommen, eine Liste mit dem hübschesten und dem hässlichsten Mädchen jeder Klassenstufe vor. Dieses Jahr wird es nicht anders sein. Ungefähr vierhundert Kopien hängen zurzeit an mehr oder weniger auffälligen Stellen.

    Klappentext:

    Sie hängt an jeder Wand, an jedem Spind, an jedem Schwarzen Brett: die Liste der Mount Washington Highschool.
    Niemand weiß, wer sie verfasst hat. Aber die Mädchen, die auf der Liste stehen, sind mit einem Schlag berühmt: als Hübscheste in ihrer Jahrgangsstufe. Oder als Hässlichste.
    Ob sie wollen oder nicht.

    Rezension:

    “Nur eine Liste” von Siobhan Vivian hat eines der treffendsten Cover, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Es geht um Teenager, allen voran um Mädchen, was durch das Pink bestens symbolisiert wird. …und das schwarz… nun ja – hinter der Fassade eines Menschen ist es für die Mitmenschen in erster Linie schwarz, solange wir nur sein Äußeres kennen.

    Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen und ebenso die Tatsache, dass es in dem Buch keinen eindeutigen Protagonisten gibt. Viel mehr sind alle 8 Mädchen, die auf der besagten Liste stehen, Protagonisten und obwohl es in jedem neuen Kapitel um eine andere geht, kann man der Geschichte recht gut folgen. Falls nicht – im Notfall kann man noch einmal nach vorn blättern und sich die Liste ansehen, auf der die Betroffenen stehen.

    Beeindruckt hat mich vor allem, dass Siobhan Vivian so ziemlich alle Probleme, die eine Jugendliche haben kann, in den 8 verschiedenen Charakteren untergebracht hat und gerade das macht es hier so reizvoll, dass es mehr als nur eine Hauptperson gibt.

    Es wird z.B. auf die kräftige Sportlerin eingegangen, die obwohl sie sehr weiblich ist als zu männlich angeprangert wird und darum, wie ihr Freund damit umgeht. Auf die Neue an der Schule, die plötzlich zur Hübschesten gekürt wird und viele Freundinnen bekommt, die sie ohne die Liste wahrscheinlich nicht so schnell gefunden hätte. Weiter geht es zur typischen düsteren Außenseiterin, die rebelliert und zu einer, die gemerkt hat, dass sie beliebter wird, wenn sie nur dünn genug ist, aber eigentlich gegen den Drang, nicht zu Essen, ankämpfen möchte.

    Die große Frage, die sich jeder stellt ist, wer hat die Liste veröffentlicht und zum ersten mal in der Geschichte der Mount Washington Highschool wird sich das Rätsel lüften – allerdings erst gegen Ende des Buches und ich persönlich hätte nicht mit diesem Ausgang gerechnet.

    Eigentlich ist “Nur eine Liste” für jeden geeignet. Jugendliche befinden sich gerade in der Situation, Schüler zu sein – und das Problem der Schönen und Geächteten existiert an so gut wie jeder Schule. Erwachsene hingegen haben das Schülerdarsein bereits hinter sich und die Möglichkeit diese Zeit objektiv noch einmal Revue passieren zu lassen.

    Fazit:

    Authentische Geschichte, die aufzeigt, dass der Schein trügt – denn hinter der äußerlichen Fassade eines Menschen sieht es meist ganz anders aus.

    x Autorin: Lola Jaye
    x Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
    x Titel: Was fehlt, bist Du
    x Originaltitel: Being Lara
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 18. Januar 2013
    x 352 Seiten
    x Wunderlich Verlag
    x ISBN: 3805250479
    x Erste Sätze: Prolog. Heute. Lara war jetzt ein Alien. Ihre Verwandlung hatte sich rasch vollzogen, und zwar auf der Party am Abend ihres dreißigsten Geburtstags, rund sechseinhalb Minuten nach dem Auspusten der dreißig Kerzen, die in einem riesigen Vanillekuchen steckten.


    Klappentext:


    Lara hat einen Freund, einen guten Job, liebevolle Eltern. Doch irgendetwas fehlt …
    Yomi hatte eine Tochter und musste sie weggeben. Der Schmerz lässt ihr keine Ruhe …
    Patricia hat einen Ehemann und eine Tochter. Aber sie hat Angst, sie zu verlieren …


    Drei Frauen, drei Leben, drei Schicksale – und die Erkenntnis, dass man seine Familie immer in sich trägt.


