Beiträge von Grizzly

    Hallo Historikus!


    Zitat

    Dann möchte ich mal wissen, wo ich in deinen Augen beleidigt und verunglimpft habe?


    Nirgendwo. Ich sagte, daß man mit dem was man sagt, sehr vorsichtig sein muß, gerade wenn es um die Geschichte geht und ihren Bezug zur täglichen Politik.


    Zitat

    Ungeachtet der diffusen Grenzen der Parteien, bin ich der Meinung, dass allzu rechtes Gedankengut kritisiert, und damit bekämpft werden sollte. Haider ist zwar kein Rechtsradikaler, sondern ein Rechtspopulist, aber man sollte doch Aussagen wie über die ordentliche Beschäftigungspolitik im 3. Reich kritisieren dürfen.


    Ja, sollte und muß man.


    Zitat

    Stillschweigen ist zustimmen - und somit wäre nicht nur unsere Gesellschaft, sondern unsere Demokratie gefährdet.


    Wo gefährdet die fragwürdige Aussage über die nationalsozialistische Beschäftigungspolitik unsere Demokratie? Das ist weder Relativierung
    noch Revisionismus, nur ein Pamphlet eines senilen, verklärten Senioren. Bedenklich finde ich es, daß unserer Polizei bei Aussagen wie "Bomber Harris, do it again" oder "Deutschland muß zerstört werden", scheinbar die Hände gebunden sind, gleichwohl es sich bei diesen, auf jeder AntiFa-Demo nachzulesenden Aufforderungen ganz klar um einen Strafbestand handelt, da das Fortbestehen der Bundesrepublik und ihrer Wertestruktur infrage gestellt wird. Die gespaltene Zunge läßt grüßen, derartige Aussagen sind nicht minder bedenklich. Wen schert's? Niemand.


    Zitat

    Na, weil du es einfach so darstellst, dass Rechtspopulisten genau deshalb gewählt werden, wenn die Bevölkerung mit den anderen Politikern unzufrieden ist, oder gleich gar nicht zur Wahl gegangen ist.


    Ist es denn verwunderlich, daß es den Leuten stinkt? Ist es verwunderlich, daß die Menschen nach 'Hartz IV', PSG, PDS und WaSG wählen? Ist es verwunderlich, daß es den Leuten gegen den Strich geht, wenn Minister, die übrigens nebenher in den Vorständen großer Unternehmen sitzen, von 42 - 50-Stunden-Wochen sprechen? Ist es verwunderlich, daß die Bürger alternativ wählen, wenn sie aus ihrem Betrieb geschmissen werden, keine Arbeitsmöglichkeiten bekommen und am nächsten Tag in der Zeitung lesen, daß die Manager wieder fett abkassiert haben? Ist es verwunderlich, daß die Menschen protestieren, wenn Clement von 'zivilen Ungehorsam' spricht und damit, zumindest auf theoretischer Grundlage das freie Versammlungsrecht hinterfrägt? Ist es verwunderlich, daß die Menschen alternativ wählen, wenn sie von den Einheitsparteien gleichermaßen ausgesaugt werden? Nein!


    Deshalb frage ich nochmal: liegt der Fehler beim Rechts- oder Linkspopulisten oder bei den etablierten Parteien?


    Zitat

    Da sind dann die Grenzen der Demokratie erreicht, wenn durch offensichtliche "Demokratie" Menschen wie Hitler an die Macht kommen - einen Hitler hätte es nicht gegeben, wäre die Wahlbeteiligung nicht so aus Protest gering gewesen.


