Beiträge von Darcy

    „Bring mir die Nacht“ ist ein eher bedächtiger Krimi. Ich hatte ein wenig Probleme in die Story hineinzufinden und unglücklicherweise habe ich zu keiner Zeit eine Verbindung zur Hauptfigur Alison aufgebaut. Sie ist sehr unreif und handelt oft unüberlegt. Ihre Mutter sagt ihr im Verlaufe des Buches, das sie sich nie über ihr 19. Lebensjahr weiterentwickelt hat und das ist leider wahr.


    Die Geschichte selbst ist ein solider aber ohne überraschende Twists auskommender psychologischer Thriller. Die Story ging in eine andere Richtung als ich zunächst annahm. Diese kleine Überraschung ist aber auch leider das positivste, was ich über das Buch sagen kann. Den kleinen Twist zum Schluss hatte ich schon früh erraten, es war einfach zu offensichtlich.


    Ich hatte bereits ein Buch der Autorin gelesen, welches mir sehr gut gefallen hatte. Deswegen hatte ich mich auf ein neues Buch von ihr gefreut. Leider konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen. Die Spannung ist eher mäßig und Alison verursachte mir konstantes Augenrollen. Es gab ein paar Dinge, die ich für recht unglaubwürdig halte. Die irische Polizei scheint merkwürdige Arbeitsweisen zu haben. Alison löst den Fall quasi alleine, da sie Zugang zu allen Akten hat und Malone sie während der Ermittlung überall mit hinnimmt. Ernsthaft? Die ein- oder anderer Sache über Liz oder Alisons Eltern werden nur angeschnitten und niemals vertieft. Gegen Ende nerven auch Alisons Selbstgespräche und die Story wird ziemlich verworren. Insgesamt bin ich eher enttäuscht von diesem Buch.

    E.O. Chirovici hatte mit seinem Roman „Das Haus der Spiegel“ einen vielschichtigen und ungewöhnlichen Roman geschrieben und damit einen internationalen Bestseller gelandet. Da war die Erwartungshaltung für sein neues Buch natürlich groß.


    Auch hier geht es um die menschliche Erinnerung. Der Psychiater James Cobb wird nach einem seiner Vorträge von einem Mann angesprochen. Er würde gerne seine Dienste als Arzt in Anspruch nehmen. Cobb ist zuerst abgeneigt, aber dann wird er doch neugierig und da er nichts Besseres zu tun hat, nimmt er das Angebot des wohlhabenden Joshua Fleischer an, ihn in seinem Anwesen zu besuchen. Fleischer hat Leukämie und nicht mehr lange zu leben. Es liegt ihm aber etwas auf dem Gewissen. In seiner Jugend verbrachte er einige Zeit zusammen mit seinem Freund Abraham in Paris. Dort verliebten sie sich beide in die Französin Simone. Doch eines Abends verschwand Simone. Fleischer hat nur noch ungenaue Erinnerungen an den Abend und er hat das dumpfe Gefühl, das er sie vielleicht ermordet haben könnte. Er möchte, das Cobb ihn hypnotisiert und somit vielleicht verschüttete Erinnerungen freilegen kann. Die Sitzungen verlaufen gut, Fleischer scheint sich zu erinnern, aber er spricht mit Cobb nicht darüber. Cobb reist ab und kurz danach stirbt Fleischer. Cobb aber ist von dieser Geschichte um Fleischer, Abraham und Simone fasziniert und beginnt, auf eigene Faust in der Vergangenheit seiner verstorbenen Klienten herumzuforschen.


    Das Thema der menschlichen Erinnerung ist faszinierend. Auch in diesem Roman spielt Chirovici mit der Erkenntnis, dass wir selber schon im Moment des Erlebens unsere eigene Version abspeichern und nicht unbedingt dass, was wirklich passiert ist. Unser Gehirn interpretiert und selektiert und bildet unsere eigene persönliche Wahrheit. In diesem Buch lässt er jeden Protagonisten seine eigene Version der Dinge erzählen und jede klingt plausibel. Doch sie unterscheiden sich alle in wichtigen Details. So faszinierend das ist, so ist es doch auch eine Schwachstelle des Buches. Denn hier wird viel geredet und wenig gehandelt. Alle Figuren erzählen eine Geschichte aus der Vergangenheit und in der Gegenwart passiert wenig. Cobb reist ein wenig hin und her und redet mit Menschen. Das macht die Story nicht gerade zu einem Pageturner. Eine gewisse Spannung baut sich dennoch auf, schließlich will man ja wissen, was damals passierte. Im Gegensatz zum „Haus der Spiegel“ fällt dieses Buch aber ab. Zu keiner Zeit erreicht es die Komplexität seines Vorläufers. Im Nachwort kann man lesen, dass „Das Echo der Wahrheit“ tatsächlich zuerst geschrieben wurde. Es liest sich in der Tat wie ein Vorläufer, eine Fingerübung zum eigentlichen Hauptwerk. Vom Ende war für mich überraschend. Ich hatte zu sehr auf eine andere Wendung gewartet, die nicht eintrat. Allerdings wurden dadurch, dass meine Vermutung nicht stimmte, einige Fragen für mich nicht restlos beantwortet. Auch empfand ich das aggressive Nachforschen Cobbs in der Vergangenheit eines verstorbenen Patienten als sehr grenzwertig. Immerhin hatte er eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Die Faszination, die diese Geschichte auf ihn ausübt, ist auch nur bedingt nachzuvollziehen und muss man einfach akzeptieren.


    Chirovicis Schreibstil ist distanziert und kühl. Er schreibt schnörkelos und fast ein wenig altmodisch. Die Spannung ist unterschwellig. Die Thematik bleibt interessant, auch wenn im Nachhinein dieses Buch wie eine Wiederholung (oder halt Vorläufer) für „Das Haus der Spiegel“ wirkt. Ich hätte mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht und vielleicht auch ein wenig mehr von der Arbeit Cobbs. Trotzdem ist „Das Echo der Wahrheit“ eine angenehme Abwechslung vom Krimieinerlei.

    Dieses Buch hat alles, was ein guter Thriller braucht. Eine grausige Mordgeschichte, nicht vertrauenswürdige Charaktere und eine gute Story. Aber irgendwie hat es mich nicht wirklich berührt. Dabei fing es gut an, aber im Laufe der Geschichte verlor ich das Interesse und wurde zunehmend genervter.


