Der Abschlussband der Eine für Vier - Reihe über die Freundschaft von Lena, Tibby, Carmen und Bridget.
Zum Buch:
"Das Leben hat die besten Freundinnen Bridget, Carmen, Lena und Tibby nach New York, Rhode Island, San Francisco und Australien verschlagen. Da hat Tibby eine geniale Idee: Die vier sollen auf ihrer griechischen Lieblingsinsel ein großes Wiedersehen feiern!
Voller Vorfreude reisen die Freundinnen an, doch eine fehlt: Tibby. Schließlich fliegt Bridget nach Australien, um die Wahrheit herauszufinden. Eine Wahrheit, die alle zutiefst verändert und dennoch bestätigt - die Freundschaft der vier JEANS-Schwestern hält für immer und ewig..." (Klappentext)
Zehn Jahre ist es her, seit die Freundinnen ihre JEANS verloren haben und mittlerweile führt jede der vier ihr eigenes Leben: Lena gibt Kunstunterricht und führt ein für sie so typisches ruhiges Leben, Bridget ist rastlos auf der Suche nach dem sonnigsten Plätzchen in Kalifornien, Carmen lebt ein Leben als erfolgreiche Schauspielerin in New York und Tibby ist vor zwei Jahren nach Australien gezogen - ans andere Ende der Welt. Seit zwei Jahren fehlt eine von ihnen und ist kaum zu erreichen, worunter die sonst so unerschütterliche Freundschaft leidet.
Umso größer ist die Freude, als Tibby ein Treffen auf Santorin organisiert, welches jedoch von einer Tragödie geprägt wird. Eine Tragödie, die die Schwestern trennt.
Von nun an leben die JEANS-Schwestern in Einsamkeit und voller Zweifel, was ihre Freundschaft angeht. Wie konnte so etwas passieren? Sie reden nicht miteinander und Monate vergehen, bis Bridget sich dazu entschließt, nach Australien zu fliegen. Sie weiß nicht, was sie sucht oder worauf sie hofft, doch was sie dort vorfindet, könnte keine größere Überraschung sein.
Meine Meinung:
Jedes einzelne der Bücher um die vier Freundinnen habe ich geliebt und dementsprechend groß war meine Freude, als bekannt wurde, dass ein letzter, fünfter Band erscheinen würde. Erst jetzt wird mir klar, dass ich ein leichtes, fröhliches Buch erwartet oder sogar darauf gehofft hatte. Stattdessen wurde mir ein Buch voll Trauer vor die Füße gesetzt.
Tibby ist tot. Sie ist fort und wird nicht wieder kommen. Jede der Schwestern hat sie einen Abschiedsbrief hinterlassen, mit der letzten Forderung, sich an einem bestimmten Tag zu einem bestimmten Ort zu begeben.
Ich werde nicht näher auf die besagte Tragödie auf Santorin eingehen (großer Spoiler, der mir die Rezension erschwert), die ich nicht einmal wahrhaben wollte, als sie schwarz auf weiß vor mir lag, denn das Buch besteht aus mehr.
Entgegen meiner Vorstellung, dass die Freundinnen nun stärker zusammenhalten würde als je zuvor, bricht alles auseinander und überall ist nur noch Schmerz.
"Auf dieser Insel verliere ich alles".
Mehrere Male sind meine Tränen geflossen, aber nicht nur, weil die Gesamtsituation so traurig war, sondern weil ich gerührt war. Das Buch handelt nicht mehr von vier Teenagern, deren Freundschaft das Einzige ist, das zählt und ihnen beim schlimmsten Liebeskummer Trost spendet, sondern von vier Frauen, die Zweifel an sich haben, sich weiterentwickeln und die Bedeutung ihrer Freundschaft (neu) erfahren.
Zu Beginn der Reihe sind die Freundinnen 15 Jahre alt, doch inzwischen sind sie 29 und ich wusste nicht, worauf ich mich einstellen sollte - auf einen Schreibstil, geprägt von einer doch recht kindlichen Naivität, wie Teenager sie im Vergleich zu Erwachsenen haben, oder einen Schreibstil, der endgültig zeigt, dass es sich nun um keine Kinder mehr handelt, deren Welt nur aus ihrer Freundschaft besteht.
