So, jetzt habe ich den Bericht von der "Welt" gelesen und komme zum Schluss, dass die dort auch nicht verstanden haben, was die Buchpreisbindung ist.
"die Buchpreisbindung im Internet, die bislang hierzulande auch auf E-Books angewandt wird und die dafür sorgt, dass die elektronischen Bücher mehr oder weniger dasselbe kosten wie ihre Pendants auf Papier."
Das ist Käse. Die Buchpreisbindung bedeutet nur, dass 1. ein Buch überall gleich viel kosten muss und 2. dass ein Händler ein Buch nicht aus eigenem Antrieb billiger anbieten darf, als der Verlag es festgelegt hat.
Da gibt es kein "mehr oder weniger" sondern nur einen "festgesetzten Preis". Den kann ein Verlag für jedes Produkt so festlegen, wie er will. Erst nach 18 Monaten kann der Verlag dann das Buch freigeben, dann darf sich jeder Händler selbst einen Preis ausdenken.
Der Verlag darf aber jederzeit den Preis neu festsetzen; Hauptsache, die Händler erfahren davon, denn sie dürfen das Buch weder teurer noch billiger verkaufen, als der momentane Preis eben ist.
Ein eBook ist ein anderes Produkt als das Hardcover; auch ein Paperback kann einen anderen Preis als das gebundene Buch haben.
Also könnte ein Verlag das Hardcover für 25 € verkaufen, das Paperback für 12,90 und das eBook für 5,99 - wenn er will!
Die angesprochene "Preisabsprache" betrifft nicht die Preisbindung, sondern die Tatsache, dass seltsamerweise alle eBooks von Verlagen (vor allem in USA) auf dem Niveau des Papierbuchs oder nur knapp darunter liegen. Im Herbst 2011 waren viele eBooks kurzzeitig sogar teurer als Printbücher. Falls die Verlage sich das tatsächlich untereinander ausgemacht haben (vielleicht hatten ja alle nur die gleiche Idee?) hat Amazon mit der Klage gute Chancen.
Eine Aufhebung der Preisbindung bedeutet, dass kleine Buchhändler aussterben und große Ketten gewinnen; und dass Print-Bestseller billiger werden und kleine Auflagen im Preis steigen. Siehe Beispiel Schweiz. Das ist ein Problem mit dem Druck, der hohe Anfangskosten verursacht.
Ich habe inzwischen einige Indie-Bücher gelesen, die tatsächlich besser als viele "Verlagsprodukte" in meinem Bücherregal waren. Vor allem sind sie nicht glattlektoriert, sie sind keine Hülsen (also die bekannten Verlags-Pseudonyme) und kommen aus meiner persönlichen Sicht wesentlich frischer rüber.