    Rezension:


    Zwar ist das Cover von Lola Jayes “Was fehlt, bist Du” bunt, verziert und schön anzusehen, aber irgendwie passt es nicht zu der eigentlich ernsten Geschichte, die es umschließt. Und genau wie das Cover ist im Prinzip das ganze Buch. Es ist gut, aber etwas fehlt.


    Lola Jaye schreibt so, dass man den Text gerne liest. Nicht mit literarischer Höchstleistung, aber flüssig schreibt sie in der dritten Person und der Ich-Perspektive der Protagonistin Lara, die mir nicht immer ganz sympathisch war. Ungewöhnlich in einem Buch – der Text ist farbig gedruckt, eine Art rostbraun, das mich ein bisschen an eine Familienchronik erinnerte.


    Die Geschichte an sich hat mir ganz gut gefallen. Die Kapitel finden in verschiedenen Zeitebenen statt und es wird auf die jeweiligen Geschichten von Lara, ihre Adoptivmutter Pat und der leiblichen Mutter Yomi eingegangen. Davon, wie Yomis Leben in Afrika war und wie ihre Liebe zerbrach, wie Pat einst ein Popsternchen war und sich danach mit ihrem Mann für die Adoption eines Kindes entschied und wie Lara als Mädchen mit schwarzer Hautfarbe im hauptsächlich weißen England aufwuchs und sich nicht nur deswegen oft schlecht fühlte.


    Die Parts die in der Gegenwart spielen handeln davon, dass Yomi zu Laras 30. Geburtstag nach England gereist ist, um sie kennenzulernen und wie vor allem Lara damit umgeht. Im Laufe ihres Lebens hat sie sich angewöhnt, ihre Gefühle größtenteils unter Verschluss zu halten und so will sie ihre leibliche Mutter anfangs nicht um sich haben, weil dies eine große Emotionslawine an Wut und Trauer auslöst. Darauf, wie sich Adoptivmutter Pat fühlt, wird leider nur wenig eingegangen, dafür aber umso mehr auf Laras durcheinander geratenes Gefühlsleben und wie sich dies auf ihr komplettes soziales Umfeld auswirkt.


    Einerseits war ich oft genervt von Laras Reaktionen, aber andererseits kann ich das wohl einfach nicht nachvollziehen, da ich nicht adoptiert wurde. Die Autorin schreibt hier allerdings aus eigener Erfahrung, also ist das Verhalten der Protagonistin vielleicht doch nicht so unrealistisch, wie es mir vorkommt.


    Im Großen und Ganzen betrachtet kam mir das Buch aber trotz des ernsten Themas manchmal wie ein nichtssagender Frauenroman vor und diese Tatsache überrascht und beeindruckt mich beinahe. Es fällt mir bei “Was fehlt, bist Du” wirklich schwer, einzugrenzen, welche Zielgruppe von diesem Buch begeistert sein könnte. Am besten selbst rausfinden ; ).


    Fazit:


    Nicht langweilig und sehr gut lesbar – aber der emotionale Funke springt leider nicht über.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Edith Kneifl
    x Titel: Schön tot
    x Genre: Krimi
    x Erscheinungsdatum: 11. November 2009
    x 176 Seiten
    x Haymon Verlag
    x ISBN: 3852186102
    x Erste Sätze: Sonnenaufgang in Wien-Margareten. Eine Stadt, die niemals schläft, mag eine treffende Beschreibung von New York sein, gilt aber sicher nicht für Wien. Es war kurz vor sechs Uhr früh, als ich durch die menschenleeren Gassen des fünften Bezirks wankte.


    Klappentext:


    Dauerte es ein paar Sekunden oder ein paar Minuten, bis ich wieder zu mir kam? Jemand beugte sich über mich. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken und seine Hände auf meinen Schultern. Ich versuchte zu schreiben, doch der Schreib blieb in meiner Kehle stecken.