    Quincy ist ein Final Girl. Der Begriff ist aus dem Horror-Movie-Genre. Das Final Girl ist das, das bei einem Massaker übrig bleibt und evtl. den Mörder sogar ermordet. Vor 10 Jahren überlebte Quincy als einzige den Überfall eines irren Mörders auf die Hütte, die sie mit ihren Freunden gemietet hatte. Leider fehlt ihr jede Erinnerung an diese grauenvolle Stunde in der Hütte, die ihren 5 engsten Freunden das Leben kostete. Sie hat ihr Leben soweit im Griff, lebt in einer Beziehung und führt einen erfolgreichen Back-Blog. Außer ihr gibt es derzeit noch 2 weitere Final Girls. Eine davon ist Lisa. Sie wollte ihr einst dabei helfen, ihr Leben nicht als Opfer weiterzuleben. Leider trafen sie sich nie, aber sie hatten Kontakt über Mail und Telefon. Quincy ist erschüttert, als sie hört, dass Lisa Selbstmord begangen hat. Dann taucht das andere Final Girl auf. Samantha, die untergetaucht ist für einige Jahre, steht plötzlich vor ihrer Tür und erkundigt sich, wie es ihr geht. Von Schuldgefühlen wegen Lisa geplagt, lässt sie Sam ein paar Tage bei sich wohnen. Aber Sam stellt viele Fragen und hat sonderbare Tendenzen. Irgendwas stimmt mit ihr nicht und sie versucht, Quincy dazu zu bringen, sich zu erinnern, was damals in der Hütte geschah.


    Eigentlich stimmt hier alles. Es geht interessant los und mit Quincy und Sam sind gleich nicht sehr sympathische aber vielversprechende Charaktere am Start. Aber die Story entwickelt sich nach dem ersten Drittel nicht wirklich spannend weiter. Sie tritt sogar eine Weile auf der Stelle und es geht viel um die Medien, die sich mit diesen Taten beschäftigen, den Mädchen nachstellen. Auch verleitet Sam Quincy zu ein paar Dingen, die mir doch recht merkwürdig erschienen. Es werden verschiedene Fährten ausgelegt und man kann hin und her überlegen, was damals passiert ist und wer Schuld trug. Aber je weiter sich das ganze entwickelt, desto gewollt werden die Twists. Und diese Twists kommen nicht subtil sondern sie werden mit dem Hammer rausgehauen. Das hat etwas sehr gewolltes. Zudem war ich immer mehr von Quincy genervt. Trotz allem, was sie erlebt hat, konnte ich nicht mit ihr fühlen. Sie ist ein nerviger und anstrengender Charakter. Deswegen war es für mich schwer zu verstehen, das jede andere Figur im Buch sie so toll findet und alles für sie tun Wenn sie so toll ist, hätte ich als Leser das gerne auch gesehen. Ich empfand sie als weinerlich, gestört und anstrengend.


    Wie ich schon sagte, es würde mich nicht wundern, wenn dieses Buch ein großer Erfolg wird und bejubelt wird, denn alle Zutaten dafür sind da. Nur hat es leider für mich nicht so recht funktioniert.



    Ich habe die gleichnamige englische Originalversion gelesen.


    Englischer Originaltitel: Valley Of The Dolls


    Klappentext

    Schon lange vor Carrie Bradshaw hielt Jacqueline Susann die Welt mit ihren skandalösen Geschichten von drei jungen Frauen in New York in Atem. Als "Das Tal der Puppen" vor über 50 Jahren veröffentlicht wurde, stürmte es augenblicklich alle Bestsellerlisten. Nie zuvor hatte ein Buch so offen über Sex, Drogen und das Show-Business berichtet. Mit mehr als 35 Millionen Exemplaren gilt es als eines der meistverkauften Bücher aller Zeiten.

    Anne, Neely und Jennifer haben einen Traum: es als Bühnen- und Filmstars ganz nach oben zu schaffen. Um das zu erreichen, scheint ihnen kein Hindernis zu groß. Doch als der Druck, schön und erfolgreich zu sein, übermächtig wird, greifen sie zu gefährlichen Hilfsmitteln: Appetitzügler, Beruhigungspillen, Schlaftabletten. Nach außen führen sie das perfekte Leben - doch hinter den glitzernden Kulissen wird der Traum zum Albtraum.



    Die Autorin

    Jacqueline Susann ist nicht nur eine Bestsellerautorin, sondern auch eine Legende der Popkultur. Die ehemalige Schauspielerin veröffentlichte ihren skandalösen, offenherzigen Roman »Das Tal der Puppen« im Jahr 1966 und war die erste Schriftstellerin, die mit drei aufeinanderfolgenden Büchern auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste stand. Jacqueline war mit dem Produzenten Irving Mansfield verheiratet. Im September 1974 starb sie im Alter von 56 Jahren, nach einem tapferen Kampf gegen den Brustkrebs.




    „Das Tal der Puppen“ war mir schon lange ein Begriff, aber ich hatte bisher weder das Buch gelesen noch den Film gesehen. Ich wusste wage, worum es ging und es ist mir immer mal wieder über den Weg gelaufen. Nun habe ich endlich diese kleine Bildungslücke geschlossen.


    Es geht um 3 junge Frauen, die aus ähnlichen Gründen 1945 nach New York kommen. Anne kommt aus gutem neuenglischem Haus. Aber sie will mehr als in ihrer Kleinstadt bleiben und irgendeinen netten Mann heiraten so wie es alle Mädchen machen. Sie will was erleben und sie will arbeiten. Sie bekommt eine Stelle in einer Agentur, die Broadwaystars betreut. In ihrem Wohnheim lernt sie die sehr junge Neely kennen, die in drittklassigen Aufführungen auftritt und davon träumt, ein Star zu werden. Jennifer ist schon so etwas wie ein Star. Jedenfalls bekommt sie kleinere Rollen und auch ihr Privatleben ist von öffentlichem Interesse. Während Neely tatsächlich Talent hat, fällt Jennifer vor allem durch ihre Schönheit auf. Allen dreien gelingt auf unterschiedliche Weise eine erfolgreiche Karriere. Doch man sollte vorsichtig sein, was man sich wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen. Denn keine von ihnen wird mit dem Erfolg das bekommen, was sie sich einst erträumt hat.


    Man merkt diesem Buch an, das es vor 50 Jahren geschrieben wurde. Es ist allerdings auch erschreckend, das solche Ansichten und Einstellungen vor allem Frauen gegenüber „erst“ 50 Jahre alt sind. Es ist teilweise unfassbar, wie Männer über oder mit Frauen reden und umgehen und diese sich das auch noch gefallen lassen. Ich fürchte aber, dass auch heute noch viele Frauen genauso leidensfähig sind, wenn es um Männer geht und was diese mit ihnen machen. So antiquiert dieser Umgang auch erscheinen mag, wenn man dieses Buch heute liest, so sehr kann man einiges gewiss auch noch auf die heutige Zeit übertragen. Ich fand diese Thematik bei weitem interessanter als die Sache rund um das Showbusiness.


