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    "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Joachim Rangnick bezieht sich auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, als er dieses Zitat seinem Kriminalroman "Winterstarre" voranstellt. Dieses Zitat verdeutlicht, wie schnell dieses wichtige Grundgesetz von den Figuren seines Romans, sowohl von einfachen Menschen als auch von großen Institutionen, verletzt wird und wie wenig ein Menschenleben in unserer Welt zählt.


    Der Journalist Robert Walcher unterstützt die SOKO "Winterstarre" bei deren Ermittlungen zu einem grauenvollen Leichenfund: In einer abgelegenen Hütte im Mägertal, einem Hochtal in den Allgäuer Alpen, werden im Frühjahr mehrere zu Bündeln verschnürte verweste Leichen gefunden. Todesursache ist ein bislang unbekanntes Virus, das im Winter auch einige Menschenleben der Mägertaler Bevölkerung gekostet hat. Schnell wird deutlich, dass hinter diesen Todesfällen ein riesiger Skandal steckt, den mächtige Institutionen vertuschen möchten.


    Der Kriminalroman ist fesselnd und informativ geschrieben, wobei er sich in zwei Handlungsstränge aufteilt: In der ersten Hälfte erlebt der Leser nach einem Kapitel über den Leichenfund die Ereignisse des Winters hautnah mit. In kurzen Kapiteln, die den Fokus auf die einzelnen Protagonisten legen, erfährt der Leser von der illegalen Arbeitsvermittlung einer marokkanischen Reisegruppe im Mägertal, von der Erkrankung eines Mannes, der innerhalb kürzester Zeit seine Kollegen und Teile der Mägertaler Bevölkerung tödlich infiziert. Man spürt die Angst der Marokkaner vor Krankheit, Tod und Abschiebung, die Angst der Brüder, die die Marokkaner beherbergen, vor Entdeckung und Bestrafung, die Angst der Bevölkerung vor dem Fremden. Und es wird deutlich, dass die Ereignisse sich rasch zuspitzen und sofort vertuscht werden. Die Menschenrechte und das Grundgesetz werden trotz besseren Wissens schnell aufgrund der eigenen Ängste verdrängt. Erst in der zweiten Hälfte wird die SOKO aktiv und entdeckt die wahren Hintergründe der Allgäuer Ereignisse des Winters, die noch skandalöser und unmenschlicher sind als bereits die schockierenden Taten im Winter. Diese Aufteilung ist dem Autor sehr gut gelungen und bietet dem Leser zwei interessante Perspektiven, wobei der Leser jederzeit bereits viel mehr weiß als die einzelnen agierenden Figuren. Das Thema ist sehr gut gewählt, aktuell und sehr gut erarbeitet. Dennoch habe ich drei Kritikpunkte, die mein Gesamturteil etwas mindern: Erstens erinnert mich der Computerspezialist und dessen wichtige Rolle bei der Enttarnung der Drahtzieher zu sehr an Lisbeth Salander. Zweitens fällt die Spannung am Übergang zwischen der ersten und der zweiten Hälfte kurz ab, da die Ermittler sich zunächst Wissen aneignen müssen, das der Leser bereits hat. Drittens hat mich der Bezug zu den Menschenversuchen der Pharmaindustrie wiederum an Henning Mankells "Kennedys Hirn" erinnert.


    Winterstarre ist ein hervorragender Kriminalroman, der Spannung, interssante Charaktere und informative Hintergründe mit brisanter Aktualität in sich vereint, und ist folglich sehr zu empfehlen.

    Unfall, fahrlässige Tötung oder Mord? Die Details, die den Ermittlern Hinweise geben, liegen oft im Verborgenen, können jedoch gelegentlich selbst nach Jahrzehnten den Täter überführen.
    In Val McDermids Roman „Alle Rache will Ewigkeit“ ermittelt die psychiatrische Gutachterin Charlie Flint aus persönlichen Motiven. In ihrem alten College in Oxford wird der Bräutigam einer Hochzeitsfeier ermordet. Steht diese Tat mit anderen Todesfällen in Zusammenhang? Kann sie sich durch einen Erfolg in diesem Fall nach einer schweren beruflichen Niederlage rehabilitieren?
    Der Roman baut eher zwischen den Zeilen und durch die dargestellten zwischenmenschlichen Konflikte eine tiefgründige Spannung auf und weniger durch handlungsreiche Szenen, gefährliche Momente oder Nerven zerreißende Überraschungen. Die verschiedenen Perspektivenwechsel waren abwechslungs- und aufschlussreich und charakterisieren die Hauptfiguren näher. Auch wenn ich mir den Roman anders vorgestellt habe, fühlte ich mich trotz gewisser Redundanzen gut unterhalten.