    Eine Diksussion über die Machtergreifung verliefe zu müßig. Gesagt sei nur, daß Hitler einige Verfassungsschwächen konsequent ausgenutzt hatte und die Vertreter der Großindustrie hinter sich scharen konnte, von den Fehlern der Deutschnationalen will ich erst gar nicht sprechen [Zähmungskonzept]. Geschichte ist ein Kind ihrer Zeit, der Unmut über den Pariser Vorortfrieden ist nachvollziehbar, auch wenn das den Verlauf der Geschichte nicht rechtfertigt. Ungerecht, daß Hitler die nachträglichen Erfolge Brünings auszehren konnte. Ein Vergleich zwischen Weimar und der Bonner beziehungsweise Berliner Demokratie ergibt sich, da wir einen völlig anderen verfassungsrechtlichen (ausgebügelte Fehler), gesellschaftlichen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Hintergrund haben.


    Zitat

    Jeder, absolut jeder Bürger, ist dazu verpflichtet, die Werte der Demokratie aufrechtzuerhalten und zu schützen.


    Wir dürfen nicht über rechtsextreme Äußerungen, rassistische, antisemitische Art, hinwegsehen, und sagen "das ist halt Demokratie" und ist doch Sache des Staates ...


    Sonst ist die wahre Demokratie nicht mehr intakt.


    Es ist Sache des Staates. Als Bürger hat man einzig die Möglichkeit, sich für oder gegen die Partei auszusprechen, zu engagieren (Gegendemos). Mehr nicht! Verbieten kann nur der Staat, was man allerdings nicht verbieten kann, ist das Recht, das zu wählen, was man wählen will.

    Hallo Demosthenes! Hallo tomliehr!


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    Geschrieben von tomliehr


    Es sollte in einer Demokratie Pflicht sein, die Schatten wahrzunehmen und bis in die kleinsten Ecken mit megawattstarkem Licht auszuleuchten.


    Das ist in der Regel die Sache von Staatsschutz und Verfassungsschutz.


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    Konservatismus ist nicht mit Rechtsradikalität gleichzusetzen. Die Idee hinter dem Konservatismus besteht darin, "das Gute zu bewahren und das Schlechte zu verändern". Alles, was tendentiell in Richtung Rechtsradikalität geht, beschränkt sich i.d.R. darauf, das Schlechte zu bewahren bzw. wiederherzustellen.


    Richtig, ich habe 'Konservatismus' nicht mit "Rechtsradikalismus' gleichgesetzt, FPÖ, REP oder PRO waren und sind in meinen Augen konservative Parteien; wäre es anders, hätte der Parteien letztes Stündlein längst geschlagen. Die NPD hatte Glück, daß der VS über seine eigenen Füße stolperte.


    Zitat

    Übrigens halte ich Herrn Haider nicht für einen Rechtsradikalen


    Zustimmung. Haider mag Populist sein, sein Wirken ist streitbar und höchst umstritten, aber den Boden der Legitimität verläßt er meiner Meinung nach selten bis gar nicht [ausgenommen der Irakbesuch]. Ein kleiner Tipp an jene, die hier an der Diskussion mitwirken: im spiegel.de-Archiv müsste ein sehr lesenswerter Artikel über den Politik-Talk "Sabine Christiansen" sein, der mit dieser Vorgaukelei und dem Schmierentheater aufräumt und beweist, daß Bundespolitik über weite Strecken doch nur 'Populismus' ist. Eben dieses Schlagwort, das von den medien gerne mißbraucht wird.


    Zitat

    Ich bin auch dafür, jeder Meinung ihr Recht auf Geäußertwerden zu verschaffen und dafür ggf. zu kämpfen, selbst, wenn man nicht dieser Meinung ist - vorausgesetzt, sie genügt bestimmten Maximen, etwa der Achtung der Menschenrechte und vergleichbarer.


    Zustimmung.


    Demosthenes :


    Zitat

    Geschrieben von Demosthenes


    Betrachte mal eine Demokratie als Hantelstange. Ganz außen hast du die kleinen Gewichte, die aber ebenso auf die Mitte einwirken wie die großen, die näher an der Mitte sitzen. Wenn du ganz links außen tolerierst, mußt du auch ganz rechts außen haben, denn sonst gerät alles ins Ungleichgewicht.


    Das trifft den Nagel auf den Kopf.