    Der Schreibstil ist nicht besonders außergewöhnlich. Es gibt sehr viele Dialoge und somit wird viel erzählt. Aber trotzdem ließ es sich sehr gut und zügig lesen. Mir war keiner der Charaktere besonders sympathisch. Auch Anne nicht mit ihrer devoten Liebe zu Lyon Burke und ihrer unfassbaren Toleranz Neely gegenüber. Die Charaktere werden zwar plastisch im Laufe des Buches. Aber trotzdem ähneln sie sich alle. Die Frauen wollen alle eigentlich nur einen Mann, die wahre Liebe. Die Männer sind entweder alt oder Mistkerle, die Frauen wie Ware behandeln.


    Das Buch wird als besonders feministisch bezeichnet. Ich weiß nicht, ob ich es so nennen würde. Dafür sind die Frauen noch viel zu bereit, sich dem Idealbild, das Männer von ihnen haben, unterzuordnen. Für mich war es ein Blick in eine vergangene Epoche und auf mehreren Ebenen dafür für mich interessant. Ich habe es gerne gelesen und bin auch froh, es endlich gelesen zu haben. Es ist auf jeden Fall ein ungewöhnliches Buch. Kein literarisches Meisterwerk aber ein vielschichtiges Zeitbild. Mir hat es gefallen.

    Englischer Originaltitel: All The Hidden Truths



    Klappentext

    In Edinburgh ist Detective Helen Birch auf dem Weg zu ihrer neuen Dienststelle, als sie zu einem Einsatz gerufen wird, der sie zutiefst erschüttert: ein Amoklauf am Three Rivers College. Der junge Ryan Summers hat dreizehn Studentinnen erschossen, dann die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Was bleibt, ist die quälende Frage nach dem Warum. Während sich die Medien mit Spekulationen überschlagen, führen ihre Ermittlungen Helen Birch zu Ryans Mutter Moira sowie zu den verzweifelten Angehörigen der Opfer. Doch beide Seiten verbergen Geheimnisse, und die Wahrheit scheint Helen immer mehr zu entgleiten …



    Die Autorin

    Claire Askew studierte an der University of Edinburgh Kreatives Schreiben und arbeitet neben der Schriftstellerei im Bildungsbereich. Sie wurde u.a. mit dem New Writers Award des Scottish Book Trust ausgezeichnet und für ihren Debütroman »Todesschweigen« mit dem Lucy Cavendish Prize. Claire Askew lebt in Edinburgh.






    Was man sonst nur aus den Nachrichten aus Amerika kennt, passiert in Edinburgh: ein junger Mann geht morgens in sein College und erschießt 13 Studentinnen und danach sich selber. Neben dem Entsetzen und der Fassungslosigkeit stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Warum. Was waren Ryan Summers Gründe für diese Tat?


    Dieser schwierigen Frage muss die erst kürzlich zum DI beförderte Helen Birch nachgehen. Denn etwas anderes gibt es nicht herauszufinden. Der Täter ist bekannt und tot und entzieht sich somit dem Bedürfnis der Hinterbliebenen und der Öffentlichkeit nach Vergeltung. Da dieses Gefühl aber irgendwo hin muss, gerät Ryans Mutter Moira in den Fokus eines gewissenlosen Reporters.


    Die Geschichte wird vorwiegend aus der Sicht von drei Personen erzählt. Zum einen natürlich von DI Birch und Moira. Dazu kommt Ishbel, die Mutter der von Ryan zuerst getöteten Abigail. Zwischendurch gibt es kurze Kapitel, die aus Zeitungsberichten oder Auszügen von Sozialen Medien bestehen.


    Das Buch hat mich interessiert, weil ich noch nie einen Krimi über dieses Thema gelesen habe. Es ist ein sehr düsteres Thema und die Trauer beider Mütter ist sehr greifbar. Die Autorin schneidet dabei interessante Themen an. Leider konzentriert sie sich aber im Verlaufe des Buches ausgerechnet auf das am wenigsten interessante Thema, nämlich der Umgang der Presse mit so einem Fall, bzw. eines bestimmten gewissenlosen Journalisten namens Lockley, dem jedes Mittel recht ist, viele Klicks und Likes in den Sozialen Medien zu bekommen. Das ist leider sehr klischeehaft und in meinen Augen auch sehr übertrieben dargestellt. Das es bedenkliche Foren im Internet gibt, in denen die unglaublichsten Verschwörungstheorien und der Hass auf bestimmte Menschengruppen besprochen werden ist ja nun nicht so neu. So vernachlässigt das Buch leider, sich mehr mit dem Auslöser für diese schreckliche Tat zu beschäftigen oder auch damit, wie es für die Betroffenen hinterher weitergeht. Dafür geht es ausgiebig um die schmierigen Versuche Lockleys, Leichen aus welchem Keller auch immer auszugraben im angeblichen Interesse der Öffentlichkeit. Es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, herauszufinden, was einen Menschen wirklich zu so einer Tat bewegt. Vor allem, wenn er tot ist. Es ist sehr menschlich, einen Schuldigen finden zu wollen und hier entlädt sich der Volkszorn, angefeuert von Lockleys Artikeln, auf Ryans Mutter. Ich empfand es aber zunehmend als unglaubwürdig, wie sehr Lockley sich in Verschwörungstheorien hineinsteigerte und die Polizei dafür verurteilte, nicht herauszufinden, was Ryans Grund war. Die Polizeiarbeit war im Grunde erledigt.


    Ich empfand das Buch als etwas unausgewogen und seinem Anspruch nicht ganz gewachsen. Das Erzähltempo ist auch sehr langsam und gerade zu Anfang hatte ich etwas Probleme, in die Story hineinzufinden. In weiten Teilen ist es einfach sehr detailreich geschrieben. Jeder Handgriff, jeder noch so flüchtige Gedanke wird beschrieben. Manchmal blitze eine Weile wirklich gute Erzählkunst durch und es kam so etwas wie Spannung auf. Aber die ausufernden Abschnitte waren leider in der Überzahl. Es ist kein schlechtes Buch, aber es hat mich trotz des schrecklichen Themas nicht berührt.

    Klappentext

    Der Tod kam in der Nacht, und nur die zehnjährige Lydia überlebte das Blutbad. Nun ist Lydia eine junge Frau, ihre Welt die kleine Buchhandlung, in der sie arbeitet. Als sich dort ein Stammkunde das Leben nimmt, erbt Lydia zu ihrer Überraschung dessen spärliche Hinterlassenschaften. Eine Überraschung, die dem Entsetzen weicht, als sie darunter nicht nur ein Kinderfoto von sich findet, sondern auch eine Reihe von Büchern, in deren zerschnittenen Seiten Hinweise versteckt sind. – Eine Spur tödlicher Verzweiflung, die Lydia an den dunkelsten Punkt ihrer eigenen Vergangenheit führt …


    Der Autor

    Matthew Sullivan hat in verschiedenen Buchläden gearbeitet und ist heute als Dozent für Kreatives Schreiben, Literatur und Film tätig. Nachdem er bereits mehrere preisgekrönte Kurzgeschichten veröffentlicht hat, legt Sullivan nun mit »Der Tod kommt nach Mitternacht« sein vielbeachtetes Romandebüt vor. Er lebt mit seiner Familie in Washington.





