Beiträge von legein

    Hallo Rosha, hallo Herr Palomar (und natürlich wen es sonst interressiert)


    Habe gerade keine Zeit, auf die weitere Diskussion einzugehen, mache ich morgen, aber hier mal zu Kunert:


    Ich kenne es aus:
    Reclam. Arbeitstexte für den Unterricht. Deutsche Kurzgeschichten 11.-13. Schuljahr.


    Orginalausgabe: Tagträume in Berlin und andernorts. Kleine Prosa, Erzählungen, Aufsätze. Hanser 1972


    Gibt sicher auch ein TB von DTV oder...


    Ist lange her, dass ich die Geschichte gelesen habe, habe sie kurz überflogen, er scheint sehr sachlich zu schreiben, die Ironie steckt erst im Ausgang der Geschichte.

    Auch wenn das Buch so ab der Mitte nicht mehr so spannend war, wie am Anfang, hat es mir doch ganz gut gefallen.


    Ich denke, ob einem das Buch gefällt hängt auch mit der Erwartungshalung zusammen. Lem geht es sicher nicht um die typischen SF-Elemente und noch nicht einmal wirklich um die Handlung. Es geht um Gedanken.
    Er entwirft eine Situation, in der Kelvin fast komplett isoliert ist (die Kollegen sind entweder nicht erreichbar oder verweigern das Gespräch gerade über die wichtigen Punkte) und mit sich selbst (in Form von Harey) konfrontiert wird. Er scheitert dabei, wie Rosha sehr schön erklärt hat.


    Natürlich steckt auch Wissenschafts- und Gesellschaftskritik im Roman.

    Zitat

    Original von SiCollier
    Einen sehr wesentlichen Absatz findet man auf Seite 101 im ersten Kapitel dieses Abschnitts. Er beginnt mit Wir brechen in den Kosmos auf .... Zentral ist für mich der Satz:
    Wir brauchen keine anderen Welten. Wir brauchen Spiegel. Mit anderen Welten wissen wir nichts anzufangen. Es genügt unsere eine, und schon ersticken wir an ihr.


    Und ganz kräftig nicken mußte ich zwei Seiten weiter, als da stand: Du solltest wissen, daß die Wissenschaft sich nur damit befaßt, wie etwas geschieht, und nicht warum etwas geschieht.
    Genau so ist es, und das ist mMn eines der Grundübel.


    Weiter dann der Bericht von Berton. Da fiel mir nur eines ein: es ist nicht, was nicht sein darf. Im Zweifel ist der Beobachter halt verrückt.


    "Erkenne dich selbst" ist eine wichtige, meist vernachlässigte Forderung. Da Kelvin es letzten Endes bei Harey mit seinen eigenen Erinnerungen zu tun hat, müsste er eigentlich, v.a. als Psychologe diese aufarbeiten.


    Ja, besonders bezogen auf das Ziel. Verantwortliche Wissenschaft!


    Im real existierenden Sozialismus wurden Kritiker als "psychisch krank" betrachte, weil ein "vernünftiger Mensch" musste natürlich einsehen, dass die Partei recht hat.

    Den ersten Abschnitt empfand ich als sehr spannen, eine rätselhafte und bedrohliche Atmosphäre.
    Das Auftreten Hareys hat mich an die Geschichte "Lieferung frei Haus" von Günther Kunert erinnert, in der die Leute wegen Überfüllung der Friedhöfe die Leichen, die sie verursacht haben nach Hause geliefert bekommen.


    Da ich das ganze Buch jetzt schon gelesen habe und außerdem schon vieles angesprochen wurde, schreibe ich hier jetzt nicht mehr.