    Zitat

    Geschrieben von Historikus:


    Sind wir denn in einer Diktatur?
    Hier herrscht freie Meinungsäußerung, und viele Aussagen von Haider und seinen Helden kannst du überall nachlesen ...


    Nein, keine Diktatur, Beleidigungen und Verunglimpfungen werden trotzdem geahndet, unabhängig des Grundrechts der freien Meinungsäußerung.


    Zitat

    In der FPÖ gibt es rund um Haider immer noch Menschen, die den 2. Weltkrieg als unglückliche Niederlage bezeichnen.


    Und? Diese Menschen gibt und gab es auch in anderen konservativen Parteien. Muß die Partei jetzt verboten werden, weil einige Unbelehrbare ein verqueres Verhaltnis zu unserer Geschichte haben? Dann müßtest Du den Grünen geanuso erbittert gegenüberstehen, zumal sie Menschen beherbergen, wie zum Beispiel unseren Außenminister Josef Fischer [Stichwort: Putz-Truppe; 1982: "Deutsche Helden müßte die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen."], die vor dreißig Jahren an der Zersetzung der FDGO aktiv mitgewirkt haben.


    Zitat

    Sorry, aber das ist sehr wohl Teil unserer Geschichte.


    Etwas anderes habe ich nie behauptet.


    Zitat

    Ich finde, ÖSterreich könnte ganz ruhig ohne solche Ansichten leben. Das hat mit politischer Vielfalt nichts mehr zu tun.


    Doch hat es, und daran ändert die Correctness-Keule herzlich wenig. Solange eine Partei nicht gegen die Auflagen des Parteiengesetz und die Verfassung verstößt, sehe ich keinerlei Veranlassung, eine Partei zu verbieten, warum auch? Parteien sind Zusammenschlüße aktiver Bürger, die an der öffentlichen Meinungsbildung teilnehmen und ihre Interessentengruppe erfolgreich im Parlament vertreten wollen.


    Zitat

    Mit deinen vorgelegten Prinzip sind schon viele Despoten an die Macht gekommen, die anschließend die halbe Welt in Asche gelegt habe


    Welches vorgelegte Prinzip? Ich schreibe es nochmal ausdrücklich: ist eine Partei in ihrer Zielsetzung, in ihrem Handeln und ihrer Darstellung verfassungskonform, so darf kein Zweifel an ihrem Daseinsrecht bestehen.


    Es sollte möglich sein, in einer Demokratie auch über den eigenen Schatten zu springen. Ich bin ganz gewiß kein Freund konservativer Parteien, aber ich handhabe es wie Voltaire:


    Zitat

    Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können.
    Voltaire

    Ach bitte, nicht schon wieder dieses leidige Thema, wie oft habe ich schon darüber diskutiert?


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    Warum bekommen Rechtspopulisten immer mehr Zulauf? Haben wir nichts über unsere Geschichte gelernt?


    Zunächst muß ich diesen Konnex ad absurdum führen. Du hast Glück, daß du hier noch so glimpflich formuliertest, für ungestümere Sätze und Behauptungen kanns auch mal eine Anzeige geben, wenn die falschen Leute einen Blick ins Forum erhaschen. Solange eine Partei verfassungskonform ist, besteht doch kein Problem, deshalb spreche ich auch einem Haider, einem Schill oder dem Vlaams-Block ihr Recht nicht ab, an der öffentlichen Meinungsbildung aktiv mitzuwirken und sich für ihre Ideale einzusetzen.


    Was mich an dieser Frage stört:


    a) zu plakativ, suggestiv


    b) was haben Haider ["Rechtspopulist"] und sein politisches Ideal denn genau mit unserer speziellen Geschichte zu tun? Ich hätte gerne ein konkretes Beispiel.


    c) liegt das Problem weder bei Linkspopulisten oder Rechtspopulisten, sollte die Bevölkerung mal nicht den Einheitsbrei wählen, sondern bei jenen, die diesen Unmut in der Bevölkerung durch schlechte Politik auslösen. Für eine Demokratie ist es umso begrüßenswerter, je mehr Interessen vertreten sind. Daß das manchen nicht passt, ist klar.