    Mordalarm in Wien-Margareten: Ein brutaler Serienmörder scheint es auf junge hübsche Frauen aus dem Viertel abgesehen zu haben – bis Katharina Kafka, Kellnerin in einem Margaretner Café, sich gemeinsam mit dem Transvestiten Orlando auf die Spur des Killers setzt …


    Rezension:


    Obwohl ich eigentlich nicht besonders angetan bin von Kriminalromanen, habe ich mich trotzdem dazu hinreißen lassen, Edith Kneifls “Schön tot” zu lesen. Ich dachte mir, an einem Buch mit spannend erscheinendem Klappentext, das nicht besonders dick ist, könne man nicht viel falsch machen. Weit gefehlt. Wieder einmal.


    Zu behaupten, dass die Autorin schlecht schreibt, wäre gelogen. Sie beherrscht es zumindest, so zu schreiben, dass man sich nicht durch komplizierte Satzgebilde kämpfen muss. Hier endet mein Lob dann allerdings auch schon. Es war mehr der Inhalt, der mich ehrlich gesagt ‘schön tot’ langweilte.


    Allerdings kann ich jetzt von mir behaupten, dass ich mich fühle, als wäre ich schon einmal für einige Wochen im 5. Wiener Gemeindebezirk Margareten gewesen. Denn beschreiben kann Edith Kneifl sehr gut – ob sie es gerade deshalb so oft und ausschweifend tut oder umgekehrt sei dahingestellt.


    Das Problem war einfach, dass sie immer und immer wieder derart genau die Umgebung inkl. Straßennamen beschreibt und detailliert abendfüllende Stammtischgespräche wiedergibt, dass man zwar vor allem bei zweiteren oft sogar amüsiert ist über den ganzen ‘Schmarrn’, den die alten Herren so von sich geben, blablabla (genau so wie dieser Satz läuft “Schön tot”) – Was ich damit sagen möchte ist: Man vergisst irgendwann ganz einfach worum es überhaupt ging, bevor die Protagonistin z.B. am Stammtisch vorbeiging.


    Man sollte meinen, es wäre spektakulär, wenn sich eine Kellnerin im mittleren Alter auf eigene Faust daran macht, nach einem Killer zu fahnden – aber stattdessen ist es einfach nur endlos öde, daran ändert dann auch die detaillierte Schilderung ihrer Entjungferung nichts mehr.


    Um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht, was ich zur Geschichte selbst sagen soll. Ich habe für 170 Seiten eine ganze Woche gebraucht – auf den restlichen Seiten befinden sich nur noch Rezepte aus den Lokalen, in denen die Story spielt. Die Auflösung, wer die Verbrechen begangen hat findet man erst auf den letzten beiden Seiten und mehr als “Ahja… … … ok, das XY das war, hätte ich nicht gedacht.” gab mein Kopf als Kommentar nicht ab, was wohl alles aussagt.


    Fazit:


    Ein Stadtführer durch den Wiener Bezirk Marageten? Ein “Best of Alt-Männer-Stammtisch”? Nein, ein Krimi. Prädikat Schnarch.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autorin: Gail Giles
    x Übersetzerin: Eva Plorin
    x Titel: Der erste Tod der Cass McBride
    x Originaltitel: What Happened to Cass McBride?
    x Genre: Jugendthriller
    x Erscheinungsdatum: 05. Januar 2011
    x 240 Seiten
    x Thienemann Verlag
    x ISBN: 3522201264
    x Erste Sätze: Kyle. “Sie ist tot, oder? Wenn sie am Leben wäre, würde ich hier nicht in einem Vernehmungsraum sitzen und mit Handschellen an einen Tisch gefesselt sein. Dann würden Sie erst ihre Aussage aufnehmen, bevor Sie versuchen, von mir ein Geständnis zu bekommen, stimmt’s?”


    Klappentext:


    Enge, gnadenlose Enge um sie herum. Holzwände. Sie kann die Beine nicht ausstrecken. Wo ist sie? Erde rieselt durch ein kleines Luftloch. Dann fordert sie jemand auf, das Walkie-Talkie zu benutzen, das neben ihr liegt. Und erzählt von seinem Bruder, den sie abblitzen ließ, und der jetzt tot ist …


    Rezension:


    Schon im Klappentext von Gail Giles’ “Der erste Tod der Cass McBride” wird klar: Hier geht es darum, dass jemand lebendig begraben wird – und genau daran wurde auch das Cover angelehnt. Auf den Schutzumschlag sind Erde und Schrift gedruckt und in der Mitte der Vorderseite befindet sich ein großes Loch, durch das man auf das blanke Buch sehen kann, welches die Optik einer blau gestrichenen Holzkiste hat. Sieht toll aus, ist allerdings empfindlich – das Loch im Umschlag reißt schnell ein, wenn man nicht aufpasst.