    Um dieses Buch bin ich eine ganze Weile herumgeschlichen. Der englische Originaltitel lautet „Midnight at the Bright Ideas Bookstore“ und ist mir da schon ins Auge gestochen. Das Cover zeigt fröhliche bunte Bücherrücken. Irgendwie suggerierte mir das aber eine andere Art von Buch. Ich dachte eher, es wäre so eine Art cosy crime rund um Bücher. Umso erstaunter war ich, die deutsche Ausgabe zu sehen. Hier wird eindeutig mehr darauf hingewiesen, dass es sich um einen Krimi oder vielleicht sogar Thriller handelt. Das Wort „Tod“ im Titel und die Verwendung von roter Farbe machen einen völlig anderen ersten Eindruck als die Originalausgabe. Das zerrissene Buch weist noch wage darauf hin, dass es auch um Bücher geht. Nun war ich neugierig. Und wie meistens, liegt auch hier die Antwort in der Mitte.


    Lydia arbeitet in einem Buchladen. Dieser Laden ist auch die Heimat obdachloser Männer, die täglich dort sitzen und in den Büchern schmökern. Einer von ihnen ist Joey. Er ist zwar nicht obdachlos, aber trotz seiner Jugend schon eine verkorkste Figur. Zu ihm hat Lydia eine stille Freundschaft aufgebaut. Eines Abends erhängt er sich in dem Buchladen und Lydia findet ihn. Er hinterlässt ihr seine gesamte Habe, darunter einige Bücher. In diese Bücher hat Joey einen Code hineingeschnitten für Lydia. So kommt sie langsam Joeys traurigem Leben auf die Spur. Dabei kämpft sie selber noch mit ihren eigenen Dämonen, denn als sie 10 Jahre alt war wurde sie Zeuge eines schrecklichen Verbrechens.


    Leider hatte ich von Beginn an große Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil ist auf seltsame Art prätentiös und doch oberflächlich. Er passt so gar nicht zu der sehr traurigen und tragischen Geschichte, die dadurch eher leicht und locker klingt. Es wimmelt von interessanten und skurrilen Nebenfiguren, die seltsame Dinge sagen aber nicht weiter beleuchtet werden. Der Erzählfluss ist zügig und das Buch ist schnell weggelesen. Wie ich schon erwähnte, ist die Story wirklich tragisch. Aber es berührte mich wenig, denn durch seine Art, die Story so lockerflockig zu erzählen, entstand bei mir keine wirkliche Anteilnahme oder Bindung.


    Ich weiß nicht so recht, wie ich dieses Buch bewerten soll. Die Story ist gut und alles andere als leichte Unterhaltung. Aber der Schreibstil passt so gar nicht dazu und erzählt seine Geschichte irgendwie im falschen Ton. Das Thema Bücher durchzieht zwar die ganze Story, bleibt aber oberflächlich. Die Idee mit dem Code ist nett, aber ohne großes rätseln schnell gelöst.


    Fazit: ein schnell zu lesender kleiner Krimi, dessen Thema durchaus Potential für einen düsteren Thriller hätte, aber im Stil eines harmlosen und gemütlichen cozy crimes Buches erzählt wird.




    Englischer Originaltitel: Devil's Day


    Klappentext
    Viel hat sich nicht verändert, seit John das kleine Tal in den englischen Endlands verlassen hat, um als Lehrer in der Stadt zu leben. Noch immer werden jeden Herbst die Schafe aus dem Moorland zusammengetrieben und noch immer begeht man den Devil's Day. Für die Kinder sind die Rituale und Feierlichkeiten ein großer Spaß, die Älteren wissen noch, was im Jahre 1913 passiert ist, als man den Teufel einmal nicht davongejagt hat. Erst kam ein Blizzard, dann fuhr der Teufel in Mensch und Tier, ließ die Alten an blutigem Husten ersticken und Jüngere erfrieren. Zuletzt war Johns Großvater für die Einhaltung der Bräuche zuständig, doch jetzt ist er tot. Als John mit seiner schwangeren Ehefrau zur Beerdigung anreist, steht der Devil’s Day kurz bevor und merkwürdige Vorfälle häufen sich.



    Der Autor

    Andrew Michael Hurley, geboren 1975, lebt nach Stationen in Manchester und London in Lancashire, wo er Englische Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet. Sein erster Roman Loney wurde im Januar 2016 mit dem Costa Award für das beste Debüt des Jahres ausgezeichnet.




    Andrew Michael Hurley ist ein sehr talentierter Autor. Auf wunderbare Weise kann er Landschaften und Menschen beschreiben. Das hat mich schon bei seinem Buch „Loney“ begeistert. Und das gelingt ihm auch in diesem Buch. Leider hat er vergessen, seiner Story auch ein wenig Spannung zu beizufügen.


    Die Handlung kann man kurz und knapp zusammenfassen. Ein Mann, John, fährt zusammen mit seiner Frau zu seinem jährlichen Besuch in sein Elternhaus. Seine Mutter ist tot, aber sein Vater und Großvater leben noch auf dem Bauernhof in einer entlegenen Gegend im Norden Englands. Nur wenige Familien leben dort, ein paar mehr in einem angrenzenden Dorf. Das Leben ist geprägt von Arbeit, aber das hat die Menschen nicht bitter gemacht. Vielmehr sehen sie es als ihre Pflicht und hadern nicht mit ihrem Leben. Natürlich gibt es viele alte Bräuche und Mythologien. So ist es selbstverständlich für sie, das der Teufel real ist und das man aufpassen muss, wo man ihm begegnet. John ist wie jedes Jahr dort um zu helfen, die Lämmer von ihren Weideplätzen hinab ins Tal zu treiben. Und irgendwie ist John diesmal klar, dass er dort bleiben muss und nicht wieder zurück in die Stadt fährt zu seinem Beruf als Lehrer. Jetzt muss er nur noch seine Frau davon überzeugen. Das wäre in groben Zügen die Handlung.


    Natürlich passiert viel mehr und es wird viel in die Vergangenheit geblickt. Das liest sich leicht und flüssig und schon bald sitzt man mitten drin mit diesen Menschen in der Stube. Trotzdem passiert über weite Teile nicht viel. Ich hatte das merkwürdige Erlebnis, das Buch zugleich als angenehm und nett zu lesen und es auf eine andere Art als langweilig zu empfinden. Erst im letzten Drittel kam für mich ein wenig düstere Stimmung auf und es wurde einigermaßen spannend.


    Für das Ende hatte ich eher etwas anderes erwartet. Zugleich ist mit John bis zum Schluss rätselhaft geblieben. Aber ich denke, das ist einfach der Stil des Autors, wie man schon in „Loney“ feststellen konnte. Er gibt uns nicht alle Antworten.