    :fetch

    Zitat

    Geschrieben von Paisuma:


    [...]ich bin in der Fangemeinde sehr aktiv und wir arbeiten uns teilweise die Finger wund, um ein bißchen Anerkennung für das Kerlchen zu bekommen.


    Anerkennung? Für was? Daß Küblböck aus Scheiße Geld zaubert? Ich bitte Sie, wer sich Respekt verdienen will, muß sich diesen eben erst verdienen und sich nicht auf eine fanatische Gemeinde stützen, die seinen Namen unentgeltlich in aller Welt preist - obschon ihr Guru nichts besseres kann oder zu tun hat, als sich durch schlechten Gesang, Gehampel und fragwürdige Medienformate in aller Munde zu bringen - ein verkapptes Hochbumsen: die Anspruchslosigkeit der vasallenhaften Rezipenten wird maßgeblich mißbraucht! Wo liegt da der Fehler? Am System oder am Empfänger? Warum ahne ich schon, daß jetzt die küblböcksche Neid-Keule kommt...


    Mit was sich der Wohlstandsmensch heutzutage zufrieden geben, ist ohnehin verwunderlich. Talentierte Künstler arbeiten bis zur Erschöpfung für ein Mindestmaß an Anerkennung, bleiben auf der Strecke oder stoßen sich jahrelang die Hörner ab, während der Medienmensch, der sich ab Kindesbeinen der Bravo hingab, seinen austauschbaren Idolen aus der Retorte in den Allerwertesten kriecht und sowieso alles feiert, was "hip" und "trendy" ist. Sorry, das mußte einmal gesagt werden, zum Kotzen in dieser dekadenten Pisa-Gesellschaft.


    Zitat

    (Eigentlich wollte ich mich nicht "outen", aber nun mußte es doch raus ) Was es da schon an Ärger für die einzelnen Fans gab, geht auf keine Kuhhaut. Beleidigungen, Verleumdungen bis hin zu Morddrohungen, einer Bekannten wurden die Reifen zerstochen, weil sie einen Daniel-Aufkleber auf ihrem Auto hatte.


    Keine begrüßenswerte Entwicklung.


    Zitat

    Von dem, was Daniel sich im letzten Jahr anhören mußte, ganz zu schweigen. Viele vergessen oft, daß ein verletzbarer und traumatisierter Mensch hinter der öffentlichen Fassade steckt.


    Aha. Dieser Mensch setzt sich freiwillig diesem Rummel aus; wenn er mit den gerufenen Geister nicht fertig wird, dann bemitleide ich ihn gewiß nicht! Wer nämlich anderen mit Laien-Zen, Gehampel und Gekreische ebenso mitleidlos das Geld aus den Taschen zieht, hat diese emotionale Aufmerksamkeit nicht einmal ansatzweise verdient. Wie Doc schon richtig bemerkte, ist Küblböck ein selbstverliebter Pappkamerad, der beliebig austauschbar ist. Zu untersuchen gilt es, inwieweit diese kultische Verehrung ein Kompensationsversuch areligiöser Erfahrungen in der Kindheit ist [weitere interessante Fragen: Sehnsucht nach Bevormundung? Gefühl der Uniformität? Dummheit? Anspruchslosigkeit? Provokationen?].


    Bezeichnend im übrigen, daß der Guru gänzlich unfähig ist, Kritik zu ertragen. So rannte er jammernd und lamentierend aus einem Radiostudio, weil der Moderator, und das völlig zurecht, das Strafmaß kritisierte, mit dem Daniel nach der Gurkeneskapade belegt wurde. Bleibt mir ein anderes Bild von Küblböck, als das eines hysterischen, untalentierten Ausbeuters, der vor nichts zurückschreckt, um noch mehr Geld zu scheffeln? Natürlich alles mit "positiver Energie", damit der Konsument noch fröhlicher das Geld in die Kassen fließen lässt.