    Was den Schreibstil der Autorin angeht – es macht Spaß das Buch zu lesen. Die gesamte Geschichte wird aus drei verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Von Kyle, der, wie auf der ersten Seite schon aufgedeckt wird, das Verbrechen begangen hat, von Cass – die lebendig begraben wird und von Ben, einem der beiden Polizisten, die an dem Fall dran sind. Jeder von ihnen bekommt eigene Kapitel und es ist immer so, dass man zuerst von Kyle liest, dann von Cass, danach von Ben und wieder von vorn.


    Dabei gelingt es Gail Giles, für alle drei Charaktere so zu schreiben, dass man ihnen ihr Alter und ihre Rollen durchaus abnimmt. Die drei Perspektiven finden im übrigen zeitversetzt statt. Cass’ Gedanken bekommt man direkt aus der Kiste unter der Erde zu lesen. Somit findet ihre Sicht zum Zeitpunkt des Verbrechens statt. Der junge Polizist Ben hingegen erzählt während der Suche nach dem verschwundenen Mädchen, während Kyles Ich-Perspektive aus dem Vernehmungsraum, in dem er das Geständnis ablegt, stammt – also nach der ganzen Sache.


    Außerdem befinden sich in Cass’ Kapiteln Rückblicke, wenn sie da unten im Dunkeln grübelt und sich an Situationen aus ihrem Leben erinnert. Dabei erfährt man sehr viel über ihre Familie und im Lauf des Buches auch einiges über Kyles Kindheit. Beides erklärt, warum diese zwei Jugendlichen zu dem wurden, was sie sind. Eine allseits beliebte ‘High School Queen’, die grundsätzlich berechnend handelt und ein zurückgezogener junger Mann, der einen großen Hass auf die Welt hegt und seinen kleinen Bruder rächen möchte.


    Ich würde zwar nicht so weit gehen, das Buch unter “Psychothriller” einzuordnen, aber es ist ein Jugendthriller, der einen guten Einblick gibt, wie sich Jugendliche entwickeln, die in zerbrochenen Familien leben und aufwachsen. Meiner Meinung nach sind es sogar drei sehr gute Beispiele, da Cass, Kyle und sein Bruder David, der sich nach einer Abfuhr von Cass umbrachte, einerseits wahnsinnig verschieden sind und sich gleichzeitig irgendwie ähneln – sie alle stehen unter extremem Druck, der durch ihr Elternhaus verursacht wird – nur geht jeder von ihnen auf seine eigene Art und Weise damit um.


    Fazit:


    Ein spannender Thriller mit sehr ausgeprägten Charakteren und einer stillen Botschaft: Extreme Erlebnisse können extreme Handlungen auslösen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Cynthia J. Omololu
    x Übersetzerin: Jutta Wurm
    x Titel: Für immer die Seele
    x Originaltitel: Transcendence
    x Reihe: Für immer-Trilogie, Band 1
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: Februar 2013
    x 384 Seiten
    x Dressler Verlag
    x ISBN:
    x Erste Sätze: Gleich geschieht es wieder, ich kann es spüren. Ein Kribbeln in meinem Nacken, das Gefühl, dass alles um mich herum in immer weitere Ferne rückt, kalte Schweißperlen auf meiner Stirn – ich kenne die Anzeichen und weiß, das bedeutet nichts Gutes. Ich hefte den Blick auf meine Füße, folge Kat aus dem U-Bahnhof Tower Hill hinaus in den hellen Sonnenschein und versuche mit ganz auf meine Schuhe zu konzentrieren, die sich Schritt für Schritt über den tadellos sauberen Bürgersteig bewegen.