    Mir hat „Loney“ besser gefallen. Es hatte mich mehr im Bann. „Teufels Tag“ verspricht schon mit seinem Titel etwas, was es leider nicht halten kann. Trotzdem ist es ein angenehm zu lesendes Buch. Für eine Familiengeschichte ist es eine Spur zu düster, aber für eine Mysterystory nicht mysteriös genug.



    Klappentext

    Hier hat eine große Erzählerin aus einer grimmigen Geschichte einen grandiosen Roman gemacht. Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen mit einem Sog, dem sie so wenig widerstehen können wie der Leser dieser Geschichte. Spätestens als sich herausstellt, dass dieser Mythos eben nicht nur ein Mythos ist. Es ist eine sagenhafte, aber elende Gegend dieser Erde, wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ihm allerdings weniger ergeben als vielmehr ausgeliefert zu sein scheinen. In diesem unwiderstehlichen Roman entpuppt sich eine geheime Welt als die unsere, in der die Natur ihre Freundschaft aufkündigt und wir ihrer Aggression und Düsternis gegenüberstehen. Das ist nicht die übliche Jung und Jung Literatur, werden manche denken. Beim Lesen und vor allem Weiterlesen fragt man sich, warum man das Buch nicht aus der Hand legen kann, zumal hier nicht mit altertümlichen Spannungselementen gearbeitet wird.



    Die Autorin

    Susanne Röckel, geboren 1953 in Darmstadt, studierte Romanistik und Germanistik in Berlin und Paris, lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin (Paula Fox, Antonia S. Byatt, Irène Némirovsky, Joyce Carol Oates u.a.) in München. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Mara-Cassens-Preis 1998, Tukan-Preis 1999.





    „Der Vogelgott“ ist ein schaurig-schöner und doch auch rätselhafter Roman. Aufmerksam geworden bin ich durch das Buch durch eine Rezension in der Zeitung. Ein grausamer, jahrhundertealter Kult um einen mysteriösen Vogelgott, das klang doch interessant. Man sollte hier aber keinen Verschwörungsthriller erwarten. Hier geht es um die Mitglieder einer Familie, die irgendwie in den Bann dieses Kultes geraten und ihr Leben damit aus dem Takt bringen.


    Erzählt wird die Geschichte in vier Teilen. Zuerst lesen wir das kurze Manuskript, das der Vater, Konrad Weyde. Der zog eins aus nach Afrika, um einen Neuzugang für seine Vogelsammlung zu finden. Konrad ist Hobby-Ornithologe und -Tierpräparator. Kaum angekommen in dem ungastlichen Ort, der nicht genauer genannt wird, sieht er riesengroße geierartige Vögel. Trotz Warnungen stellt er einem der Vögel nach. Wir erfahren, dass ihm der Fang gelingt. Aber irgendetwas geschah mit Konrad, als er dem Vogel nahe kam.


    Konrads drei Kinder, Lorenz, Dora und Thedor, haben zwar nicht seine Liebe zu Vögeln geerbt, aber auf sonderbare Weise kommen sie alle drei mit geflügelten Wesen in Berührung. Thedor, der jüngste, treibt ziellos durchs Leben. Er ist talentfrei und ohne Ambitionen. Sein Medizinstudium bricht er ab. Trotzdem wird er eines Tages von einer Hilfsorganisation ausgewählt, nach Afrika zu reisen und dort auf einer Station zu helfen. Dora, das mittlere Kind, interessiert sich für Malerei. Sie entwickelt eine Besessenheit für einen Maler aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Schon bald sieht sie in seinen Skizzen und Zeichnungen Hinweise auf schreckliche Taten, die im Namen eines geflügelten Gottes begangen wurden. Lorenz schließlich, der älteste, ist Journalist und stößt auf eine mysteriöse Geschichte direkt in seinem Heimatort.


    Mir hat am besten Doras Teil gefallen. Es geht viel um den –leider fiktiven- Maler Wolmuth. Seine Werke werden mit großer Intensität beschrieben und man erfährt viel kunsthistorisch Interessantes.


    Das verstörende Erlebnis, das ihr Vater beim Fang des Vogels hatte, scheint wie ein Gift in die drei Kinder hinein geflossen zu sein. Sie alle drei entwickeln eine Besessenheit, die alles andere in ihrem Leben zurücktreten lässt. Menschen treten in ihr Leben, von denen ein merkwürdiger Geruch auszugehen scheint und die alles über sie wissen. Sie lassen ihr gewohntes Leben hinter sich, lassen ihre Ehen zerbrechen und widmen sich diesem Geheimnis, das so offensichtlich und doch verborgen um uns rum ist.


    Wunderbar unaufgeregt erzählt die Autorin ihre düstere Geschichte. Ihre Sprache ist angenehm und flüssig. Vieles wird nur angedeutet und kann der eigenen Interpretation überlassen werden. Es ist eine leicht märchenhafte Geschichte, losgelöst vom alltäglichen und nicht näher zeitlich verankert. Man kann wirklich vieles hineindeuten. Die Grausamkeit des Krieges und das Böse im Menschen ebenso wie aktuelle Dinge oder auch über die Eigendynamik innerhalb einer Familie. Faszinierend ist dieses ungewöhnliche Buch allemal


    Ich habe zum ersten Mal ein Buch angefordert - und auch bekommen - das schon länger erschienen ist. Irgendwie habe ich bisher immer nur Bücher angefragt, die erst noch erscheinen mussten. Fand ich jetzt auch mal interessant.


    Es handelt sich um "Der Vogelgott" von Susanne Röckel. Es ist bereits im März erschienen und noch bis Dezember bei NetGalley. Ich bin durch eine Rezension in der Frankfurter Rundschau drauf aufmerksam geworden. Liegt völlig ausserhalb meines Beuteschemas aber hat mich trotzdem angemacht.

    Ich bin ein großer Sharon Botlton Fan. Ich habe alle ihre Bücher gelesen, wobei mir vor allem ihre Stand-Alones gefallen haben. "Böse Lügen" und "Er liebt sie nicht" waren für mich absolute Lesehighlights. Deswegen war ich um so entsetzter, das mir "Im Visier des Mörders" so gar nicht gefallen hat.


    Der Klappentext klangt interessant aber auch ein wenig abwegig. Eine Gruppe Leute macht eine Fahrt in einem Heissluftballon. Dabei beobachten sie einen Mord. Mein Vertrauen in Bolton war bisher nahezu grenzenlos. Aber schon von Anfang an hat diese Geschichte für mich überhaupt nicht funktioniert. Das lag z.T. daran, das man als Leser über lange Zeit eigentlich gar nicht weiss, worum es eigentlich geht und was überhaupt los ist. Eine gute Krimihandlung lässt einen als Leser mitfiebern und -rätseln. Aber hier habe ich gerätselt und gerätselt und bin irgendwie dadurch nicht in die Geschichte hinein gekommen, weil ich vor lauter rätseln gar nicht mehr wusste, was ich da überhaupt lese. Ich hatte nur Fragezeichen im Kopf und dachte mir, was machen diese Figuren da eigentlich?? Die Handlung ist mir über weite Teile buchstäblich ein Mysterium gewesen. Ich konnte die Handlungen der Hauptfigur so überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, abzubrechen. Ich habe bis zum Ende durchgehalten, weil..nunja, Sharon Bolton halt. Nach Beendigung kann ich einiges besser verstehen und auch warum die Hauptfigur sich so verhielt wie sie es tat. Aber der Weg dahin war mir definitiv zu steinig.