    Ein letztes sei gesagt: es wäre ratsamer, sich mit ähnlicher Hingabe gegen Hartz IV, für sozialere Politik zu engagieren [Dänisches Modell z.B.], anstatt Zeit und Muße in eine fragwürdige, freiwillige Knochenarbeit zur Ehrenrettung des "Idols" zu stecken.


    edit²: ich gestehe natürlich jedem das Recht zu, das zu mögen, was er für richtig hält, dennoch gestehe ich es mir zu, jenes zu hinterfragen oder in zweifel zu ziehen.


    :fetch
    Herzliche Grüße,
    des Forums Stänkerbär

    Holla die Waldfee!


    Frage an alle schreibenden Eulen: wie bringt ihr eure Gedanken aufs Papier?
    Füller, Kugelschreiber, Bleistift, Schreibmaschine, also das Altbewährte - oder klimpert ihr doch lieber in die Tasten der Computertastatur?

    Hallo Historikus!


    Zitat

    Ach, lieber Grizzly, dass kannste vergessen.


    Hab schon gemerkt, dass bei einigen meiner verfassten Thread die sich irgendwie selbstkritisch zum Lesertum äußern, irgendein Schlawiner ständig 5 Daumen nach unten wählt. Dies habe ich nun schon einige Male beobachten können. Da scheint einer eher etwas allergisch zu reagieren.


    mfg


    Ich bin mir sicher, daß es nicht an dir liegt, sondern einzig und allein am Themenschwerpunkt. Einige Personen werden sich durch das doch sehr bestimmt wirkende Hesse-Zitat auf den Fuß getreten fühlen. Dabei bezieht sich die Bewertung doch ausschließlich auf die Diskussion, oder? An der gibt es meines Wissens überhaupt nichts auszusetzen, deshalb finde ich es schade, daß das interessante Thema mit einem Negativ-Daumen im Raume steht und womöglich Gäste und Mitglieder abschreckt. :(


    Freundliche Grüße,
    Grizzly

    Zitat

    Ich glaube, man ist als Autor irgendwie auf der Suche nach Seelenverwandten, letztlich nach einer Art Bestätigung für die eigene Weltsicht, den eigenen Humor, die eigenen Ideen usw. usf. Das hat weniger mit der Motivation für das Schreiben allgemein zu tun, als vielmehr mit der Strukturierung, Konzeption, Dramaturgie der dann entstehenden Werke.


    Treffend ausgedrückt. Dankeschön.


    Grüße,
    Grizzly

    Hallo Iris!


    Zitat

    Teils, teils.


    Grundsätzlich bin ich dafür, hoffe ja, dass meine ehrenamtliche Schüler-AG nächstes Schuljahr zustandekommt. Schließlich ist die sprachliche Ausdrucksfähigkeit dank des überragenden Deutschunterrichts an unseren Schulen ... lassen wir das!


    Sehr schön! Nein, nicht der Deutschunterricht, sondern dein Wille, ehrenamtlich tätig zu werden. Wie soll die AG denn aussehen?


    Zitat

    Andererseits kriege ich Krämpfe, was für ein doktrinärer Mist von den Herren Sol Stein und James Frey (u.a.) verbreitet wird. Da verkommt Kreativität zum Schematismus. Man merkt 's ja an dem Zeug, was fleißig importiert wird: eine Story wie die andere, bestimmte Figurentypen wiederholen sich unentwegt, der Sitz im Leben dieser "Literatur" ist unauffindbar


    Ich las bisher Das Leben und das Schreiben von King, Ludwig Reiners' Stilfibel, Wolf Schneiders Deutsch für Kenner und noch einige weitere Einblicke in die Welt der Stilistik. Übernommen habe ich wenig, was mir jedoch sehr gefallen hat, war das Herantreten an verschiedene Sichtweise des Schreibens und seiner Komplexität - was ich selbst lernte: Stil, das ist der Mensch. Und gerade das ist bei Schablonenliteratur nicht der Fall. Schade.


