Hallo liebe Filmeulen,
nach „Heimweg“ und „Yentown“ möchte ich mit „Takeshi Kitanos Dolls“ den dritten absolut herausragenden Film aus Asien lobpreisen. Er ist sicherlich viel bekannter als die beiden Erstgenannten, darf aber in diesem Thread auf keinen Fall fehlen, finde ich.
INHALT (von amazon.de)
In kraftvoll-poetischen Bildern erzählt der japanische Kultregisseur TAKESHI KITANO von drei Spielarten der Liebe - Verzweiflung, Hoffnung und Leidenschaft. EIN JUNGER MANN hat seine große Liebe in Stich gelassen, um auf Druck der Eltern die Tochter seines Chefs zu heiraten. Die Geliebte begeht daraufhin einen Selbstmordversuch und erkennt ihre Umwelt nicht mehr. Schuldig kehrt er zu ihr zurück, nimmt sich ihrer an. EIN ALTERNDER GANGSTER besucht nach dreißig Jahren den Park, in dem er sich als junger Mann von seiner Freundin verabschiedet hatte. Er wollte fort, um genügend Geld für ein gemeinsames Leben zu verdienen. All die Jahre hat die Frau jeden Samstag dort auf ihn gewartet, aber nun erkennt sie ihn nicht mehr. EIN POPSTERNCHEN schließt sich von der Außenwelt ab, weil niemand ihr durch einen Unfall entstelltes Gesicht sehen soll. Ihr hingebungsvollster Fan blendet sich selbst, damit sie sich nicht ihrer Entstellung wegen vor ihm schämen muss.
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Ich muss gestehen, dass ich mich anfangs etwas schwer getan habe mit Dolls. Der Film beginnt mit Szenen aus dem traditionellen japanischen Puppentheater Bunraku. Etwas sperrig und spröde kam mir das Ganze zunächst vor, sogar das böse Wort „Kunstkacke“ spukte kurzzeitig durch meine Hirnwindungen, aber das sollte sich rasch ändern …
Die Hauptgeschichte von Matsumoto und Sawako, die nach der Einleitung beginnt, gefiel mir schon besser, nur die zunehmende Wortkargheit der Protagonisten befremdete mich etwas. (Ich habe die DVD kurz nach ihrem Erscheinen in 2002 gekauft und war noch nicht groß mit asiatischen Filmen vertraut.)
Nach gut einer halben Stunde gibt es dann eine Szene, in der Matsumoto, dem mittlerweile klar geworden war, was er angerichtet hatte, Sawako umarmt und ein schlichtes „Verzeih mir“ ausspricht. Die Wirkung war unglaublich! Wie ein Stich ins Herz. Aber diese Intensität hat die Szene wohl nur, weil vorher kaum noch gesprochen wurde. Und das ist eine Sache, die ich seither an vielen asiatischen Filmen (Kim Ki-duk etc.) schätze: Dadurch, dass man die Darstellung und die Dialoge sehr zurücknimmt, entfalten dann knappe Aussagen, manchmal auch nur kleine Gesten und Gesichtsausdrücke eine gefühlsmäßige Wucht, die man aus westlichen Filmen so nicht kennt.
Jedenfalls war ab diesem Augenblick Dolls „mein“ Film – und es kam ja noch viel heftiger …
Ich möchte unbedingt noch die kongeniale, traumhafte Filmmusik von Joe Hisaishi erwähnen, ohne die Dolls – bei allen Qualitäten – einfach nicht so betörend und ergreifend wäre, wie er es ist.
Insgesamt darf man wohl ohne Übertreibung sagen, dass Dolls ein visionäres Meisterwerk ist. Ein meditativer, traurig-schöner Farben- und Bilderrausch – einmalig!
LG
P.S.
Ich empfehle – wie üblich –, sich den Film in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln anzuschauen. Die Synchro fällt dagegen deutlich ab.