    Ich bin leider zu keiner Zeit in die Geschichte hinein gekommen. Zudem geht es um ein Thema, das persönlich nicht so meins ist. Ich empfand vieles auch als sehr unwahrscheinlich. Die Kniffe, die Bolton machen musste, um ihren Endtwist funktionieren lassen zu können, waren mir persönlich einfach zu angestrengt.


    Ich habe die englische Originalausgabe "Dead Woman Walking" gelesen.




    Ich habe Boltons nächstes Buch "The Craftsman" auch bereits gelesen und es hat mir wieder nicht besonders gefallen. Ich mache mir große Sorgen. Irgendetwas stimmt nicht mit mir.

    Klappentext

    »Sie hatte noch nie von einem Tier gehört, das einen Menschen erst verwundet und sich dann hinsetzt, um ihm beim Sterben zuzusehen.«


    Als in der Wildnis von Montana eine frühere Studentin von Professor Theo Cray brutal ermordet wird, gerät er unter Verdacht. Aber man kann ihm nichts nachweisen, und die Polizei erklärt abschließend: Die grausamen Klauenhiebe an der Leiche stammen von einem Grizzlybären. Doch Theo lässt der Fall keine Ruhe. Mit Hilfe von wissenschaftlichen Methoden verfolgt er heimlich verschiedene Spuren. Er will herausfinden, was in Montana mordet – offenbar seit Jahren. Seine Suche führt ihn zu der gefährlichsten Bestie überhaupt: dem Menschen …



    Der Autor

    Der Magier und Schriftsteller Andrew Mayne, Star der »Don’t Trust Andrew Mayne«-Show des US-amerikanischen Privatsenders A&E, steht bei Amazon UK auf Platz fünf der unabhängigen Bestsellerautoren des Jahres. Bereits als Teenager ging er als Illusionist auf seine erste Welttournee, bevor er später hinter den Kulissen für Penn & Teller, David Blaine und David Copperfield arbeitete. Außerdem betreibt er den Podcast WeirdThings.com. Erfahren Sie mehr über den Schriftsteller unter http://www.AndrewMayne.com.


    Andrew Mayne ist mit seinem Auftakt zur neuen Serie um den nerdigen Professor Theo Cray ein echter Pageturner gelungen. Kurze Kapitel, die oft in einem Cliffhanger oder mitten in einer Situation enden, lassen einen einfach immer weiter lesen.


    Man muss ein Herz für Nerds haben, um Theo Cray ins Herz zu schließen. Er ist hochintelligent, ein wenig umständlich und ihm fehlt ein wenig das Verständnis für das Verhalten anderer Menschen. Das Buch beginnt rasant. Theo steht in einem Motel an der Eismaschine, als er Zeuge eines Polizeieinsatzes wird. Ein Motelzimmer wird aufgebrochen. Offenbar sucht die Polizei nach einem gefährlichen Mann. Theo sieht gespannt zu. Allerdings ist es seine Moteltür, die die Polizei aufgebrochen hat. Zu seinem großen Erstaunen sieht sich Theo als Tatverdächtiger eines Mordes verdächtigt. Die Tote ist eine ehemalige Studentin von ihm. Der Verdacht gegen Theo wird bald fallengelassen. Aber der Mord beschäftigt Theo doch sehr. Er ist darauf geschult, Muster zu erkennen, wo kein anderer etwas sieht. So fallen ihm bald Ungereimtheiten auf und er beginnt, auf höchst ungewöhnliche Art, auf eigen Faust weiter zu forschen.


    Mir hat die Figur des Theo sehr gut gefallen. Er ist ein sympathischer Kauz. Allerdings erschien er mir nicht ganz so seltsam, wie er offensichtlich auf seine Mitmenschen wirkt. Für mein Gefühl wurde seine „Seltsamkeit“ ein wenig hochgepuscht und auf der anderen Seite die Starrköpfigkeit aller anderen ebenfalls. Theo versucht, eine bizarre Mordserie aufzuzeigen, die bisher noch niemandem aufgefallen ist. Dabei sehen wir die Dinge immer aus seiner Sicht. Das ist manchmal etwas wissenschaftlich, aber ich habe einige Bücher gelesen, die diesen Aspekt weitaus mehr übertrieben haben. Hier hält sich das Wissenschaftliche im Rahmen und ich fand vieles sehr interessant. Das Buch ist deutlich auf Tempo ausgelegt, da bleibt kein Platz für seitenlanges Wissenschaftsgedöns. Es gelingt dem Autor sehr gut, seine Informationen kurz und knapp zu halten. Theo ist sich seiner Defizite im menschlichen Bereich deutlich bewusst. Sehr oft wird darauf angespielt, dabei halte ich ihn eigentlich für relativ normal. Vielleicht etwas naiv und weltfremd. Und sehr liebenswert. Ich habe ihn jedenfalls ins Herz geschlossen.

    Das Buch hat auch seine Makel. Es ist recht stereotypisch angelegt. Es gibt das ein oder andere kleine Löchlein in der Handlung und auch glückliche Zufälle spielen oft eine große Rolle. Insgesamt läuft Theos Verbrecherjagd doch recht gradlinig ab. „The Naturalist“ ist keine fundiertes wissenschaftliches Recherchewerk und auch kein tiefgründiger Thriller. Manches wird in dem Buch angestoßen, was zu denken gibt. Aber es wird nie vertieft. Die Story hat ein hohes Tempo und ist eindeutig auf Action und Spaß angelegt. Mir hat es sehr gut gefallen. Ich weiß nicht, ob ich ein weiteres Buch der Serie lesen möchte, denn ich bin kein Freund von Serien. Aber ich habe es gerne gelesen und es hat mir Spaß gemacht.


    ASIN/ISBN: 2919801325

    Jane Harpers Debütroman „The Dry“ war ein Riesenerfolg und hat bei vielen Lesern Begeisterung ausgelöst. Aus irgendwelchen undefinierbaren Gründen hat das Buch bei mir keine großen Gefühle ausgelöst. Für mich war es ein solider, aber durchschnittlicher Spannungsroman, und ich verstehe immer noch nicht die ganze Aufregung darüber. Aber es hat mir gut genug gefallen, um der Autorin einen weiteren Versuch zu geben. Zumal der Klappentext ihres zweiten Buches mich sehr neugierig machte.