    Zitat

    Grundkenntnisse müssen vermittelt werden, aber die finde ich nicht nur bei diesen beiden Herren und ihren Jüngern, sondern auch in den literaturtheoretischen Texten von Philosophen und Schriftstellern von Aristoteles bis Ursula LeGuin (btw das einzige "Schreibbuch", das wirklich etwas taugt, weil es um die Verbindung von Handwerk und Kreativität geht - leider nicht auf Deutsch erhältlich).


    Logo. Die beste Methode ist in meinen Augen immer noch das Lesen.


    Liebe Grüße,
    Grizzly


    edit²: Votet mal bitte das Thema nach oben. Drei bis fünf Daumen hat's verdient!

    Ehrliche Antwort: nein. Ich hatte noch nie mit Leuten zu tun, die über meine Lesegewohnheiten die Nase gerümpft haben, sei es nun während meiner Hohlbein-Zeit, meiner King-Zeit oder meiner Klassiker-Zeit. Heutzutage ist es anscheinend eine Seltenheit, wenn man in meinem Alter liest, daran stört sich deswegen auch niemand. Diskutieren lässt sich ansonsten prima, da mein Freundeskreis ebenfalls sehr belesen ist.

    Zitat

    Zitat von Historikus
    Nur bin ich auch oft ein treuer Verteidiger der Trivialliteraturleser, und tu mich manchmal schwer, wenn so ein Oberaffe sagt, die lesen doch nur, um deren Gehirn nicht anzustrengen.


    Wer sollte derartiges sagen? Was hat er davon, wenn er sowas absondert?

    Hallo Pelican!


    Creative Writing-Kurse können an amerikanischen Hochschulen belegt werden, ein schriftstellender Dozent lehrt den Kursteilnehmern das Schreibhandwerk. Wellershoff hat darüber geschrieben und sich gefragt, ob eine Einführung solcher Kurse an deutschen Unis sinnvoll wäre.


    Naja, da ich erst ab Oktober studieren werde, kann ich noch nicht sagen, ob ich mein ganzes Leben mit Studieren zubringen möchte (es sei denn, es würde bezahlt). Aber der Gedanke hat schon was - Moment! *sich leise an den Faust'schen Prolog erinnernd* :grin


    Herzliche Grüße,
    Grizzly

    Zitat

    Eins meiner absoluten Favorites war *wink mal rüber zu grizzly* auch die Rückkehr der Zauberer. Azrael und Azrael - die Wiederkehr (mein nick ist aber nicht davon abgeleitet) haben mir auch sehr gefallen, dreizehn fand ich von der Idee her auch ganz gut.


    *Wink zurück*


    Hallo,


    ist Azrael lesenswert, d.h. ähnelt es seinen übrigen Werken zu arg oder kann man damit etwas anfangen? Ich habe es noch nicht gelesen, wenngleich meine Freunde davon am meisten beeindruckt waren.


    Weitesgehend enttäuscht war ich von: Das Avalon-Projekt, Druidentor, Flut, der Kevin-von-Locksley-Reihe und Thron der Libellen. Der Rest war ganz annehmbar, käm' mir aber heute nicht mehr unter die Linse.

    Hallo Pelican!


    Zitat

    Aber es liegt doch an Dir, Dein Interesse zu vertiefen, z. B. über geeignete Fachliteratur. Btw: Ich habe das Buch auch gelesen und finde auch, es enthält ein paar sehr schöne Gedanken. Als Wirtschaftwissenschaftlerin mußte ich allerdings bei vielen Sätzen großzügig drüber weglesen. Ich konnte es aber trotzdem genießen.