    Klappentext:

    Stell dir vor, es gibt nicht nur ein Leben …

    Als die sechzehnjährige Cole den Tower von London besichtigt, wird sie plötzlich von einer unglaublich realistischen Vision heimgesucht. Doch es sind nicht nur Bilder, die sie plagen, Cole spürt geradezu, was sie sieht: eine Jahrhunderte zurückliegende Enthauptung! Überwältigt fällt sie in Ohnmacht. Und das Erlebnis im Tower ist kein Einzelfall. Wohin Cole auch geht, was sie auch berührt, seit kurzem fühlt sie sich ständig in andere Zeiten und Orte versetzt, die sie nie zuvor gesehen hat. Sie versteht die Welt nicht mehr. Wird sie vielleicht verrückt? Als Cole wieder zu sich kommt, liegt sie in den Armen des gut aussehenden Griffon. Er erkennt sofort, dass sie etwas ganz Besonderes ist – genau wie er. Griffon erscheint Cole seltsam vertraut, und sie hat das Gefühl, dass es zwischen ihnen eine tiefe Verbindung gibt, ein gemeinsames Schicksal. Und tatsächlich: Griffon weiß, was es mit den sonderbaren Visionen auf sich hat. Cole ist wie er ein Mensch, der sich an seine früheren Leben erinnern kann. Und sie befindet sich in Gefahr! Als Cole die Puzzlestückchen ihrer ehemaligen Existenzen zusammensetzt, entdeckt sie, welch dunkles Geheimnis sie und Griffon verbindet. Kann sie dem Jungen, den sie liebt, vertrauen?

    Rezension:

    Cynthia J. Omololus Auftakt zu ihrer “Für-immer”-Trilogie – “Für immer die Seele” – besticht mit einer wunderschönen Aufmachung. Auf dem eher rauen Umschlag sind das Wort ‘Seele’ und die Schmetterlinge in glänzendem Lack aufgedruckt und laden dazu ein, das Cover immer wieder anzufassen. Aber auch wenn man den Umschlag abnimmt, sieht das Buch noch richtig toll aus – nämlich ähnlich wie der Umschlag selbst, nur dass alles außer dem violetten Farbenspiel und dem Wort ‘Seele’ weggelassen wurde.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr eingehend. Man muss sich nicht sonderlich anstrengen, um durch den Text zu kommen und kann sich so ganz auf die Geschichte einlassen, welche mir im Prinzip sehr gut gefallen hat. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Protagonistin Nicole, kurz Cole genannt, und Visionen aus den vorherigen Leben heben sich in kursiver Schrift vom Resttext ab.

    Eigentlich wollte ich dem Buch eine Bewertung von 4 Sternen geben, denn es ist wirklich sehr gut… – aber wie gesagt: eigentlich. Ich glaube selbst an Wiedergeburt und daran, dass jeder Mensch mehrere Leben hat und deshalb hat mir das Thema sehr zugesagt. Nur ziemlich unglaubwürdig fand ich den Punkt, dass sich in Coles Umfeld rein zufällig gleich mehrere Leute befinden, die auch zu dieser bestimmten Personengruppe gehören, die sich detailliert an die vorherigen Leben erinnern.

    Die Vorstellung, dass man den Partner schon aus einem vorherigen Leben kennt ist sehr romantisch, aber dass dies bei Cole und Griffon so ist, ist mir einfach zu gewollt dargestellt. Die beiden sind noch Teenager und obwohl die Welt so groß ist und man laut Erzählung als Mann oder Frau und überall auf der Welt wiedergeboren werden kann, wohnen beide verhältnismäßig nah zusammen.

    Die Gefahr die Cole droht und welcher Natur sie ist, fand ich sehr schlüssig und auch wirklich spannend und überraschend – aber man hätte die Geschichte um das Grundgerüst der Story, wie gesagt, besser aufbauen können. Wenn man nicht zu viel nachdenkt, ist das Buch gut und vielleicht gibt es ja in den beiden Folgebänden noch eine Erklärung, die mich zufriedenstellt.

    Fazit:

    Im Prinzip eine gute Geschichte mit spannendem Thema – allerdings wirkten die Umstände auf mich zu unglaubwürdig und zu gewollt.

    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Janet Clark
    x Titel: Rachekind
    x Genre: Mysterythriller
    x Erscheinungsdatum: 14. Januar 2013
    x 512 Seiten
    x Heyne Verlag
    x ISBN: 3453409272
    x Erste Sätze: Prolog. Er hat meine Augen nicht geschlossen. Mein starrer Blick stört ihn nicht. Er schaufelt Erde auf meinen leblosen Körper, bedeckt ihn Zentimeter für Zentimeter, ohne eine Pause einzulegen. Unwirklich. Alles ist so unwirklich. Selbst die Stille der Nacht. Kein Knacken von Zweigen, kein Rascheln im Gebüsch. Es ist, als zollten die Tiere des Waldes meinem Tod Respekt, den mein Mörder mir versagt.