    Als wir das letzte Mal Aaron Falk trafen, war es in einer klaustrophobischen Kleinstadt mitten im Nirgendwo in Australien während einer Dürreperiode. Hier sind wir draußen in der Wildnis, es ist kalt und es regnet die ganze Zeit. Diesmal war ich von der ersten Seite an gefesselt. Eine düstere Stimmung herrscht unter den Frauen. Die ganze Wanderung steht unter einem unguten Stern. Die Frauen verbindet ein verworrenes Netz aus persönlichen und beruflichen Beziehungen und somit ist die Ausganglage alles andere als gut für diesen forcierten Hike durch eine menschenleere Wildnis bei denen sie sich aufeinander verlassen müssen. Schon am zweiten Tag unterläuft den Frauen ein Fehler. Danach gehen viele kleine Dinge schief und schon bald sind sie in einer verzweifelten Lage.


    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Rückblickend durch die Frauen und in der Gegenwart durch Aaron Falk. Ich fand die Handlung um die Frauen ein wenig spannender. Ich bin kein großer Fan von wiederkehrenden Charakteren und ihrer persönlichen Entwicklung während mehrerer Bücher. Normalerweise langweilen sie mich schnell oder sie gehen mir rasch auf die Nerven. Deswegen meide ich Krimiserien. Aaron Falk langweilt mich jetzt schon ein wenig obwohl mir seine komplizierte Beziehung zu seinem Vater doch etwas naheging. Aber ich finde ihn recht uninteressant und er wird gewiss nicht der Grund sein, ein weiteres Buch der Autorin zu lesen. Ich bin immer nur an einer gut erzählten und spannenden Geschichte interessiert. Und das habe ich hier bekommen


    Im Gegensatz zu „The Dry“ hat mir „Force of Nature“ sehr gut gefallen. Die Story war stimmig und hier sprang auch sprachlich der Funke bei mir über. Ich bin bereits auf das nächste Buch der Autorin gespannt.


    Ich habe die englische Originalausgabe "Force Of Nature" gelesen.

    Klappentext



    Mitte April 1846 bricht die so genannte »Donner Party« – insgesamt fast neunzig Männer, Frauen und Kinder – aus Springfield, Illinois, auf. Ihr Ziel ist Kalifornien. Ein Ort, an dem alles besser ist. An dem schon viele Siedler ihr Glück gefunden haben. Doch schon bald sind die Nerven zum Zerreißen angespannt: der Hunger, das Klima und die Feindseligkeiten innerhalb der Gruppe verwandeln den Wagentreck in ein Pulverfass. Dann kommt ein kleiner Junge unter mysteriösen Umständen zu Tode, und ein Siedler nach dem anderen verschwindet spurlos. Langsam aber sicher wird klar, dass die Donner Party in den Weiten der Prärie nicht alleine ist. Dass »Etwas« sie begleitet. Etwas, das großen Hunger hat ...



    Die Autorin


    Alma Katsu ist Hochschulabsolventin der Johns Hopkins University und der Brandeis University, wo sie zusammen mit John Irving Literatur und Schreiben studierte. Sie arbeitete viele Jahre als Senior Intelligence Analyst für verschiedene US-amerikanische Bundesbehörden und ist derzeit Analystin eines Thinktanks. Ihr Debütroman The Taker war unter den Top Ten der American Library Association. Alma Katsu lebt mit ihrem Mann außerhalb von Washington, DC.





    „The Hunger“ ist die fiktionale Erzählung einer realen Tragödie. Im Stile von Dan Simmons „Terror“ oder „Der Berg“ gibt die Autorin der traurigen Geschichte eines unglücklichen Siedlertrecks einen Twist ins Übernatürliche.


    Die Story beschreibt in Grundzügen die reale Reise der Donner-Party. Im April 1846 macht sich ein Siedlertreck von Illinois unter der Leitung von George Donner und James Reed auf nach Kalifornien. Durch ein paar Fehlentscheidungen verlieren sie viel Zeit. Deswegen beschließen sie, einen neuen Weg auszuprobieren anstatt den bewährten California-Trail. Sie vertrauen den Worten eines Mannes, der den Weg nur per Pferd und mit leichtem Gepäck beritten hat. Warnungen, nicht auf ihn zu hören, erreichen die Reisenden nicht mehr. Der neue Weg entpuppt sich leider nicht als die erhoffte Abkürzung. Er ist extrem beschwerlich, für Planwagen nahezu ungeeignet. Es ist eine unfassbare Anstrengung für die 87 Menschen, von denen ein Großteil aus Frauen und Kindern besteht. Sie verlieren noch mehr Zeit und werden im Oktober in der Sierra Nevada von einem Schneesturm überrascht und müssen dort Überwintern. Ihre Vorräte gehen zur Neige. Von dem mitgeführten Vieh ist das meiste auf der strapaziösen Reise verendet. Nach einigen Wochen können ein paar der Siedler losziehen um Hilfe zu holen und die Überlebenden zu retten.


    Diese Geschichte ist schon fürchterlich genug. Die Hälfte der Siedler starb auf dem Weg. Der Rest wurde halb verhungert gefunden. Schon bald wurden Geschichten über Kannibalismus verbreitet. Was genau geschah, weiß man nicht. Die Autorin nun lässt die armen Menschen einen zusätzlichen Horror erleben. Irgendetwas verfolgt sie. Kinder verschwinden nachts aus den Zelten und werden nie mehr gefunden. Geschichten um blutdürstige Indianer machen die Runde. Einige denken, es ist einen Dämon. Anstrengung, Angst und Hunger machen die Siedler reizbar. Es kommt zu Streit und Gewalttätigkeiten.


    „The Hunger“ hat mich interessiert, da es ähnlich wie „Terror“ eine wahre Geschichte zu einer Horrorstory verarbeitet. Dan Simmons oben erwähnte Bücher haben mir sehr gut gefallen und ich habe sie geradezu verschlungen. Alma Katsu hat allerdings nicht Simmons erzählerische Kraft. Ihr Buch ist auch viel kürzer und knapper, was aber für mich kein Negativpunkt. Sie hat den Fokus auf einige Figuren beschränkt, mit denen man schon bald mitfiebert, auch wenn man weiß, wie die Geschichte für sie ausging. Es gibt leider nur wenige, rudimentäre Landschaftsbeschreibungen. Man erfährt wenig über die Historie der Siedlertrecks in Amerika. Die gewaltige Anstrengung, die ein solcher Treck quer durch Amerika damals bedeutet, wird in Ansätzen angedeutet, bleibt aber an der Oberfläche. Als historischen Roman würde ich das Buch deswegen nicht einordnen. Es ist klar ein Horrorbuch, auch wenn mir persönlich nicht besonders unheimlich wurde während des Lesens. Mir die ganze Ursache zu wenig greifbar. Was sich dort in den Wäldern versteckt und einen Hunger auf Menschen hat, bleibt zwar nicht ungeklärt, aber doch ein wenig ein Mysterium.