    Ja und gerade das mein' ich: wenn mir ein Buch nicht mehr gibt, als einen Ansporn, mich mal darüber und darüber zu informieren, dann halte ich es salopp gesagt, für unerhörte Zeitverschwendung, mich durchzuwursteln. Es hilft mir nicht, ganz einfach ausgedrückt. Wenn ich den oft zitierten inneren Film sehen möchte, dann muß ich nicht erst ein Buch aufschlagen. Ich schalte einfach das Fernsehgerät ein. Nahezu das gleiche und kommt mir jetzt nicht mit aktivem und passivem Wortschatz, das passt bei Gar-nicht-Lesern, aber nicht bei mir: ich glaube einfach, daß amerikanische Schablonenliteratur (ja, ihr kennt sie, die CW-Kurse an der Uni) schon so abgewetzt ist und mir im Grunde immer den selben Schuh verkauft: es ändern sich einzig Absatzhöhe, Schnürsenkellänge und Futter. Wer eine noch schroffere Meinung dazu hören will, sollte sich mal Das Leben und das Schreiben von King durchlesen, der ist, wenn ich mich recht entsinne, gar nicht erbaut von diesen Kursen. Korrigiert mich, wenn mir mein Gedächtnis ein Streich spielte.


    Grüße,
    Grizzly

    Hallo Iris!


    Zitat

    Und übertragen auf die eingangs gemeinte (relativ wahllose) Vielleserei bedeutet das: Der interessierte Leser stürzt sich der Bequemlichkeit halber auf den nächsten Reißer, anstatt sein Interesse zu vertiefen, speichert er immer mehr Halbwahrheiten und Halbkenntnisse ab und argumentiert später mit diesen.


    Nicht nur das. Ich sehe Literatur als einzigartiges Medium, das ihrer Zeit kritisch den Spiegel vorhält. Ich sehe Literatur als verheißungsvolle Möglichkeit, schwerwiegende Probleme und grandiose Themen auf ihren Schwingen in die Öffentlichkeit zu tragen. Ich sehe Literatur als Notwendigkeit, Kommunikation zu wahren. Ich sehe Literatur als beispiellose Plattform, künstlerischer, sprachlicher und individueller Verwirklichung.


    Einige ernste Fragen: kann Unterhaltungsliteratur diesen vier Punkten zur Genüge entsprechen? Diskutiert man auf einer Party eher über Koontz oder Tolstoi? Kann man eine erfassende Diskussion über die Essenz der Werke Hohlbeins überhaupt führen? Haben die Schmöker von Brown hohen künstlerischen Anspruch oder sind sie gar ein gedankliches Manifest, ein Stück harter geistiger Arbeit des Autors? Übt ein 0815-Krimi greifende, erörternde Kritik an der Gesellschaft? In den seltensten Fällen. Ich habe nichts gegen Unterhaltungsliteratur. Wer sie lesen will, soll sie lesen - aber auch mir das Recht zugestehen, größtes Unverständnis darüber zu äußern.


    Zitat

    Unter "Anspruch" verstehe ich, dass mich ein Autor bestens unterhält und auf neue Ideen bringt, dass er etwas bei und in mir bewegt, dass er nicht nur Zeitvertreib ist, sondern Gewinn.


    Dem stimme ich uneingeschränkt zu.


    Viele Grüße,
    Grizzly


    edit²: der Hundertste... :lache

    Ja, Hohlbein, da war doch was. Richtig! Vor vier, fünf Jahren war ich begeisterter Hohlbein-Leser. Angefangen hatte alles mit einem Blick in Neues vom Hexer von Salem und, wer hätte es gedacht, der tolpatschige, rebellierende Robert Craven machte richtig Eindruck auf einen pubertierenden Jüngling: Grundvoraussetzung für den Griff zu weiteren Werken des Meisters, wie beispielsweise Die Bedrohung und Märchenmond. Rund zwanzig bis dreißig Romane Hohlbeins habe ich gelesen, an einige erinnere ich mich sehr gut, andere kenne ich leider nur noch vom Namen - und dennoch: etwas hatten diese dreißig Schriftstücke gemein, etwas, daß mir als damaliger Querleser zusehends bewusst wurde: Hohlbein bedient sich diverser Schablonen, die er nach Gutdünken zusammenschiebt und dann, einer Manufaktur gleich, seine sprühende Phantasie vom anscheinend unendlich langen Fließband wirft.
    Diese Erkenntnis hat mir Hohlbein sehr verleidet - daß mir das Lesen seiner Bücher, außer Unterhaltung und Anregung, nicht das Mindeste bringt, gesellte sich schnell zur Analyse seines Schaffens. Nun, ich erstand vor zwei Jahren günstig weitere Teile der Hexer-Reihe und wollte ihm nochmal eine Chance geben, doch war ich nicht imstande, erneut einen Zugang zu finden.