Tatsache ist, dass sich der Schreibstil kaum von den Vorgängern unterscheidet. Ann Brashares hatte schon immer ein Händchen dafür, Dinge so wunderbar zu beschreiben, dass sie einem ans Herz gehen, ohne zu dick aufzutragen. Trotz der traurigen Atmosphäre, die das ganze Buch über präsent ist, musste ich an einigen Stellen lächeln.
Ich fühlte mich als Leserin nicht wie eine außenstehende Beobachterin des Ganzen, sondern fühlte mit ihnen, als würde meine eigene Freundschaft auf Probe gestellt werden. Mit einigen Charakteren habe ich mich mehr verbunden gefühlt als mit anderen, doch insgesamt hat die Autorin es glänzend hingekriegt, die einzelnen Charaktere realistisch auszuarbeiten.
Die vier Freundinnen waren schon immer unterschiedlich, doch sie scheinen noch unterschiedlicher geworden zu sein und haben sich auf ihre Weise weiter entwickelt.
Bridget hat mit dem Fußball aufgehört und wohnt in Kalifornien, wo sie ihre Nachmittage mit Obdachlosen verbringt und die Sonne genießt. Sie konnte nie stillhalten und auch jetzt ist sie ruhelos - das einzig Andauernde ist Eric an ihrer Seite.
Lenas Kunstkurse sind hoch gefragt, doch abgesehen von ihren Kursen und ihrem Atelier hat sie nicht viel. Noch immer ist ihr Leben zersplittert durch Kostos, den sie nicht vergessen kann und auf den sie wartet und hofft, auch wenn sie es selbst nicht merkt.
Die Eigenschaften der Charaktere, die sie ausmachen und von den anderen unterscheiden, sind verstärkt worden, doch Carmen hat eine große Veränderung gemacht. Sie isst ein Sandwich am Tag, sitzt den halben Tag in der Maske und trägt Größe 34, um den Bild einer erfolgreichen Schauspielerin gerecht zu werden. Zudem ist sie verlobt, scheint jedoch mehr als unglücklich zu sein.
Tibby ist seit zwei Jahren aus dem Leben der Schwestern verschwunden, doch in der Zwischenzeit hat sie sich zu einer starken Person entwickelt, mit einem bis ins Kleinste durchdachten Masterplan in petto.
An einigen Stellen habe ich mich über das Verhalten der einzelnen Charaktere geärgert, doch immer konnte ich mit ihnen fühlen, weil sie stets real auf mich gewirkt haben, genauso wie ihre Verwandten, die hin und wieder vorkommen.
Das Cover der Reihe mit der bemalten Jeans hat mir schon immer sehr gefallen, doch diesmal wirkte es etwas fehl am Platz. Die JEANS gibt es nun längst nicht mehr und die Handlung des Buches kann man kaum mit dem leuchtenden Hellrot beschreiben, doch gleichzeitig kann ich mir kein besseres Cover vorstellen.
Was mir bisher ebenfalls gut an den Büchern gefallen hat, sind die Zitate vor jedem Kapitel, doch diesmal fehlte ihnen etwas. Während sich einige der Zitate aus den vorherigen Büchern in mein Gehirn gebrannt haben, hatten diese hier nichts Aussagendes für mich.
Fazit:
Vielleicht liegt es daran, dass ich etwas ganz anderes erwartet hatte, denn mehr als nur ein Mal war ich unzufrieden mit der Situation, denn sie passte überhaupt nicht zu dem, was ich mit den JEANS-Schwester verband. Doch genauso wie ich unzufrieden war, hat mich das Buch berührt und am Ende konnte ich gar nicht mehr böse auf die Entwicklung des Ganzen sein.
Aus Prinzip möchte ich 10/10 Punkte vergeben, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und es sich um den Abschlussband der JEANS handelt, doch das wäre nicht gerechtfertigt. Ich habe das Buch beim Lesen geliebt, aber um ehrlich zu sein - ich war nicht beeindruckt. Es hat mich überwältigt, aber schlichtergreifend nicht umgehauen. Deswegen 9 von 10 Punkten.
Ich denke, dass man dieses Buch auch ganz gut lesen kann, ohne die Vorgänger gelesen zu haben, da man über wichtige Ereignisse kurz und knapp, aber ausreichend in Kenntnis gesetzt wird. Jedoch kann man sich einfach besser in das Geschehen hineinversetzen, wenn man die Vorgeschichte kennt.