    Ich habe das Buch trotzdem gerne gelesen. Es ist nicht sonderlich umfangreich und liest sich flüssig. Katsu schreibt knapp und präzise. Ihre Figurenentwicklung ist besser als ihre Storyentwicklung, soweit es jedenfalls den Horror im Wald angeht. Die Geschichte um die Donner-Party ist ja vorgegeben und wie sie im Nachwort schreibt, ist sie nur in einigen wenigen Dingen davon abgewichen. Das Buch hält die Balance zwischen Historie und Grusel, kratzt aber bei beidem leider nur an der Oberfläche. Die Story um die Donner-Party und ihre realen und fiktionalen Dramen ist aber trotzdem sehr interessant und der flüssige und schnörkellose Schreibstil machen das Buch zu einem kurzweiligen Leseerlebnis.




    Ich hatte dieses Buch seit Ewigkeiten auf meinem SuB. Wahrscheinlich zu lange. Denn es kommt mir so vor, als wäre seine ungewöhnliche Erzählart inzwischen überholt. Ich denke, ich habe das Buch einfach zu spät gelesen.


    Ein Thriller ist dieses Buch gewiss nicht. Für mich fällt es eher ins historische Genre. Rodericks Bericht, der einen großen Teil des Buches einnimmt, ist sehr langsam und ausführlich erzählt und leider auch nicht sehr spannend. Mich hat von Anfang an sehr gewundert, warum ich als Leser von der absoluten Wahrhaftigkeit dieses Berichtes ausgehen soll. Da das Thema des unglaubwürdigen Erzählers schon fast ein eigenen Genre ist, hinterfragt man solche Berichte doch schon fast von Natur aus. Der einzige Kniff ist, das man bis zur Hälfte des Buches nicht weiß, wer denn die anderen beiden Opfer Rodericks sind. Sobald dieser Punkt erhellt wird, kann man sich schon einiges denken. Denn die Frage stellt sich, wen zu töten Roderick tatsächlich beabsichtigte und wer der Kollateralschaden ist. Aber spätestens, wenn in der ziemlich langweiligen Gerichtsverhandlung der Mediziner zu Wort kommt, kann man das Buch eigentlich zuklappen.


    Wie man vielleicht merkt, bin ich etwas enttäuscht von diesem so hochgelobten Buch. Ich hatte vielleicht zu hohe Erwartungen. Zum Glück ist es mit etwas über 300 Seiten nicht allzu dick und liest sich trotz des getragenen Stils schnell weg. Ich fand es aber weder sehr tiefsinnig, trotz seines Einblicks in die trostlosen Leben dieser Menschen im schottischen Hochland. Leichtes Interesse bzw. Kopfschütteln lösten noch diese abstrusen Theorien zur „Verbrecherrasse“ bei mir aus, obwohl ich davon schon gehört hatte. Im Nachhinein finde ich tatsächlich Roderick sehr interessant. Denn im Grunde erfahren wir nichts Greifbares über ihn. Er bleibt ein Mysterium.


    Ich denke einfach, dass ich in der Tat schon zu viel in dieser Richtung gelesen habe und deswegen dieses Buch nicht mehr als originell oder herausragend empfinden kann. Trotzdem bin ich froh, es endlich gelesen zu haben.

    Mich hat das Buch leider nicht ganz begeistern können.


    Der Klappentext sagt genug über den Inhalt. Mehr braucht man nicht zu wissen. Die Story ist im Grunde schlicht. Ein junges Paar ist in Cornwall auf einem Festival 1999 um dort eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Dort wird das Mädchen Zeuge einer Vergewaltigung. Danach ist für mehrere Menschen nichts mehr so, wie es vorher war.


    Die Story an sich ist recht clever und komplex. Erzählt wird auf zwei Zeitenenen. Das Problem hier ist, das man sich mit keiner Figur so recht identifizieren oder gar mitfühlen kann. Laura fand ich schon sehr schnell sehr anstrengend. Ihre Angstzustände in der heutigen Zeitebene erschienen mir übertrieben. Die ganze Sache und die Reaktionen darauf empfand ich als etwas überzogen. Warum Laura und Kit 15 Jahre lang in Panik lebten, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Beth wird recht schnell als schwieriger Charakter abgestempelt. Da wir nur Lauren und Kit als Erzähler auf allen Zeitebenen haben, hat Beth nie eine eigene Stimme. Das eigentliche Problem für mich mit diesem Buch aber ist, das es unglaublich langatmig ist. Die Story wird endlos ausgedehnt. Zuerst fand ich die Sache mit der Reise zu den Sonnenfinsternissen sehr interessant. Aber als Kit dann aufbricht zu den Färöer Inseln, wird es echt langatmig. Überhaupt wird die Spannung sehr oft ausgebremst. Die Story dehnt sich extrem und wirkt im weiteren Verlauf ein wenig überkonstruiert. Alle Erzähler sind unzuverlässig. Jeder lässt etwas aus, was er erst spät preisgibt. Alle sehen sich über allem stehend, dabei lügen alle. Das ist durchaus interessant und clever ausgedacht, aber es zieht sich so unglaublich. Zum Schluss hin gibt es noch einen Twist und dann noch einen weiteren. Jeder verheimlicht etwas. Und alle glauben, dass sie alles richtig gemacht haben.


    Das Buch hat jede Menge begeisterte Rezensionen. Ich kann das leider nicht wirklich nachvollziehen. Wie ich schon sagte, die Grundidee, ist wirklich gut aber leider extrem ausgedehnt. Manchmal verliert sich die Story auch auf Nebenplätzen. Die Sache mit Kids Bruder bzw. dessen Vater ist irgendwie unnötig. Auch braucht es nicht so viel Infos über die Familie von Jamie.

    Dafür bleibt Beth, das Opfer, irgendwie zu sehr im Dunklen.


    Für mich ist das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurück geblieben. Das Stilmittel der unglaubwürdigen Erzähler wird leider etwas überstrapaziert und gerade gegen Ende wird doch der ein oder andere Twist zu viel rausgehauen. Ich bin ein wenig hin und her gerissen. Ich sehe die Brillanz der Storyidee und auch ihre Aussage. Gerade die Figuren Beth und Kit bekommen eine ganz eigene Tiefe und Aussage. Aber es dauert so ewig bis wir dahin kommen. Es gibt zu viele Nebenschauplätze und zu viele Details. Die Spannung blieb für mich auf der Strecke. Beinahe hätte ich sogar abgebrochen. Der Schluss gibt der Story zwar die nötige Tiefe und das Gefühl, ein großartiges Buch gelesen zu haben. Aber der Weg dahin war etwas zu mühsam und langatmig.



    Ich habe die englische Original(kindle)version He Said/She Said gelesen.