    Ich empfehle (v.a. Jugendlichen):


    Katzenwinter


    Der Hexer von Salem


    Neues vom Hexer von Salem


    Märchenmond


    Die Rückkehr der Zauberer


    Schattenjagd


    Das Siegel


    Wolfsherz

    Hallo pelican!


    Zitat

    Ich habe mich in meiner Schulzeit einmal freiwillig mit Trivialliteratur auseinandergesetzt (und dann auch freiwillig ein Referat darüber gemacht). Ich wollte es und ich habe dabei etwas gelernt.


    Das meinte ich mit meiner Aussage.


    Und wenn die Lektüre von Dan Brown sie dazu bringt, sich z. B. mit Religionswissenschaften auseinanderzusetzen, dann ist das doch nicht schlecht!


    Eben doch. Ich lese derzeit Eine Billion Dollar und dem Autor ist es wirklich gelungen, einige sehr schöne Gedanken in die Handlung zu weben. So sinnierte der Protagonist während dem Flug über Artenerhalt, das Ökosystem und den finanziellen Wert dessen, der sich wohl auf mehrere Billionen Dollar belaufen würde - schön und gut, denkt man als Leser, aber die Abhandlung dieser komplexen Themen geschieht auf zwei bis drei Seiten; das wirklich spannende und ergiebige Thema wird zügig durchgekaut und zurückbleibt, wenn überhaupt, ein interessierter Leser, mehr nicht.


    Ich muß mich nicht durch hunderte Seiten Brown kämpfen, nur um am Ende festzustellen, daß das Buch ein seichter Thriller war und mich allenfalls auf das Gebiet der Religionswissenschaften gestoßen hat. Ist das fruchtbare Lektüre? Benötige ich als Leser tatsächlich einen ganzen, nichtssagenden Opus, um festzustellen, daß ich mich mal mit Religionen auseinandersetzen könnte? Die Informationen, die Brown über Vatikan und Rom zwischen die Handlungsstränge streut, Infotainment-Schnipsel, kann ich mir mit erheblich weniger Zeitaufwand aus dem Internet holen oder in einer Faltbroschüre aus dem Reisebüro nachschlagen.


    Ich las und lese noch den Untertan von Heinrich Mann. Hier ist die Handlung eigentlich eine Abhandlung, denn der Autor nimmt mit seinen ironischen, zynischen Beobachtungen und Darstellungen den Zeitgeist der wilhelminischen Ära aufs Korn. Heßling, der Antiheld, ist das Idealbild eines gehässigen Opportunisten, und diese Charakterzüge, von blindem Gehorsam über feinem Sinn für Intrigen bis zur sadistischen Offenbarung reichend, werden mit einer Akribie und Tiefgründigkeit dargestellt, daß es dem Leser zwischenzeitlich die Sprache verschlägt. Das ist lohnenswerte Lektüre, die mir einige tiefschürfende Fragen beantwortet und mir dennoch genügend Freiraum gibt, den vielbeschriebenen Diskurs mit dem Autor zu führen.

    Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!


    So fühle ich mich nach Trivialliteratur. Und es soll beileibe nicht gehässig oder abfällig klingen, es ist eben so.


    Viele Grüße,
    Grizzly