    Klappentext:


    Sein Schatten verfolgt dich


    Eines Abends verschwindet Hannas Mann Steve spurlos und lässt sie mit ihrer einjährigen Tochter Lilou zurück. Hanna ist sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert ist, doch niemand glaubt ihr. Also begibt sie sich allein auf die Suche nach ihrem Mann. Als Lilou sich immer seltsamer verhält, scheint es, als stehe sie in Kontakt mit Steve. Hanna begreift, dass sie den Zeichen ihrer Tochter folgen muss, denn dies ist ihre einzige Chance, Antworten zu bekommen. Bisher hat ihre verzweifelte Suche nur eines zutage gefördert: Der Mann, den sie unter dem Namen Steve Warrington kennen und lieben lernte, hat offiziell nie existiert. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und begibt sich dabei in tödliche Gefahr …


    Rezension:


    Janet Clarks “Rachekind” kommt in athmosphärisch düster-beängstigendem Gewand daher und bereitet den Leser darauf vor, was ihn im Inneren des Buches erwarten wird.


    Und gleich zu Anfang möchte ich sagen: Dieser Thriller hat mich absolut begeistert. Bisher habe ich von Janet Clark noch nichts gelesen, was ich aber nun, nach “Rachekind”, nachholen möchte – denn ihr Schreibstil ist richtig klasse. Sie schreibt prägnant und spannend, so dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte, um hinter die Wahrheit zu kommen.


    Dies wird vor allem dadurch verursacht, dass sich in den ersten beiden Dritteln immer mehr Begebenheiten herausstellen, die Protagonistin Hanna schockieren und Rätsel aufgeben, anstatt, wie eigentlich geplant, herauszufinden, wohin und warum ihr Mann Steve verschwunden ist.


    Mit der Unterstützung von ihrer neuen Nachbarin Britt, und dem Privatdetektiv Marten versucht Hanna zunächst zu beweisen, dass Steve sie nicht, wie alle vermuten, verlassen hat, sondern einer Straftat zum Opfer gefallen ist. Sie forscht nach den Wurzeln ihres Mannes und findet in England seine Eltern… bzw. die Eltern von Steve Warrington und ab da spitzt sich die Sache erst so richtig zu. Zudem verhält sich die einjährige Tochter Lilou seit ‘Steves’ Verschwinden sehr untypisch – sie wirkt seltsam ernst, schottet sich ab, vergräbt ständig Dinge und hat einen unsichtbaren Freund namens Om. Wer den Prolog aufmerksam gelesen hat, ahnt schon bald böses …


    Hin und wieder bekommt man Tagebucheinträge zu lesen, die 1991 von einem Jungen in einem Kinderheim verfasst wurden. Einer dieser Jungen, mit denen er dort vom grausamen Leiter misshandelt wurde, hieß Steve und langsam konstruiert sich im Gedanken des Lesers, wie die einzelnen Elemente, die man vorgesetzt bekommt, wohl zusammenpassen könnten.


    Es macht einfach wahnsinnigen Spaß dieses Buch zu lesen. Die Geschichte läuft vor dem inneren Auge ab, man rätselt mit, ist beinahe genauso schockiert wie Hanna selbst, wenn sich das ganze Lügenkonstrukt häppchenweise vor einem ausbreitet und nebenher überläuft einen immer wieder ein Schauer – denn mit Lilou stimmt etwas ganz und gar nicht. Man kann sagen, das Buch ist eine Ansammlung von vielen atemlosen “Ach du Scheiße”-Momenten und Thrillerfans, die sich nicht daran stören, dass “Rachekind” ohne Blut auskommt, sollten sich diese geniale Geschichte nicht entgehen lassen.


    Fazit:


    Einer der besten Thriller, die ich jemals gelesen habe. Dicht, glaubwürdig und spannend – ein absoluter Pageturner mit der perfekten Prise an ‘Gänsehautmachern’.


    Bewertung:


    10 von 10 Punkten